„In Erfurt habe ich noch nie gespielt“
Vom 24. bis 31. August findet in Erfurt das 1. Internationale Frauenschachfestival statt. Nach zwei Turnieren in den Jahren 2010 und 2012 soll in Thüringen nun etwas Großes für die Frauen auf die Beine gestellt werden. In die Vorbereitung einbezogen ist auch Deutschlands Nummer 1, Elisabeth Pähtz, für die das Turnier sogar eine Premiere parat hält. Axel Eger sprach mit der 29-Jährigen über Erfurt, Wijk und persönliche Pläne.
Erstes Internationales Erfurter Frauenschachfestival – was verbirgt sich dahinter?
Das Festival soll drei Turniere umfassen: ein Großmeisterturnier mit zehn Teilnehmerinnen, die Internationale Offene Deutsche Frauen-Meisterschaft und ein Juniorinnenturnier, auch mit zehn Teilnehmerinnen. Mit diesem Spektrum bieten wir den Aktiven und den Zuschauern praktisch alles: die Spitze, eine Meisterschaft in guter Breite und den besten Nachwuchs.
Wie kam das Turnier zustande?
Die Wurzeln liegen im Jahr 2009. Die Idee dazu war am Rande eines Simultanturniers der "Thüringer Allgemeine" im Radisson-Hotel entstanden. Ich hatte damals den Wunsch geäußert, einmal bei einem Turnier in meiner Heimatstadt an den Brettern sitzen zu können. Dank der Unterstützung des Thüringer Justizministers Holger Poppenhäger (SPD) und des Hoteldirektors Lutwin Wehr konnte dieser Gedanke bereits nach einem Jahr erstmals realisiert werden – leider zunächst ohne mich.
Warum?
Das erste Turnier war, budgetbedingt, vom Elo-Schnitt her sicher eher für den Nachwuchs attraktiv, aber nicht unbedingt für die Spielerinnen der Nationalmannschaft. Beim zweiten im Jahr 2012 stimmten letztlich Konditionen und Abmachungen nicht.
Was ist nun anders in diesem Jahr?
Ich hatte am Rande einer Gesprächsrunde Kontakt mit dem Vorstandschef der Sparkasse Mittelthüringen. Dank seines Einsatzes und der erneuten Unterstützung durch das Radisson-Hotel sollte am Ende ein größeres Budget zur Verfügung stehen - auch wenn wir noch weitere Sponsoren suchen. Vielleicht können wir in Erfurt eine Tradition im Frauenschach begründen, die einmal an das heranreichen könnte, was Dortmund im Männerschach ist.
Lässt sich schon etwas zu den Teilnehmerinnen sagen?
Nur so viel, dass im Hauptturnier sowohl Nationalspielerinnen als auch starke ausländische Spielerinnen vertreten sein sollen, darunter möglichst drei mit einem GM-Titel der Männer. Namen stehen aber noch nicht fest.
Sie sind selbst in die Organisation eingebunden, was wird Ihre Aufgabe sein?
Ich kümmere mich vor allem um das Großmeisterinnenturnier, führe Gespräche mit potenziellen Kandidatinnen, knüpfe Kontakte. Ansonsten liegt die Organisation in den Händen eines neugegründeten Fördervereins, den Jürgen Müller, Käpt’n der Königshofener Bundesligadamen führt.
Welche anderen Turniere werden Sie bis dahin noch spielen?
Ende Januar steht das Open in Gibraltar an, nächsten Montag mache ich mich auf die Reise. Ab 22. Februar sitze ich in Cannes an den Brettern und im April bin ich voraussichtlich bei der Schnellschach- und Blitz-WM in Khanty Mansijsk dabei. Und zwischendurch möchte ich mich weiter für das Projekt „Chess for Africa“ engagieren. Ich war ja bereits im vergangenen September in Südafrika. Damals hatten wir die Ausbildung von Schach-Lehrern unterstützt. Nun wollen wir bei der Herstellung und Bereitstellung von Spielmaterial aus einfachsten Mitteln helfen. Beispielsweise gibt es die Idee, symbolische Figuren aus Kronkorken zu basteln. Damit soll erreicht werden, dass möglichst viele Kinder ganz schnell in den Genuss von Schach-Unterricht kommen.
Und was wäre Ihr Ziel für das Erfurter Turnier?
Nachdem ich vorvorige Saison in der Bundesliga die erste Männer-GM-Norm geholt habe, würde ich gern den nächsten Schritt auf diesem Wege tun. Zweimal muss ich die Norm ja noch erfüllen.
Das Traditionsturnier in Wijk geht in die entscheidende Phase. Bisher gab es einige Überraschungen. Einen starken Dominguez etwa und einen unter den Erwartungen gebliebenen Nakamura. Ihr Kommentar?
Das ist ein solch hartes Turnier, dass gerade jetzt in den anstehenden letzten Runden die Energie eine große Rolle spielen wird. So traue ich etwa Nakamura durchaus zu, dass er sich mit zwei, drei Siegen am Stück noch in die Spitze spielt. Was auf alle Fälle deutlich wird: Aronian ist der konstanteste von allen, nicht zufällig liegt er so klar vorn.
Und Naiditsch?
Vielleicht hat er seine eigenen Erwartungen etwas zu hoch geschraubt und versucht es manchmal zu sehr mit der Brechstange. Sein Problem ist, dass er eben nicht jedes Jahr solch ein starkes Turnier spielen kann. Das ist irgendwie auch ein deutsches Problem. Würde er zum Beispiel für Russland spielen, müsste er sich zwar härter durchbeißen, aber er bekäme auch mehr Chancen. Hier hat er, von Dortmund abgesehen, wenig echte Herausforderungen. Und mit Wildcards für den Weltcup etwa werden die Deutschen auch nicht gerade verwöhnt. Die gibt die FIDE lieber den Chinesen oder Russen. Nicht zuletzt spielt bei solchen Turnieren die Kondition eine große Rolle. Wenn Arkadij da noch zulegen kann, traue ich ihm den Sprung über die 2750 durchaus zu.
Sie haben selbst vor zwei Jahren in Wijk gespielt. Wären Sie gern noch einmal dabei?
Unbedingt. Das ist ein wunderschönes Turnier mit einem tollen Ambiente. Leider gibt’s in diesem Jahr keine C-Gruppe mehr. Das zeigt, dass selbst solch ein Traditionswettbewerb für die Organisatoren stets aufs Neue eine finanzielle Herausforderung ist.
Wann haben Sie eigentlich zuletzt bei einem Turnier in Erfurt gespielt?
Vor vielen, vielen Jahren beim jährlichen Jugendopen im Herbst. Aber da war ich wirklich noch ein Kind. Sonst noch nie! Es wird also Zeit!
Das Interview führt Axel Eger
Turnierseite des 1. Internationales Erfurter Frauenschachfestival...