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Am 6. Oktober 2017 war Magnus Carlsen zu Gast in Singapur, um in einem Simultan gegen 16 Spieler anzutreten. Die "Norwegian Business Association Singapore" (NBAS) und die Anwaltskanzlei Simonsen Vogt Wiig hatten die Simultanveranstaltung organisiert und gefördert. Gespielt wurde in der Residenz des norwegischen Botschafters. Nur 16 Spieler konnten gegen den Weltmeister antreten, aber zahlreiche Zuschauer waren gekommen, um den Meister in Aktion zu sehen.
Foto: Andrey Terekhov
Viele der Fans bewiesen gutes Stellungsgefühl und positionierten sich so, dass sie Carlsen gleich am Eingang abfangen konnten. Dafür wurden sie mit Autogrammen und Fotos mit einem strahlenden Weltmeister belohnt.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Hakon Bruasket Kjel (Senior VP, Telenor Group), der gleich zu Beginn die 16 Spieler vorstellte, die die Chance hatten, gegen den Weltmeister anzutreten.
Foto: Junior Tay
Sehr zur Freude des Publikums wurden die Partien von Carlsens Manager FM Espen Agdestein kommentiert.
Schon bald wurde klar, dass Schachhistoriker Olimpiu Urcan, der Internationale Meister Kevin Go Wei Ming (Elo 2461), Dr. Lee Chien Earn und Joshua Lim Geok Hock den hartnäckigsten Widerstand leisteten. Vor allem Kevin Go Wei Ming lieferte Carlsen einen interessanten Kampf. Wie Espen Agdestein erklärte, würde ein Spieler vom Kaliber Kevins (ein IM mit 2461 Elo) normalerweise nicht an einem solchen Simultan teilnehmen, aber da Carlsen Herausforderungen liebt, ist er doch dabei. Vor der Partie scherzte Kevin noch, dass er jetzt schon gegen den dritten Spieler aus der norwegischen Nationalmannschaft antreten würde - nur einen Monat zuvor hatte er gegen GM Simen Agdestein und GM Aryan Tari gespielt und beide Partien waren Remis ausgegangen. Aber würde er diese Remisserie gegen ‘Team Norwegen’ fortsetzen können?
Carlsen eilte verblüffend schnell von Brett zu Brett und führte seine Züge fast immer a tempo aus. Damit setzte er seine Gegner, die sich fragten, wie Carlsen so schnell ziehen konnte, unter enormen Druck.
Nach einer Stunde und 15 Minuten waren alle Gegner besiegt, wobei Dr Lee Chien Earn starken Widerstand geleistet hatte.
Diese vier Spieler bereiteten Carlsen die größten Probleme | Foto: Andrey Terekhov
Dr. Lee Chien Earn (der Vater von FM Lee Qing Aun) legte als Letzter die Waffen nieder. Und gerade als wir dachten, das wäre jetzt das Ende einer großartigen Show, setzte Magnus noch eins drauf und sprach über seine Partien gegen seine stärkeren Gegner. (Die Partien findet man am Ende des Artikels.)
"Gegen Kevin Goh stand ich nach der Eröffnung wahrscheinlich ein bisschen schlechter. Ich glaube, sein entscheidender Fehler war es, den Turm nach e8 zu stellen, und hätte Kevin nicht einen Bauern eingestellt, dann hätte er eine sehr gute Stellung gehabt." Später hat Carlsen dann noch ausführlicher mit Kevin analysiert.
"Ich habe festgestellt, dass Olimpiu die gleiche Eröffnung gespielt hat, die ich vor kurzem gegen Kasimdzhanov auf dem Brett hatte. Ich habe angenommen, das war…..(Hier unterbrach Olimpiu und ich rief “ein bisschen trollen?”, was Gelächter auslöste) ein kleiner Scherz. Wie auch immer, in dieser Partie konnte ich das Problem des wandernden Turms lösen und Schwarz hat große Probleme, seine Stellung zu verbessern."
Here I am facing the world champion (1.e4 Nc6!?). Asked to comment after a slow but clean positional grind, I said this: "Medieval torture." pic.twitter.com/OtOnVqTe8Z
— Olimpiu G. Urcan (@OlimpiuUrcan) October 6, 2017
"Ich dachte, ich hätte Eröffnungsvorteil, aber er hat sich sehr zäh verteidigt, indem er seine Springer auf e6 und f6 gestellt hat, und ich konnte beim besten Willen nicht sehen, wie ich Fortschritte machen soll. Aber irgendwann konnte ich meine Bauern in Gang setzen und ich glaube, er hat ein bisschen zu schnell gespielt. Mehr als einmal hätte man mit ….c4 nach Gegenspiel streben können, aber vielleicht will man in einem Simultan lieber nichts riskieren, sondern auf Nummer sicher gehen."
Carlsen zeigte dem Publikum dann noch eine "lustige Stellung", ein nettes Patt, mit dem sich Earn Chien hätte retten können, wenn es ihm gelungen wäre, alle seine Schwerfiguren loszuwerden (was, wie Carlsen unter Gelächter des Publikums erklärte, nicht möglich war).
Foto: Junior Tay
Epsen Agdestein stellte fest, dass Carlsen die Partie gegen Joshua Lim zu einem schönen Ende geführt hätte, und der Weltmeister meinte darauf: “Ja, irgendwann habe ich gedacht, dass Du sehr mit der Umgruppierung …Tc8, …Ld7, …Dd8, …Se8 sehr gut gespielt hast. Ich musste deshalb irgendwie mit f4 aktiv werden, aber vielleicht hättest Du …Nd6 etwas früher spielen können. Wenn ich auf e5 nehme, dann hängt mein Bauer auf e4, und das gibt Schwarz Gegenspiel. Vielleicht sollte Schwarz versuchen, irgendwann …e5 zu spielen, um einen Bauern zu opfern und so zumindest die Figuren zu aktivieren, die Bauern vorrücken, um meinen König anzugreifen, der dann vielleicht irgendwann exponiert steht."
"Ganz generell hatte ich den Eindruck, dass etliche meiner Gegner zu viel Respekt gezeigt haben, und nächstes Mal vielleicht ein bisschen aggressiver spielen sollten. Aber es ist nicht leicht, hier das richtige Maß zu finden."
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Das Publikum applaudierte! Was will man mehr, eine Simultanvorstellung der Spitzenklasse, mit Live-Kommentar und geduldiger Analyse des Weltmeisters im Anschluss! Auch nach dem Ende der Partien nahm sich der Weltmeister großzügig viel Zeit und gab lange Autogramme und posierte für Fotos mit den Fans. Es war eine wirklich erfolgreiche Veranstaltung, für die NBAS, Team Norway und Simonsen Vogt Wiig als Gastgeber und Organisator Dank gebührt, genau wie der norwegischen Botschafterin in Singapore, Ms Anita Nergaard!
Magnus Carlsen's charisma in full display at the end of his Singapore simul. He made an amusing stalemate remark and the crowd loved it. pic.twitter.com/V2JLtBj84b
— Olimpiu G. Urcan (@OlimpiuUrcan) October 8, 2017
Die englische Originalversion dieses Artikels erschien zuerst auf Junior Tays Blog.
Die erneute Veröffentlichung geschieht mit freundlicher Genehmigung.