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Zum Anlass des 90-jährigen Jubiläums des SK Hohenems veranstaltete der vorarlberger Verein vom 14.-18. Oktober 2016 ein fünfttägiges Schachevent. Neben drei Runden der 2. Bundesliga West gab es ein geschlossenes Biltz- und Rapidturnier und eine Simultanveranstaltung. Im Zentrum des Events stand jedoch das Gespräch mit IM Andreas Dückstein; dies fand im jüdischen Museum Hohenems statt, das sein 25-jähriges Bestehen feierte und als Kooperationspartner fungierte.
Das Gespräch zwischen Andreas Dückstein und Dr. Hanno Loewy, dem Direktor des jüdischen Museums Hohenems liefert einen Einblick in die Zeit- wie Schachgeschichte des letzten Jahrhunderts
Im Gespräch erzählte der 89-jährige Dückstein zuerst aus seinen Kindheitstagen in Budapest, seine Zeit der Inhaftierung wegen illegaler Grenzüberschreitung nach dem zweiten Weltkrieg und die Ankunft in Wien in den späten 40-er Jahren. Schach erlernte Dückstein noch in Budapest von seiner Mutter, doch erst in Wien widmete er sich ernhaft dem königlichem Spiel zu. Grund dafür, so meinte Dückstein in völlig unromantischer Manier, sei die Tatsache gewesen, dass er viel Zeit, da wenig Arbeit gehabt hätte. Er tritt einem Wiener Schachklub bei und merkt recht schnell, dass er "eigentlich ganz gut zurecht kam" - es folgt bereits nach zwei Jahren der Gewinn der Wiener Stadtmeisterschaften, 1954 wird Dückstein erstmals österreichischer Staatsmeister.
Sein Können bezeichnet der immer bescheidene Senior als "für damalige Verhältnisse recht pasabel". Schnell folgen ersten Turniere auf internationalem Parkett: 1955 spielt Dückstein ein internationales Turnier in Zagreb, das der spätere Weltmeister Wassili Smyslow gewinnt, 1956 holt er bei seiner ersten Schacholympiade in Moskau die Goldmedaille am zweiten Brett.
Dückstein sitzt allen Größen der damaligen Zeit am Brett gegenüber. Bei der Schacholympiade 1958 in München besiegt er den amtierenden Weltmeister Botwinnik. Im selben Jahr schlägt er auch den Ex-Weltmeister Euwe in einer seiner interessantesten Partien:
Am meisten beeindruckt zeigte sich Dückstein vom achten Weltmeister Michail Tal. 1959 begegnet er dem legendären Angriffsspieler aus Riga in Zürich und verliert chancenlos. In der Analyse mit Tal begreift Dückstein, wie groß der Spielstärkeunterschied der beiden war, besonders imponiert dem Österreicher die Geschwindigkeit, in der Tal eine Unmenge an möglichen Varianten sah.
Dücksteins immer noch andauernde Faszination am Angriffsschach erklärt auch seine Antwort auf meine Frage, welchem Spieler der heutigen Zeit er die Daumen drücke: Morozevich, meint Dückstein nach kurzem Überlegen, auch wenn er bedauernd eingesteht, dass dessen Zeit an der Weltspitze wohl vorüber sei.
Nach dem Gespräch im jüdischen Museum folgt ein Simultan des Altmeisters gegen eine vorarlberger Schülerauswahl.
Der 89-jährige Dückstein beim Simultan
Am Ende steht es nach langem Kampf 4:4 unentschieden.
Viele Zuschauer in Hohenems
Andreas Dückstein war mit seinem Spiel nicht zufrieden und meint nach Abschluss des Simultan scherzhaft, er sei froh daüber, dass nun die Leute dran wären, die wirklich Schach spielen könnten.
Gemeint waren mit diesem Kommentar die Teilnehmer des zweitägigen Rapid- und Blitzturniers, das direkt anschließend an das Simultan begann.
Zwei Großmeister und vier Internationale Meister vom SK Hohenems spielten zwei Rundenturniere à fünf Runden.
Andreas Dückstein verpasst als Zuschauer keine Minute - am Brett sitzen Eduardas Rozentalis und Valery Atlas. "Ein Turnier, bei dem die Zuschauer stärker sind als die Spieler?"
Sieger wird am Ende Georg Fröwis (l.), der mit dauchdünnem Vorsprung ...
... vor dem Zweitplatzierten Michael Bezold (r.) ins Ziel kommt.
Die Siegerehrung rundet die rundum gelungene Veranstaltung ab.
Am Folgetag reisten Andreas Dückstein und seine Frau Ilse zusammen mit den Spielern des SK Hohenems im Mannschaftsbus zurück in den Osten der Republik. Am 20. Oktober begann für die Bundesligisten des SK Hohenems bereits die neue Bundesligasaison , in welche sie mit einem Sieg über Absam gelungen starteten.
Fotos: Helmut Cypris (SK Hohenems)
Eine österreichische Schachlegende erzählt...