Schachbundesliga: Solingen ist Spitzenreiter

von Marco Baldauf
21.02.2016 – Das langerwartete Aufeinandertreffen zwischen Solingen und Baden Baden erfüllte die hohen Erwartungen voll und ganz. Die Schachfans kamen beim 4:4 voll auf ihre Kosten, spannender hätte die Auseinandersetzung nicht verlaufen können. Solingen bleibt damit Tabellenführer, Baden Baden muss drei Brettpunkte aufholen. Zudem gab es am neunten Spieltag Abstiegskampf pur in Erfurt und Dresden. Mehr...

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Schachbundesliga, 9. Runde

Neben dem Spitzenkampf in München berichten wir vom Verfolgerduell Schwäbisch Hall gegen Hockenheim sowie dem Abstiegskampf.

Tabelle nach der 9. Runde (Runde 7 ist noch nicht vollständig gespielt):


 

Spielort München

SG Solingen - OSG Baden Baden 4:4

Das Aufeinandertreffen der beiden Titelaspiranten war natürlich das Highlight des heutigen neunten Spieltags der Schachbundesliga. Für Solingen spielte diesselbe acht, die sich gestern gegen Gastgeber Bayern München aufwärmen konnte, die nominelle Nr. 1 des Solinger Teams, Anish Giri, spielte nicht und bleibt damit weiterhin ohne Einsatz in der laufenden Saison. Baden Baden brachte zum Spitzenkampf jedoch alle Stars an die Bretter: im Vergleich zum Samstag rückten Vishy Anand und Levon Aronian an den vorderen zwei Bretter in die Aufstellung, für Dieter-Liviu Nisipeanu und Sergei Movsesian war kein Platz mehr im Team.

SG Solingen               4 - 4 OSG Baden Baden          
 2 Harikrishna,Pentala    ½ : ½ Anand,Viswanathan       1
 3 Rapport,Richard        1 : 0 Aronian,Levon           2
 4 Ragger,Markus          ½ : ½ Adams,Michael           3
 6 Van Kampen,Robin       1 : 0 Wojtaszek,Radoslaw      4
 7 Smeets,Jan             0 : 1 Svidler,Peter           5
 8 Sandipan,Chanda        ½ : ½ Kasimdzhanov,Rustam     6
 9 Nikolic,Predrag        0 : 1 Bacrot,Etienne          8
11 Naumann,Alexander      ½ : ½ Naiditsch,Arkadij      10

 

Der Kampf entwickelte sich spannend und auf Augenhöhe, jedoch musste der Favorit Baden Baden schon bald einem Rückstand hinterherlaufen: Radoslaw Wojtaszek unterlief in einer eigentlich harmlosen Stellung ein ungewohnter Patzer und seine Stellung fiel in wenigen Zügen auseinander.

 

Neben diesem Rückstand schien bei an Brett zwei für Levon Aronian die Sache gewaltig schief zu laufen:

Rapport-Aronian: Stellung nach 32.Dxa5: Zwei Mehrbauern für den jungen Ungarn

Vor der ersten Zeitkontrolle jedoch noch der Ausgleich für Baden Baden: An Brett sieben überspielt Etienne Bacrot den völlig chancenlosen Predag Nikolic, eine sehenswerte Lektion der Dominanz

Bacrot-Nikolic: Stellung nach 38.Df6! - der bosnische Altmeister hatte dananch genug gesehen und warf das Handtuch.

Die Begegnung zwischen den beiden indischen Sptzbrettern endet nach spannendem Verlauf noch vor der Zeitkontrolle Remis, dasselbe Ergebnis zwischen Chanda Sandipan und Rustam Kazimdzhanov, wo die Partie nie aus dem Gleichgewicht geriet.

Somit steht es 2:2 doch Baden Baden ist nun am Drücker: Peter Svidler hatte die gesamte Partie über Druck ausgeübt, in Zeitnot bricht der Widerstand von Jan Smeets zusammen und Svidler führt ein Turmendspiel mit starker Technik zum vollen Zähler.

 

 

Auf Brett acht quält Arkadij Naiditsch Alex Naumann in einem Damenenspiel, der Solinger kann sich nach harter Verteidigung jedoch behaupten. Zweischneidig und unklar verläuft die Partie zwischen Michael Adams und Markus Ragger auf Brett drei - der österreichische Spitzenspieler scheint etwas Druck zu haben, seine Figuren stehen aktiver, zudem fehlt dem Weißen ein konstruktiver Plan. Kurz vor der Zeitkontrolle opfert Adams einen Bauern und eine festungsartige Blockadestellung einzunehmen. Ein zweiter Bauern fällt, doch Raggers König steht zu offen, als dass er den Sieg festmachen kann - nach 55 Zügen ist das Remis unterschriftsreif.

4-3 also für Baden Baden mit einer noch laufenden Partie zwischen Rapport und Aronian - was hat der Ungar inzwischen aus seiner Gewinnstellung gemacht?

Rapport-Aronian: Stellung nach 46....Txd7: leichter weißer Vorteil

Bei einem Weltklassegegner wie Aronian reicht es eben nicht, eine Gewinnstellung zu haben, man muss solche Leute zweimal oder dreimal umbringen: Gesagt getan - nach einer Schwächephase findet Rapport wieder in die Partie zurück und führt dieses leicht bessere Endspiel mit viel Erfindungsgeist zum vollen Punkt.

In der Tabelle bedeutet dieses 4:4 eine wunderbare Konstellation für alle begeisterten Fans der Schachbundesliga - beide Teams sind nun mit 17 Mannschaftspunkten gleichauf und werden um jeden Brettpunkt kämpfen - diese könnten nun möglicherweise den Ausschlag geben.

 

SG Trier - FC Bayern München 5:3

SG Trier                 5 - 3 FC Bayern München        
 1 Erdos,Viktor           ½ : ½ Bezold,Michael          1
 2 Lupulescu,Constantin   ½ : ½ Gabriel,Christian       2
 3 Parligras,Mircea-Emili ½ : ½ Schenk,Andreas          4
 4 Graf,Felix             ½ : ½ Fedorovsky,Michael      5
 8 Haslinger,Stewart G    1 : 0 Mesaros,Florian         6
12 Seger,Ruediger         ½ : ½ Dragnev,Valentin        7
13 Kolbus,Dietmar         ½ : ½ Belezky,Alexander       8
14 Cioara,Andrei-Nestor   1 : 0 Stangl,Markus           9

 

Am anderen Ende der Tabelle kämpfen Bayern und Trier in München um Punkte. Trier - mit vier GMs sicherlich etwas in der Favoritenrolle - treten kompakt auf und gewinnen ungefährdet und ohne Einzelniederlage. Ganze Punkte steuern Stewart Haslinger und Andrei-Nestor Cioara bei, sechs Partien enden Remis.

Spielort Hamburg

 SV Werder Bremen - SK Norderstedt 6:2

SV Werder Bremen          6 - 2 SK Norderstedt           
 4 Efimenko,Zahar         1 : 0 Trent,Lawrence          2
 5 Bluebaum,Matthias      ½ : ½ Kopylov,Michael         4
 7 Hracek,Zbynek          1 : 0 Petrosian,Suren         5
 8 Nyback,Tomi            ½ : ½ Krause,Benedict         6
 9 Babula,Vlastimil       ½ : ½ Powierski,Emil          7
12 Markgraf,Alexander     1 : 0 Polischuk,Viktor        9
14 Meins,Gerlef           ½ : ½ Michna,Christian       11
15 Koop,Thorben           1 : 0 Kahlert,Thomas         14

 

Nach der gestrigen Abstrafung (0,5:7,5) gegen Turm Emsdetten zieht sich der Underdog Norderstedt heute sehr beachtlich aus der Affäre. Vier Remisen, u.a. von den Jugenspielern Emil Powierski und Benedict Krause gegen ihre gestandenen großmeisterlichen Gegner Vlastimil Babula und Tomi Nyback sind als schöner Erfolg zu werten.

SK Turm Emsdetten - Hamburger SK 3:5

SK Turm Emsdetten         3 - 5 Hamburger SK             
 3 Grandelius,Nils        ½ : ½ Kempinski,Robert        3
 7 Yilmaz,Mustafa         ½ : ½ Svane,Rasmus            5
 8 Van Foreest,Jorden     0 : 1 Ernst,Sipke             6
10 Burg,Twan              1 : 0 Ftacnik,Lubomir         8
12 Janssen,Ruud           ½ : ½ Lampert,Jonas           9
13 Fiebig,Thomas          0 : 1 Rogozenco,Dorian       10
14 Zumsande,Martin        0 : 1 Carlstedt,Jonathan     14
15 Richter,Christian      ½ : ½ Heinemann,Thies        15

 

Spannender gehts im Parallelkampf zu: Emsdetten spielt bisher eine starke Saison, in Hamburg will man nach durchwachsenem Start endgültig die Absteigsgespenster vertreiben. Dies gelingt auch, nach dem 5:3 stehen nun acht Mannschaftszähler auf dem Konto, was einen einstelligen Tabellenplatz bedeutet. Für Hamburg punkten Jonathan Carlstedt, Dorian Rogozenko und Sipke Ernst voll, auf Seiten Emsdettens gelingt lediglich Twan Burg ein Sieg.

Spielort Erfurt

SV Hockenheim - SK Schwäbisch Hall 3:5

SV Hockenheim             4 - 4 SK Schwäbisch Hall       
 3 Wagner,Dennis          ½ : ½ Li,Chao                 2
 4 Saric,Ivan             ½ : ½ Rodshtein,Maxim         3
 5 Balogh,Csaba           0 : 1 Laznicka,Viktor         5
 6 Moiseenko,Alexander    ½ : ½ Postny,Evgeny           7
 7 Buhmann,Rainer         0 : 1 Michalik,Peter          9
 8 Baramidze,David        ½ : ½ Bai,Jinshi             11
 9 Banusz,Tamas           1 : 0 Zeller,Frank           14
10 Braun,Arik             1 : 0 Pogan,Nikolas          16

 

Das Verfolgerduell zwischen dem Tabellfünften Hockenheim und dem Tabellendritten Schwäbisch Hall. Hockenhein tritt ohne Spitzenbrett Tomashevski, jedoch mit acht starken GMs an - Schwäbisch Hall bringt sechs Profis ans Brett. Am letzten Brett geht Hockenheim den Kampf auch bald standesgemäß in Führung:

Braun-Pogan: Stellung nach 27.Lh6 (Schwarz gab auf).

Eine bemerkenswerte Symmetrie der Ereignisse: Am Tag zuvor gelang es dem in Berlin wohnhaften GM Arik Braun ebenfall mit dem Zug Lh6 die Partie zu beenden!

Müller-Braun (8. Runde, Erfurt-Hockenheim): Stellung nach 30....Lh6 (Weiß gab auf).

Der Kampf läuft danach in Hockenheims Richtung, nachdem ein paar Stellungen kippen, gelingt es Schwäbisch Hall jedoch einen Punkt mitzunehmen.

 SV Griesheim - SK Erfurt 4,5:3,5

SV Griesheim              4½-3½ Erfurter SK              
 2 Bulski,Krzysztof       ½ : ½ Romanov,Evgeny          1
 4 Tazbir,Marcin          1 : 0 Mihok,Oliver            3
 7 Izsak,Gyula            ½ : ½ Votava,Jan              4
 9 Farago,Ivan            ½ : ½ Haba,Petr               5
11 Baskin,Robert          ½ : ½ Braeuer,Franz           7
12 Walter,Stefan          1 : 0 Enders,Peter            9
13 Grabarczyk,Bogdan      ½ : ½ Troyke,Christian       11
15 Schnitzspan,Lothar     0 : 1 Casper,Thomas          12

 

Ein weiterer Abstiegsschlager der heutigen neunten Runde. Nachdem Erfurt gestern gegen Hockenheim etwas unglücklich Punkte liegen ließ, setzt es für den Gastgeber erneut eine knappe Niederlage. Für Griesheim steuern Marcin Tazbir und Stefan Walter ganze Punkte bei, auf Seiten der Erfurter gewinnt Teamcaptain Thomas Casper.

 

Spielort Dresden

SV Mühlheim Nord - Schachfreunde Berlin 4:4

SV Mülheim Nord           4 - 4 Schachfreunde Berlin     
 2 Navara,David           ½ : ½ Melkumyan,Hrant         1
 6 Fridman,Daniel         1 : 0 Schneider,Ilja          4
 7 Landa,Konstantin       ½ : ½ Mista,Aleksander        5
10 Berelowitsch,Alexander ½ : ½ Piorun,Kacper           6
11 Levin,Felix            ½ : ½ Jakubowski,Krzysztof    7
12 Hausrath,Daniel        ½ : ½ Dvirnyy,Daniyyl         8
15 Dinstuhl,Volkmar,Dr.   ½ : ½ Baldauf,Marco          13
17 Buckels,Valentin       0 : 1 Thiede,Lars            14

 

Der auf dem Papier ausgeglichene Kampf entwickelt sich wie erwartet knapp. Viele Partien befinden sich lange im Gleichgewicht, vier Partien enden vor der Zeitkontrolle Remis. Ilja Schneider hat seine eingangs viel versprechende Stellung zu kreativ behandelt und kämpft in einem schwierigen Turmendspiel vergebens ums Überleben: Mühlheimer Führung nach vier Stunden Spielzeit. An Brett eins zeigt David Navara eindrucksvoll, dass er Turm vs. Turm+Laufer aus dem Effeff beherrscht, Alexander Mista meint im Vorbeigehen, Navara habe es auch schon gegen ihn erfolgreich und problemlos verteidigt - "Navara knows such stuff". Nachdem die Mühlheims Alexander Belerowitsch ein leicht unangenehmes Turmenspiel erfolgreich verteidigt, liegt es am Berliner Teamcaptain, das 4:4 und damit wenigstens einen Punkt zu retten. Eine unübersichtliche Partie, doch nach 78 Zügen und über sechs Stunden Spielzeit ist die zähe Verteidigung seines jungen Gegner Valentin Buckels gebrochen - Respekt auch an den erst 14-jährigen Mühlheimer, der sich lange und erfindungsreich wehren konnte.

 SC Hansa Dortmund - USV TU Dresden - 1:7

SC Hansa Dortmund         1 - 7 USV Dresden              
 6 Tari,Aryan             0 : 1 Eljanov,Pavel           1
 8 Heberla,Bartlomiej     0 : 1 Gajewski,Grzegorz       3
 9 Mons,Léon              0 : 1 Bartel,Mateusz          4
11 Pap,Misa               ½ : ½ Socko,Bartosz           5
13 Wegener,Olaf           ½ : ½ Maiwald,Jens-Uwe        7
14 Mainka,Romuald         0 : 1 Boensch,Uwe             8
16 Karger,Frank           0 : 1 Tischbierek,Raj         9
17 Schroeder,Kevin        0 : 1 Gauglitz,Gernot        10

 

Kein Punkte für Dortmund, die nach der gestrigen Klatsche heute ebenso chancenlos untergehen - Dresden kann hingegen auf ein sehr erfolgreiches Wochenende zurückblicken und ist dem Abstiegskampf erst einmal entkommen.

Heberla-Gajewski (links) und Eljanov-Tari: beide Partien enden zugunsten der Dresdner. (Foto: SC Hansa Dortmund e.V.)

Maiwald-Wegener (remis), hinten: Mainka-Boensch (0-1). (Foto: SC Hansa Dortmund e.V.)

Tischbierek-Karger (1-0), hinten überlegt der Dresdner Bundesliga Debütant Kevin Schröder (Foto: SC Hansa Dortmund e.V.).

Partien der Runde 8:

 

 

 

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Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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