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Nach dem recht trockenen Schwarzremis gegen Li Chao in Runde vier durfte der Weltmeister Magnus Carlsen heute wieder die weißen Steine führen. Sein Gegner in der fünften Runde: Anish Giri - ein brisantes Duell, schließlich konnte Carlsen den jungen Niederländer in bisher 13 Begegnungen bei klassischer Bedenkzeit noch nie besiegen.
Viele hätten Giri ja als unangenehmsten Gegner für Carlsen in einem möglichen WM-Kampf gesehen, seine vieldiskutierte Liebe zum Unentschieden im Kandidatenturnier verhinderte dies jedoch.
Nun also das Aufeinandertreffen in Carlsens Heimatland - der Weltmeister vermeidet mit 5.d3 den offenen Spanier, den Giri zuweilen gerne und erfolgreich anwendet. Dieses etwas unambitionierte Spiel gibt Giri jedoch die Option 6...Lc5. Carlsen versucht gemäß seinem Stil die Stellung einfach zu halten, es gelingt ihm im Mittelspiel jedoch nicht, das so typische Druckspiel aufzubauen. Vollständig ohne Probleme holt Giri auch im 14. Aufeinandertreffen einen halben Zähler und kann sich weiterhin damit rühmen, gegen den Weltmeister nicht verloren zu haben.
Auf Topniveau ein seltener Gast ist vermutlich die folgende Stellung aus der Partie Aronian-Vachier Lagrave:
Stellung nach 2.c3
Dieses unambitionierte wirkende Abspiel hat eine gewisse Logik: Aronian zwingt mit 3.d4 und der Drohung 4.dxc5 Vachier Lagrave zu einer Entscheidung. Entweder der Franzose deckt den c5 mittels ...e6, also z.B. 2...d5 3.d4-e6 und landet nach 4.Lf4 in einem Londoner System oder er tauscht auf d4 ab und ein Abtausch-Slawisch entsteht - beides Eröffnungen, die Vachier Lagrave nicht unbedingt im Repertoire hat. Vielleicht eine schlaue Idee Aronians, Vachier Lagrave zeigt sich jedoch wenig beeindruckt und remisiert die Partie in der slawischen Abtauschvariante problemlos.
Die wohl spannenste Partie des Tages legen Harikrishna und Li Chao hin. Vor allem Letzterer agierte bisweilen ja ungewohnt vorsichtig, diesmal wollte er es jedoch wissen und strebt ebenso wie sein Gegner eine zweischneidige Stellung an.
Stellung nach 11...Lf6: Li Chao strebt den positionell erstrebenswerten Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer an, Harikrishna findet mit 12.Tg1 ein starkes Gegenrezept.
Stellung nach 14.Sb5: Weiß zwingt die schwarze Dame ihren aktiven Vorposten wieder zu verlassen - die schwarzen Läufer sind getauscht, doch Weiß konnte nach 14...De7 mittels 15.g5 seinen Raumvorteil um ein wichtiges Feld ausbauen.
In der Folge konnte der Inder weitere wichtige Felder unter Kontrolle nehmen und seinen Gegner Zug um Zug überspielen.
Ebenso zum ganzen Zähler kommt Veselin Topalov gegen Nils Grandelius. In einer zweischneidigen Varianten der spanischen Eröffnung gewinnt Topalov zuerst das wichtige Duell um die a-Linie, um daraufhin auch am Königsflügel einen gefährlichen Angriff aufzuziehen. Seine Dame in der linken unteren Ecke strahlt in voller Kraft: Einerseits kontrolliert sich die a-Linie (wo sie im Laufe der Partie auch wirkungsvoll nach a6 eindringt), andererseits richtet sie sich in Kombination mit einem Springer auf h5 und einem Turm auf g3 gegen den schwarzen König.
Eher unaufgeregt verläuft die Partie zwischen Vladimir Kramnik und Pavel Eljanov. In einer italienischen Partie hat der russische Ex-Weltmeister immer etwas angenehmeres Spiel und leíchten Druck, Eljanov kann jedoch gut parieren und verdient sich am Ende das Remis voll und ganz.
Runde 5 (April 24, 2016) | ||||||
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Carlsen, Magnus | - Giri, Anish | ½-½ | 48 | C77 | Ruy Lopez Anderssen | |
Topalov, Veselin | - Grandelius, Nils | 1-0 | 42 | C84 | Ruy Lopez Centre Attack | |
Kramnik, Vladimir | - Eljanov, Pavel | ½-½ | 43 | C53 | Giuoco Piano | |
Aronian, Levon | - Vachier-Lagrave, Maxime | ½-½ | 38 | D14 | Slav Exchange | |
Harikrishna, Pentala | - Li, Chao b | 1-0 | 42 | E60 | King's Indian without Nc3 |
Carlsen führt nach wie vor die Tabelle an, dahinter folgen Vachier Lagrave, Kramnik und nun auch Topalov. An der Spitze kommt es morgen zum direkten Aufeinandertreffen zwischen Vachier Lagrave und Carlsen, zudem die Paarung Kramnik-Aronian.
Fotos: Altibox Norway Chess