11.12.2016 – In der 3. Runde der London Chess Classic gab es mit Hikaru Nakamura nur einen Sieger. Der Amerikaner setzte sich gegen das Geburtstagskind Vishy Anand durch. In den restlichen Partien vergaben insbesondere Veselin Topalov und Levon Aronian gute Siegchancen. Wesley So liegt nach dem Remis gegen Aronian mit 2,5 Punkten weiterhin in Führung. Die Analyse des Tages liefert Großmeister Michal Krasenkow, der den Kampf zwischen Aronian und So unter die Lupe nahm. Mehr...
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London Chess Classic 2016 Runde 3, Levon Aronian - Wesley So: Anmerkungen von Michal Krasenkow
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Nakamura vs. Anand von Daniel King
Fotos: Lennart Ootes
Eingang zum Spielort der London Chess Classic
Levon Aronian - Wesley So
Levon Aronian und Wesley So lieferten sich ein sehr interessantes Duell. Die Spieler wählten eine Variante der Englischen Eröffnung, in der Weiß zu Beginn mit seinem König gewöhnungsbefürftig umherirrt. Nach heterogenen Rochaden entfachte der 34-jährige Armenier gegen den schwarzen König am Damenflügel eine gefährliche Initiative. Die kritische Stellung entstand nach dem 31. Zug von Schwarz. Anstatt den weit vorgerückten c-Bauern mit Schach nach c7 zu schieben, schlug Aronian einen Bauern auf f7. Damit ließ er aber den Übergang in ein Doppelturmendspiel zu, das die Kontrahenten alsbald remis gaben. Damit verpasste Aronian die Chance durch einen Sieg den Tabellenführer an der Spitze abzulösen.
Aronian war gegen So am Drücker
Michael Adams - Anish Giri
Die Partie zwischen Michael Adams und Anish Giri währte sechs Stunden und war damit die längste des Tages. Der 22-jährige Holländer wählte die Sizilianische Verteidigung und erspielte sich dank eines rechtzeitigen Durchbruchs im Zentrum einen leichten Vorteil. In der Folge gewann er einen Bauern und besaß ein Turmendspiel mit vier gegen drei Bauern, wobei es ein entfernter Freibauer war. Die Konstellation bot ihm Chancen auf Gewinn zu spielen, doch Adams verteidigte sich umsichtig und sicherte sich nach langem Kampf seinen ersten halben Punkt in London.
Anish Giri setze Michael Adams unter Druck
Hikaru Nakamura - Viswanathan Anand
Vishy Anand feierte am Sonntag seinen 47. Geburtstag. Die Liste der Ehrerbieter in den sozialen Medien war lang und auch vor Ort reihten sich die jungen Fans ein, um dem Ex-Weltmeister zu gratulieren.
Sein Gegner Hikaru Nakamura gedachte aber nicht Vishy ein Geschenk zu überreichen. Der Amerikaner feierte vor zwei Tagen seinen 29. Geburtstag und verlor zum Auftakt der London Chess Classic gegen Wesley So. Heute schlug er mit einem Sieg gegen Anand zurück und ließ ihm ähnliche Gefühle zukommen, wie sie wohl ihn beschlichen haben nach der Niederlage gegen seinen Landsmann.
Der Sieg kam indes etwas glücklich zustande. Nach einem ausgeglichenen Verlauf in einer Variante der Ragozin-Verteidigung des Damengambits bot Nakamura im Mittelspiel ein Bauernopfer an, das Anand aber ablehnte. Kurz darauf baute "Naka" Spannung im Zentrum auf. Anand verrechnete sich beim Abtausch einiger Figuren und gab die Dame für Turm und Springer. Es folgte ein Endspiel, in dem Nakamura mit Dame gegen Turm und Läufer kämpfte. Die Stärke der Monarchin reichte dem Amerikaner vollkommen aus, um das nun ungleiche Duell problemlos für sich zu entscheiden.
Hikaru Nakamura brütet über seine Stellung gegen Vishy Anand
Maixme Vachier-Lagrave - Veselin Topalov
Veselin Topalov ließ gegen Maxime Vachier-Lagrave eine sehr gute Siegchance liegen. In einer Variante der Berliner Verteidigung leistete sich der 26-jährige Franzose mit Weiß zahlreiche Ungenauigkeiten. Die nutzte Topalov, um einen starken Angriff gegen den weißen König zu entfachen. Er öffnete den Königsflügel und drohte mit seinen Schwerfiguren und einem Springer über den weißen Monarchen zu fallen. Kurz vor dem Sieg versagten dem 41-jährigen Bulgaren, der mit zwei Niederlagen ins Turnier startete, die Nerven. Anstatt ein offensichtliches Schach mit der Dame zu geben, ließ er den Übergang in ein Springerendspiel zu, das keinem der Spieler Gewinnchancen bot.
Veselin Topalov ließ Siegchance gegen Maxime Vachier-Lagrave liegen
Fabiano Caruana - Vladimir Kramnik
Fabiano Caruana wählte gegen Vladimir Kramnik die Italienische Partie. In einer modernen Variante öffnete Schwarz schnell das Zentrum. Caruana besaß die bessere Struktur, Kramnik übte aber im Gegenzug Druck gegen den schwachen Bauern auf d3 aus. Zuerst gab der russische Ex-Weltmeister einen Bauern, bekam ihn aber dank einer taktischen Finesse wieder zurück. Im Mittelspiel hielten sich die Chancen die Waage und das änderte sich nicht bis zum Schluss in einem Doppelturmendspiel. Das Remis war leistungsgerecht.
Handshake zwischen Caruana und Kramnik, ein gewissser Körpergrößenunterschied ist zu erkennen
Georgios SouleidisGeorgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.
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