Frisch rezensiert: Ein modernes 1.d4-Repertoire Band 1 & 2 von Martin Breutigam

von Jochen Schwarz
31.05.2025 – Flexibilität ist das A und O, wenn es um ein modernes und nicht zu leicht ausrechenbares Eröffnungsrepertoire geht. Jochen Schwarz – selbst Spieler im Norden und Trainer im Süden Deutschlands – verrät, was er von Martin Breutigams Komplettrepertoire zu 1.d4 hält. Lesen Sie, wie Sie mit diesen Profitipps aktiv und ohne ausufernde Theoriestudien zu guten Ergebnissen kommen ...

IM Martin Breutigam präsentiert Ihnen in diesem ersten Band ein komplettes Repertoire rund um das Damengambit – inspiriert von Weltklassespielern wie Magnus Carlsen und Fabiano Caruana.

Vor zwei Jahren habe ich die Fritztrainer „1.e4! - Ein modernes Repertoire“ von Martin Breutigam erworben, und war sehr angetan von der Auswahl an sinnvollen und praktikablen Repertoirevorschlägen, die sich für Vereinsspieler wie mich sehr gut eignen. Ich war daher sehr gespannt auf den neuen Kurs des Autors „Ein modernes 1.d4-Repertoire“. Mein Repertoire mit Weiß basiert zwar aktuell auf 1.c4 (als Werderaner muss man schließlich die „Bremer Partie“ spielen!!!) und 1.e4, aber ich denke schon länger darüber nach, auch 1.d4 in mein Repertoire aufzunehmen.

In diesem zweibändigen Videokurs präsentiert der Internationale Meister Martin Breutigam ein komplettes, fein aufeinander abgestimmtes Repertoire für Weiß auf Basis des Zuges 1.e4.

Der Kurs ist in zwei Bände aufgeteilt, die einzeln oder auch etwas günstiger als Paket erworben werden können. Band 1 behandelt nach 1.d4 die Antwort 1...d5, also das Damengambit und verwandte Systeme wie Slawisch oder auch die Tarrasch-Verteidigung. In Band 2 werden „alle anderen“ ersten Züge von Schwarz besprochen, also die Indischen Systeme nach 1...Sf6, die Holländische Verteidigung und seltenere Systeme.

Solide, aber dynamische Varianten

Für seinen 1.d4-Kurs hat Martin Breutigam Varianten ausgewählt, die zum einen solide und korrekt sind, die aber auch die Möglichkeit bieten, aktiv und dynamisch zu spielen. Sein Repertoire basiert auf dem Zug 2.c4 gegen 1...d5, 1...Sf6 und auch fast alle anderen ersten Züge von Schwarz (außer 1...c5 und 1...b5). Das ermöglicht Schwarz zwar in Amateurkreisen populäre Gambits wie Albins Gegengambit oder das Budapester Gambit (2...e5), hat aber den großen Vorteil gegenüber 2.Sf3, dass die Position des Königsspringers nicht frühzeitig festgelegt wird, was in einigen Systemen einen dynamischen Aufbau mit Se2 erlaubt. Der Autor vermeidet dabei aber Varianten, die entweder sehr riskant oder zu sehr theorielastig sind, wie z.B. das Botwinnik-System in der Slawischen Verteidigung oder die Mar del Plata-Variante im Königsinder, über die man allein schon mehrbändige Videokurse erstellen könnte. Wichtig ist ihm, das Verständnis für die entstehenden Positionen zu vermitteln und nicht das Auswendiglernen von Varianten. Dadurch entsteht eine Mischung aus bewährten Hauptvarianten und vernünftigen Nebenvarianten.

Kostenloses Videobeispiel: Überblick

Hier ein paar Beispiele aus dem Kurs:

Gegen das „Angenommene Damengambit“ empfiehlt Martin Breutigam die „klassische“ Hauptvariante mit 3.Sf3 und 4.e3:

Die Varianten 3.e3 und 3.e4 sind zwar aktuell recht beliebt, sind aber deutlich riskanter und erfordern viel mehr konkretes Theoriewissen.

Kostenloses Videobeispiel: Angenommenes Damengambit

In der Grünfeldindischen Verteidigung wählt der Autor nach 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 statt des scharfen Hauptzuges 5.e4 den solideren Zug 5.Ld2:

Wie schon erwähnt, basiert das Repertoire auf dem Zug 2.c4 (z.B. nach 1...d5 und 1...Sf6). Manche Spieler und Spielerinnen vermeiden diesen Zug, weil sie die Komplikationen des Albins Gegengambits (1.d4 d5 2.c4 e5) oder des Budapester Gambits (1.d4 Sf6, 2.c4 e5) fürchten, und daher mit 2.Sf3 fortsetzen. Aus meiner Sicht ist diese Sorge aber unbegründet, da es auch gegen diese beiden Gambits gute und verlässliche Varianten gibt, die dem Anziehenden durchaus einen Vorteil versprechen. Natürlich darf man diese Gambits nicht unterschätzen und muss gut vorbereitet sein. Der Autor schlägt hier z.B. folgende Varianten vor:

Albins Gegengambit:

Nach 1.d4 d5, 2.c4 e5 3.dxe5 d4 4.Sf3 Sc6 empfiehlt der Autor 5. Sbd2! statt den häufiger gespielten Zügen 5.g3 und 5.a3:

Ein Blick auf die Statistik meines PowerBooks zeigt, dass die Aussichten dieses Zuges sogar etwas höher sind als die der beiden Hauptzüge, was auch die Chance erhöht, dass sich unser Gegner oder unsere Gegnerin hier nicht so gut auskennen:

Budapester Gambit:

Auch gegen die beiden Spielarten dieses Gambits (3...Sg4 und 3...Se4) bietet der Autor solide und gute Varianten, Beispiel:

In einigen Varianten gibt Weiß der geopferten Bauern unter günstigen Umständen zurück.

Neben Video-Präsentationen der einzelnen Varianten enthält der Kurs auch weitere Inhalte. Es gibt z.B. eine Reihe von Aufgaben im interaktiven „Fritztrainer“-Format, bei denen wir das gelernte Theoriewissen überprüfen können:

... und auch die Möglichkeit, in der Fritz-App-Stellungen aus dem Repertoire „auszuspielen“ oder unser neues Repertoire zu trainieren.

Wer sich ernsthaft mit Eröffnungen beschäftigt, kommt am Eröffnungslexikon nicht vorbei. Ob Einsteiger oder Großmeister. Das Eröffnungslexikon ist das mit Abstand umfassendste Theoriewerk für den Schachsport!

Fazit

Aus meiner Sicht ist Martin Breutigams modernes „1.d4-Repertoire“ eine sehr gute Basis für ein aktives, aber dennoch solides und schlüssiges Weiß-Repertoire, welches sich für Vereinsspieler im Spielstärkebereich von ca. 1400-2000 eignet. Der Autor spricht eine klare und leicht verständliche Sprache, die es uns einfach macht, die besprochenen Systeme zu erlernen und auch zu verstehen.

Ich freue mich schon auf ein (hoffentlich) irgendwann erscheinendes „modernes 1.c4-Repertoire“ vom gleichen Autor.

Zum Autor:

Martin Breutigam schreibt als Journalist und Kolumnist für verschiedene Tageszeitungen, u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“ und den „Tagesspiegel“. Der Internationale Meister hat mehrere Schachbücher veröffentlicht, z.B. „Todesküsse am Brett“, „Himmlische Züge“ und „Genies in Schwarzweiß“ (Verlag Die Werkstatt). Bei ChessBase erschienen u.a. seine Taktik-Trilogie („Kombinieren lernen“, „Muster der Meister“, „Die Techniken im Opferangriff“) sowie einige Eröffnungs-DVDs aus der Reihe „Ein modernes Repertoire“ (u.a. „Reti-Eröffnung“, „Slawische Verteidigung“, „Sizilianische Verteidigung“).

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Jochen Schwarz spielt für die Schachabteilung des SV Werder Bremen – aktuell als Ersatzspieler in der vierten Mannschaft in der Landesliga Nord. In seinem Heimatverein, den Schachfreunden Heimersheim (Alzey, Rheinhessen), ist er als Trainer und Spielleiter aktiv. Bei ChessBase ist er seit über 35 Jahren Kunde (erste Version: ChessBase 2.3 für DOS), und schätzt neben den Programmen vor allem das Angebot an interaktiven Trainings-Videokursen und das ChessBase Magazin.
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