Ilja Schneider gewinnt "19. Schlacht bei Dennewitz"

von Rene Liese
12.09.2024 – Das Turnier "Schlacht bei Dennewitz" ist ein Traditionsturnier im Süden von Berlin, das in Erinnerung an die tatsächliche Schlacht in der Nähe des Ortes in den Napoleonischen Kriegen erinnert. Die tatsächlich Schlacht von Dennewitz fand nur einmal statt, das Schachturniere aber heuer schon zum 19ten Mal. René Liese berichtet. | Fotos: René Liese

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19. Schlacht bei Dennewitz am 07.09.2024

IM Ilja Schneider siegt vor GM Robert Rabiega nach spannendem Verlauf

Seit 1813 gibt es die Schlacht bei Dennewitz – zugegebenermaßen mit einigen Jahren Unterbrechung u.a. wegen Frieden und Corona. Diese erste Schlacht gewann Feldherr Bülow für die Preußen gegen die Franzosen im Rahmen der Verteidigung von Berlin.

Nach dem damaligen Sieger ist übrigens das Spiellokal benannt: „Wirtshaus zum Grafen Bülow“.

Und in Dennewitz steht auch ein großes Denkmal ihm zu Ehren. Übrigens ist Friedrich Wilhelm von Bülow, ab 1814 Graf Bülow von Dennewitz - volkstümlich „Der allzeit glückliche Bülow“ genannt – auch ein Verwandter von Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow - kurz Loriot.

Doch weg von den Bülows und zurück ins Jahr 2024. Diesmal war es friedlicher auf den Brettern. Leiser war es nicht unbedingt. Zu Ehren der damaligen Schlacht wurden außerhalb des Spielsaals in Dennewitz mehrfach von an der Geschichte interessierten Hobbysoldaten und Hobbygenerälen mit historischen Kanonen geschossen. Alle Spieler waren zwar von den Veranstaltern vorgewarnt, dass es passieren wird, aber wenn die Kanonen dann doch plötzlich knallten, wurden so einige Spieler „geweckt“.

Favorisiert waren die drei 2400er – GM Robert Rabiega, IM Ilja Schneider und FM Magnus Ermitsch. Aber ganz sicher hatten auch IM Ferenc Langheinrich, der zuletzt 4x in Serie in Dennewitz auf dem Podium stand, IM Clemes Rietze, der sein 10- jähriges Jubiläum in Dennewitz feiern durfte oder auch FM Jonas Eilenberg gute Chancen auf den Gesamtsieg.
Doch schon in der zweiten Runde musste FM Ermitsch erfahren, dass in Dennewitz, auch wenn das Teilnehmerfeld nicht so groß wie 1813 war, aus allen Ecken Gefahr droht - er verlor gegen FM Michael Schulz – und was hat der Michael da für einen Schlag ausgepackt: nach Df3 folgte Txf4.

Und für Ermitsch sollte es noch schwerer mit dem Gesamtsieg werden – in der 3. Runde musste er gleich noch gegen FM Ralf Kleeschätzky die Waffen strecken, während Rabiega den ersten Angriff der Jugend in Form von Eilenberg abwehrte und parallel Schneider Langheinrich niederkämpfte. Der Kampf zwischen verlustpunktfreien Rabiega und Schneider in Runde 4 war dagegen dann eher kurz und friedlich. 

Vor Runde 5 hatte nur noch Rietze 100% - nach der Niederlage gegen Rabiega nicht mehr. Schneider gewann gegen den punktgleichen Schulz. Da dann in Runde 6 auch noch Schneider gleich gegen Rietze gewann und Rabiega sich die Punkte mit Langheinrich teilte, hatte sich Schneider erstmals mit 5,5 allein an die Tabellenspitze gespielt – vor Rabiega mit 5 und Langheinrich und Eilenberg mit je 4,5 und weiteren 6 Spielern mit 4,0.

Eilenberg und Schneider trennten sich Remis, so dass Rabiega mit einem Sieg wieder hätte aufschließen können … doch Ermitsch hatte etwas dagegen und gewann gegen Rabiega. (Ob er wirklich grundsätzlich etwas dagegen gehabt hätte, wenn es nicht seine eigene Partie gewesen wäre, weiß ich natürlich nicht.) So blieb Schneider mit 6 Punkten in Führung, vor Langheinrich mit 5,5 und 4 Spielern mit 5: Rabiega, Eilenberg, Ermitsch und dem noch titellosen Martin Yatskar.

Nach seinem verpatzten Start hatte sich Ermitsch bis Runde 8 wieder nach vorne gekämpft und spielte am Brett 1 gegen Schneider. Eilenberg gewann in Runde 8 gegen Langheinrich und Rabiega gegen Yatskar. Am Spitzenbrett hatte sich Ermitsch schon einen 2 Bauernvorteil erarbeitet.

Auch lehnte er das Schneidersche Remisangebot ab – um kurz danach einen Springer einzustellen. Der Kampf um den Turniersieg hätte in der letzten Runde so spannend werden können …

Spannend blieb es aber trotzdem durch die vielen Gesamt-, Rating- und Sachpreise, die von den privaten Sponsoren des Turniers bereitgestellt wurden. An den Ergebnislisten wurde schon viel spekuliert und gerechnet.

Grundsätzlich war Schneider der Turniersieg jedoch nicht mehr zu nehmen. Er kämpfte auch die letzte Partie aus und gewann gegen Terry van der Veen und damit das Turnier mit 8 aus 9. Platz 2 sicherte sich Rabiega mit einem Sieg und damit 7 Punkten gegen den ehemaligen Spieler des SV Marzahna 57 e.V. Thomas Heinrich. Zur Belohnung für Schneider durfte er dann auf das Foto mit den „echten“ Kämpfern und einer Kanone (s. oben).

Punktgleich Dritter wurde Jonas Eilenberg nach dessen Sieg gegen Detlev Kuhne. Mit dem Sieg gegen die beste Frau des Turniers – WFM Heike Germann – wurde Ferenc Langheinrich mit 6,5 Punkte Vierter. Mit besserer Wertung wurde Martin Yatskar dann mit 6 Punkten Fünfter vor Magnus Ermitsch. Da Yaktsar einen wertvolleren Ratingpreis gewinnen konnte, gewann auch Rietze noch einen der Hauptpreise.

Endstand

Hier die weiteren Rating- und Kategoriepreisträger:

In der ewigen Bestenliste des Turniers liegt weiter unangefochten Ralf Schöne durch seine ununterbrochenen Teilnahmen vor dem 6-maligen Sieger Robert Rabiega (SK König Tegel) und Torsten Schröder (SSG Lübbenau). Thomas Heinrich hat sich auf Platz 4 verbessert. (Punkte: erreichter Platz reziprok Anzahl Teilnehmer im jeweiligen Jahr)

Bis auf die ersten 3 Turniere und die Schlacht von 1813 hat übrigens auch Andreas Vollack (SV Babelsberg) seit 2004 ununterbrochen an allen Turnieren teilgenommen.
Und eine weitere statistische Spielerei zeigt die jeweiligen ELO-Peaks der bisher teilgenommenen GM.

Die Organisation eines solchen Turniers „auf dem Dorf“ wäre ohne externe Unterstützung nicht möglich. Daher gilt der Dank aus schachlicher Sicht dem Schiedsrichter Fred Metzdorf, dem Turnierleiter René Schilling, dem Organisator Roland Schimmel sowie den Schachvereinen SC HC Trebbin und Ludwigsfelder SC. Danke auch an den Präsidenten das Landesschachbund Brandenburg Michael Fuhr für seinen Besuch!

Ein großes Dankeschön gilt ebenfalls dem Team des „Wirtshaus zum Grafen Bülow“ mit Familie Brechlin für die kostenlose Zurverfügungstellung des historisch gestalteten Saales und die preiswerte und leckere Bewirtung!

Die 20ste Schlacht findet am 30.08.2025 (oder 13.09.2025) statt.

Aber das Museum in Dennewitz zur Schlacht von 1813 ist natürlich unabhängig vom Schach immer einen Besuch wert!

Weitere Bilder und Videos sind unter https://www.facebook.com/marzahna57/ zu finden.

René Liese, ehemals SV Marzahna 57 e.V.


Rene Liese ist 45 Jahre alt und wohnt in Potsdam. Seit ca. 35 Jahren ist er Mitglied im Verein SV Marzahna, wo er sich um die "Pressearbeit" kümmert. Zugleich ist er Mitorganisator der "Schlacht bei Dennewitz".
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