Jakob Leon Pajeken gewinnt "Schlacht von Dennewitz"

von Rene Liese
12.09.2023 – In Erinnerung an die "Schlacht von Dennewitz", am 6. September 1813 zwischen Franzosen und der Nordarmee der Verbündeten ausgefochten, wird alljährlich, nun schon zum 18. Mal, an gleicher Stätte ein Schachturnier gespielt. In diesem Jahr gewann Jakob Leon Pajeken. René Liese berichtet.

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Schlacht bei Dennewitz 2023 – Elo-Favorit siegt

IM Jakob Leon Pajeken gewinnt nach sehr spannendem Verlauf

Die Schlacht von Dennewitz auf den 64 Feldern, das Schnellschachturnier des leider zwischenzeitlich aufgelösten SV Marzahna 57 e.V., fand nun nach einer Corona Unterbrechung schon zum 18. Mal statt. Die tatsächliche Schlacht mit vielen echten Opfern liegt schon 210 Jahre zurück.

6. September 1813: General Friedrich Wilhelm von Bülow nach seinem Sieg bei Dennewitz

Damals waren es über 100.000 Kämpfer – diesmal mit 44 etwas weniger, doch die schachliche Qualität war mit 11 Titelträgern sicher besser als damals. 1813 siegt Friedrich Wilhelm, übrigens ein Vorfahre von Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Er führte trotz einer Unterzahl von 40.000 zu 70.000 die preußischen Kämpfer zum Sieg gegen die Truppen von Napoleon. Dafür bekam er den Titel Graf Bülow von Dennewitz, wurde das Wirtshaus nach ihm benannt und ihm in Berlin Unter den Linden & in Dennewitz an der Dorfstrasse jeweils ein großes Denkmal gesetzt.

Bülow Denkmäler in Berlin „Unter den Linden“ (links) und in Dennewitz an der „Dorfstrasse“ (rechts)

Der Sieger oder die Siegerin des Schachturniers in diesem Jahr musste das ohne die Unterstützung von 40.000 Soldaten schaffen, maximal noch mit Hilfe der Schachgöttin Caissa. Ob er oder sie dann den auch Namen ändert, wird sich zeigen – immerhin ist das ja in Deutschland zwischenzeitlich einfacher geworden.

Bevor es richtig losging, gab es einige Jubiläen: so, erhielt jedoch IM Ralf Schöne vom SC Empor Potsdam, der viele Jahre für den SV Marzahna 57 e.V. gespielt hatte, schon seinen obligatorischen Preis: Er hat als einziger Teilnehmer alle Schlachten – ok, mit Ausnahme der von 1813 – geschlagen! Zum 15. Mal nahmen Andreas Vollak (SC Empor Potsdam) und zum 10. Mal Carsten Kühne (PSV Potsdam Mitte) teil.

Insgesamt haben schon knapp 450 verschiedene Spieler und Spielerinnen in Dennewitz teilgenommen, davon fast 80 Titelträger aus dem In- und Ausland, was für das hohe schachliche Niveau des Turnieres spricht.

Auch diesmal gab es in der ersten Runde schon an den vorderen Brettern einige Überraschungen. So gelangen Sven Helms, Nr. 27 der Setzliste gegen FM Hendrik Reichmann (SF Schwerin) und Sana Fock  (SC Kreuzberg) als Nr. 32 gegen Schöne jeweils ein Remis. Kühne als Nr. 17 und Vollack als Nr. 19 unterlagen jedoch sogar ihren Gegnern Manfred Partsch (Potsdamer SV, Nr. 39) und Gerald Lück (SV Werder Bremen, Nr. 41).

In der 3. Runde begannen dann schon die Duelle der Kandidaten für die Hauptpreise. Hier war sicher der Sieg von FM Clemens Rietze (SK König Tegel) gegen GM Igor Glek (Rotation Pankow) bemerkenswert und der Sieg des Ersten der Setzliste IM Jakob Pajeken (SK Doppelbauer Kiel) gegen WGM Tatjana Melamend (AE Magdeburg) für den weiteren Verlauf der Schlacht relevant.

Nach 4 Runden hatte dann Pajeken nur noch als Einziger 4 Punkte. Glek, der etwas mit der Spielzeit des Turniers von „15 min ohne Inkrement“ haderte – verlor gleich noch eine Partie gegen Manfred Jandke (SSG Lübbenau). Nach 5 Runden hatte dann Pajeken verlustpunktfrei einen ganzen Punkt Vorsprung vor Melamed, IM Ferenc Langheinrich (SV Empor Erfurt), FM Karsten Schulz (SF Schwerin), Reichmann und dem erst 12-jährigen Alfred Nemitz vom USV Potsdam.

In der 6. Runde spielten diese 6 an den 3 Spitzenbretter untereinander Remis, so dass Rietze zu den Verfolgern aufschließen konnte.

Da der führende Pajeken gegen Schulz in der 7 Runde dann Remis gegen Schulz spielte, ebenso wie Melamed gegen Langheinrich, konnten Reichmann und Rietze durch Siege bis auf einen halben Punkt auf den Führenden aufschliessen.

Und die Auslosung machte es nochmal so richtig spannend. Der Führende musste gegen Glek antreten, der sich mit einem Sieg noch Chancen auf das Podium ausrechnen konnte. Doch es wurde nach spannendem Verlauf „nur“ ein Remis.

Reichmann nutze die Chance und war nach seinem Sieg gegen Rietze nun mit 6,5 Punkten punktgleich mit dem führenden Pajeken. Dahinter lagen Melamed und Langheinrich mit 6 Punkten, gefolgt mit jeweils 5,5 Punkten von Schöne, Rietze, Glek und Schulz.

So kam es in der 9. und damit letzten Runde zum echten Showdown zum Turniersieg mit den 500 € Preisgeld und den weiteren Hauptpreisen.

Die Entscheidung fiel, als Pajeken seine Partie gegen Schöne gewann. Dank besserer Wertung war ihm der - verdiente - Turniersieg mit 7,5 Punkten nicht mehr zu nehmen. Die Vortagsanreise ist ein Geheimtipp 😉.

Um Platz 2 und 3 wurde sehr knapp: Melamed gelang es dabei durch einen Sieg Reichmann diesen noch zu überholen und ebenso wie Langheinrich der gegen Rietze gewann, auf 7 Punkte zu kommen, doch die Wertung sprach ganz knapp für den Erfurter.

Glek holte sich mit dem Sieg gegen Schulz noch Platz 5 hinter Reichmann – beide mit 6,5 Punkten. Den letzten Hauptpreis gewann Nemitz mit 6 Punkten vor dem punktgleichen Gunter Spiess (Nickelhütte Aue).

v.l.n.r: Nemitz, GM Glek, FM Reichmann, WGM Melamed, IM Langheinrich, IM Pajeken

Damit jedoch nicht nur die „Profis“ die Chance auf Preisgelder haben, gab es verschiedene Kategorie- und Sonderpreise. Beste weibliche Teilnehmerin war Beate Pfau (SF Schwedt) mit 5,5 Punkten, bester Senior wurde Schulz. Die Kategorie unter 2200 gewann Andreas Berthold (SV Schwarzheide), die unter 1900 Erik Allgeier (SC HC Trebbin). Der beste Jugendliche Julian Senf (Ludwigsfelder SC) und der beste Spieler ohne Remis FM Michael Schulz (SC Zitadelle Spandau) erhielten einen Chessbase Gutschein.

Endstand
 

Rangliste:  Stand nach der 9. Runde 
Rang Teilnehmer Titel TWZ At Verein/Ort Land S R V Punkte Buchh SoBerg
1. Pajeken,Jakob Leo IM 2420 SK Doppelbauer  GER 6 3 0 7.5 54.0 44.75
2. Langheinrich,Fere IM 2385 SV Empor Erfurt 6 2 1 7.0 51.5 37.75
3. Melamed,Tatjana WGM 2330 AE Magdeburg 6 2 1 7.0 51.0 37.00
4. Reichmann,Hendrik FM 2341 SF Schwerin GER 5 3 1 6.5 50.5 34.50
5. Glek,Igor GM 2410 Rotation Pankow 6 1 2 6.5 47.0 33.25
6. Nemitz,Alfred 2246 USV Potsdam GER 5 2 2 6.0 52.0 32.25
7. Spieß,Gunter IM 2363 ESV Nickelhütte GER 5 2 2 6.0 47.5 29.50
8. Rietze,Clemens FM 2329 SK König Tegel 5 1 3 5.5 53.0 29.25
9. Schulz,Karsten FM 2272 SF Schwerin GER 3 5 1 5.5 48.5 26.75
10. Schöne,Ralf IM 2232 Empor Potsdam 4 3 2 5.5 47.0 26.25
11. Berthold,Andreas 2132 SV Schwarzheide GER 5 1 3 5.5 46.5 23.25
12. Woschech,Andreas 2126 SC HC Trebbin 5 1 3 5.5 46.0 24.25
13. Reichmann,Felix 2001 SF Nordost Berlin GER 5 1 3 5.5 38.0 19.00
14. Pfau,Beate 1992 SF Schwedt 5 1 3 5.5 37.5 18.75
15. Schulz,Michael FM 2215 SC Zitadelle Spandau GER 5 0 4 5.0 45.0 20.50
16. Platz,Daniel 1991 SSC Annaberg 5 0 4 5.0 44.0 20.00
17. Allgeier,Erik 1885 SC HC Trebbin 4 2 3 5.0 35.5 15.50
18. Kuhne,Detlev 2088 SC HC Trebbin GER 3 3 3 4.5 45.5 19.50
19. Fock,Sana 1820 SC Kreuzberg 3 3 3 4.5 44.5 20.75
20. Jandke,Manfred 2019 SSG Lübbenau 3 3 3 4.5 43.5 19.50
21. Wangerin,Henri 2050 SV Marzahna 3 3 3 4.5 43.5 18.75
22. Ahlberg,Matthias 1994 SG Weißensee 4 1 4 4.5 42.5 16.75
23. Helms,Sven 1908 SF Schwerin GER 2 5 2 4.5 42.0 19.50
24. Hintze,Peter 1899 Narva Berlin 4 1 4 4.5 40.5 16.25
25. Vollak,Andreas 2012 SC Empor Potsdam GER 2 5 2 4.5 40.0 19.50
26. Liese,Rene 1700 SV Marzahna 3 3 3 4.5 36.5 15.50
27. Würsig,Mathias 1702 SV Lomnitz 2 5 2 4.5 35.5 16.50
28. Wagner,Frank 1938 SC HC Trebbin 4 1 4 4.5 35.5 12.25
29. Schurig,Axel 1536 SC Schwarzheide 4 1 4 4.5 29.0 10.25
30. Idaczek,Günter 1915 Narva Berlin 4 0 5 4.0 41.5 14.00
31. Germann,Heike WFM 1964 SC HC Trebbin 3 2 4 4.0 40.5 14.25
32. Niemann,Silvio 1835 SV Parchim GER 3 2 4 4.0 37.0 12.00
33. Buchheister,Frank 1789 ESV Kirchmöser 3 2 4 4.0 35.5 11.25
34. Lück,Gerald 1172 SV Werder Bremen 4 0 5 4.0 35.0 12.50
35. Finke,Stephan 1817 ESV Kirchmöser 3 1 5 3.5 33.5 8.25
36. Jablonski,Peter 1858 Mattnetz Berlin 3 0 6 3.0 37.0 8.50
37. Partsch,Manfred 1486 Potsdamer SV GER 3 0 6 3.0 34.5 7.00
38. Schneidereit,Manf 1500 SV Marzahna 3 0 6 3.0 31.5 4.50
39. Senf,Julian 998 Ludwigsfelder SC 3 0 6 3.0 30.0 4.50
40. Kühne,Carsten 2048 PSV Potsdam 2 1 6 2.5 33.0 7.75
41. Mühlsteph,Marius 1400 SV Marzahna 2 0 7 2.0 30.5 2.00
42. Funk,Raphael 911 SV Ilmmünster GER 2 0 7 2.0 24.0 2.00
43. Daverkausen,Bernd 2130 * 0 2 2 1.0 34.0 5.00
44. Wangerin,Vanessa 1 0 8 1.0 29.5 2.00

Insgesamt kamen so fast 20 Teilnehmer zu Geld- und Sachpreisen im Wert von insgesamt über 1.500 €.

Diese Schlacht war deutlich friedlicher als die von 1813. Das hat Spaß gemacht!

In der ewigen Bestenliste liegt weiter unangefochten Ralf Schöne durch seine ununterbrochenen Teilnahmen vor dem 6-maligen Sieger GM Robert Rabiega (SK König Tegel) und Torsten Schröder (SSG Lübbenau). Auf Platz 4 verbessert hat sich Henri Wangerin vom ehemaligen SV Marzahna 57 e.V.

Ein ganz großes Dankeschön gilt dem Team des „Wirtshaus zum Grafen Bülow“ für die kostenlose Zurverfügungstellung des historisch gestalteten Saales und die preiswerte und leckere Bewirtung!

Dank gilt natürlich auch den Sponsoren vom ehemaligen SV Marzahna 57 e.V. sowie Schiedsrichter & Turnierleitung Fred Metzdorf bzw. René Schilling und den Schachvereinen SC HC Trebbin & Ludwigsfelder SC für Ihre Unterstützung.

Die nächste Schlacht findet am 07.09.2024 statt.

Aber das Museum in Dennewitz zur Schlacht von 1813 ist unabhängig vom Schach immer einen Besuch wert!

René Liese, ehemals SV Marzahna 57. e.V.

Alle Ergebnisse und Turnierhistorie...


Rene Liese ist 45 Jahre alt und wohnt in Potsdam. Seit ca. 35 Jahren ist er Mitglied im Verein SV Marzahna, wo er sich um die "Pressearbeit" kümmert. Zugleich ist er Mitorganisator der "Schlacht bei Dennewitz".