Gajewski gewinnt Najdorf Memorial

von Dejan Bojkov
25.07.2016 – Miguel Najdorf war einer der besten Schachspieler der Welt und spielte für seine zweite Heimat Argentinien. Eigentlich stammte Najdorf aber aus Polen. Bei Ausbrauch des Zweiten Weltkrieges befand er sich anlässlich der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires und blieb dort. In Polen hat man ihn aber nicht vergessen und feierte ihn mit einem großen Gedächtnisturnier. Gergorzs Gajewski gewann es in einem Wimpernschlagfinale. Mehr...

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Najdorf Memorial in Warschau

Der berühmte Großmeister Miguel Najdorf wurde in Warschau geboren und ist dort aufgewachsen und zur schachlichen Weltspitze aufgestiegen. Sein Name war in Schachkreisen bereits bekannt, als er 1939, unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, zur Schacholympiade nach Buenos Aires fuhr, um dort für Polen zu spielen. Bei der Olympiade holte er mit 14 aus 18 das beste Ergebnis am zweiten Brett. Doch während der Olympiade brach in Europa der Zweite Weltkrieg aus und Najdorf beschloss, in Argentinien zu bleiben. Das rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Alle Angehörigen Najdorfs, der aus einer jüdischen Familie stammt, kamen während des Zweiten Weltkriegs und in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern um.

Miguel Najdorf

In Argentinien machte Najdorf Karriere als Geschäftsmann und wurde reich. Seine Schachleidenschaft trübte das nicht. Er lebte ein langes und erfülltes Leben und machte in der ganzen Welt Werbung für das Schach. Sein Spitzname lautete „Don Miguel“.

In Garry Kasparovs Buchreihe über seine „Großen Vorgänger“ schreibt der Ex-Weltmeister über Najdorf: "Er war wahrhaftig ein Botschafter des Schachs und traf im Laufe seiner Karriere eine ganze Reihe politischer Führer, darunter Winston Churchill, Fidel Castro, Nikita Khrushchev, Shah Reza Pahlevi, Che Guevara und Miguel Peron. Mit Papst Johannes Paul II korrespondierte er.“

Vom 8. bis 16. Juli fand in Warschau das starke traditionelle Gedenkturnier zur Erinnerung an Najdorf statt. Gespielt wurde in vier Gruppen, wobei man in Gruppe A nur starten konnte, wenn man eine Elo-Zahl über 2200 hatte. Gruppe D war den Schachtalenten vorbehalten und dort durfte man nur starten, wenn man nach 2006 geboren war. Das Turnier wurde von der ACP unterstützt, was den Preisfonds noch einmal wachsen ließ (im A-Turnier gab es mehr als 20.000€ zu gewinnen, der Gewinner erhielt 5.000€). Das lockte insgesamt 136 Spieler an den Start, darunter 36 Großmeister, von denen wiederum 25 mehr als 2600 Elo auf die Waage brachten.

Die Eröffnung

Igor Lysyi

Zahar Efimenko

Alexander Areshchenko

Alexander Fier

Gawain Jones

Sue Marroa, Ehefrau von Gawain Jones

Tania Sachdev

Igor Kovalenko

Ivan Ivanisevic

Oleg Romashin

Josefine Heinemann

Polnische Schachprominenz

Ratingfavorit war Lokalmatador Kacper Piorun, aber natürlich wollten Teilnehmer wie der ehemalige WM-Kandidat Gata Kamsky und eine Reihe von erfahrenen Großmeistern und aufstrebenden Spielern auch ein Wörtchen beim Kampf um den Turniersieg mitreden.

Piorun verlor gegen seinen Landsmann Tomcak

Ratingfavorit zu sein führt nicht automatisch zu einem Preisgewinn und tatsächlich gingen die oben erwähnten Spieler leer aus. Dafür feierte ein anderer Spieler aus Polen Erfolge: Grzegorz Gajewski, der mit solidem Spiel und einem Sieg in der letzten Runde im „Duell der Sekundanten“, wo er Hrant Melkumyan schlug, dafür sorgte, dass der erste Preis in Polen blieb. Trotz dieser Niederlage war Melkumyan insgesamt zufrieden: Er hatte während des gesamten Turnierverlaufs in Führung gelegen und landete am Ende auf Platz drei. Platz zwei ging an Ilya Smirin aus Israel.

Endstand A-Open

M-ce Nr Tytuł Nazwisko Imię R. FIDE Pkt. MBch. Bch.
1 24 GM Gajewski, Grzegorz 2605 7.5 40.00 50.00
2 2 GM Smirin, Ilia 2676 7.0 39.00 49.00
3 12 GM Melkumyan, Hrant 2640 6.5 40.50 52.00
4 14 GM Khairullin, Ildar 2629 6.5 38.00 50.00
5 13 GM Gupta, Abhijeet 2630 6.5 38.00 49.00
6 17 GM Fier, Alexandr 2616 6.5 37.00 48.50
7 37 GM Indjic, Aleksandar 2547 6.5 36.50 47.00
8 28 GM Tomczak, Jacek 2583 6.5 36.50 46.00
9 9 GM Zhigalko, Sergei 2653 6.5 34.50 44.00
10 7 GM Efimenko, Zahar 2655 6.0 42.00 54.00
11 8 GM Areshchenko, Alexander 2654 6.0 41.50 52.00
12 11 GM Bartel, Mateusz 2649 6.0 40.50 51.00
13 23 GM Salem, A.r. Saleh 2608 6.0 37.00 47.50
14 19 GM Neiksans, Arturs 2614 6.0 36.50 46.50
14 20 GM Krasenkow, Michal 2614 6.0 36.50 46.50
16 27 GM Miśta, Aleksander 2584 6.0 36.00 45.50
17 30 GM Lalith, Babu M R 2565 6.0 35.50 45.50
18 32 GM Rozentalis, Eduardas 2552 6.0 35.00 45.00
19 18 GM Oleksiyenko, Mykhaylo 2615 6.0 33.50 43.00
20 33 GM Sengupta, Deep 2551 6.0 33.00 42.50
21 6 GM Ivanisevic, Ivan 2656 6.0 32.00 41.50

... 136 Teilnehmer im A-Open

Partien

 

 


 

Siegerehrung

Apropos Kamsky: In Runde sieben spielte er Remis gegen Nowak Lucasz, einem wenig bekannten Spieler mit einer Elo-Zahl von 2263. Natürlich ist es eine Überraschung, wenn ein Spieler mit einer Zahl von 2263 gegen einen ehemaligen WM-Kandidaten mit Schwarz Remis hält, aber noch verblüffender ist die Leistung, wenn man weiß, unter welchen Einschränkungen Lucasz leidet. Erstaunlich, dass er trotzdem so gut Schach spielt. Lucasz ist ein gutes Beispiel für die Kraft des menschlichen Geistes!

Gata Kamsky

Meine amerikanischen Schüler mussten sich erst an die für sie ungewohnten Bedingungen europäischer offener Turniere gewöhnen – eine Runde pro Tag und viel Zeit für die Vorbereitung auf den Gegner. Am Anfang flößte ihnen das noch viel Respekt ein, aber zum Ende des Turniers hatten sie sich daran gewöhnt und kamen immer besser in Schwung. Ashritha Eswaran holte im Hauptturnier 3,0/9, doch ihre kleine Schwester Aksithi holte 6,5/9 im "C-Turnier" und gewann damit sowohl den Jugendpreis U12 als auch den Frauenpreis.

Aksithie Eswaran

Ashrita Eswaran

Die einzig schlechte Nachricht des Turniers war die vom polnischen Großmeister Krasenkow überbrachte Botschaft, dass die Hauptsponsoren des Turniers den Sponsoringvertrag nächstes Jahr nicht verlängern werden. Aber da das Turnier so erfolgreich ist, hoffe ich, dass die Tradition des Najdorf-Memorials fortgeführt wird.

Talent aus dem C-Turnier

Wie sich zeigte, gehören die Polen zu den freundlichsten Menschen dieser Erde. Wir werden nie vergessen, wie schnell sie mit Rat und Tat zur Seite standen, als uns die Straßenbahn einmal mitten in der Nacht an einen völlig unbekannten Ort entführt hatte.
 

Warschauer Impressionen

Kunst- und Flohmarkt

Lebendige Viertel in der Warschauer Altstadt

Denkmäler...

Der Warschauer Kulturpalast

Parkidylle

Blumenmeer

Versuch, die Seifenblasen zu verstehen

Polnischer Humor

Die Rolling Stones live in Warschau

 

"Do widzenia!"

 

 

Turnierseite...

GM Dejan Bojkovs Blog...

 

 

 


Dejan Bojkov, 1977 in Bulgarien geboren, ist Großmeister und leidenschaftlicher Schachtrainer. Er wurde auf der Sportakademie Sofia ausgebildet und hat Spieler und Spielerinnen in der ganzen Welt zum Erfolg geführt, unter anderem die Ex-Frauenweltmeisterin Antoaneta Stefanova. 2009 wurde Bojkov bulgarischer Meister und spielte für Bulgarien bei den Mannschaftseuropameisterschaften. Bojkov schreibt regelmäßig für ChessBase, ist Autor einer Reihe beliebter ChessBase-DVDs und hat zusammen mit Vladimir Georgiev den Taktikratgeber "A Course in Chess Tactics" (Gambit 2010) verfasst.

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