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Der Dichter Christian Morgenstern (1871-1914), vor allem bekannt durch seine Galgenlieder, war auch ein begeisterter Schachspieler. So hat er folgendes Gedicht verfasst:
Schach, das Königliche Spiel
Du bist nicht nur ein Spiel, vom Leben schwer,
du bist sein Kampf selbst, formuliert als Spiel.
In dir erflog der Geist den großen Stil. Noch mehr:
Du bist des Geistes großer Stil.
Um das Philistertum seiner Zeit zu karikieren, hat Morgenstern die Kunstfigur des Dr. Jeremias Müller geschaffen. Dieser Dr. Müller hat sich mit wortreichen pseudowissenschaftlichen Erklärungen und spitzfindigen Formulierungen zu Gedichten von Morgenstern geäußert. Für das Nonsens-Gedicht „Das große Lalula“ gibt Dr. Müller folgende Interpretation:
Kroklokwafzi? Semememi!
Seiokrontro -- prafriplo:
Bifzi, bafzi; hulalemi
quasti bast bo ...
Lalu lalu lalu lalu la!
Hontraruru miromente
zasku zes rü rü?
Entepente, leiolente
klekwapufzi lü?
Lalu lalu lalu lalu la!
Simarar kos malzipempu
silzuzankunkrei (;)!
Marjomar dos: Quempu Lempu
Siri Suri Sei []!
Lalu lalu lalu lalu la!
"Man hat diesem Gesang bisher viel zuviel untergelegt. Er verbirgt einfach (sic!) - ein Endspiel. Keiner, der Schachspieler ist, wird ihn je anders verstanden haben. Um aber auch Laien und Anfängern entgegenzukommen, gebe ich hier die Stellung:
Kroklokwafzi = Ka5 = (weißer) König a5. Das Fragezeichen bedeutet: ob die Stellung des Königs nicht auf einem andern Felde vielleicht noch stärker sein könnte. Aber sehen wir weiter.
Semememi! = Se1 = (schwarzer) Springer e1. Das Ausrufungszeichen bedeutet: starke Position.
Bifzi, bafzi = bf2 und ba2 (weiß). Versteht sich von selbst.
Entepente = Te3 = (weißer) Turm e3.
Leiolente = Le2 = (schwarzer) Läufer e2.
kos malzipempu silzuzankunkrei (sehr interessant!) = Ka4 oder 6 = König (schwarzer König) a4 oder a6. Nun ist dies aber nach den Schachregeln unmöglich, da der weiße König auf a5 steht. Liegt also hier ein Fehler vor? Kaum. Das eingeklammerte Semikolon beweist, dass Verf. sich des scheinbaren Fehlers wohl bewusst ist. Gleichwohl sagt er durch das Rufzeichen: ‚Lasst ihn immerhin stehn'. Nun gut, vertrauen wir ihm, obschon kopfschüttelnd.
Dos = D 6 oder 7 = (weiße) Dame auf einem Felde der sechsten oder siebenten Reihe. Weiß ist so stark, daß seine Dame auf jedem Felde dieser beiden Reihen gleich gut steht.
Siri Suri Sei (Aha! Nun klärt sich Ka4 oder 6 auf!) S 6 = weißer Springer 6 (sei, italienisch = 6.) Ja, aber auf welchem Felde? Nun eben! Dies ist nicht näher bezeichnet. Der Springer wird daher den Platz des schwarzen Königs neben dem weißen König einnehmen und diesem dafür überlassen, sich in der sechsten Reihe oder, falls da die Dame stehen sollte, in der vierten Reihe einen bequemen Platz zu suchen. So ist denn alles zur Zufriedenheit erledigt. (Im Übrigen ergibt der vierte Teil der um zwei verminderten Buchstabensumme der drei Strophen die Zahl 64. Sapienti sat)"
Ausgehend von dieser unsinnigen Beschreibung ist das folgende Diagramm der Versuch, daraus trotzdem eine Schachposition zu entwickeln, die das Ende einer Schachpartie darstellt:
Die Aufgabenstellung „Matt in einem Zug“ dürfte von jedem Schachspieler schnell zu lösen sein.