René Stern gewinnt "Schlacht von Dennewitz"

von Rene Liese
06.09.2019 – Am 6. September 1813 wurden die Franzosen und verbündeten Sachsen in der Schlacht bei Dennewitz von einem preußisch-russisch-schwedischen Heer geschlagen und Napoleon in die Defensive gedrängt. In Erinnerung an dieses Ereignis treffen sich alljährlich die Schachfreunde aus der Umgebung und spielen ein Schachturnier. | Fotos: René Liese

ChessBase 18 - Megapaket ChessBase 18 - Megapaket

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Mehr...

Schlacht bei Dennewitz 2019 – René Stern zum 2. Mal erfolgreich

Großmeister René Stern aus Berlin gewinnt zum 2. Mal die mit 17 Titelträgern wieder sehr gut besetzte Schlacht bei Dennewitz 2019

Die Schlacht von Dennewitz, das Schnellschachturnier des SV Marzahna 57 e.V., fand nun schon zum 17. Mal statt. Die tatsächliche Schlacht mit vielen echten Opfern liegt nun schon 206 Jahre zurück. Damals war es nicht so heiß und die schachliche Qualität war sicher auch bei Weitem nicht so gut. Ok, damals waren es über 100.000 Kämpfer – diesmal mit 60 etwas weniger – aber mit 17 Titelträgern gab es einen neuen Rekord. Doch es ging wie 1813 wieder um Opfer, Taktik, Angriff, Verteidigung, Sieg oder Niederlage und vor Allem um Ruhm und Ehre.

Die Aufstellungen bei der Schlacht von Dennewitz

Als Ranglistenerster trat René Stern (SK König Tegel) zum zweiten Mal in Dennewitz an. Vor 14 Jahren, gewann er schon mal ganz souverän mit 8,5 aus 9. Zu seinen weiteren großen Erfolgen neben diesem Sieg zählen wahrscheinlich die deutschen Meistertitel im Schnellschach 2010, im Blitzschach 2013 oder der DDR-Mannschaftsmeistertitel 1990.

Die Reihen beim Schachturnier

Die beiden nominell stärksten Konkurrenten in Dennewitz waren Großmeister Sergey Kalinitschew (Lübecker SV), deutscher Meister 2016 und der ukrainische Spieler Vadim Razim, der bei der Europameisterschaft 2015 in Minsk im Schnellschach 3. wurde. Doch dahinter gab es viele weitere Kandidaten auf die Plätze, vor allem die Internationalen Meister Michael Kopylov, der für Norderstedt letztes Jahr in der 2. Bundesliga spielte, Drazen Muse (SC Kreuzberg), der in Dennewitz schon mehrfach Preise gewonnen hatte, Ferenc Langheinrich (SV Empor Erfurt) - in den letzten beiden Jahren jeweils auf dem Treppchen in Dennewitz - und natürlich auch der ehemalige Spieler vom SV Marzahna 57 e.V., Ralf Schöne, der mit Empor Potsdam gerade in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Er kann übrigens als einziger Spieler weltweit auf die Erfahrung von 17. Teilnahmen bei der Schlacht bei Dennewitz zurückgreifen. Nur die Schlacht von 1813 hat er verpasst …

Da in den ersten Runden immer die Favoriten gegen die (vermeintlich) schwächeren Spieler antreten, sollte es anfangs keine Überraschungen, insbesondere an den vorderen Brettern, geben. Doch manchmal hilft nur das Glück. Harry Kliebe aus Lübbenau hatte gegen Vadim Razin durch starken Angriff und Opfer eigentlich schon eine Gewinnstellung erreicht, wenn er nicht postwendend später seine Dame eingestellt hätte. Vadim Razim war gewarnt – im Dörfchen Dennewitz wird auch nach 1813 eine scharfe Klinge geschlagen! Schlimmer erwischte es dann Sergey Kalinitschew in Runde 2, der die Freibauern seines Gegners nicht aufhalten konnte und verlor.

In der dritten Runde gab es das erste von mehreren Familienduellen am heutigen Tag in Dennewitz: Michael und Daniel Kopylov (TuRa Harksheide) trennten sich Remis. Bei der Leistungsentwicklung von Daniel wird er wohl nicht mehr lange seinem Vater die halben Punkte „schenken“.

In Runde 4 gab es dann erste Hinweise, wie das Turnier ergebnistechnisch laufen könnte: René Stern trennte sich Remis von Ferenc Langheinrich und Vadim Razim unterlag Drazen Muse. Für Razim war klar: Platz 1 wird heute schwer, denn René Stern schien alles unter Kontrolle zu haben und gewann u.a. zweimal gegen Familie Kopylov am Spitzenbrett.

Kalinitschew unterlag dann sogar noch zwei weitere Male und hatte insbesondere wegen Problemen mit der Zeiteinteilung an diesem Tag keine Chance mehr auf einen Hauptpreis. Langheinrich gab noch zwei weitere Remis ab – war aber beim Kampf um Platz zwei dabei. Razim spielte nur noch einmal remis, so dass er in der letzten Runde gegen Stern zumindest theoretisch noch um Platz eins spielte. Das Zitat vom späteren Sieger übrigens dazu „Schön, dass man bei Euch in Dennewitz bis zur letzten Runde mit starken Gegner rechnen kann / muss“. Doch zwischendurch passierte auch noch etwas anderes: Schwalben beim Fußball kennt man ja zur Genüge, aber beim Schach? Ja, in Dennewitz gibt es sogar das – hier genau beobachtet von Langheinrich. Zum Glück entschieden sich die Schwalben den Turniersaal in der Pause wieder zu verlassen, ohne größeres Unheil anzurichten.

Die weiteren Familienduelle sind an dieser Stelle auch noch bildlich festgehalten – 2x Familie Reichmann / Pfau (SF Schwerin / SF Schwedt / SF Nordost Berlin) und 1 x Familie Schinagl (SSG Lübbenau):

Und die Auslosung ermöglichte auch dieses Foto mit 5 Frauen nebeneinander mit Weiß.

Apropo Auslosung: Die „Guten“ spielen im Himmel, während es unten brennt …

Zurück zur letzten Runde. Razin wollte nicht mehr alles riskieren – für ihn war klar, dass er mit einem Remis entweder Zweiter oder Dritter werden würde. Es war höchst unwahrscheinlich mit einem Sieg noch Platz eins zu erreichen. Stern reichte ein Remis zum souveränen Turniersieg. Die logische Folge war dann auch das Unentschieden.

Am zweiten Brett kämpfte Torsten Sarbok (SK König Tegel) noch um einen Hauptpreis gegen Ferens Langheinrich. Letzterem reichte ein Remis zu Platz drei, für Platz zwei musste er gewinnen. Am Ende war er mit dem Remis auch zufrieden, weil Sarbok erst kurz vor Schluss seine Gewinnstellung verdarb.

Damit gewann René Stern mit 8 Punkten, vor Vadim Razin und Ferenc Langheinrich mit jeweils 7 Punkten. Platz 4 und 5 ging mit jeweils 6,5 Punkten an Karsten Schulz (SF Schwerin) und Clemens Rietze (SC Rotation Pankow). Den letzten Hauptpreis gewann als Sechster Drazen Muse mit 6 Punkten.

Die Sieger

Daniel Kopylov, der sich zwischendurch bis an das erste Brett gespielt hatte, ging als 7. mit ebenfalls 6 Punkten durch den Jugendpreis aber auch nicht ganz leer aus. Bester Senior wurde Dr. Wolfram Heinig (SK König Tegel). Sergey Kalinitschew gewann dann immerhin noch den Peter-Biehler-Gedenkpreis für den besten Spieler ohne Remis. Der Frauenpreis ging an Katrin Dämmering (TSG Markleeberg).

Die Ratingpreise in der Kategorie TWZ 1901 bis 2200 gingen von Platz eins bis fünf an: Thomas Heinrich (VfB Schach Leipzig – offensichtlich hat er nicht alles verlernt, was er in den vielen Jahren in Marzahna gelernt hat), Wladimir Ozeran (SK Dessau 93), Andreas Berthold (SV Schwarzheide), Daniel Gurack (ESV Eberswalde) und Torsten Schröder (SSG Lübbenau).

Plätze eins bis drei in der Kategorie TWZ 1 bis 1900 gingen an Sybille Guder (SF Berlin, übrigens Berliner Meisterin 2019), Felix Reichmann und David Schmidt (SC Empor Potsdam).

Neben Daniel Kopylov haben die beiden Nachwuchsspieler Felix Reichmann und Magnus Ermitsch (Borussia Lichtenberg) mit den jeweils 4,5 Punkte schon gezeigt, dass sie sich in den nächsten Jahren schnell Richtung der Hauptpreise bewegen werden. Einziger und damit gleichzeitig bester Spieler vom Gastgeber wurde Mario Gutewort, der seinen Setzlistenplatz nur um einen Platz verfehlte.

Insgesamt kamen fast 20 Teilnehmer zu Geld- und Sachpreisen, die freundlicherweise von den Sponsoren aus dem Verein des SV Marzahna 57 e.V. zur Verfügung gestellt wurden. Die Turnierleitung musste nicht einziges Mal erwähnenswert eingreifen. Diese Schlacht war deutlich friedlicher als die von 1813. Das hat wieder einmal Spaß gemacht! Übrigens trifft sich wie im Vorjahr ca. ein Dutzend der Spieler gleich am 01.09 wieder – diesmal bei einem Schachturnier in Wittenberge. Diese Kombination der beiden Turniere am Sonnabend und Sonntag hat sich offensichtlich bewährt.

In der ewigen Bestenliste für die Schlacht bei Dennewitz liegt weiter unangefochten Ralf Schöne durch seine ununterbrochenen Teilnahmen vor dem 6-maligen Sieger Robert Rabiega und Torsten Schröder. Napoleon war nur einmal vor Ort …

Ein großes Dankeschön gilt dem Team des „Wirtshaus zum Grafen Bülow“ für die Zurverfügungstellung des historisch gestalteten Saales und die preiswerte und leckere Bewirtung! Dank gilt natürlich auch den Sponsoren vom gastgebenden SV Marzahna 57 e.V. sowie Schiedsrichter und Turnierleitung Roland Schimmel, Fred Metzdorf und René Schilling.

Die nächste Schlacht findet am 29.08.2020 statt. Aber das Museum in Dennewitz zur Schlacht von 1813 ist unabhängig vom Schach immer einen Besuch wert!

Endstand:

Rangliste:  Stand nach der 9. Runde 
Rang Teilnehmer Titel TWZ At Verein/Ort Land S R V Punkte Buchh SoBerg
1. Stern,René GM 2515   SK König Tegel GER 7 2 0 8.0 54.5 47.50
2. Razin,Vadim   2427     URK 6 2 1 7.0 52.0 39.00
3. Langheinrich,Ferenc IM 2375   SV Empor Erfurt GER 5 4 0 7.0 50.0 36.75
4. Schulz,Karsten FM 2272   SF Schwerin GER 5 3 1 6.5 49.5 33.00
5. Rietze,Clemens FM 2279   SC Rotation Pankow GER 5 3 1 6.5 48.0 32.00
6. Muse,Drazen IM 2364   SC Kreuzberg CRO 4 4 1 6.0 55.5 35.00
7. Kopylov,Daniel   2204   TuRa Harksheide GER 5 2 2 6.0 53.5 32.50
8. Kopylov,Michael IM 2415   SK Norderstedt UKR 4 4 1 6.0 52.0 32.00
9. Sarbok,Torsten FM 2334   SK König Tegel GER 4 4 1 6.0 49.5 31.75
10. Heinig,Wolfram,Dr. FM 2231   SK Zehlendorf GER 5 2 2 6.0 48.0 27.00
11. Kalinitschew,Sergey GM 2437   Lübecker SV GER 6 0 3 6.0 47.5 30.00
12. Reichmann,Hendrik FM 2341   SF Schwerin GER 4 4 1 6.0 41.0 26.50
13. Schöne,Ralf IM 2262   SC Empor Potsdam GER 4 3 2 5.5 47.5 26.25
14. Heinrich,Thomas   2172   VfB Schach Leipzig GER 5 1 3 5.5 47.5 26.00
15. Ozeran,Wladimir   2094   SK Dessau 93 GER 5 1 3 5.5 47.5 25.50
16. Berthold,Andreas   2113   SV Schwarzheide GER 5 1 3 5.5 43.5 23.50
17. Gurack,Daniel   2060   ESV Eberswalde GER 5 1 3 5.5 42.5 23.50
18. Schroeder,Torsten   2168   SSG Lübbenau GER 5 0 4 5.0 48.0 20.00
19. Leibovitch,Iziaslav,Dr.   2089   SK Dessau 93 GER 5 0 4 5.0 45.0 20.50
20. Dämering,Katrin WFM 1999 W TSG Markkleeberg GER 4 2 3 5.0 44.5 19.50
21. Kunze,Kerstin WIM 2033 W SF Schwerin GER 5 0 4 5.0 41.0 20.00
22. Hoffbauer,Jörg   1909   SF Berlin GER 5 0 4 5.0 40.5 18.00
23. Guder,Sibylle   1893 W SF 1903 Berlin GER 4 2 3 5.0 40.0 21.00
24. Müller,Klaus   1945   SG Lok Brandenburg GER 5 0 4 5.0 38.0 17.00
25. Vollak,Andreas   2012   SC Empor Potsdam GER 4 2 3 5.0 37.5 18.25
26. Gelman,Josef   1996   SC Weisse Dame GER 5 0 4 5.0 37.5 17.50
27. Uhl,Heinz   2144   SC Weisse Dame GER 4 1 4 4.5 48.0 22.25
28. Reichmann,Felix   1794   SF Nordost Berlin GER 4 1 4 4.5 46.0 21.50
29. Schunk,Thomas FM 2124   SG Leipzig GER 4 1 4 4.5 45.0 18.75
30. Schmidt,David   1899   SC Empor Potsdam GER 4 1 4 4.5 41.5 17.25
31. Kliebe,Harry   1996   SSG Lübbenau GER 4 1 4 4.5 40.5 17.75
32. Pfau,Beate   2035 W SF Schwedt GER 4 1 4 4.5 39.0 16.25
33. Ermitsch,Magnus   1815   Borussia Lichtenberg GER 4 1 4 4.5 39.0 16.00
34. Würsig,Mathias   1766   SV Ottendorf-Okrilla GER 4 1 4 4.5 34.5 13.50
35. Kuhne,Detlev   2088   SC HC Trebbin GER 2 4 3 4.0 45.0 18.25
36. Germann,Heike WFM 2079 W SC Empor Potsdam GER 3 2 4 4.0 40.0 15.75
37. Wittke,Martin   2200   SC Kreuzberg GER 4 0 5 4.0 39.5 17.00
38. Hansch,Klaus-Michael   1850   SC Weisse Dame GER 4 0 5 4.0 39.0 13.50
39. Just,Anita,Dr. WFM 1883 W SV Allianz Leipzig GER 3 2 4 4.0 36.5 12.75
40. Frübing,Thomas   2070   SF Friedrichshagen GER 3 2 4 4.0 36.5 12.25
41. Otter,Nils   1819   SC Kreuzberg AUT 4 0 5 4.0 36.0 13.50
42. Niemann,Silvio   1835   SV Parchim GER 2 4 3 4.0 34.0 12.50
43. Heymann,Norbert   1673   USC Viadrina Frankfurt GER 3 2 4 4.0 31.0 11.75
44. Schulz,Petra WFM 2070 W Muldental Wilkau-Haßlau GER 2 3 4 3.5 41.5 14.00
45. Lippert,Daniel   1788   USC Viadrina Frankfurt GER 3 1 5 3.5 41.0 14.25
46. Nadal Tur, Antonio   1699     ESP 3 1 5 3.5 36.0 11.00
47. Schäfer,Sven   2009   SK Dessau 93 GER 3 1 5 3.5 35.0 8.25
48. Sasse,Leon   1586   Babelsberg GER 3 1 5 3.5 34.5 11.75
49. Beator,Jürgen   1842   SC HC Trebbin GER 2 3 4 3.5 30.5 7.50
50. Brehm,Stefan   1891   SC Weisse Dame GER 3 1 5 3.5 30.0 6.50
51. Seigerschmidt,Uwe   1791   SV Herzberg GER 2 2 5 3.0 36.5 10.00
52. Sasik,Hubert   1502   USC Viadrina Frankfurt GER 2 2 5 3.0 33.0 8.75
53. Beuger,Ronald   1761   TSG Markkleeberg GER 3 0 6 3.0 32.5 5.50
54. Petzold,Matthias   1743   SV Herzberg GER 1 4 4 3.0 30.0 8.50
55. Warncke,Dieter   1430   SV Parchim GER 2 2 5 3.0 30.0 5.75
56. Gutewort,Mario   1622   SV Marzahna GER 1 3 5 2.5 33.0 7.75
57. Schinagl,Horst   1923   SSG Lübbenau GER 2 1 6 2.5 31.0 4.00
58. Wierschke,Waldemar   1584   SG Lok Brandenburg GER 2 0 7 2.0 28.5 2.00
59. Schinagl,Helmut   1807   SSG Lübbenau GER 1 2 6 2.0 27.0 2.50
60. Ivanov,Alexander   749   Babelsberg GER 0 0 9 0.0 27.5 0.00

Hier nochmal die wichtigsten Links:

www.wirtshaus-dennewitz.de

http://www.schlacht-dennewitz.de/museum.htm

https://www.facebook.com/marzahna57/

http://www.dennewitz.com/

 


Rene Liese ist 45 Jahre alt und wohnt in Potsdam. Seit ca. 35 Jahren ist er Mitglied im Verein SV Marzahna, wo er sich um die "Pressearbeit" kümmert. Zugleich ist er Mitorganisator der "Schlacht bei Dennewitz".

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren