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Heute vor 105 Jahren, am 27.Januar 1913, wurde Lodewijk Prins in Amsterdam geboren. 1933 nahm er mit 20 Jahren an einem Simultan mit Alexander Aljechin teil und gewann gegen den amtierenden Weltmeister.
Als Jude drohte ihm während der deutschen Besetzung der Niederlande Verfolgung durch die Nazis. Anfangs spielte er noch Turniere und gab Simultanvorstellungen, doch dann musste er sich verstecken und konnte erst nach dem Krieg wieder an Turnieren teilnehmen.
Bei der 7. Schacholympiade 1937 in Stockholm spielte Lodewijk Prins zum ersten Mal mit dem niederländischen Team. Dort erreichte die Mannschaft den sechsten Platz, Prins erzielte sieben Punkte aus vierzehn Runden. Insgesamt vertrat er die Niederlande von 1937 bis 1968 bei zwölf Schacholympiaden und es gelang ihm, 1950 das zweitbeste und 1968 das drittbeste Ergebnis in der Einzelwertung zu erzielen.
Bei der Schacholympiade 1968 spielte Prins eine berühmte Partie, saß aber auf der falschen Seite:
Trotz dieser starken Leistung, 1968 mit 9/12, wurde er 1970 nicht mehr für das National-Team ausgewählt. Prins wollte dies nicht einsehen, beschwerte sich öffentlich und brach letztendlich alle Kontakte mit der niederländischen Föderation und ihren Vertretern ab. Auch später war eine Wiederversöhnung nicht mehr möglich.
Lodewijk Prins bei der Schacholympiade 1960 (Foto: Schaakclub Oud Zuylen Utrecht)
1950 wurde Lodewijk Prins der Titel eines Internationalen Meisters verliehen und 1951 erreichte er mit der nachträglich ausgerechneten historische Elo-Zahl von 2604 seinen Zenit. Mit dem ersten Platz beim Turnier in Madrid 1951 feierte er seinen größten Tuniererfolg. Prins startete mit hervorragenden 9/9 und beendete das Tunier mit 12,5/17. Nachdem er sich 1952 für das Interzonenentunier in Saltsjöbaden qualifiziert hatte, musste er sich dort aber mit dem letzten Platz (21.) zufrieden geben. Immerhin schaffte er es, gegen Spieler wie Petrosian, Geller und Averbakh Remis zu halten. 1954 nahm Prins an einem stark besetztem Tunier in Amsterdam teil, bei dem er aber auch nur im hinterem Mittelfeld landete. Ebenso erging es ihm auch auf anderen Top-Tunieren wie in Hamburg (1955) und Moskau (1956).
Mit einem 2,5-1,5 Sieg im Stichkampf gegen Coen Zuidema konnte Prins letztendlich die niederländische Meisterschaft 1965 für sich entscheiden und wurde somit zum ersten Mal Niederländischer Meister- mit 52 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt lag seine erste Teilnahme an der Landesmeisterschaft schon 29 Jahre zurück. Jan Donner, der mit Lodewijk Prins eine intensive Feindschaft pflegte, nahm dies zum Anlass, um in "De Tijd" seinen Erzfeind zu verspotten: Prins könne einen Springer nicht von einem Läufer unterscheiden, urteilte Donner und bezog sich darauf, dass Prins den Wert des Läuferpaares nicht erkannte.
1960 wurde Prins Internationaler Schiedsrichter. Er organisierte einige Tuniere, darunter das große Tunier in Amsterdam 1950, die Schacholympiade 1954 (nachdem Argentinien kurzfristig ausgefallen war) und das Kandidatentunier 1956. Prins war außerdem Schachautor und schrieb für die Zeitung "Het Parool". Bekannte Bücher von ihm sind "Masterchess" und die Capablanca-Biographie "Capablanca, das Schachphänomen". Prins und Euwe werden dort als Autoren genannt, aber von Prins stammte der größere Teil des Werkes. 1982 wurde er von der FIDE im Hinblick auf seine Lebensleistungen zum Ehrengroßmeister ernannt. Auch dies wurde von Donner negativ kommentiert.
Nicht nur mit Jan Hein Donner lebte Lodewijk Prins im Streit, auch andere Persönlichkeiten des niederländischen Schachs bekamen seine Missachtung zu spüren. Der niederländische Großmeister und Autor Hans Ree, der sich lange Zeit ein sehr gutes Verhältnis zu Lodewijk Prins bewahren konnte, skizziert dessen facettenreiche Persönlichkeit mit einer Reihe von Anekdoten in seinem geistreichen Aufsatz "Lodewijk Prins" (in: Hans Ree, My Chess, Russell Enterprises 2013, S. 182-191). So war Prins ursprünglich zum Turnier von Groningen 1946 eingeladen. Später wollte man die Teilnehmerzahl von 21 auf 20 reduzieren und komplimentierte Prins wieder aus dem Turnier heraus. Prins klagte und erhielt als Kompensation eine Summe, die größer war als das Preisgeld des Turniersiegers.
Der Konflikt zwischen Donner und Prins geht auf das Jahr 1952 zurück, berichtet Hans Ree, als beide zusammen in der niederländischen Mannschaft bei der Schacholympiade in Helsinki spielten. Dort hatte Prins am Vorabend des Wettkampfes gegen die UdSSR getönt, er verstünde mehr vom Schach als Smyslov. Am nächsten Tag verlor Prins gegen Smyslowv und Donner freute sich darüber königlich, was Prins ihm ein Leben lang übel nahm.
An andere Stelle berichtet Hans Ree über den eigenartigen Schreibstil von Lodewijk Prins in seiner Schachkolumne. Tim Krabbé veröffentlichte in einem Schachmagazin sogar ein Glossar mit einigen von Prins verwendeten seltsamen Begriffen und was er wohl tatsächlich damit meinte. Krabbe beschreibt Prins Charakter als "auf eine unschuldige Art überaus pedantisch".
Origineller Stil
Lodewijk Prins pflegte einen originellen Stil mit vielen Experimenten und ungewöhnlichen Zügen schon in der Eröffnung. Sein Zug 7...Sa6 gegen die Russische Variante in der Grünfeld-Verteidigung wurde ein halbes Jahrhundert später zur Hauptwaffe von Kasparov in dieser Variante.
Während er "seine" Variante in der Grünfeld-Verteidigung nur einmal anwandte, spielte er den zug 5.f3 gegen Sizilianisch regelmäßig. Auch diese Variante ist nach Prins benannt.
Prins spielte sein letzes Tunier beim Cattolica Open 1993, wo er im Mittelfeld landete. Am 11. November 1999 verstarb er im Alter von 86 Jahren.
Foto:Nationaal Archief
Interview mit Max Pam (Okt. 1975)...
Tim Krabbe über Lodewijk Prins...