Senioren-Mannschafts-WM: USA und Russland

von Alex Yermolinsky
18.07.2018 – Die Teilnehmer schwärmen von einer bestens organisierten Mannschafts-Weltmeisterschaft der Senioren in Radebeul. In der Klasse 65+ gewann die russische Mannschaft souverän. Die Klasse 50+ war umkämpfter. Am Ende hatten die Favoriten aus den USA die Nase vorn. Alexander Yermolinsky berichtet. |Fotos: Karsten Wieland (wenn nicht anders angegeben)

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Die Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaft: USA gewinnt 50+

Ende gut, alles gut, postete unser Kapitän und Teamchef Alexander Shabalov in unsere Whats App-Gruppe - da stand der Autor dieses Berichts schon am Frankfurter Flughafen und war im Bergiff nach Mineapolis zu fliegen. Meinen Terminplan hatte ich schon weit im Voraus gemacht und meine Teamkollegen waren sich bewusst, dass sie die letzte Runde ohne mich bestreiten mussten.

So kam es, dass ich unglücklicherweise nicht auf dem Siegerfoto zu sehen bin.

Mit einem 3:1-Sieg gegen Kanada haben sie es geschafft. Aber es hätte nicht gereicht, wenn das englische Team nicht beim Überschreiten der Ziellinie über Deutschland gestolpert wäre. Für den entscheidenden Punkt sorgte IM Karsten Volke, der James Plaskett souverän überspielte. Mit Ausnahme der Partie an Brett eins, wo die GMs Schlosser und Speelman schnell Frieden schlossen, hatten die Deutschen tatsächlich an allen Brettern Vorteil.

USa gegen Kanada

Da unser Team auch bei einem Unentschieden zwischen Deutschland und England dank der besseren Zweitwertung gewonnen hätte, war das Finale nicht nervenaufreibend. Meine Teamkollegen nutzten die freien Stunden zwischen dem Ende ihrer Partien und der Abschlussfeier noch zu einem kurzen Ausflug in die Dresdner Innenstadt.

Schlusstand

Pl. Mannschaft ELO Man.Pkt. Brt.Pkt. SoBerg
1. USA United States   16:2 28 310
1.   Alexander Shabalov 2567 7.5:0.5 43.5 37.25
2.   Joel Benjamin 2544 6:2 46.5 34.5
3.   Jaan Ehlvest 2536 5.5:2.5 47.5 30.25
4.   Alex Yermolinsky 2505 6:1 44 29.25
5.   Sergey Kudrin 2468 3:2 42.5 17.5
2. ENG England 1   15:3 26.5 282.5
1.   Jon S Speelman 2493 4.5:2.5 46.5 24
2.   John M Emms 2488 5:2 45.5 26.75
3.   H James Plaskett 2455 5.5:2.5 44.5 27.75
4.   Mark L Hebden 2423 5:2 47 27.25
5.   Keith C Arkell 2406 6.5:0.5 43.5 30.5
3. GER Lasker Schachstiftung GK   15:3 26 268.5
1.   Alexander Graf 2561 6:2 43.5 28.25
2.   Artur Jussupow 2580 5:3 44.5 25
3.   Felix Levin 2468 6.5:1.5 43.5 33.75
4.   Jakob Meister 2432 6:2 47 30.75
5.   Dr. Gerhard Koehler 2181 2.5:1.5 39.5 12.5
4. GER Germany 1   14:4 24.5 245.5
1.   Philipp Schlosser 2501 6:3 41 26
2.   Uwe Boensch 2560 4.5:2.5 44 22.5
3.   Klaus Bischoff 2510 4:2 45 19.5
4.   Karsten Volke 2474 5:2 43.5 25.5
5.   Raj Tischbierek 2436 5:2 47 29.25
5. GER Thüringen   13:5 23 226
1.   Peter Enders 2445 5.5:3.5 45 24
2.   Thomas Paehtz 2347 3.5:1.5 42 16.5
3.   Joachim Brueggemann 2293 6.5:2.5 41.5 30.75
4.   Thomas Casper 2354 5:2 43.5 26.75
5.   Rudolf Ruether 2118 2.5:3.5 44 11.5

67 Mannschaften

Partien

 

Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Bericht schreibe, habe ich keine Informationen über die Brettpreise, da das Reglement hier die höchste Eloleistung und nicht den Erfolg in Prozent zugrunde legt. Auf jeden Fall hat aber Alexander Shabalov mit 7,5 aus 8 die beste Wertung an Brett eins und ich selbts habe das beste Ergebnis an Brett vier mit 6 aus 7. 

Alexander Shabalov 

Mit Ausnahme der Niederlage gegen England in Runde vier hat das US-Team alle anderen Kämpfe mindestens mit 3:1 gewonnen, einschließlich des entscheidenden Sieges gegen das Lasker-Team, wo wir mit 3,5:0,5 siegten. Auch die Engländer waren sehr gut und hätten das Turnier ebenfalls gewinnen können, aber ich denke, unsere Mannschaft war eine Klasse für sich.

Nach der 7. Runde gab es allerdings noch keinen Grund für besonderen Optimismus. Beide, Engländer und das Lasker-Team lagen vor uns, verhängten über ihre Gegener mit einem 4:0 die Höchststrafe, während wir einen Brettpunkt gegen Thüringen abgaben - mit einer der seltenen Niederlagen von Ehlvest.

Unbeeindruckt unternahmen wir nach der Runde einen Ausflug zu einer der zahlreichen Burgen in der Dresdner Umgebung und erforschten dort das Jagdrevier.

Am Schloss (Foto: Yermolinsky)

Der nächste Tag sollte beantworten, ob wir noch im Rennen bleiben würden. Unser Team packte den Stier bei den Hörnern und besiegte die Mannschaft der Lasker-Gesellschaft. Nur Jaan Ehlvest gab gegen den entschlossenen Felix Levin ein Remis ab. Alle anderen Partien wurden von uns gewonnen.

 

Joel Benjamin gelang ein schöner Sieg über über Jussupow. Nach der Partie äußerte Joel seine Überraschung über Arturs Eröffnung, eine schrecklich passive Variante der französischen Verteidigung. Ich hoffte, Joels Anmerkungen zur Partie zu bekommen, aber ich denke, "Daddy" wurde in den letzten Wochen zu sehr vermisst. Joels Kinder (9 und 7 Jahre)  wollten ihn nach der Rückkehr sicher nicht wieder gleich ans Schachbrett lassen.

Ich zeige hier deshalb eine ordentliche eigene Leistung.

 


Dieser vernichtende Sieg sicherte dem US-Team zumindest schon einmal den zweiten Platz. Der Rest des Tages wurde zwischen dem Anschauen des Spiels um den 3. Platz bei der Fußball-WM und...

Das US-Team im Hauptquartier (Foto: Yermolinsky)

... einem schönen Abendessen im Dresdner Innenstadtcafe "Aljonuschka",mit russischer Küche, aufgeteilt.

Eigentlich hatte ich Glück mit meiner Zimmerwahl. Das, was früher "Murphy-Bett" genannt wurde, erwies sich für Team-Meetings und Abendessen als nützlich. 

Am Morgen vor der  letzten Runde fuhr mich Shabalov nach zum Dresdner Hauptbahnhof, wo ich einen ICE nach Frankfurt bestieg und meine Teamkollegen zurückließ, damit diese die Mission zu Ende bringen.

 


Alexander Yermolinsky

Die WM 65+ Russland gewinnt mit 18:0

Die Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaft der Altersklasse Ü65 war eine klare und eindeutige Angelegenheit. Die russische Mannschaft gewann mit 9 Siegen und 18:0 Punkten souverän. Der Abstand zu den folgenden Teams, St. Petersburg und Deutschland 1 beträgt satte vier Punkte. "Deutschland 2" mit Vlastimil Hort an Brett 1 wurde Vierter.

Die Sieger der 65+ Gruppe, hinten Russland

Schlussstand

Pl. Mannschaft ELO Man.Pkt. Brt.Pkt. SoBerg
1. RUS Russia   18:0 27 282
1.   Evgeny Sveshnikov 2464 7.5:1.5 41 33.75
2.   Yuri S Balashov 2423 5.5:1.5 42.5 25.75
3.   Nukhim Rashkovsky 2483 5.5:1.5 43 27
4.   Vladimir V Zhelnin 2453 3.5:2.5 44 18.5
5.   Nikolai Pushkov 2311 5:2 46 26.25
2. RUS Saint-Petersburg   14:4 23.5 242.5
1.   Vadim Z Faibisovich 2312 5:4 41 24.25
2.   Nikolai M. Mishuchkov 2311 5:4 45 25.5
3.   Vladimir I Karasev 2337 6:3 45.5 31.75
4.   Vladimir Shushpanov 2198 7.5:1.5 39.5 31
3. GER Germany 2   14:4 22 233.5
1.   Jefim Rotstein 2318 4:4 44 20
2.   Yuri Boidman 2358 7.5:1.5 40.5 34.75
3.   Anatoly Donchenko 2301 2.5:3.5 41 13.25
4.   Boris Khanukov 2273 5:3 42 24.25
5.   Boris Gruzmann 2176 3:2 43 12.25
4. GER Germany 1   13:5 22 212.5
1.   Vlastimil Hort 2421 5.5:2.5 42 24.5
2.   Bodo Schmidt 2344 5:4 44.5 26
3.   Stephan Buchal 2329 4:4 45 19.5
4.   Ulrich Schulze 2313 5.5:1.5 45 25.5
5.   Juergen Haakert 2302 2:2 36.5 9
5. ENG England 1   13:5 21.5 224
1.   Robert Bellin 2333 3.5:4.5 45 17.75
2.   Stephen H Berry 2298 4:3 42 20.5
3.   Nigel E Povah 2245 7:1 41 33.25
4.   Anthony J Stebbings 2257 5:2 45 25
5.   Roger Emerson 2211 2:4 40 9.75
6. GER Schwäbische Franken   13:5 21 196.5
1.   Klaus Klundt 2318 5:4 37 22.75
2.   Rainer Oechslein 2228 3.5:3.5 42 15.5
3.   Prof. Dr. Peter Krauseneck 2147 4.5:2.5 38.5 19.25
4.   Dr. Hubert Seibold 2113 4:3 42 19.75
5.   Horst Weisenburger 2096 4:2 41.5 17
7. FRA France   12:6 24.5 248.5
1.   Anatoly Vaisser 2502 5.5:1.5 45 30.25
2.   Mehrshad Sharif 2353 5.5:1.5 39.5 24
3.   Jean-Luc Seret 2353 3.5:3.5 41.5 18.25
4.   Nicolas Giffard 2260 5:2 41 22.5
5.   Christophe Bernard 2253 5:3 41.5 23.75

61 Mannschaften

Partien

 

Turnierseite...


Alex Yermolinsky ist Großmeister und Autor zahlreicher populärer Bücher. Er wurde am 11. April 1958 in Leningrad geboren und emigrierte 1990 in die USA, wo er heute noch lebt.

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