
Der Internationale Meister Robert Ris, bekannt durch unzählige ChessBase-Videos und als renommierter Trainer niederländischer Talente, hat sich in seinem neuesten Kurs einer Eröffnung gewidmet, die in der Praxis oft unterschätzt wird: dem Colle-System, genauer gesagt Colle & Zuckertort.
Colle gilt gemeinhin als harmlos. Viele Spieler auf Vereinsebene haben es als „langweilige“ und harmlose Eröffnung abgestempelt, doch meine eigenen Erfahrungen sprechen eine andere Sprache. Bereits früh habe ich mit Schwarz schlechte Erfahrungen gegen das Colle gemacht. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Deutsche U12-Meisterschaft 2016, Runde 1:
Nach einer soliden Vorbereitung verlor ich im 17. Zug völlig den Faden, als ich mit ...Dxf6 meine Bauernstruktur intakt halten wollte, woraufhin Sd7 bereits die Qualität und letztlich die Partie gewann. So startete ich mit einer Niederlage gegen den an Nummer 2 gesetzten Köllner, der heute als einer der größten Spezialisten für diese Variante gilt. Umso gespannter war ich, was Robert Ris in seinem Kurs präsentieren würde und tatsächlich findet sich auch eine Partie von Köllner unter den Beispielen.
Kostenloses Beispielvideo: Introduction
Struktur
Der Kurs ist so strukturiert, dass man zunächst die grundlegenden Ideen aus älteren Partien kennenlernt. Ris zeigt exemplarisch die Ansätze von Edgar Colle selbst und anderen Pionieren dieser Eröffnung. So baut man sich Schritt für Schritt ein Fundament auf, bevor man in moderne Theoriedetails einsteigt.
Ein wichtiger Bestandteil ist das Verständnis für typische Bauernstrukturen. In einem Video wird die Idee vorgestellt, mit dxc5 gefolgt von b4 und Lb2 zu spielen.

Typischerweise wird dies durch Züge wie a3 und c4 unterstützt, um den Läufer auf b2 zu aktivieren. In der Beispielpartie stellte Schwarz zwar mit b5 eine Blockade auf, doch auch dafür hat Ris eine klare Antwort: Statt auf den klassischen e4-Hebel zu setzen, verlagert Weiß das Spiel konsequent auf den Damenflügel mit a4!
Natürlich darf auch der direkte e4-Plan nicht fehlen.

In dieser klassischen Partie spielt Weiß e4, und da Schwarz nicht reagierte, konnte sogar e5 folgen. Ein Vorstoß, der einen Königsangriff eröffnete. Zwar gewann Schwarz im weiteren Verlauf genau diesen Bauern auf e5, doch das entpuppte sich als Fehlgriff. Der taktische Schlag Lxh7+! Kxh7 Dh5! führt zu entscheidendem Vorteil, da plötzlich der Turm auf e8 hängt. Solche Muster sind typisch für Colle und zeigen, dass die Eröffnung weit dynamischer ist, als ihr Ruf vermuten lässt.
Kostenloses Beispielvideo: e4-e5 attacking ideas
Dieser Kurs richtet sich vor allem an Clubspieler, die ein solides Repertoire aufbauen möchten. Colle ist mit relativ wenig Theorieeinsatz erlernbar, ermöglicht aber Stellungen, in denen man auf Verständnis und typische Pläne setzen kann. Ris gelingt es, die Strukturen so ausführlich zu erklären, dass selbst Einsteiger problemlos mitkommen, während erfahrenere Spieler bis 2000 DWZ von den strategischen Leitlinien profitieren.
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Natürlich gibt es, wie bei ChessBase und Ris üblich, interaktive Aufgaben am Ende, bei denen man sein Wissen direkt überprüfen kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, die behandelten Stellungen gegen Fritz auszuspielen und so das Verständnis für Strukturen und Ideen aktiv zu vertiefen.
Fazit
Robert Ris gelingt es erneut, einer vermeintlich langweiligen Nebenvariante neues Leben einzuhauchen. Das Colle-System wird hier als ernsthafte Waffe präsentiert, die sich mit überschaubarem Lernaufwand ins eigene Repertoire integrieren lässt. Wer ein solides Weißsystem sucht, das sowohl auf Vereins- als auch auf Turnierniveau verlässliche Ergebnisse liefert, findet in diesem Kurs eine hervorragende Grundlage und wird überrascht sein, wie dynamisch und gefährlich Colle tatsächlich sein kann.
Zum Autor:
Der Internationale Meister Robert Ris (Jahrgang 1988) hat sein Heimatland, die Niederlande, schon auf vielen Jugendmeisterschaften erfolgreich vertreten. Heute ist er vor allem als Schachtrainer in Schulen und Schachklubs aktiv und trainiert Schüler aus verschiedenen Ländern online. Auch als Livekommentator für die niederländische Meisterschaft und das Traditionsturnier in Wijk aan Zee ist er schon in Erscheinung getreten.
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