10.09.2016 – Nach der 8. Runde der Schacholympiade liegen im Open drei Teams mit 14 Punkten vorne. Die USA trennten sich von Russland 2:2 und führen die Tabelle dank der besten Zweitwertung an. Es folgt Indien nach dem 2,5:1,5 gegen England. Einen Platz dahinter liegt Ukraine nach dem 3:1 gegen Georgien. Die deutschen Männer verloren mit dem gleichen Ergebnis gegen Frankreich. Bei den Frauen gewann USA gegen Russland mit 2,5:1,5 und führt die Tabelle mit China an. Mehr...
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Open
Im Mittelpunkt des Geschehens stand der Kampf zwischen Russland und USA - Foto: Pascal Simon
Die 8. Runde der Schacholympiade stand ganz im Zeichen der Duelle zwischen Russland und USA. Im Open (Männer) verteidigten die Amerikaner durch ein hart erkämpftes 2:2 gegen die leicht favorisierten Russen ihre Führung in der Tabelle. Hikaru Nakamura und Vladimir Kramnik trennten sich schnell remis. Am Spitzenbrett sah es lange nach einem Sieg für Sergey Karjakin gegen Fabiano Caruana aus. Der Herausforderer von Magnus Carlsen bei der kommenden Weltmeisterschaft erspielte sich aus der Eröffnung heraus einen stabilen Vorteil und besaß Angriff gegen den gegnerischen König. Kurz vor der Zeitkontrolle verpasste Karjakin den Vorteil zu vergrößern und musste sich nach dem Übergang ins Endspiel mit einem Remis begnügen.
"Handshake" zwischen Sergey Karjakin und Fabiano Caruana - Foto: Pascal Simon
Die Partien an den hinteren Brettern endeten fast zeitgleich. Wesley So brachte die Amerikaner durch einen Sieg gegen Ian Nepomniachtchi in Führung. In einer Italienischen Partie riss So am Königsflügel die Initiative an sich und stellte entscheidende Drohungen gegen den weißen König auf.
Nach der Partie besuchte Wesley So das Chessbase-Studio in Baku. Was er mit GM Daniel King besprach, können sie im folgenden Video ansehen.
Ein Debakel für die Russen verhinderte Alexander Grischuk. Der 32-jährige Russe setzte sich nach einem zunächst ausgeglichenen Verlauf im Endspiel durch, nachdem Ray Robson jegliche Zähigkeit vermissen ließ.
Alexander Grischuk sorgte bei den Russen für den Ausgleich - Foto: Pascal Simon
Indien setzt seinen guten Lauf bei der Schacholympiade fort und liegt punktgleich mit den USA an der Spitze. Das Match gegen England entschied S. P. Sethuraman durch einen Sieg gegen Nigel Short. In einer Schottischen Partie wich Short früh von der Theorie ab und erlaubte seinem Gegner einen starken Angriff gegen seinen König, der trotz harten Widerstands letztendlich durchschlug.
Einer der Spieler, die bislang eine herausragende Olympiade spielen, ist Baadur Jobava. Sein Team Georgien verlor zwar gegen die Ukraine mit 1:3, doch Jobava sorgte mit seiner Miniatur gegen Ruslan Ponomariov für einen der Höhepunkte des Tages.
Baadur Jobava brilliert in Baku - Foto: Pascal Simon
Für die deutschen Männer läuft es nicht bei der Schacholympiade. Das Team spielt zwar im Rahmen der nominellen Erwartung, doch nach der Niederlage gegen Frankreich liegt das Team um Bundestrainer Dorian Rogozenco abgeschlagen auf Platz 49. Für Liviu-Dieter Nisipeanu riss dabei eine Serie von 64 Partien ohne Niederlage. Sein Gegner war aber mit Maxime-Vachier Lagrave die Nr. 2 der Weltrangliste. Gegen Frankreich erwischte es auch Matthias Blübaum, der eine tolle Oympiade spielt, doch gegen Laurent Fressinet zum ersten Mal das Nachsehen hatte.
Erste Niederlage nach 64 Partien für Liviu-Dieter Nisipeanu - Foto: Pascal Simon
Die Frauen der USA komplettierten den tollen Tag der Amerikaner mit einem 2,5:1,5 gegen die leicht favorisierten Russinnen. Der Sieg kam etwas glücklich zustande, denn Alexandra Kosteniuk verdarb ihre gute Stellung gegen Irina Krush und verlor die entschiedende Partie am Spitzenbrett. Damit liegt USA mit 14 Punkten gleichauf mit China an der Spitze. Die Chinesinnen verfügen aber über die bessere Zweitwertung. Dahinter kämpfen noch zahlreiche Teams um eine Medaille. Momentan liegen die Polinnen auf Platz drei.
Irina Krush mit Sieg gegen Alexandra Kosteniuk - Foto: Pascal Simon
Die deutsche Mannschaft kam über ein 2:2 gegen die Mongolei nicht hinaus. Auch ohne Elisabeth Pähtz ging das Team favorisiert in den Kampf. Marta Michna verteidigte das Spitzenbrett und Elena Levushkina gewann an Brett zwei. Ein Remis an den hinteren Brettern reichte allerdings nur für einen Mannschaftspunkt. Mit elf Punkten liegt Deutschland auf Platz 14 der Tabelle und hat noch alle Chancen auf einen Platz unter den besten zehn Teams. Dazu bedarf es allerdings einer Leistungssteigerung, denn insgesamt agieren die Frauen weit unter Erwartung.
Georgios SouleidisGeorgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.
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