Robert Hübner: Erinnerungen an Dr. Johannes Schröder

von Dr. Robert Hübner
08.08.2024 – Dr. Johannes Schröder war in den 1950er/1960er Jahren einer der stärksten Spieler des Kölner Schachklubs ESV "Turm"-Köln und spielte vor allem Mannschaftskämpfe, auch nachdem er aus beruflichen Gründen nach Süddeutschland gezogen war. Er starb am 28.1. 2023. Robert Hübner teilt seine Erinnerungen an seinen geschätzten früheren Klubkollegen. | Foto: SK Markdorf

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Dr. Johannes Schröder (1938-2023)

Erst jetzt habe ich erfahren, daß Dr. Johannes Schröder am 28. 1. 2023 verstorben ist.
Als ich 1958 in den Schachverein ESV „Turm“-Köln eintrat, zählte er zu den stärksten Spielern des Vereins und ganzen Region Köln. Da er nie von sich zu sprechen pflegte, kann ich über seinen Werdegang als Schachspieler nichts berichten. Über seine Erfolge als Jugendspieler habe ich keine Angaben finden können. Als gereifter Spieler trat er in mein Gesichtsfeld; wie er seine beachtliche Spielstärke erworben hat, weiß ich nicht.

Er nahm hauptsächlich an Mannschaftskämpfen teil; seine hohe Pflichtauffassung, seine Zuverlässigkeit und seine stets auf Redlichkeit bedachte Gesinnung machten ihn zu einem ebenso angenehmen wie wertvollen Mannschaftskameraden. Zurückhaltung und Bescheidenheit gehörte zu seinem Wesenskern.

Nur einmal verfolgte er – soweit ich weiß – persönliche Ziele im Schach. Er machte beim Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft mit, das 1965 in Kiel stattfand. Er sammelte in den ersten 7 Partien 6 Punkte. Danach kam etwas Sand ins Getriebe; vielleicht erschrak er über seine eigene Kraftentfaltung. Er erzielte in den restlichen 6 Runden nur noch 4 halbe Punkte, doch genügten 8 Punkte aus 13 Partien zum 4.-5. Platz.[1] Damit hatte er die Berichtigung für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft erworben, die 1965 in Bad Aibling ausgetragen wurde. Hier fand er nicht zu seiner üblichen Sicherheit und Genauigkeit; mit 5 Punkten aus 15 Partien belegte er den 14.-16. Platz.[2]

Hannes Schröder promoviert in Physik, aber er schlug keine Universitätslaufbahn ein. Die Arbeit, die er annahm, führte ihn nach Süddeutschland, wo er bleibenden Wohnsitz nahm. Ohne weiter Ehrgeiz für sein persönliches Fortkommen im Schach zu entwickeln, förderte er das Schachleben in seinem neuen Heimatorte Markdorf am Bodensee und stützte die Mannschaft des Vereins, indem er Jahr für Jahr an den Mannschaftskämpfen teilnahm. Im Jahre 1989 lud er mich aus Anlaß des 30-jährigen Gründungsjubiläums des Vereins zu einer Simultanvorstellung ein, die ich mit Vergnügen verrichtete. Dabei erfuhr ich, daß seine Tochter im Jugendschach beachtliche Erfolge erzielt hatte; doch hat sie das Spielen schon seit geraumer Zeit aufgegeben.

Johannes Schröder pflegte seine Partien auf einer gesunden positionellen Grundlage aufzubauen. Er entwickelte auch ein vorzügliches Gespür für den rechten Zeitpunkt zu scharfem Vorgehen. Dafür sollen zwei Beispiele aus der Zeit seiner größten Reife gegeben werden.

H. G. Kestler – J. Schröder, Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft („Kandidatenturnier“), Kiel, 14. 5. 1965 (Runde 6); Benoni.

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 g6 4.Sc3 Lg7 5.e4 d6 6.Sf3 0-0 7.Le2 Sa6 8.0-0 Sc7 9.Lg5

Am häufigsten wurde in dieser Stellung 9.h3 versucht: 9…e6 10.de6: Se6: 11.Le3 mit leichtem Vorteil für Weiß, L. van Wely – A. Minasian, Chanty Mansijsk 2005 (1:0, 46 Züge).

9…a6 10.a4 h6 11.Lf4 Tb8

Die Stellung des Schwarzen ist ungemütlich, weil er auf Grund des Drucks, der auf dem Bauern d6 lastet, seinen e-Bauern nicht bewegen kann. Andere Möglichkeiten sind 11…Lg4 oder 11…g5, doch bleibt die Stellung des Weißen vorzuziehen.

12.a5

Ich hätte 12.h3 zur Vorbereitung von e4-e5 vorgezogen.

12…b5 13.ab6: Tb6: 14.Lc1

Dies ist überfein. Nach 14.Dc1 hat Weiß erheblichen Vorteil:
I 14…Kh7 15.e5 Sg4 (15…Sh5 16.Le3 ist nicht besser für Schwarz) 16.h3 Se5: 17.Se5: Le5: 18.Le5: de5: 19.Sa4 nebst 20.Sc5: usw.
II 14…g5 15.Ld2 Sh7 16.h4 g4 17.Se1 h5 18.Sd3 usw.
Jetzt kann Schwarz sich etwas erholen.

14…Kh7

Plausibler ist 14…e6 oder 14…Lg4.

15.Se1

Gut ist noch stets 15.h3.

15…Tb8 16.Sd3 e6 17.e5 de5:

Dies ist die beste Entgegnung, die genaues Berechnen erfordert. Nach 18…Sfe8 19.ed6: Sd6: 20.Sc5: gewinnt Weiß ohne weiteres einen Bauern.

18.Se5: Sfd5:

19.Sg6:?

Mit diesem Zug verschafft sich Weiß eine Verluststellung.
I Zu berechnen galt es vor allem, daß 19.Sc6 zu nichts führt. Nach 19…Sc3: steht Schwarz gut:
A) 20.Dc2 Se2:+ 21.De2: De8 22.Sb8: Lb7, und Schwarz gewinnt.
B) 20.Sd8: Sd1: 21.Td1: Tb6. Schwarz hat keine Sorgen.
C) 20.bc3: Dd1: 21.Td1: Tb6 mit gutem Spiel für Schwarz.
II Richtig ist 19.f4.
A) 19…Sc3: 20.bc3:
Aa) 20…Dd1: 21.Td1: f6 22.Sd7 Ld7: 23.Td7: Tfc8 24.Le3 mit besserem Spiel für Weiß.
Ab) 20…De8 21.Dd6 f6 22.Dc7: Tb7 23.Dc5: fe5: 24.fe5:. Weiß steht besser.
B) 19…f6 20.Sg6: Kg6: 21.f5+ Kh7 22.cd5: Sd5: 23.fe6: Le6: 24.Ta6: Sc3: 25.bc3: Dd1: 26.Td1: Lf5. Schwarz wird überleben können.

19…fg6: 20.cd5: ed5:

Schwarz hat einen Mehrbauern, beherrscht das Zentrum und hat die bessere Entwicklung. Er steht auf Gewinn. In der Folge verwertet Schwarz seinen Vorteil mit gutem Gefühl für die dynamischen Möglichkeiten seiner Stellung.

21.Lf3 Lb7 22.Ta4 Sb5 23.g3

Dies erleichtert dem Schwarzen die Gewinnführung; er wird auf der Diagonale a8-h1 entscheidenden Druck erhalten. Aber auch nach 23.Sb5 ab5: 24.Tg4 Df6 (24…d4 25.Lb7: Tb7: 26.Tg6: ist weniger klar) behält Schwarz seinen Mehrbauern und die bessere Stellung.

23…Tf3: 24.Df3: d4 25.Se4 Sd6 26.Lf4 Se4: (26...Le4: führt auch zum Gewinn) 27.Lb8: Db8: 28.Dd3 Dd6 29.f3 Sg5 30.b3 Sf7 31.Kg2 Se5 32.Dd1 Dd5 33.h3 h5 34.Ta5 d3 35.Ta2

Es drohte 35…d2 36.Ta2 oder 36.Ta1) 36…Sf3: usw.

35…c4 36.bc4: Sc4: 37.Te1 d2 38.Te2 (38.Te4 Dd3 39.Te7 Df3:+ usw.) 38…Df3:+ 39.Kh2 Se3 40.Dd2: Dh1 matt.

Zum Nachspielen:

* * * * *

Dr. P. Tröger – Dr. J. Schröder, Endrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft (Porz-Heidelberg), 29. 11. 1969; Damenbauernspiel.

1.d4 Sf6 2.Sf3 b6 3.Lf4 Lb7 4.e3 g6 5.Sbd2 Lg7 6.h3 0-0 7.Ld3 d6 8.De2

Meistens hat man in dieser Stellung 8.0-0 gespielt. Der Partiezug erlaubt dem Schwarzen, einen der beiden Läufer des Weißen gegen den Springer f6 abzutauschen.

8…Sd5 9.c3

Diesen Zug kann sich Weiß zunächst sparen. Nach 9.h4 ist 9…Sb4 nicht gut, denn mit 10.h5 wird Weiß den Abtausch des für Schwarz lebenswichtigen Läufers g7 erreichen. Schwarz setzt am besten mit 9…Sf4: 10.ef4: Sd7 fort.

9…Sf4: 10.ef4: e6

Schwarz verhindert f4-f5. In Betracht kommt auch 10…Sd7, denn 11.f5 kann gut mit 11…e5 beantwortet werden. In der Partie P. Ross – J. M. Emms, Seniorenmannschaftsweltmeisterschaft, Rhodos 2019, folgte 11.0-0 e6 12.Tad1 a6 13.Le4 Dc8 mit gleichem Spiel (1-0, 72 Züge). Auch 10…c5 ist gut.

11.h4

Mit 11.0-0 oder 11.Le4 kann Weiß ein ruhigeres Spiel anstreben. An dem Partiezug ist jedoch nichts auszusetzen.

11…c5

Schwarz verfährt nach dem Grundsatz: Bei Flügelangriffen soll man Gegenspiel im Zentrum suchen. Nichts auszusetzen ist auch den Fortsetzungen 11…h5 und 11…Sd7.

12.dc5:

Weiß gibt die Zentrumskontrolle auf und verlängert den Wirkungsbereich des Läufers auf g7. Zu untersuchen ist sofortiges 12.h5
I 12…Sd7 13.h6 Lf6 14.Le4 d5 15.Ld3 mit gleichem Spiel.
II 12…cd4: 13.Sd4:
Ba) 13…Lg2: 14.Tg1 Ld5 15.hg6: hg6: 16.c4 Te8 17.Lg6: Df6 18.Se4 Dd4:
Ba1) 19.Lf7:+ Kf7: 20.Sd6:+ Kf8 21.Se8: Lc4: 22.Sg7: Dg7: 23.Tg7: Le2: 24.Th7 mit etwa gleichem Spiel.
Ba2) 19.Td1 Db2: 20.Db2: Lb2: 21.Lh7+ Kf8 (21…Kh7: scheitert an 22.Td3) 22.Sd6: Td8 23.Tg8+ Ke7 24.Td8: Kd8: 25.cd5: mit etwa gleichem Spiel.
Bb) 13…Df6 14.Se4 Le4: 15.De4: d5 16.De3 Tc8 nebst 17…Sc6 mit Ausgleich.
Bc) 13…Ld4: 14.cd4: Sc6 15.hg6: (15.De3 Sb4 16.hg6: Sd3:+ 17.Dd3: fg6: ist nicht besser) 15…hg6: 16.De3 Kg7 mit gleichem Spiel.
Nach 12.h5 entsteht eine äußerst scharfe Stellung, die sich jedoch im Gleichgewicht befindet. Der Partiezug richtet aber noch keinen ernsthaften Schaden an.

12…bc5: 13.h5 Df6

Etwas besser gefällt mir 13…Sd7.

14.g3

Andere Möglichkeiten sind 14.Se4 Le4: 15.De4: d5 16.De3 oder 14.hg6: hg6: 15.Sg5, jeweils mit scharfem, aber noch ungefähr ausgeglichenem Spiel.

14…Sd7

15.0-0-0?

Dies sieht angesichts der offenen b-Linie und des Drucks auf der Diagonale h8-a1 allzu wagemutig aus; Weiß hat am Königsflügel keine ernsthaften Angriffsaussichten. Besser ist 15.Td1 Tab8 16.Se4 Le4: 17.Le4: d5 18.Ld3, und der Nachteil des Weißen hält sich in Grenzen.

15…Tab8 16.hg6:

In Betracht kommt 16.h6 Lh8 17.The1.

16…hg6: 17.Lb1(?)

Dies ist ein nutzloser Zug. Besser ist 17.Lc2 Lc6 18.Sb3 Tb6 19.Th3 Tfb8 20.Sg5, doch glaube ich nicht, daß Weiß dem Druck gegen seinen Damenflügel auf die Dauer widerstehen kann.

17…Sb6(?)

Schwarz verstopft sich die b-Linie. Stärker ist 17…Ld5 (droht 18…Tb2:) 18.Se4 Le4: 19.Le4: Tb6 nebst 20…Tfb8 mit wachsendem Druck.

18.Lc2 Tfd8?

Dies ist eine blasse Fortsetzung. Immer noch war 18…Ld5 die angewiesene Folge. Auch 18…Lc6 ist stärker als der gewählte Zug.

19.The1(?)

Besser ist 19.Th4 Lc6 20.Sg5 d5 21.Sdf3, und Weiß kommt zu einigem Gegenspiel. Jetzt kann Schwarz seinen Druck ungestört vermehren.

19…Lc6

20.Da6

Dies ist ein für die Spielweise von Dr. Tröger kennzeichnender Schwenk, der den Kern des Geschehens an einen anderen Ort verlagert. Er bringt jedoch keine Erleichterung.

20…Lf3:

Andere Fortsetzungen kommen in Betracht, zum Beispiel 20…Ld5. Eine genauere Untersuchung der Stellung würde zu weit führen.

21.Sf3: Sd5

Jetzt droht 22…Sc3: 23.bc3: Dc3: 24.Te3 Tb1+ 25.Kb1: Db2 matt. Weiß muß seine Dame zur Deckung der schwarzen Felder verwenden.

22.Da3 Td7 23.Te2?

Richtig ist 23.Td2. Dann kann 23…Tdb7 mit 24.Le4 abgewehrt werden; die Fortsetzung 23…Sc3: 24.bc3: Dc3: 25.Dc3: Lc3: 26.Te3 Ld2:+ 27.Kd2: führt zu besserem Spiel für Schwarz, doch ist es nicht klar, ob er auf Gewinn steht.
Nach dem Partiezug Verfügt Weiß nicht über die Verteidigung 24.Le4, wie man sehen wird.

23…Tdb7 24.Le4

24…Sf4: 25.gf4: Df4:+

Die Dame des Schwarzen kann nun unter Schachgebot auf f4 schlagen; das ist der entscheidende Unterschied zwischen den Fortsetzungen 23.Td2 und 23.Te2. Weiß verliert nun Material, weil sein König zu unsicher steht und seine Figuren nicht zum Zusammenwirken gelangen können.

26.Sd2

Die Fortsetzung 26.Kb1 d5 bietet dem Weißen keine besseren Rettungsaussichten.

26…Tb2: 27.Db2:

Auch mit 27.Lc2 kann Weiß keinen Widerstand organisieren. Schwarz antwortet mit 27…d5, und Weiß kann sich nicht befreien.

27…Tb2: 28.Kb2: d5 29.f3

Der Läufer kann nicht weichen, denn dann folgt 29…Db4+ mit entscheidender Kraft.

29…fe4: 30.Te4: Dd6 31.Kc2 Da6 32.a4 f5 33.Tc4 (Etwas zäheren Widerstand leistet Weiß mit 33.Th4, weil er nach 33…Lf6 34.Tc4 Lg5 unter Tempogewinn 35.f4 spielen kann, doch ist seine Lage nach 33…g5 34.Tc4 Lh6 35.Th1 Kg7 ebenfalls hoffnungslos) 33…Lh6 34.f4 e5 35.Tb1 Lf4: 36.Tb5 (36.Tc5: e4 ist nicht aussichtsreicher für Weiß) 36…Le3 37.Sb3 De6 38.Sa5 f4 39.Tb7 Df5+ 40.Kb2 f3 41.Th4 f2 42.Thh7 f1D Weiß überschreitet die Zeit.

Die Partie wurde von Schwarz sauber und folgerichtig durchgeführt mit gutem Gespür für die dynamischen Möglichkeiten, welche ihm die Lage bot.

Später spielte Dr. Schröder nur noch Mannschaftskämpfe für seinen Verein. Folgendes Bespiel soll zeigen, daß er sich sein gutes Verständnis für die Partieanlage und die Klarheit und Konsequenz bei der Verwertung vorteilhafter Stellungen bewahrte.

Zum Nachspielen:

* * * * *

Dr. J. Schröder – M. Krockenberger, Oberliga Württemberg 1992; Englisch.

1.c4 e5 2.Sc3 Sc6 3.Sf3 g6 4.d4 ed4: 5.Sd4: Lg7 6.Sc6: bc6: 7.g3 Se7 8.Lg2 0-0 9.0-0 d6

Spielbar ist auch 9…Tb8. In der Partie B. Larsen – R. Hübner, Büsum 1969, folgte 10.Dc2 Sf5 11.e3 Df6 12.Tb1 Td8?! 13.Td1 Sh6 14.h3 Sf5 15.Ld2 De7 16.Da4 Lb7 17.Da5 De5 18.Se4 d5 19.cd5: cd5: 20.Sc5 La8 21.Lc3 d4 22.ed4:, und jetzt konnte Schwarz mit 22…Sd4: (statt 22…De7?) 23.Ld4: Td4: 24.Td4: Dd4: 25.Da7: Dd8 26.Sd7 Tc8 Widerstand leisten.

10.Dc2 Lf5 11.e4 Le6 12.b3 Dd7 13.Lb2

13…Tab8(?)

Richtig ist 13…c5
I 14.e5 Sc6 15.ed6: Sd4 16.Dd2 (Andere Damenzüge bringen nicht mehr ein; der Qualitätsgewinn auf a8 schwächt die weißen Felder am Königsflügel des Weißen beträchtlich) 16…Tad8 nebst 17…cd6: mit etwa gleichem Spiel.
II 14.f4 Tae8, und auch hier ist der Vorteil des Weißen nicht nennenswert.
Jetzt verhindert Weiß das Manöver c6-c5 nebst Se7-c6-d4.

14.c5 d5

Es kommt auch in Betracht, mit 14…Lh3 nach Entlastung zu streben: 15.Tad1 Lg2: 16.Kg2: Tbd8 17.Tfe1. Weiß steht bequemer.

15.Tad1 f5?

Dies schränkt den weißfeldrigen Läufer weiter ein und schwächt die schwarzen Felder (e5, f6, g7). Besser kann sich Schwarz mit 15…a5 16.Se2 Lb2: 17.Db2: a4 18.b4 Dc8 zur Wehr setzen.

16.ed5: cd5:(?)

Auch nach 16…Sd5: 17.Se2 ist die Stellung des Schwarzen freudlos, aber wenigstens hat er die Stellung seines Springers verbessert. Diese Figur wird jetzt nie mehr ein wirksames Feld finden.

17.Se2 Lb2: 18.Db2: c6 19.Tfe1 Tbe8 20.Sf4 Lf7

21.h4

Auch 21.Df6 und 21.Sd3 sind gute Züge. Schwarz kann seine Stellung nicht verbessern und ist hilflos.

21…Sc8 22.Sd3 Te1:+ 23.Te1: Te8 24.Se5 Db7 25.Te3 Td8 26.Dd4 Le8 27.Lh3 Dg7 28.b4 Se7 29.Ta3 Sc8 (Auch bei der Folge 29…Td7 30.Ta6 Tb7 31.a4 und b4-b5 nach geeigneter Vorbereitung wird Schwarz bald zerquetscht) 30.Df4 Kh8 31.g4 fg4: (31…d4 32.Lg2 bringt keine Rettung für Schwarz) 32.Lg4: De7 (32…h6 33.Lc8: Tc8: 34.Ta7: Da7: 35.Df8+ Kh7 36.Sg4 oder 32…h5 33.Le6 d4 34.Dg5 usw.) 33.Lc8: Tc8: 34.Ta7: Da7: 35.Df8 matt.

Zum Nachspielen:

Johannes Schröder liebte es nicht, hervorzutreten und im Rampenlicht zu stehen. Er war zufrieden in einer selbstgewählten Beschränkung. Sein natürliches Talent für das Schachspielen war meines Erachtens beachtlich.

[1] DSZ 1965, S.225.

[2] DSZ 1965, S.388.


Robert Hübner, Großmeister, gehörte in den 1970er bis 1990er Jahren zu den besten Schachspielern der Welt und spielte mehrfach um die Weltmeisterschaft mit. Der promovierte Altphilologe ist Autor zahlreicher Aufsätze und einer Reihe von Büchern.