Schachstadt St. Louis

von Sabrina Chevannes
28.09.2014 – Wer Schach liebt, sollte St. Louis besuchen. In den letzten Jahren hat sich die Stadt am Mississipi zu einer Schachmetropole entwickelt und nicht nur während des Sinquefield Cups bietet sie Schachliebhabern zahllose Möglichkeiten: man kann spielen und trainieren, die World Chess Hall of Fame besuchen und die Attraktionen der Stadt genießen. Mehr...

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St. Louis - Schachhauptstadt der Welt

Fragt man nach den besten Orten, um gutes Schach zu spielen, lautet die Antwort oft "Irgendwo in Europa" oder man hört den Namen einer Stadt in Russland genannt, die viele Spitzenspieler hervorgebracht hat und wo regelmäßig starke Turniere stattfinden. Die USA hingegen war nie ein Land, in dem Spitzenturniere der FIDE stattgefunden haben, oder ein Ort, in dem der Weltmeister regelmäßig zum Kampf gegen seine Rivalen antritt… bis vor kurzem.

Denn in den letzten Jahren hat sich St. Louis einen Namen als Schachstadt gemacht. Grund dafür ist der "Chess Club and Scholastic Centre" im Central West End. Ein außergewöhnlicher Verein. Rex und Jeanie Sinquefield haben ihn gegründet und er beeindruckt Spieler und Fans in der ganzen Welt. War man nicht schon Schachliebhaber beim Betreten des Klubs, dann ist es man es, wenn man den Verein verlässt! Aus jeder Pore atmet der Klub Klasse und Stil und bietet die besten Spielbedingungen aller Vereine, die ich je gesehen habe.

In etlichen Räumen kann man spielen und es gibt einen luxuriösen Raum für wichtige Meetings und große Turniere. Der Verein hat einen "Master in Residence", der für Privatstunden und Gruppenunterricht zur Verfügung steht, veranstaltet regelmäßig Schachturniere für alle, bietet eine Bibliothek mit ausgewählten Neuerscheinungen und sogar Schachkissen!

"Please play Chess" lädt das kleine Schild ein.

Der Erfolg des Vereins hat die Stadt angesteckt und auch die Atmosphäre außerhalb des Klubs ist phänomenal. Direkt vor dem Verein stehen Schachtische an denen zahlreiche Leute ernsthafte oder leichte Partien spielen und die vielen Elo-Träger bewundern, die den Klub betreten oder verlassen.

Doch Schachverein und Scholastic Centre sind nicht die einzige Schachattraktion der Stadt, denn direkt gegenüber dem Klubgebäude liegt die World Chess Hall of Fame (WCHOF). Für die meisten Leute, die nicht genau wissen, was genau sich im Inneren des Gebäudes befindet, steht dort einfach die riesige Schachfigur. Die allein ist als größte Schachfigur der Welt zwar schon eine Attraktion, aber die WCHOF bietet noch viel mehr.

Die größte Schachfigur der Welt

Die WCHOF wird beeindruckend professionell betrieben; das gesamte Personal ist entsprechend qualifiziert und und/oder hat bereits einige Jahre in irgendeiner Form von Kunstmuseum gearbeitet. Tatsächlich hat niemand vom Personal einen Schachhintergrund und das zeichnet sie aus - im Grunde ist die WCHOF ein großartiges Museum, das faszinierende Schachgeschichte zeigt.

Keino-Schachfiguren

Die Ausstellungen wechseln alle paar Monate und ich hatte Glück, dass mein Besuch in St. Louis mit einer Ausstellung über Bobby Fischer zusammenfiel. Mit noch nie gezeigten Ausstellungsstücken und persönlichen Aufzeichnungen Fischers sollte diese Ausstellung jeden Schachfan begeistern.

Manuskript mit Notizen Bobby Fischers

Ein Ausstellungsstück sind die Sessel und der Tisch, an denen Fischer als kleiner Junge gesessen und Schach gespielt hat. Für gewöhnlich ist dieser Bereich abgesperrt, aber am letzten Tag des Sinquefields Cup haben sich Levon Aronian und Hikaru Nakamura auf genau diesen Möbeln einen Sechs-Partien-Wettkampf im Chess960 geliefert.

Wie früher bei Fischer

Foto von Bobby Fischer in jungen Jahren - im Hintergrund sieht man den kleinen Tisch mit der Springerfigur und der Schachuhr

Hikaru Nakamura und Levon Aronian auf Fischers Spuren

Die nächste Ausstellung wird sich dem Zusammenhang von Schach und Hip-Hop widmen. Ich hoffe, ich bin dann wieder in St. Louis, um auch diese Ausstellung zu sehen! Nun ist dieser Teil von St. Louis zwar immer mehr als "Chess Campus" bekannt, aber dennoch kann man dort mehr als nur Schachspielen. Der Klub und die WCHOF liegen in einer der beliebtesten Gegenden von St. Louis, die voller Restaurants und Cafés ist. In den letzten Jahren habe ich alles in allem drei Wochen in St. Louis verbracht und jeden Tag in einem anderen Restaurant gegessen - und noch immer ist meine Auswahl an unbekannten Restaurants groß. Die Palette ist endlos und reicht von feinen Bistros und asiatischer Küche bis hin zu netten kleinen mexikanischen Restaurants mit allen Sorten exotischer Tacos. Außerdem gibt es direkt neben dem Klub ein unglaubliches FroYo-Angebot - genau das Richtige für eine kleine Nascherei.

Auch beim Frühstück hat man jede Menge Möglichkeiten - mein persönlicher Favorit ist ein Crêpe-Restaurant, das nicht nur Crêpes serviert, sondern diverse Sorten Frühstück und leichtes Mittagessen anbietet. Aber schon die Crêpes sind unglaublich.

Crêpes und mehr

Auch an guten Möglichkeiten für einen Drink herrscht im Central West End kein Mangel. Mit großartigen Cocktail-Bars, Pubs, Whiskey-Houses und einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Discotheken kann man sich endlos amüsieren. Viele von uns zog es in die Bar Viva, ein Salsa-Club - und Schachspieler zu beobachten, die versuchen, Salsa zu tanzen, ist definitiv unterhaltsam.

Aber auch wenn Sie kein großer Freund des Nachtlebens sind, so gibt es in der Nähe des Chess Campus immer noch jede Menge zu sehen und zu tun. So lohnt der "Arch" einen Besuch und auch andere Attraktionen wie der Zoo oder der "Six Flags"-Themenpark ist ganz in der Nähe. Sportbegeisterte können sich natürlich auch ein Spiel der Cardinals anschauen. Doch egal, was einem gefällt, in St. Louis langweilt man sich nicht. So kam ich zum Beispiel in den Genuss meiner Lieblingsband, den Arctic Monkeys, die beim Loufest in Forest Park auftraten. Wieder nur fünf Gehminuten vom Schachklub entfernt - der perfekte Abschluss eines phantastischen Turniers!

Ich habe sogar eine Möglichkeit entdeckt, sich sehr günstig die Haare schneiden und die Nägel behandeln zu lassen, nur eine Gehminute vom Schachklub entfernt! Die Paul Mitchell Hair School - die Auszubildenden machen die Arbeit und entsprechend niedrig sind die Preise, aber die Ausbilder sind die ganze Zeit dabei und sorgen dafür, dass nichts schiefgeht! Im Geist des Sinquefield Cups habe ich mir eine Maniküre mit Schachmotiv gegönnt und war vom Ergebnis ziemlich angetan!

Welches Hobby habe ich?

Der Chess Campus ist ein phantastischer Ort - mit vielen guten Turnieren, die dort und in der WCHOF organisiert werden. Kein Wunder, dass so viele Schachfans dort hinkommen - der Ort scheint perfekt zu sein, um Schach zu spielen und sich zu amüsieren. Mindestens drei 2700-Spieler haben St. Louis bereits zu ihrer Heimat gemacht… vielleicht sehen wir bald noch mehr hierher ziehen.

Hikaru Nakamura und Maria de Rosa

Webseite des St. Louis Chess Club and Scholastic Center

Webseite der World Chess Hall of Fame


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