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Die schöne Moschee von Malatya mitten im Stadtzentrum, erbaut in 1912
Die neue Moschee - mir wurde gesagt, sie sei die einzige Moschee im ganzen Land mit drei Minaretten
Wenn im Hintergrund nicht so viele Minarette zu sehen wären, könnte man fast meinen, man wäre in den Niederländen oder vielleicht Spanien! In der Tat eine äußert moderne und schöne Stadt.
Straßenansicht
Ein traditionelles türkisches Haus
Es ist schon komisch wie ein Tag wie der andere erscheint, aber sich im Rückblick alles verändert hat. Gefangen im täglichen wahnwitzigen Wirbel des Schachspiels hatte ich sogar völlig vergessen, wie es sich in jenen Tagen anfühlte, als es noch so etwas wie Hängepartien gab (ja, das Zeitalter der "Dinosaurier" hab ich schon mitbekommen!), oder als ich als 14-Jähriger lange und erschöpfende, bis zu siebenstündige Spiele bestreiten musste.
Um Schritt zu halten mit dem Tempo der modernen Zeit, mit dem Ziel, das Leben der Schachspieler etwas weniger nervenaufreibend als bisher zu gestalten, oder um das Spiel als ein aufregendes und spannendes Brettspiel-Abenteuer zu bewerben, und es dauerte nicht lang, bis sich hier einige Änderungen getan haben. So entstand letztendlich eines der gebräuchlichsten FIDE-Formate: 90 Minuten + 30 Sekunden für die gesamte Partie.
Natürlich sind Veränderungen unvermeidlich, aber mit jeder Veränderung, sogar mit einer Verbesserung, gehen Rückschläge und Unbehagen einher. In unserem Fall sorgt die verkürzte Spielzeit bzw. Zeitkontrolle für noch verrücktere Kämpfe und bringt Schach mit der ganzen Dramatik ihres Ausfechtens den Sportdisziplinen noch näher. Auf gewisse Weise hat sie aber auch für einen Rückschlag gesorgt: Wie Pilze nach dem Regen sprießt in immer mehr Wettkämpfen das Konzept von Doppelrunden hervor. Tatsächlich muss die tägliche Anzahl der Stunden für Schach doppelt so hoch sein, und manchmal sind Doppelrunden nicht nur für ein oder zwei Tage, sondern für das gesamte Turnier eingeplant. Einige Länder gehen noch einen Schritt weiter und organisieren Turniere mit drei (!!!) Runden pro Tag (und es versteht sich, dass es sich dabei nicht um Blitz- oder Schnellschach handelt), um dem Wunsch aller treuen Schachfans nachzukommen, die bereit sind, ihre Fähigkeiten in einem Non-Stop-Tempo zu zeigen und auf die Probe zu stellen.
Normalerweise würde ich sagen, dass das nichts für mich ist. Ich brauche meine Zeit zum Erholen, zum Erkunden, zum Vorbereiten oder was mir sonst noch als Entschuldigung einfallen könnte. Andererseits musste ich erkennen, dass ich nicht daran wachse, dass ich Herausforderungen niedrig zu halten versuche (obwohl es beim Rückgang meiner Rankings "behilflich" ist), und ich deshalb vielleicht einen anderen Blickwinkel einnehmen sollte. Einen, der mich vor Herausforderungen stellt!
Nun gut, warum sollte ich also das dritte Turnier nacheinander aussetzen, wenn man täglich denselben Doppelrunden-Zeitplan hat? Der Austragungsort und das leise Versprechen eines faszinierenden Schachturniers gaben mir dann den letzten Schubs, um den Sprung zu wagen und am 3. Internationalen Golden Apricot Schachturnier im türkischen Malatya teilzunehmen.
Bei der feierlichen Eröffnung des Turniers hielt die Präsidentin des türkischen Schachbunds, Gülkız Tulay, eine Rede.
Die riesige Turnierhalle, die Platz für 400 Spieler hatte. Die Spieler waren in den Kategorien A, B, C und D in verschieden Bereichen der Halle verteilt.
Alle hochrangigen Funktionäre waren anwesend - zur Feier des Tages.
Wie erwartet fiel es mir sehr schwer, mich gegen Spieler mit 2000 ELO, die zudem eindeutig zu niedrig eingestuft sind, zu behaupten. Man hatte mir geraten, von mindestens 200 Punkten mehr auszugehen, um ihre Spielstärke realistisch einzuschätzen; doch selbst das mochte in manchen Fällen nicht ausreichen. Einige machten unglaublich gute Züge und legten einem Steine in den Weg, wann immer sich ihnen die Gelegenheit dazu bot. Ich hätte jedoch nicht überrascht sein sollen, da die Türkei momentan dabei ist, ihre eigene Schachgeschichte zu schreiben. Auch wenn die Tradition des Schachspiels nicht so viele Jahre zurückreicht wie in anderen Ländern ist mir klar, dass hier gerade eine Zeit im Anbruch ist, in der es die Früchte aller Bemühungen um die Förderung und Unterstützung der Schachkultur im türkischen Raum zu ernten gilt. Speziell in Malatya erfuhr das Turnier allerorts eine Menge Aufmerksamkeit, von Medien und Regierungsvertretern, von Eltern bis zu Kindern; so wurde die Stadt zu einer Schach-Enklave und das Turnier zu einem prestigeträchtigen, aber schwierigen Wettkampf.
Besondere Glückwünsche gehen an Faruk Özer Ömer und Yasin Hür, die trotz ihrer vergleichsweise bescheidenen Wertung von knapp über 2000 mit einem Ergebnis von 7/9 Großmeister wie Sergey Tiviakov, Valeriy Neverov oder Azer Mirzoev hinter sich ließen!
Der russische Großmeister Sergey Volkov teilte den ersten Platz mit 7/9.
Und natürlich Glückwunsch dem Gewinner, dem georgischen Großmeister Davit Benidze, der erfolgreich sein hohes strategisches Niveau über das ganze Turnier hinweg halten konnte, auch als der kritische Moment kam, in dem er eine nervenzerfetzende Partie unter hohem Zeitdruck gegen den auf Platz 1 gesetzten niederländischen Großmeister und Weltenbummler Sergey Tiviakov gewann.
Der Turniersieger, GM Davit Benidze aus Georgien. Sein Tattoo: die Namen seiner Kinder auf Chinesisch
Startrang: Platz 1 - Sergey Tiviakov
GM Andrey Zhigalko aus Weißrussland teilte ebenfalls den Sieg mit 7/9, ist aber laut Tie-Break Dritter geworden.
Der stärkste türkische Spieler im Turnierfeld, Kıvanç Haznedaroğlu
An den Spitzenbrettern rauchen die Köpfe
GM Valeriy Neverov aus der Ukraine
GM Azer Mirzoev aus Aserbaidschan
Zwei Runden am Tag sind kein Zuckerschlecken.
Die Zukunft
... 105 Spieler
Die ersten drei in der Kategorie A
Frohe Kinder und stolze Eltern!
Das fleißige Team hat alles für einen reibungslosen Ablauf des Turniers getan
Für solche Erfolge und um die von einem vollgepackten Zeitplan verursachte Erschöpfung zu überwinden, hilft es jung zu sein, doch jeder dort draußen bedient sich wohl zusätzlich noch anderer Methoden, um den Cortisolspiegel unter Kontrolle zu halten und/oder den verlorenen Elan zurückzuerlangen. Einige entscheiden sich für Bitterschokolade, andere für Kaffee oder (grünen?) Tee, wiederum andere für Vitamine, doch ohne Zweifel würde jeder Schachspieler leistungssteigende Substanzen mitbringen, um die schwindenden Energiereserven aufzufüllen. Meine Vermutung: Hür and Faruk waren die Klügsten mit ihrer Entscheidung für die regionalen, doch weltberühmten getrockneten Aprikosen aus Malatya! Falls man diese noch nicht während einer Partie probiert haben, dann wäre es jetzt vielleicht an der Zeit dafür: Getrocknete Aprikosen sind eine wichtige Quelle für Antioxidantien, Carotinoide (Vitamin A), Kalium, Ballaststoffe und Eisen; das macht sie zu einem praktischen (keine Sauerei wie von geschmolzener Schokolade in der Tasche) und gesunden Mittel, um das Energielevel schnell zu anzuheben.
Unglücklicherweise kam für mich zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diesem goldenen Leckerbissen nachgab, schon jede Rettung zu spät: Mein Schachspiel ging den Bach hinunter. Und dennoch kann ich allen diesen guten Ratschlag geben: "Ruhig bleiben und Aprikosen essen!"
Alltagsszene: das Turnierposter ist perfekt integriert im Herzen der Stadt!
Lecker! Wohl das erste Mal, dass ich sowas über das Poster für ein Schachturnier sagen konnte.
Die Türkei ist als der führende Aprikosenlieferant der Welt bekannt und erstaunliche 95 % der Trockenaprikosen-Produktion des Landes befinden sich in Malatya, während schätzungsweise 65 - 80 % der Weltproduktion von Trockenaprikosen aus ebendieser Quelle stammen. Es überrascht nicht, dass die Bewohner Malatyas stolz auf das sind, was sie erreicht haben, und sie einen jederzeit zu einer Verkostung einladen würden – eine Einladung der es kein „Entkommen“ gibt! "
Die Aprikose ist omnipräsent, in den Geschäften, auf den Straßen, auf Bussen abgebildet ebenso wie auf der Vorderseite des Stadtplans, als Teil des Namens des Schachturniers – wo man auch hintritt, stößt man auf Aprikosen. Bei der Kraft, die die Aprikose in sich birgt, und allem, was sie davon den hart arbeitenden Einheimischen zurückgibt, könnte es gar nicht anders sein. Eine weitere überraschende Beobachtung: Schon auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel oder während meiner Spaziergänge durch die Stadt, habe ich Malatya als sehr moderne Stadt wahrgenommen, die trotzdem ihren Wurzeln treu geblieben ist.
Aus Tradition heraus muss ich auf die Gastfreundschaft ihrer Bewohner verweisen. Ich hatte fast Angst davor, den unzähligen Produkten und Geschäften zu offensichtliche Aufmerksamkeit zu schenken, da ich mit Sicherheit davon ausgehen konnte, auf eine Kostprobe, einen Tee/einen Kaffee oder ein Getränk unbekannten Inhalts eingeladen zu werden (später fand ich heraus, dass es ein Aufguss aus Süßholzwurzel war, welcher.... tja, nicht meinen Geschmacksnerv traf!).
Gespräche ohne Tee sind wie der Nachthimmel ohne Mond - türkisches Sprichwort
Vorsicht! Suchtgefahr - Lokum
Gewürze sind für jede Küche unverzichtbar
Beim Anblick all dieser Gewürze und unbekannter Köstlichkeiten aus exotischen Geschäften kommt man sich vor wie in einem Märchen aus 1001 Nacht! Sergei im siebten Himmel :)
“Süßholzwurzelaufguss" - kann mir jemand vielleicht erklären, was ich damit anfangen soll?!
Diese Käsesorte (den genauen Namen weiß ich nicht) war eines meiner Lieblingsnaschereien während des Aufenthalts in Malatya
Zeit für weitere Experimente: als ich mir das goldene Teil auf seinem Rücken angeschaut habe, wurde ich eingeladen, mich dazu zu gesellen. Ein solches Angebot konnte ich nicht ablehnen, zumal ich etwas müde war - ich hatte mit einer Tasse Tee oder Kaffee gerechnet. Wie es sich aber herausstellte, handelte es sich um ein Süßholzwurzelgetränk... beim nächsten Mal würde ich es eher nicht nehmen - war nicht so meins!
Allerdings soll es wohltuend bei Halsschmerzen wirken und auch generell gesund sein.
Quizfrage: was ist das? (Ich hielt es für Fischköder...Sergei tippte auf etwas Pflanzliches, es stellte sich als Kaugummi heraus!!)
Normalerweise trocknet man auf dieser Weise Klamotten; ich habe noch nie versucht, eine Paprika so zu trocknen (soll gut funktionieren)!
Ich schätze trotzdem das Lächeln und die Freundlichkeit der Leute, welche sich nochmals verdreifachte, als meine rumänischen Wurzeln zur Sprache kamen. Gut, dass wir Hagi, Popescu, Comaneci usw. hatten, die mein Land in das Licht rücken, welches es verdient!
Mittagessen mit der Turnierleitung in einer gemütlichen Runde
Hier sieht man den Turnierleiter und rechts daneben die Präsidentin des türkischen Schachbunds Tulay Gülkız.
Das Recht auf Schachspielen ist unantastbar :)
Freundliche und lebhafte Menschen
Lernen, wie man einen Teppich macht - auf traditioneller Art und Weise (nicht, dass ich mit den modernen Methoden vertraut wäre...). Vielleicht kann ich Ihnen auch irgendwann in zwanzig Jahren mein Meisterwerk zeigen...
Die hohe Kunst des Brotbackens
Besuch beim Waffenschmied Mustafa Pasha Caravanserai in Malatya. (Caravanserai war ursprünglich eine Gaststätte für Reisende, hier konnte man sich nach langen Reisen erholen)
Hier haben wir den Wasserfallpark und die Rundumsicht genossen
Wir hatten einen freien Nachmittag. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um einen Ausflug auf den Berg Nemrut Dağı zu machen.
Der Nemrut Dağı Berg (Höhe 2.134m). Er ist bekannt für die Statuen auf seinem Gipfel, welche über ein vermutlich aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammendes königliches Grabmal wachen. Sie können mehr auf der Seite der UNESCO nachlesen: http://whc.unesco.org/en/list/448
Schach spielen gegen den stärksten türkischen Spieler im Turnier: Kıvanç Haznedaroğlu
Cemal Gürsel Toy, der Turnierleiter. Während des Turniers arbeitete er unermüdlich und schien bisweilen an mehreren Orten gleichzeitig zu sein.
Er erinnert mich an meinen eigenen Vater...
Schach mit den Göttern
Das Lied von U2 "Beautiful Day” würde hier sicherlich gut passen.
Der Gipfel bei Sonnenaufgang
Es heißt, das Leben sei wunderbar. Dennoch kann einem niemand garantieren, dass es einfach sein wird. Aber die größten Schlachten sind weder die enormen Hürden, die sich uns stellen, noch die Kämpfe mit starken Gegnern, und sicherlich auch nicht die allgegenwärtigen Widrigkeiten des täglichen Lebens. Die größten Schlachten sind die, die wir mithilfe des eigenen Verstandes austragen. So betrachtet frage ich mich, warum ich nächste Woche nicht an einem weiteren Doppelrunden-Turnier in Mexiko City teilnehmen sollte! Ich halte euch auf dem Laufenden!