"Ich wusste schon immer, dass sie cool ist"

von Marco Baldauf
31.08.2016 – Tief beeindruckt von Fiona Sieber zeigt sich der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler im Gespräch mit ChessBase. Die frischgebackene U16-Europameisterin habe in Prag reifes Schach gezeigt, am meisten imponierte Vökler jedoch ihre Coolness. Denn Fiona zeigte in der entscheidenden Schlussrunde keinerlei Nerven und spielte ihre Partie geduldig auf Sieg - ohne auf die Ergebnisse der Konkurrenz zu achten. Mehr...

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Mit dem Titelgewinn Fiona Siebers bei der Jugendeuropameisterschaft in Prag kann der DSB nach dem U-16 Weltmeistertitel von Rovel Vogel 2015 erneut einen großen Erfolg verbuchen. Im Interview mit Chessbase zeigt sich der Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler beeindruckt von der reifen Leistung und der mentalen Stärke der Spielerin.

Fiona Sieber wurde vergangenen Sonntag in Prag U16-Europameisterin.

Ein Quartett an Spielerinnen und Spielern wurde zu Beginn des Jahres vom DSB auserkoren, in Vorbereitung auf die kommenden Jugendeuropa- und Jugendweltmeisterschaften besondere Unterstützung zu erhalten. Fiona besuchte im März des Jahres den Weltklassetrainer Arthur Jussupow, im April gab es ein Trainingslager des C-Kaders, danach noch einen Kaderlehrgang unter Leitung von Vökler selbst. Im Juni spielte Fiona die U16-Mannschafts-Olympiade in der Slowakei.

In Prag wurde sie von GM Michael Prusikin betreut, dem Vökler eine große Rolle bei diesem Erfolg zurechnet. Ebenso wichtig für Fionas Erfolg waren neben der Unterstüzung des DSB ihr intensive Vorbereitung zuhause. Per Skype trainiert sie mit IM Alexander Markgraf aus Bremen, vor Ort in Sachsen Anhalt wird sie von Nationalspielerin WGM Tatjana Melamed betreut.

Fiona Siebers Erfolg ist nach Vökler kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit.

Neben dem Ehrgeiz imponierte Vökler vor allem die Coolness der U16-Spielerin. In der spannungsreichen letzten Runde bleibt sie ruhig und spielt ihre Partie auf Sieg, obwohl die Tabellenkonstellation letztlich ein Remis erlaubt hätte, da sich die favorisierte Griechin Anastasia Avramidou an Brett Zwei nicht durchsetzen kann und am Ende gar verliert.

Die von Vökler beschriebene Ausgangslage vor der letzten Runde: nur bei einem Sieg Avramidous hätte Fiona einen Sieg gebraucht um die Führung beizubehalten. Ihr Buchholzvorsprung gegenüber der Spanierin Garcia Martin Marta betrug in der Endtabelle zwei Punkte.

Bo. No.   Name Rtg Pts. Result Pts.   Name Rtg No.
1 22   Tishova Svetlana 2012 0 - 1 7 WFM Sieber Fiona 2173 6
2 4 WFM Avramidou Anastasia 2244 0 - 1 WFM Garcia Martin Marta 2229 5

Laut Vökler kümmerte sich Fiona gar nicht um das Nebenbrett sondern fokussierte sich auf ihre solide angelegte Partie, die sie unaufgeregt und sehr geduldig auf Sieg spielte. "Ich wusste ja schon immer, dass sie cool ist. Aber so cool?", meinte der Bundesnachwuchstrainer im Gespräch.

 

Verdiente wie glückliche Siegerin in Prag

Generell zeige sie laut Vökler bereits in so jungen Jahren reifes Schach und spiele postionell gut angelegte Partien. Ein Eindruck, den ihre in Prag gespielten Partien voll und ganz bestätigen.

Alle Partien von Fiona Sieber:

 

Endstand U16 Mädchen:

Rk. SNo   Name FED Rtg Pts.  TB1   TB2   TB3   TB4   TB5 
1 6 WFM Sieber Fiona GER 2173 8,0 0,0 47,0 51,0 5 8,0
2 5 WFM Garcia Martin Marta ESP 2229 7,5 0,0 45,0 48,0 4 7,0
3 1 WGM Tsolakidou Stavroula GRE 2363 7,0 0,0 51,5 56,0 4 6,0
4 20 WFM Kochukova Anna RUS 2041 7,0 0,0 41,5 43,5 5 6,0
5 4 WFM Avramidou Anastasia GRE 2244 6,5 0,0 50,0 54,0 4 5,0
6 22   Tishova Svetlana RUS 2012 6,5 0,0 48,5 52,5 4 5,0
7 2 WFM Obolentseva Alexandra RUS 2339 6,5 0,0 47,0 52,0 5 6,0
8 16   Avetisyan Mariam ARM 2079 6,5 0,0 45,5 49,5 5 6,0
9 15 WFM Radeva Viktoria BUL 2080 6,5 0,0 45,5 49,5 4 5,0
10 3 WFM Dimitrova Aleksandra RUS 2259 6,0 0,0 52,5 56,5 4 5,0

...

93 Teilnehmerinnen

Eine weitere Medaillenhoffnung die lange im Rennen um Spitzenplatzierungen lag war Luis Engel vom Hamburger SK. Vökler traut ihm sehr viel zu, er könne theoretisch alles schaffen, am Ende riskierte er in Prag zu viel und verliert die letzten beiden Runden.

Luis Engel - am Ende zu viel Risiko.

Antonia Ziegenfuss (U12) bekam vom Bundesnachwuchstrainer ein Sonderlob: "Ein bißchen Pech gegen die spätere Europameisterin, sonst wäre da auch sehr viel drin gewesen."

Fotos: Bernd Vökler

Links:

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Ergebnisse aller Altersklassen bei chess-results


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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