Dr. Michael Trauth (1950-2022)
Michael Trauth gehörte zu den zahlreichen Spielern, die das Schachspiel mit großem Eifer als Liebhaberei betrieben, ohne dieser Beschäftigung ihr ganzes Leben widmen zu wollen. Seine Hingabe zeigte sich unter anderem darin, daß er leere Partieformulare zu einem Buch zusammenbinden ließ, in das er alle seine Partien in sauberer, zierlicher Schrift eintrug und bisweilen mit kurzen Anmerkungen versah. Seine Stärke lag vor allem in der konkreten Analyse, bei der er Hartnäckigkeit und Findigkeit zu zeigen pflegte. Er gab mir viele wertvolle Hinweise zu meinen eigenen Versuchen in der Zeit, als man diese Arbeit noch nicht den Maschinen überlassen konnte. Im strategischen Bereich war er weniger sicher. Da es ihm an Zeit gebrach, sich mit Theorie zu befassen, wählte er immer dieselben Eröffnungssysteme. Deshalb lernte er viele Stellungsmuster nicht kennen; französische oder spanische Stellungen hat er nie auf dem Brett gehabt.
Es folgen zwei Proben seines Könnens.
Michael Trauth – Yannick Pelletier, Zürich 1997; Englisch
1.Sf3 Sf6 2.c4 c5 3.g3 b6 4.Lg2 Lb7 5.0-0 g6 6.Sc3 Lg7 7.d3
Michael Trauth pflegte die Eröffnung zurückhaltend zu behandeln. Unternehmender ist 7.d4 cd4: 8.Dd4: nebst Dd4-h4.
7...d5 (Vorsichtiger ist 7...0-0) 8.cd5:
Hier führt 8.Se5 0-0 9.Lf4 mit dem Versuch, die Fesselung des Bauern d5 auszunutzen, zu komplexerem Spiel. Der Partiezug ist natürlich kein Fehler.
8...Sd5: 9.Ld2 0-0 10.Sd5: Ld5: 11.Lc3
11...f6(?)
Schwarz möchte seinen Königsläufer nicht abgeben; aber dessen Sicht wird eingeschränkt und die Entwicklung vernachlässigt. Besser ist 11...Sc6 mit bequemem Spiel.
12.e4
In Betracht kommt auch 12.d4 c4 13.b3 cb3: 14. ab3: mit einigem Vorteil für Weiß. Der Textzug ist ebenfalls gut.
12...Lb7(?)
Schwarz darf die Beobachtung der Diagonale b3-g8 und des Feldes e6 in diesem Augenblick nicht aufgeben. Nach 12...Lf7 13.d4 cd4: 14.Sd4: e5 15.Sb5 Sc6 steht Weiß nur wenig besser. Jetzt erhält er eine kräftige Initiative.
13.Db3+(?)
Noch kräftiger ist sofortiges 13.d4 Le4: (Nach 13...Sd7 14.Te1 ist der Vorteil des Weißen offensichtlich) 14.De2
I 14...Lb7 15.dc5: bc5: 16.De6+ Kh8 17.Tad1 Db6 18.Sg5 De6: 19.Se6:Lg2: 20.Kg2: Tc8 21.Tfe1 Sc6 22.Td5 mit erheblichem Vorteil für Weiß.
II 14...Ld5 15.dc5: bc5: 16.Tad1 e6 17.Sh4 Dd7 18.Td5: ed5: 19.Td1 Sc6 20.Td5: De7 21.Dc4 Df7 22.Tc5:, und Weiß behält einen Mehrbauern.
III 14...f5 15.Tfd1
A) 15...De8 16.dc5: Lc3: (16...bc5: scheitert an 17.Lg7: Kg7: 18.Sg5) 17.Dc4+ e6 18.bc3: mit großem Vorteil für Weiß.
B) 15...Dc8 16.Sg5 Lg2: 17.Kg2:
Ba) 17...cd4: 18.Ld4: Ld4: 19.Td4: Sc6 20.Th4 mit gewaltigem Angriff.
Bb) 17...Te8 18.dc5: Lc3: 19.Dc4+ e6 20.Dc3: Dc5: 21.Dc5: bc5: 22.Td6, und Schwarz steht unter starkem Druck.
Der Nachteil des gewählten Zuges liegt darin, daß die Dame auf b3 durch Angriffe des schwarzen Damenspringers von c5 aus belästigt werden kann.
13...Kh8 14.d4 Le4: 15.dc5:
15...bc5:?
Danach wird die Initiative des Weißen erdrückend; Schwarz muß schleunigst etwas für seine Entwicklung tun. Nötig ist 15...Sa6 16.Tad1 Dc7 17.cb6: ab6: (17...Db7 scheitert an 18.ba7:) 18.Tfe1 Sc5 19.Dc4 Db7 mit Überlebensaussichten.
16.Tad1 Db6
Andere Damenzüge bringen keine Rettung.
I 16...Dc7
A) 17.Se5
Aa) 17...Lg2: 18.Sf7+ Tf7: 19.Df7: Sc6 20.Kg2: (M. Trauth) mit Gewinnstellung für Weiß.
Ab) 17...c4 18.Dc4: Dc4: 19.Sc4: Lg2: 20.Kg2: (M. Trauth) 20...Sc6. Weiß hat beachtlichen Vorteil, aber Schwarz hat Überlebensaussichten.
B) 17.Tfe1 ist stärker als 17.Se5.
Ba) 17...c4 18.Da3 Lf3: 19.Lf3: (Auch 19.La5 [M. Trauth] gewinnt) 19...Sc6 20.Te6 Tad8 21.Td8: Sd8: 22.Te7: mit Gewinnstellung.
Bb) 17...Lf3: 18.Lf3: Sc6 19.De6 Tac8 20.Td7 Db6 21.Lc6: Tc6: 22.De7: (M. Trauth) 22...Tg8 23.Df7 Tcc8 24.Te6, und Weiß gewinnt.
Bc) 17...Lb7 18.Sg5 Lg2: 19.Sf7+, und Weiß gewinnt, vgl. I Aa.
Bd) 17...Lc6 18.De6 Te8 (Nach 18...Sa6 19.Sh4 Lg2: 20.Td7 oder 19...Tac8 20.Dh3 erhält Weiß ebenfalls entscheidenden Angriff) 19.Df7 Sd7 20.Sg5 Sf8 21.Te6 (Dies ist noch stärker als die Fortsetzung 21.Lc6: Dc6: 22.Te7:, die M. Trauth angegeben hat) 21.. Lg2: 22.Tf6: Db7 23.Tg6: e5 24.Tg7:, und Weiß gewinnt. Das Abspiel bietet ein schönes Beispiel für die Kraft des Angriffs von Weiß.
II 16...Dc8 17.Tfe1 c4 18.Da3 oder 17...Lc6 18.Te7: ist ganz hoffnungslos für Schwarz.
III 16...De8 17.Tfe1 (Dies ist noch stärker als das von M. Trauth angegebene 17.Dc4) 17...Lc6 18.De6 mit Gewinnstellung für Weiß.
Jetzt kommt Schwarz zum Damentausch, aber es bringt ihm keine Erleichterung.
17.Tfe1 Db3: 18.ab3: Lc6
Auch mit 18...f5 19.Lg7:+ Kg7: 20.Sg5 Lg2: 21.Se6+ Kf7 22.Sf8: Lf3 23.Td8 kann Schwarz sich nicht retten.
19.Te7:
19...a5
Nach 19...Sa6 20.Td6 Tac8 21.Sg5 Lg2: 22.Kg2: oder auch 22.Ta6: ist die Lage des Schwarzen völlig hoffnungslos.
20.Sg5(?)
Dies entlastet den Schwarzen ein wenig. Einfacher ist 20.Tc7 (M. Trauth) 20...Ta6 21.Te1 Ld7 22.Tc5: mit leichtem Sieg. Auch 20.Td6 ist stark.
20...Lg2: 21.Kg2: Sc6 22.Tc7 Tfc8 23.Tdd7(?)
Auch dies ist nicht das Genaueste. Besser ist 23.Tc8:+ Tc8: 24.Se6 Sd4 25.Sc5: Tc5: 26.Td4: Kg8 27.Td8+ Kf7 28.Td7+ Kg8 29.Ta7 Tb5 30.Ta5: Tb3: 31.Ta8+ Kf7 32.Ta7+ Kg8 33.g4 mit technischer Gewinnstellung.
23...Tc7: 24.Tc7: Sd4 25.Se4 Sb5
So kann Schwarz wenigstens den schrecklichen Läufer des Weißen beseitigen und seinem eigenen Läufer wieder zu einiger Wirksamkeit verhelfen.
26.Tc5: Sc3: 27.bc3: f5 28.Sg5 Lf6
29.h4(?)
Stärker ist die sofortige Überführung des Springers auf das Feld d5. Nach 29.Se6 Kg8 30.Sf4 a4 31.ba4: Ta4: 32.Sd5 Lg7 33.Tc8+ Kf7 34.Tc7+ Kg8 35.h4 hat Weiß weiterhin vorzügliche Gewinnaussichten, obwohl mir nicht klar ist, ob man von einer Gewinnstellung sprechen darf.
Nach dem gespielten Zug kann Schwarz meines Erachtens überleben.
29...Tb8
Ich vermute, daß Schwarz das Turmendspiel, das nach 29...Lg5: 30.hg5: Tb8 31.Ta5: Tb3: entsteht, halten kann:
I 32.Tc5 Tb7 nebst Kh8-g7-f7 usw.
II 32.c4 Tc3 33.c5 Kg8 usw.
III 32.Ta8+ Kg7 33.Ta7+ Kf8 34.Tc7 Ke8
A) 35.Kf3 Kd8 36.Th7: (36.Tc4 Kd7 37.Kf4 Kd6 ist nicht besser für Weiß) 36...Tc3:+ 37.Kf4 Ke8 38.Ke5 Tc6, und Weiß kommt anscheinend nicht weiter.
B) 35.g4 fg4: 36.Kg3 Kd8 37.Th7: Tc3:+ 38.Kg4: Tc4+ 39.f4 Ke8 40.Tg7 Tc6 ist offenbar auch nicht gewinnversprechend.
Der Partiezug ist aber nicht schlechter.
30.Se6 Kg8 31.Sd4
Das Turmendspiel, das jetzt entsteht, ist verteidigungsfähig für Schwarz, aber auch nach 31.c4 Tb3: 32.Ta5: Tb2 dürfte Schwarz sich retten können, denn Weiß ist an die Verteidigung des Feldes d4 gebunden.
31...Ld4: 32.cd4: Tb3: 33.Ta5: Td3 34.Ta4
Andere Versuche versprechen nicht mehr.
34...h5
Auch der sofortige Königsmarsch ins Zentrum ist gut. Nach 34...Kf7 35.Kf1 Ke6 36.Ke2 Tb3 37.Ta7 Tb2+ 38.Kf3 Tb3+ 39.Kf4 (39.Kg2 Td3 mit remis) 39...Tb4 kommt Weiß nicht weiter: 40.Th7: Td4:+ 41.Kg5 (Nach Rückzug des Königs entsteht eine technische Remisstellung) 41...Tg4+ 42.Kh6 f4 kann man das Unentschieden vereinbaren.
35.Kf1
35...f4(?)
Dies gibt dem Weißen Gewinnaussichten. Mit der Fortsetzung 35...Td2 36.Ke1 Tb2 37.Ta7 Kf8 38.d5 Tb5 39.d6 Td5 hält Schwarz ohne Mühe remis.
36.Ke2 Tb3 37.gf4: Th3?
Dafür hat Schwarz keine Zeit. Ob er sich nach 37...Kf7 38.d5 retten kann, vermag ich nicht einzuschätzen. Wenn er den gegnerischen d-Bauern unter Turmtausch erobert, sind die Bauernendspiele für ihn in den meisten Fällen verloren;
38.d5 Th4:(?)
Auch nach 38...Kf7 39.Te4 Tb3 40.d6 Tb6 41.Td4 Ke8 42.d7+ Kd8 43.f5 gf5: 44.Kf3 Tb2 45.Kg3 gefolgt von 46.f3 und Kg3-f4-g5 (45...f4+ 46.Kf4: Tf2:+ 47.Kg5) geht Schwarz unter. Weiß muß aber noch sehr genau spielen; es gibt die Gefahr, daß ein Turmendspiel mit f- und h-Bauern entsteht, das Schwarz halten kann. Jetzt ist es einfach für Weiß.
39.d6 Kf7 40.Td4?
Mit dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle strauchelt Weiß. Nach 40.Te4 (M. Trauth) läuft der d-Bauer auf die achte Reihe. Nun rettet sich Schwarz.
40...Ke8 41.d7+ Kd8 42.Ke3 Th1 43.Td6 Te1+ 44.Kf3 Tg1 45.Td5 Te1 46.Td2 Tg1 47.f5 gf5: 48.Kf4 Tg7 49.Kf5: Td7: 50.Td7:+ Kd7: 51.Kg5 Ke6 52.f3 h4 remis gegeben.
Michael Trauth hat die Partie selbst kommentiert (CBM 062 Extra, MEGABASE 2021). In kennzeichnender Weise hat er sich an einer Stelle mit solcher Sorgfalt und Gründlichkeit in die Analyse vertieft, daß es für die Bearbeitung der übrigen Phasen des Spiels an Zeit mangelte.
Reinhard Lendwai – Michael Trauth, Zürich 1993; Sizilianisch
1.e4 c5 2.d4 cd4: 3.c3 d5 4.ed5: Dd5: 5.cd4: Sc6
Dies wurde am weitaus häufigsten gespielt. Auch 5...e5, aber auch 5...e6 sieht man nicht selten. Die Unterschiede zwischen diesen Zügen sollen hier nicht besprochen werden.
6.Sf3 e5
Beinahe ebenso häufig hat man 6...Lg4 gewählt. Ich gebe ein Beispiel aus jüngerer Zeit: 6...Lg4 7.Sc3 Lf3: 8.gf3: Dd4: 9.Dd4: Sd4: 10.Sb5 e5 11.Sc7+ Kd7 12.Sa8: Lb4+ 13.Kd1 Se7 mit unklarer Stellung, H. Stević – V. Topalov, Chanti-Mansisk (ol) 2010. Natürlich gibt es viele andere Möglichkeiten für Weiß; 7.Le2 ist solide, und 8.Sd5: führt zu verwickeltem Spiel.
7.Sc3 Lb4 8.Ld2 Lc3: 9.Lc3:
9...ed4:
Hier ist 9...e4 der Hauptzug. Nach 10.Se5 Se5: 11.de5: Se7 sind mehrere Züge versucht worden; am beliebtesten war die Fortsetzung 12.Da4+ Ld7 13.Da3, aber auch 12.Le2 und 12.De2 hat man häufiger gesehen. Ganz bequem ist die Stellung des Schwarzen nicht. Auch nach dem Partiezug sieht die Stellung des Weißen bequemer aus.
10.Sd4: Sge7
Etwas öfter wurde 10...Sf6 gezogen, bisweilen auch 10...Sd4:. Im Schaffen von Michael Trauth finden sich recht viele Partien mit diesem Abspiel, und er hat stets zu 10...Sge7 gegriffen.
11.Sc6:
Nach 11.Sb5 hat Schwarz zwei plausible Fortsetzungen:
I 11...0-0 12.Sc7
A) 12...Dd1:+ 13.Td1: Lg4 (13...Tb8 14.Lc4 überläßt dem Weißen ebenfalls das bessere Spiel) 14.f3 Tac8 15.fg4: Tc7: 16.Le2 mit Endspielvorteil für Weiß.
B) 12...De4+ 13.De2 De2:+ 14.Le2: Tb8 15.0-0-0 führt auch zu einem Endspiel, in dem Weiß einigen Druck ausübt.
II 11...De6+ wurde von Michael Trauth bevorzugt.
A) 12.De2 0-0 13.Sc7 führt zum Abspiel I B; Weiß hat das bessere Endspiel.
B) 12.Le2 0-0 13.Sc7
Ba) 13...De4
Ba1) 14.Sa8: Td8
Ba11) 15.Dd8:+ Sd8: mit besserem Spiel für Schwarz, weil es der Aufstellung des Weißen an Koordination mangelt; auf 16.0-0 (S. Engl – M. Trauth, Arco 2015) sollte 16...Se6 (statt 16...Lg4?) folgen.
Ba12) 15.Db3 Dg2: 16.Tf1 Lh3 17.Td1 Ta8: oder 17.Sc7 Dh2: mit scharfer Stellung und etwa gleichen Aussichten für beide Seiten.
Ba2) 15.0-0 Td8 16.Db3 De2: 17.Sa8:? (besser 17.Tfe1 Dg4 18.Sa8: Le6 19.h3 Dg6 20.Te6: mit gleichem Spiel) 17...Le6 18.Db7: Tb8 19.Dc7 Ta8: mit Vorteil für Schwarz, I. Roberti – M. Trauth, Arco 2003.
Ba3) 15.Dd2 Lg4
Ba31) 16.f3 Lf3: 17.gf3: Dh4+ 18.Kf1 Tad8. Auf 19.Tg1 hält Schwarz remis mit 19...Dh3+ 20.Ke1 Dh4+, und nach 19.Dc2 Td7 20.Sb5 (20.Tg1 wird einfach mit 20...g6 abgewehrt) 20...a6 21.Sa3 Sd5 erhält Schwarz einen gefährlichen Angriff.
Ba32) 16.Sa8: Td8 17.De3: Dg2: 18.Tf1 Le2: 19.De2: Dh2: mit etwa gleichem Spiel.
Ba4) 15.f3 Dg6 16.Kf2 Td8 17.Df4 Lf5 18.h4 (S. Drazić – M. Trauth, Arco 2008), und jetzt ist der Vorteil des Weißen nach 18...Ld3 (statt 18...Dd6) 19.h5 Df5 gering.
Ba5) Mit 15.Dd3 Dd3: 16.Ld3: Tb8 17.0-0-0 kann Weiß wieder auf bequeme Weise ein etwas besseres Endspiel anstreben.
Bb) 13...Dg6 14.Lh5 De4+ 15.De2 De2:+ 16.Le2: Tb8 (G. di Lazarro – M. Trauth, Arco 2010) führt zu dem unter I B erwähnten Endspiel, das Schwarz eigentlich nicht anstrebt.
Der Partiezug führt zu einer in etwa ausgeglichenen Stellung.
11...Dc6: 12.Dd4
Das Endspiel, das nach 12.Lg7: Tg8 13.Lc3 Lh3 14.Dd3 (Auch andere Züge versprechen keinen nennenswerten Vorteil) 14...De6+ 15.De3 De3:+ 16.fe3: Lg2: 17.Tg1 Lf1: 18.Tg8:+ Sg8: 19.Kf1: Tc8 entsteht, sollte Schwarz ohne große Schwierigkeiten halten können.
12...Le6
13.Dg7:(?)
In der Partie C. Popa – M. Trauth, Arco 2001, folgte 13.0-0-0 Sd5 14.Dg7: 0-0-0 15.De5 The8 16.Ld3 mit etwa ausgeglichener Stellung. Das Spiel F. Steil-Antoni – M. Trauth, Luxemburg 2016, sah die Fortsetzung 13.Td1 Sd5 (Auch 13...f6 ist spielbar) 14.Le2 Sc3: 15.Dg7: Ke7 16.bc3: Thg8 17.Dd4, und jetzt führt 17...Dg2: (statt 17...Tg2:? 18.Db4+ Kf6 19.Td6) zu gleichem Spiel. Auch nach 13.Ld3 f6 14.0-0-0 (oder 14.0-0) 14...Kf7 sollte Schwarz standhalten können.
Nach dem Textzug muß Weiß große Genauigkeit walten lassen, um den Ansturm des Schwarzen überleben zu können.
13...0-0-0 14.Tc1
Dies ist ein natürlicher Zug. Andere Möglichkeiten sind:
I 14.Dg5 Td5 15.De3 (15.Dd5: Sd5: 16.Lh8: Lf5 führt zu einer Verluststellung für Weiß. 15.Df6 Te8 ist nicht besser) 15...Te8 16.Le2 (16.Da7: wird mit 16...Lh3 beantwortet) 16...Sf5 17.Df4 (17.Da7: Sh4 ist ungünstig für Weiß) 17...Ld7 mit scharfem Kampf und guten Aussichten für Schwarz.
II 14.La5
A) 14...The8 15.Ld8: Sf5 16.Dc3 Lc4+ 17.Kd2 Td8:+ 18.Kc1 Dh6+ 19.Kc2 (Auf 19.Kb1 folgt 19...Td1+ 20.Kc2 Ta1: 21.Lc4: Sd4+ 22.Dd4: Th1:, und Schwarz hat geringen Vorteil) 19...Sd4+ 20.Kb1 Dg6+ 21.Kc1 Dh6+ mit Dauerschach.
B) 14...b6 15.Ld2 Kb7 16.Le2 Ld5
Ba)17.Dh6 Td6 18.Df4 Sg6 19.Dg3 Lg2: mit besserer Stellung für Schwarz.
Bb) 17.Tc1 De6 18.Dh6 Sg6 19.De3 The8 ist ebenfalls bequem für Schwarz.
Man sieht, daß die Stellung im ganzen recht befriedigend für Schwarz ist.
14...De4+ 15.Le2 Sc6 16.Dg3(?)
Am sichersten ist es, das Feld e3 mit 16.Ld2 unter Kontrolle zu nehmen in der Absicht, f2-f3 folgen zu lassen. Nach 16...Thg8 17.Df6 La2: (17...Dg2: 18.Lf3 ist nicht gefährlich für Weiß) 18.Tg1 Tg2: (18...Tge8 19.Le3 bringt nicht mehr) 19.Tg2: Dg2: 20.Lf3 hält sich Weiß ohne Mühe.
16...The8
17.Kf1(?)
Die richtige Verteidigung besteht in 17.La5, um das Feld c4 unter Kontrolle zu nehmen. Nach 17...Td7 (17...b6 scheitert natürlich an 18.0-0) 18.Df3 Df3: (18...Da4 19.Da3 ist nicht besser) 19.gf3: Ld5 20.Kf1 La2: 21.Lc3 Le6 22.h4 Kc7 hat Schwarz geringfügigen Vorteil, aber Weiß sollte sich halten können. Jetzt erfolgt ein lästiger Überfall.
17...Lc4 18.Lc4: Dc4:+ 19.Kg1 Sd4 20.Dh3+?
Danach ist Weiß rettungslos verloren. Nötig ist 20.h4 (oder 20.h3) 20...Se2+ 21.Kh2 Sg3: 22.Lf6. Nach 22...Te4 23.Kg3: Td6 24.f3 Kd7 25.Tc4: Tc4: 26.Lc3 hat Weiß noch Überlebensaussichten im Endspiel.
20...f5
Viel natürlicher und einfacher ist es, den König aus der c-Linie zu entfernen. Nach 20...Kb8 muß Weiß sofort aufgeben, denn auf 21.f3 folgt 21...Se2+ 22.Kf2 Dc5+, und 21.g3 wird mit 21...Sf3+ 22.Kg2 Dd5 widerlegt: 23.Thd1 Dd4+ 24.Kg1 Se2+ und matt. Auch 20...Te6 ist stärker als der partiezug. Aber er genügt zum Gewinn.
21.f3 Se2+
Einfacher ist immer noch 21...Kb8 oder 21...Dc5.
22.Kf2 Sc1:(?)
Viel Arbeit kann sich Schwarz mit 22...Sc3: sparen:
I 23.Tc3: Td2+ 24.Kg3 Tg8+ 25.Dg4 Tg4:+ 26.fg4: Td3+ usw.
II 23.Df5:+ Kb8 24.Tc3: Dh4+ 25.g3 Td2+ 26.Kf1 Td1+ 27.Kf2 Dd4+ 28.Kg2 Dd2+ 29.Kh3 Dh6+ usw.
Aber der gespielte Zug genügt zum Sieg.
23.Df5:+ Kb8 24.Tc1 De2+ 25.Kg3 Tg8+ 26.Kh4 Df2+
Dies ist stärker als 26...Dg2: 27.Le5+ Ka8 28.Tc2 Dg1 29.Lg3, obwohl Schwarz auch dann auf Gewinn steht.
27.Kh5
Auf 27.g3 folgt 27...Dh2:+ 28.Dh3 Df2 (28...De2 29.g4 ist nicht besser) 29.Le5+ Ka8 30.f4 Db6 31.Df5 Tdf8, und Schwarz gewinnt.
27...Dg2: 28.Le5+ Ka8 29.h4 Tgf8 30.Dg4 De2 31.f4(?) Tf5+ Weiß gibt auf.
Michael Trauth spielte in seinem Leben wohl 1500 Partien in Mannschaftskämpfen und Offenen Turnieren. Er begann im Verein seines Heimatortes Herxheim, spielte unter anderem in der Bundesliga für Koblenz und viele Jahre für den Schachklub Echternach in Luxemburg.
Michael Trauth war ein äußerst angenehmer und fairer Gegner. Über seine eigenen Fehler ärgerte er sich, suchte aber nie nach Entschuldigungen und liebte es, auch seine Verluste nach der Partie mit dem Partner zu besprechen.
Bedeutender als seine schachliche war seine berufliche Laufbahn. Er studierte Latein und Geschichte in Heidelberg und Trier. Im Rahmen seiner Geschichtsforschungen hatte er mit Problemen der Archivierung zu tun, und so begeisterte sich der junge Gelehrte früh für die Möglichkeiten der neuen digitalen Technik. Er wurde Experte für die Textverarbeitungsprogramme TUSTEP und übernahm an der Universität Trier die Aufgabe, Studenten der Geisteswissenschaften bei der Anwendung von Datenverarbeitung zu beraten. Für die Studenten war dies ein Glücksfall, denn seine Hilfsbereitschaft und seine Geduld waren unerschöpflich, seine Klarheit und Genauigkeit beim Beschreiben von Sachverhalten unübertrefflich, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Auch seinen Kollegen an der Universität half er mit unermüdlichem Fleiß, und seine Beliebtheit war so groß, daß man ihn beim Antritt des Ruhestandes mit einer Festschrift ehrte (Zwischen artes liberales und artes digitales, ed. A. Geissler und M. Schneider, Marburg 2016). Die Beiträge stammen aus den verschiedensten Gebieten der Geisteswissenschaften und der Datenverarbeitung und bezeugen, wie breit gestreut die Interessen von Michael Trauth waren.
Das zeigte sich besonders beim persönlichen Umgang. Er wußte auf jeden einzugehen und jeden mit geschickten Fragen auf ein Gebiet zu lenken, das dem Gesprächspartner am Herzen lag. Dabei stellte er sich keineswegs in den Mittelpunkt, sondern gab dem anderen Raum zur Entfaltung. Durch sein Wohlwollen verstand er es, eine Atmosphäre des Wohlbehagens um sich her zu verbreiten, die er mit feinem Humor würzte. Außerdem besaß er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Für sich selbst forderte er nichts, konnte sich aber sehr erregen, wenn er sah, daß anderen Unrecht geschah.
Michael Trauth leistete mir unschätzbare Hilfe in praktischen Belangen. Er richtete den Satz für zwei meiner Bücher ein, und er rettete mich viele Male bei meinem hilflosen Umgang mit dem Computer vor der Verzweiflung. Ich empfing außerdem von ihm stete intellektuelle Anregung – vor allem aber das Gefühl von Freundschaft und Geborgenheit.
In tiefer Dankbarkeit widme ich diese wenigen Zeilen seinem Gedenken.