Schachboom in Indien

von Dejan Bojkov
28.11.2014 – Dank der Erfolge von Viswanathan Anand boomt Schach in Indien seit einer Reihe von Jahren. Nachdem schon viele neue Talente entwickelt wurden, zieht nun auch die Turnierszene nach. Anfang November wurden in Dehli die Asien-Jugendmeisterschaften für Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 18 ausgetragen. Zudem hatte der indische Verband zu einem Schiedsrichter-Lehrgang geladen.Mehr...

ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024 ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024

ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

Mehr...


In Delhi

Das Taj Mahal

Mahatma Gandhi

Die Asien-Jugendmeisterschaften für Mädchen und Jungen im Alter zwischen 14 und 18 fanden vom 6. bis 14. November im indischen Neu Delhi statt. Spieler und Spielerinnen aus 15 Nationen traten im luxuriösen Park Plaza Hotel in Shahdara gegeneinander an.

Doch das war nicht alles, was in der indischen Hauptstadt geschah, denn der gastgebende Indische Schachverband nutzte die Gelegenheit für andere Veranstaltungen. So standen auch ein Kurs für Schiedsrichter und ein TRG (FIDE Training Commission)-Seminar auf dem Programm. Zu letzterem wurde ich als Vortragsredner eingeladen.

Ich kam spät in der Nacht (oder, wenn man so will, früh am Morgen) in Delhi an, und nach dem Aufstehen begrüßte ich erst einmal die Organisatoren und schaute mir das Spiellokal an. Die jungen Talente konzentrierten sich auf ihre Partien, schließlich stand viel auf dem Spiel, doch alles in allem wirkten sie sehr cool.

Eine Sache fiel mir allerdings gleich auf: alle Bretter wurden auf Monitore übertragen. Das Privileg bestand nicht darin, an einem Spitzenbrett zu spielen, sondern überhaupt an der Veranstaltung teilnehmen zu können, war bereits ein Privileg.

Das Zweite, was mir auffiel, war der große Slogan, der Vishy Anand bei der Weltmeisterschaft in Sotschi Glück wünschte.

Support für Anand

In der Nacht zuvor hatte der Ex-Weltmeister die dritte Wettkampfpartie gewonnen und damit den Ausgleich im Match erzielt. Grund genug für eine Feier im Restaurant.

Ich war kurz vor Turnierende nach Delhi gekommen und konnte so das Finish verfolgen. Wenig überraschend gingen die meisten Medaillen an das Gastgeberland. Schließlich war Indien auch das einzige Land, das bei den Jugendweltmeisterschaften im südafrikanischen Durban, die vor etwa einem Monat gespielt wurden, zwei Medaillen gewinnen konnte.

Besonders überzeugend fiel das Ergebnis in der U14-Mädchen aus: die ersten zehn Plätze gingen ausnahmslos an Inderinnen!

 

http://chess-results.com/tnr150556.aspx?lan=1&art=1&rd=9&flag=30&wi=821

In der U14-Open dominierten die Iraner.

http://chess-results.com/tnr150557.aspx?lan=1&art=0&flag=30&wi=821

U16-Mädchen:

http://chess-results.com/tnr150559.aspx?lan=1&art=1&rd=9&flag=30&wi=821

U16-Open:

http://chess-results.com/tnr150560.aspx?lan=1&art=1&rd=9&flag=30&wi=821

U18-Mädchen:

http://chess-results.com/tnr150561.aspx?lan=1&art=1&rd=9&flag=30&wi=821

Die U18-Open war die einzige offene Gruppe, die nicht von einem Spieler aus dem Iran gewonnen wurde.

http://chess-results.com/tnr150562.aspx?lan=1&art=1&rd=9&flag=30&wi=821

Alles in allem kann man sagen, dass die Meisterschaften von den indischen Mädchen und den iranischen Jungs dominiert wurde.

Am 12. November begann der TRG-Kurs. Zugleich endete der Schiedsrichterkurs. Es ist bemerkenswert, wie schnell das Interesse an solchen Trainingsseminaren zunimmt.

Dieser Kurs brachte 15 brandneue FIDE-Trainer aus drei Ländern hervor (Indien, Bangladesch und Pakistan). Schade war allerdings, dass der Vertreter Sri Lankas nicht an der Abschlussprüfung teilnehmen konnte. Einige der Trainer erweiterten ihre Kenntnisse und qualifizierten sich für eine höhere Lizenz.

Beim Seminar dabei war der berühmte indische Trainer Vishal Sareen, der unter anderem A. Gupta, S. Grover und T. zum GM-Titel geführt hat.

Alle Teilnehmer waren bei allen Vorträgen dabei, beteiligten sich an den Seminaren und haben sich ihre Lizenz verdient.

 

 

Ich nutze diese Gelegenheit, um allen meinen Dank für ihre Gastfreundschaft auszusprechen, die mir unter anderem die Gelegenheit gab, das Taj Mahal zu besuchen - eins der sieben Weltwunder – die außergewöhnliche indische Küche kennenzulernen und in diese Welt neuer Geräusche, Gerüche und Farben einzutauchen!

 




GM Dejan Bojkov
 

 


Dejan Bojkov, 1977 in Bulgarien geboren, ist Großmeister und leidenschaftlicher Schachtrainer. Er wurde auf der Sportakademie Sofia ausgebildet und hat Spieler und Spielerinnen in der ganzen Welt zum Erfolg geführt, unter anderem die Ex-Frauenweltmeisterin Antoaneta Stefanova. 2009 wurde Bojkov bulgarischer Meister und spielte für Bulgarien bei den Mannschaftseuropameisterschaften. Bojkov schreibt regelmäßig für ChessBase, ist Autor einer Reihe beliebter ChessBase-DVDs und hat zusammen mit Vladimir Georgiev den Taktikratgeber "A Course in Chess Tactics" (Gambit 2010) verfasst.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren