Kiebitz IGM Vlastimil Hort

von Vlastimil Hort
19.07.2016 – Deutschlands einziges Weltklasse-Turnier ist gerade zu Ende - schon denken die Organisatoren an das nächste: Zu Ehren von Vladimir Kramnik und dessen 25-jähriges Jubiläum soll es 2017 "Vladimir Kramnik-Turnier" heißen. Das Turnier 2016 fand viele Zuschauer, im Internet und vor Ort. Einer trat fast jeden Tag seine Reise von Eitorf nach Dortmund an. Hier die Beobachtungen von "Kiebitz IGM Vlastimil Hort". Mehr...

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Chess-Meeting in Dortmund 2016

von einem Kiebitz gesehen

Mit dem Zug Eitorf-Dortmund und zurück dauert die gesamte Reise ungefähr 4 Stunden. Das alles fünfmal, um dabei zu sein, hat sich gelohnt. Dort zwischen Presseraum und Zuschauersaal gependelt. Viel Kaffee getrunken, viele Gespräche geführt und noch mehr wunderschöne Partien gesehen!

Fast alle Partien wurden bis zum Ende ausgespielt. Ich habe viele bizarre Züge gesehen und war Zeuge der gelungenen "TN" - theoretischen Neuigkeiten. Es gab wenig Fehler und ich war begeisterter Zuschauer der Partien des jüngsten Teilnehmers IGM Maxime Vachier-Lagrave (Jahrgang 1990). Applauss und Chapeau Monsieur MVL!

Im Turnier war er eine Klasse für sich. Ich muss im Nachhinein schmunzeln – seine Partien erinnerten an die bekannten Cartoons Tom und Jerry. Der kleine Franzose behielt am Ende der Partien immer die Oberhand und seine Gegner (die Toms) wurden galant „betrogen“.

Die beste Partie des Turniers? Caruana – MVL oder MVL – Ponomariov. Das bleibt Geschmackssache.

Hätte, wette – jeder Teilnehmer macht am Ende eines Turniers für sich sicher eine geheime Bilanz. Am besten wird Rainer Buhmann das Turnier vergessen. Mutig war der Mann schon (Kramnik – Buhmann). Das war Schachromantik pur und erinnert an die alten Schachmeister Anfang des 20. Jahrhunderts – aber insgesamt zu viel Zeit verbraucht und Lehrgeld bezahlt.

Wenn jemand den zweiten Platz verdient hätte, dann Vladimir Kramnik. Vierzig Jahre alt, aber was für ein Energie-Einsatz! Hätte, wette… wenn er gegen Caruana das viel, viel bessere Turmendspiel gewonnen hätte!

Ich hoffe natürlich, alle drei Stars im nächsten Kandidatenturnier zu sehen. Wie wäre es, Vladimir K., sich mit einem guten Sekundanten auf die Theorie zu stürzen, um besonders mit Schwarz eine neue „Berliner Mauer“ vorzubereiten? Ich glaube, dann könnte er seine Energie nämlich viel besser nutzen.

Fabiano Caruana war müde und Dortmund war dieses Jahr nicht sein Turnier. Die absolute Schachspitze ist wahrscheinlich zu oft am Schachbrett. Ich habe mich sehr gewundert, dass fünf an der Zahl vor dem Kandidatenturnier noch am Zürcher Oleg Skvorcov Turnier teilgenommen hatten. Karjakin nicht, die Vorbereitung im dunklen Zimmerchen war ihm wichtiger, hat ihm gut getan und gab ihm Recht.

… Ja, im Unterschied zu meinen Zeiten, wo wir alles noch mit dem eigenen Kopf regeln mussten, gibt es jetzt Rapid, Blitz und viele Shows. Ich verstehe natürlich, die Show must go on …

Leinier Dominguez. Sehr solid, wasserdicht und immer gut vorbereitet. Ein Produkt des „Staatsschachismus“ in Kuba. Die letzte Runde, Dominguez – MVL, schon deswegen lohnte sich der Weg nach Dortmund. Achtung! Die Kubaner werden eine sehr starke und ausgeglichene Mannschaft bei der Olympiade in Baku haben.

Jevgenij Najer. Vielleicht mit zu großen Ambitionen als Aeroflot-Sieger gekommen. Hätte, wette!? Aber Bravo, er spielte jede Partie kompromisslos auf Gewinn. Gegen Caruana konnte er die Züge wiederholen. Nicht nur im Fußball gilt „Wenn Du kein Tor schießt, dann macht es der Gegner“! Es ist auch bekannt, dass die Trauben in Dortmund anders hängen. Vielleicht auch höher als bei Aeroflot. Auf jeden Fall war er eine sehr interessante Persönlichkeit des Turnierfeldes.

Dieter Nisipeanu - Remiskönig gegen den eigenen Willen! 50% sind in Dortmund eigentlich nicht schlecht. Er versuchte und unternahm viel, seine Caro-Kann-Ideen habe ich sehr bewundert. Schade ein bisschen, die Partie Buhmann – Nisipeanu der letzten Runde endete nach einem versprechenden riskanten Anfang sehr abrupt. Er gehört sicherlich in die deutsche Olympiamannschaft. Ein sehr origineller Dieter N., der eigene Wege sucht.

Ruslan Ponomariov. Up and down. Er kann es sicher besser, aber es hätte auch schlechter kommen können. Ich sehe nicht in seine geheime Bilanz. Die einzige seelenlose Partie des Turniers aber war Ponomariov – Caruana in der letzten Runde.

War überhaupt jemand außer Monsieur MVL mit der Punkte- und Eloausbeute zufrieden?

Die Organisatoren mit Sicherheit, und noch mehr die Zuschauer, die bestimmt wiederkommen. Ich auch.

Turnierdirektor Stefan Koth spielt mit Vlastimil Hort

Wann fährt der nächste Zug zum Chess Meeting 2017 nach Dortmund?

 

Kiebitz IGM Vlastimil Hort
 

Fotos: Turnierseite (Georgios Souileidis, Dagobert Kohlmeyer)

 

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Ehemaliger Weltklasse-Spieler, WM-Kandidat, vielfacher Autor und bekannter TV Schachmoderator.

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