Improve your chess with Tania Sachdev
Auf dieser DVD zeigt Ihnen die bekannte indische WGM Tania Sachdev anhand eigener Partien, wie man bestimmte Stellungen einschätzt und dann die richtigen Konzepte und Pläne findet.
Schachspielerinnen stehen nicht nur am Brett vor Herausforderungen. Wir sind auch abseits des Bretts oft das Ziel von Kritik - das Niveau unserer Partien sei zu niedrig, unsere Partien wären voller Fehler und wir hätten insgesamt kein sehr gutes Schachverständnis.
Solche Behauptungen über das "Frauenschach" hört man oft. In einem Artikel, der mit Girl Power in Chess überschrieben war und im April dieses Jahres während des Spitzenturniers in Baden Baden erschien, lobte Großmeister Grigory Serper Hou Yifan, die beim Turnier gerade in Führung lag, ebenso wie Judit Polgar, die Super-Großmeisterin, die sich mittlerweile vom Turnierschach zurückgezogen hat. Um dann - in einem meiner Meinung nach ernst gemeinten Versuch der Würdigung - zu ergänzen: "Die Fortschritte im Frauenschach sind verblüffend, wenn man das Niveau der folgenden Partie betrachtet, die bei der Frauenweltmeisterschaft vor nicht einmal 80 Jahren gespielt wurde." Dem folgt eine zugegeben peinliche Partie, in der Annabelle Lougheed mit einem Turm weniger in nur 14 Zügen gegen Vera Menchik verlor.
Diese Partie erinnert an Bobby Fischers berühmte Bemerkung, dass er auch mit Springervorgabe gegen jede Frau gewinnen würde.
In seinem Bericht im "Guardian" über das gleiche Turnier und Hous hervorragende Leistung schrieb Leonard Barden, dass ihre "Ergebnisse gegen [Fabiano] Caruana und [Magnus] Carlsen ein Meilenstein des 'Frauenschachs' sind."
In beiden Artikeln wird der Begriff "Frauenschach" wohlwollend verwandt. Aber beide Artikel suggerieren, dass hinter dem Begriff "Frauenschach" etwas Reales steht. Der Begriff fördert die Vorstellung, es gäbe eine bestimmte Art des Schachs, das so nur von Frauen gespielt werden kann. Der Ausdruck wurde entwickelt, um eine andere Form der Wirklichkeit zu beschreiben, dieser Beschreibung so Gültigkeit zu verleihen und so suggerieren, Frauen würden ein Spiel spielen, das ganz anders als das übliche "Schach" ist.
Leider ist der Begriff "Frauenschach" irreführend und kontraproduktiv, wenn man wirklich etwas tun will, um den Anteil von Frauen, die Schach spielen, zu erhöhen.
Alisa Melekhina (rechts) bei der Mannschaftsweltmeisterschaft in Chengdu, China, 2015. | Foto: Yupeng Liu
"Frauenschach" gibt es, weil es frauenspezifische Schachturniere und Titel gibt, aber das sind künstliche Kreaturen der Schachwelt. Wie bei vielen Begriffen, die sich durch veralteten und anhaltenden Gebrauch festgesetzt haben, ist dessen Bedeutung nicht klar. Während "Frauenturnen" oder "Fraueneiskunstlauf" sinnvolle Begriffe sind, weil die Teilnehmerinnen (i) nur gegen andere Frauen antreten, (ii) die Ranglisten exklusiv sind und sich nur auf andere Frauen beziehen, und (iii) ganz andere körperliche Leistungen bewertet werden als bei Männern, so ist es beim Schach anders: Frauen spielen nach den gleichen Regeln wie Männer und mit den gleichen Figuren und auf dem gleichen Brett.
Was ist, wenn man beim Schach über Spielstärke spricht? Das scheint der Bedeutung des Begriffs "Frauenschach" näher zu kommen. Es ist sinnvoll, eine Vorstellung von "Großmeisterschach" oder "2700er-Schach" zu haben (für die Spitzenspieler, die eine Zahl von 2700 oder mehr haben), vor allem im Vergleich zu weniger starkem Schach wie dem "Anfängerschach". Hier bezieht sich das Wort, das neben dem "Schach" steht, auf die Art oder Güte des Schachs in Bezug auf die Spielstärke.
Das Wort "Frauen" hier auf die gleiche Weise zu benutzen, würde bedeuten, dass Frauen auf eine bestimmte Art oder auf einem bestimmten Niveau spielen, und zwar so, wie es nur Frauen können, was bedeuten würde, dass Frauen Schach von Natur aus anders spielen als Männer. Aber Frauen haben einen ganz unterschiedlichen Spielstil. Judit Polgar gilt als eine der größten Angriffsspielerinnen aller Zeiten, egal, ob man Männer oder Frauen nimmt. Die letzten drei US-Meisterinnen — Sabina Foisor (2017), Nazi Paikidze (2016) und Irina Krush (2015) — spielen in erster Linie positionell, vor allem Paikidze. Hou hat einen universelleren Stil.
Ein anderer Grund, warum wie selbstverständlich angenommen wird, dass Frauen weniger gut Schach spielen, liegt darin, dass es in der Weltspitze nur so wenige Frauen gibt. Aber der prozentuale Anteil von Frauen, die den Großmeistertitel haben (ein bisschen mehr als zwei Prozent), entspricht in etwa der Anzahl von Frauen mit einer FIDE-Elo-Zahl (weniger als zehn Prozent). Eine angesehene Theorie legt nahe, dass es mehr Frauen mit Großmeistertitel geben würde, wenn der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der Schachspieler größer wäre.
Noch wichtiger ist, dass der Elo-Durchschnitt von Turnieren, in denen nur Frauen spielen dürfen, deutlich niedriger ist als der Elo-Durchschnitt von Spitzenturnieren, in denen Männer spielen - auch wenn man Turniere berücksichtigt, bei denen nur die besten Frauen gegeneinander antreten. So lag der Elo-Durchschnitt der US-Frauenmeisterschaft 2017 bei ungefähr 2295, im offenen Bereich lag der Elo-Schnitt im Vergleich dazu bei 2685.
Partien von Spielern mit einer Elo-Zahl von 2300 sind natürlich nicht so gut wie Partien zwischen Spielern mit einer Elo-Zahl von 2700. Partien zwischen Spielern, die eine Elo-Zahl von 2300 haben, als "Frauenschach" zu bezeichnen, ist irreführend und unfair — sie spielen wie 2300er, nicht wie Frauen.
Ein angemessener Vergleich zwischen Frauen und Männern wäre ein Vergleich des Spiels von Meistern mit dem von Großmeistern — das wäre eine gender-neutrale Analyse. Stattdessen versieht man Frauen mit einem abwertenden Begriff, der auf der Zahl der spielenden Frauen beruht, die gegen Spieler mit niedrigerer Elo-Zahl antreten.
Eine genauere Einschätzung, ob Frauen einen von Natur aus anderen Stil haben, der das Label "Frauenschach" verdient, würde eine umfangreiche Studie erfordern, in der man Partien zwischen Männern und Frauen miteinander vergleicht, wobei man darauf achtet, dass sie die gleiche Spielstärke haben. Die größte Nähe zu einem solchen Experiment gab es beim Kings vs. Queens Match im September 2011, organisiert vom Chess Club and Scholastic Center of St. Louis. Sorgfältig wählten die Organisatoren die Männer und Frauen für die beiden fünf-köpfigen Teams aus, deren Elo-Durchschnitt so nahe wie möglich beieinander liegen sollte; der Elo-Schnitt beider Teams war am Ende 2476. Das Match wurde doppelrundig ausgetragen, gespielt wurden Schnellpartien im klassischen Schach und Schnellpartien im Chess960-Modus.
Nach zehn Runden kamen die Könige auf 31,5 Punkte, die Damen hingegen auf 18,5. Das war bislang das erste und einzige Match dieser Art. Eine Datenerhebung — vor allem eine, in der keine langen Partien mit klassischer Bedenkzeit, auf denen die Elo-Zahl beruht, gespielt wurden — ist kaum ausreichend, um stichhaltige Schlüsse zu ziehen; man bräuchte eine signifikante Zahl von Studien oder Wettkämpfen. Aber dieses Format hatte die richtige Idee, um genauer zu messen, wie Frauen gegen Männer im Schach abschneiden.
(L-R) Könige: Nakamura, Stopa, Arnold, Finegold, Cao; Damen: Krush, Kosteniuk, Lahno, Fierro, Zatonskih | Foto: SaintLouisChessClub.org
Dieses Thema wird immer umstritten sein, wie alle Diskussionen um das Thema der Frauenförderung. Doch im Sinne weiterer produktiver Diskussionen ist es am besten, wenn man Begriffe verwendet, die nicht auf einem Irrglauben beruhen und ihn weiter verbreiten — nämlich, dass es etwas gibt, das man "Frauenschach" nennt. Der Begriff hat sich im Schach eingebürgert, aber wenn man ihn verwendet, dann tut man dem Leistungsprinzip, das dem Schach eigen ist, und das alle Spieler schätzen, keinen Gefallen. Es gibt keinen eigenständigen, abgeschlossenen Bereich des "Frauenschachs", der vom regulären Schach getrennt ist. Schach ist Schach.