Schönheit und Schach
Gespielt wird in der Villa Marina, ein großes und ruhiges Gebäude. Doch wenn die Runde näher rückt, ist es mit der Ruhe vorbei. Amateure, Profis, Eltern, Talente, Trainer, Zuschauer und Journalisten strömen in den Turniersaal.
Ruhe vor dem Sturm
Mit dabei: Weltmeister Magnus Carlsen, der stärkste Spieler der Welt.
Magnus Carlsen
13:30 — Die erste Runde beginnt.
Das chess.com Isle of Man Turnier ist schon jetzt ein Meilenstein der Schachgeschichte
Journalistisch gesehen gibt es nicht viel Neues über das Isle of Man Turnier zu berichten. Es war das stärkste Open aller Zeiten, mit einem Feld, bei dem einem die Augen übergehen. Und nach über einem Jahr konnte der norwegische Weltmeister endlich wieder einen Turniersieg im klassischen Schach feiern. Es war ein Turnier für Schachliebhaber, mit großzügiger Bedenkzeit und üppigem Preisfonds.
“Ein großartiges Turnier” (Nakamura)
“Lausiges Wetter, gute Partien #iomchess" (Caruana)
Doch dieser Artikel ist vor allem ein Turnierbericht aus Zuschauerperspektive. Die per Zufall ermittelten Paarungen der ersten Runde und die Möglichkeit, bis zur achten Runde eine Runde auszusetzen, machten vor allem eins klar: als Zuschauer kam man hier auf seine Kosten.
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Die zufällig ermittelten Paarungen in Runde 1 sind reizvoll und geben Amateuren die Chance, gegen Spieler wie Carlsen anzutreten. Aber zugleich können sie großen Einfluss auf den Turnierverlauf haben. Wie das Beispiel von Vladimir Kramnik zeigt.
In Runde 1 verlor Kramnik gegen Caruana, aber mit 4 aus 4 aus den letzten vier Runden landete er am Ende auf dem vierten Platz
Die Möglichkeit, mitten im Turnier eine Runde auszusetzen, brachte neue taktische Überlegungen ins Spiel. Denn geschickt eingesetzt, konnte man durch die Spielpause seine Chancen auf einen Preis erhöhen.
Oder, wie im Fall von Hou Yifan, zur Abwechslung einmal nicht gegen eine Frau spielen.
Die Spieler begrüßten diese Neuerungen und bei der Abstimmung während der Abschlussfeier war die große Mehrheit dafür. Die Zuschauer hatten so noch mehr Möglichkeiten für Spekulationen und Prognosen.
Macht Vidit Gujrathi Magnus Carlsen das Leben schwer?
Drei Beispiele belegen das Offensichtliche: in diesem Turnier gab es keine leichten Gegner (Figuren einzustellen, was Ihrer Autorin in einer Partie passiert ist, zählt dabei nicht).
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Aber der Hauptgrund, warum ich dieses Turnier liebe, ist ganz einfach. In diesem Turnier kommen die Schachriesen zu uns. Spitzenschach aus nächster Nähe zu verfolgen ist einfach schön.
Und wenn 12-jährige brilliante Züge machen (Nihal Sarin)...
...dann wundert man sich, wie reif das Spiel dieser jungen Talente ist (Praggnanandhaa).
Die nächsten drei Beispiele zeigen, wie talentiert diese jungen Spieler sind.
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Genie ist Genie, aber Inspiration wirkt ansteckend
Fast jeder Schachspieler kennt wohl diese Momente der Inspiration. Dieses "Aha!"-Erlebnis, wenn einem etwas klar wird und man gebannt auf Bildschirm oder Brett schaut. Diese Momente sind intensiver, wenn der Computer nicht läuft und man sie live im Turniersaal erlebt.
Magnus Carlsen mit seiner Freundin Synne Cristian Larsen
Live zu verfolgen, was Magnus Carlsen mit seinen 16 Figuren machen kann, ist eine Erfahrung, die sich nicht beschreiben lässt. Carlsens Antizipation und sein Gefühl für Figuren und Brett sind nicht von dieser Welt und seine Züge sind so einfach, aber doch effektiv. Reine Harmonie auf den 64 Feldern.
Wir haben Dich im Blick
Falls Sie in Carlsens Fußstapfen treten wollen, hier ein bisschen Arbeitsmaterial:
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Gewinnen wollen ist leichter als tatsächlich zu gewinnen
Schach nach dem Schach - bei der Party nach dem Ende des Turniers
Wenn man sich anschaut, was Alan Ormsby und sein Organisationsteam dieses Jahr mit finanzieller Unterstützung der Familie Scheinberg auf die Beine gestellt haben, dann fragt man sich, wie das Turnier wohl im nächsten Jahr aussehen wird.
Die Erwartungen sind hoch.
Übertragung aus dem Englischen: Johannes Fischer
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