Alle Augen waren heute nach Aachen gerichtet. Dort sollte/könnte/würde heute die Entscheidung um den Meistertitel 2018 fallen. Naja, zumindest die Vorentscheidung. Doch klar war, dass der Ausgang der Begegnung zwischen Baden-Baden und der SG Solingen die Weichen für das letzte Drittel der Saison wegweisend stellen würde. Alle anderen Begegnungen entpuppten sich da fast zum Nebenschauplatz. Doch war es freilich nicht nur in Aachen spannend bis zum Schluss.
Spielort Deizisau
In Deizisau - beim Heimspiel des kleinen Schwestervereins der OSG Baden-Baden - entführte beispielsweise die Amateurtruppe der Schachfreunde Berlin völlig überraschend zwei Mannschaftspunkte. Gestern kamen die Hauptstädter noch relativ chancenlos gegen Schwäbisch Hall unter die Räder, heute rissen sie sich zusammen und kamen zu einem verdienten 5-3 Erfolg. Auch Reisepartner Dresden machte die gestrige Schlappe wett und fegte Schwäbisch Hall von den Brettern. Der schönste Zug des Tages gelang wohl Alexander Seyb.
Wie zu jedem Bundesligakampf wurde auf der Homepage der Schachfreunde Berlin Live getickert.
SF Berlin - SF Deizisau 5:3
6 |
Kraemer, Martin |
½ |
: |
½ |
Leko, Peter |
2 |
9 |
Sprenger, Jan Michael, Dr. |
½ |
: |
½ |
Meier, Georg |
4 |
10 |
Schreiner, Peter |
½ |
: |
½ |
Krasenkow, Michal |
5 |
11 |
Baldauf, Marco |
½ |
: |
½ |
Heimann, Andreas |
8 |
12 |
Abel, Dennes |
½ |
: |
½ |
Kozul, Zdenko |
9 |
13 |
Seyb, Alexander |
1 |
: |
0 |
Graf, Alexander |
10 |
15 |
Lauber, Arnd |
1 |
: |
0 |
Keymer, Vincent |
11 |
16 |
Thiede, Lars |
½ |
: |
½ |
Dautov, Rustem |
12 |
USV Dresden - SK Schwäbisch Hall 5½:2½
2 |
Almasi, Zoltan |
½ |
: |
½ |
Jakovenko, Dmitry |
4 |
3 |
Nisipeanu, Liviu-Dieter |
1 |
: |
0 |
Laznicka, Viktor |
6 |
5 |
Bartel, Mateusz |
½ |
: |
½ |
Gharamian, Tigran |
7 |
8 |
Paehtz, Elisabeth |
½ |
: |
½ |
Michalik, Peter |
10 |
9 |
Vogel, Roven |
1 |
: |
0 |
Le Roux, Jean-Pierre |
11 |
10 |
Neef, Maximilian |
½ |
: |
½ |
Wirig, Anthony |
12 |
11 |
Maiwald, Jens-Uwe |
1 |
: |
0 |
Zeller, Frank |
15 |
13 |
Moehn, Hans |
½ |
: |
½ |
Zpevak, Pavel |
16 |
Spielort Hockenheim
Standesgemäße Ergebnisse gab es in Hockenheim zu verzeichnen. Der Hamburger SK, diese Saison in ungewohnt niedrigen Gefilden der Tabelle angesiedelt gelang nach der gestrigen Niederlage heute ein kleiner Befreiungsschlag. Das 6-2 gegen den direkten Konkurrenten aus Hofheim verschafft etwas Luft im engen Tabellenkeller. Der HSK bleibt damit zwar auf einem Abstiegsplatz, das rettende Ufer ist jedoch nur noch einen Zähler entfernt (eine Tabellensituation, von der Hamburger Fußballer derzeit nur träumen können). Norderstedt gelang gestern ja der erste Saisonzähler, heute stand nur einen Brettpunkt zu Buche. Hockenheim spielt mit acht Großmeistern freilich in einer anderen Liga.
Hamburger SK - SV Hofheim 6:2
1 |
Duda, Jan-Krzysztof |
½ |
: |
½ |
Volokitin, Andrei |
1 |
5 |
Miton, Kamil |
1 |
: |
0 |
Savchenko, Stanislav |
3 |
6 |
Kempinski, Robert |
1 |
: |
0 |
Ginsburg, Gennadi |
5 |
8 |
Ernst, Sipke |
1 |
: |
0 |
Perske, Thore |
6 |
9 |
Kollars, Dmitrij |
½ |
: |
½ |
Lobzhanidze, Davit |
7 |
11 |
Ftacnik, Lubomir |
1 |
: |
0 |
Gurevich, Vladimir |
8 |
12 |
Heinemann, Thies |
½ |
: |
½ |
Margolin, Boris |
9 |
14 |
Carlstedt, Jonathan |
½ |
: |
½ |
Zude, Arno |
11 |
SK Norderstedt - SV Hockenheim ½:7½
1 |
Olszewski, Michal |
0 |
: |
1 |
Ponomariov, Ruslan |
4 |
3 |
Ostrovskiy, Andrey |
0 |
: |
1 |
Balogh, Csaba |
8 |
4 |
Kopylov, Michael |
0 |
: |
1 |
Wagner, Dennis |
9 |
5 |
Krause, Benedict |
½ |
: |
½ |
Saric, Ivan |
10 |
6 |
Parvanyan, Ashot |
0 |
: |
1 |
Buhmann, Rainer |
11 |
8 |
Powierski, Emil |
0 |
: |
1 |
Baramidze, David |
12 |
9 |
Meyer, Falko |
0 |
: |
1 |
Banusz, Tamas |
13 |
10 |
Polischuk, Viktor |
0 |
: |
1 |
Braun, Arik |
14 |
Spielort Mühlheim
Ebenso wie die Hamburger kämpft auch Mühlheim dieses Jahr gegen den Abstieg. Nur vier Punkte gelangen ihnen in den ersten acht Runden, so verwundert es nicht, dass die Devise "Vier Punkte gegen München" lautete. Mit starker Aufstellung um ihren Topspieler David Navara gelang dies mit Bravour. Das 6-2 gegen Zugzwang München am Samstag konnte man heute sogar noch toppen und holte ein 7-1 gegen Bayern München. Mühlheim klettert damit auf Rang Zehn der Tabelle. Die Abstiegsgefahr ist allerdings noch nicht vollständig gebannt.
Tief drin im Tabellenkeller hängen hingegen die beiden Teams aus München. Zugzwang München gelang heute allerdings ein beachtenswertes 4-4 gegen Werder Bremen. Mich beeindruckt es, wie das Münchner Amateurteam sich immer teuer verkauft und auch nominell sehr viel stärkeren Teams Punkte abluchst. Dem Sieg gegen Deizisau Anfang Februar folgt heute das nächste Lebenszeichen.
FC Bayern München - SV Mühlheim Nord 1:7
3 |
Bischoff, Klaus |
0 |
: |
1 |
Navara, David |
1 |
5 |
Johansson, Linus |
0 |
: |
1 |
Tregubov, Pavel V. |
2 |
6 |
Fedorovsky, Michael |
½ |
: |
½ |
Fridman, Daniel |
3 |
7 |
Lindgren, Philip |
0 |
: |
1 |
Landa, Konstantin |
4 |
8 |
Schneider, Stefan |
0 |
: |
1 |
Feygin, Michael |
7 |
10 |
Schenk, Andreas |
½ |
: |
½ |
Zelbel, Patrick |
8 |
12 |
Belezky, Alexander |
0 |
: |
1 |
Hausrath, Daniel |
9 |
15 |
Rafiee, Makan |
0 |
: |
1 |
Zwirs, Nico |
14 |
MSA Zugzwang München - SV Werder Bremen 4:4
1 |
Mons, Leon |
1 |
: |
0 |
Fressinet, Laurent |
3 |
2 |
Kindermann, Stefan |
½ |
: |
½ |
Efimenko, Zahar |
5 |
3 |
Bromberger, Stefan |
0 |
: |
1 |
Hracek, Zbynek |
7 |
4 |
Hertneck, Gerald |
½ |
: |
½ |
Nyback, Tomi |
8 |
5 |
Zysk, Robert |
1 |
: |
0 |
Spoelman, Wouter |
9 |
7 |
Schramm, Christian |
½ |
: |
½ |
Babula, Vlastimil |
10 |
9 |
Eichler, Christoph |
0 |
: |
1 |
Werle, Jan |
11 |
10 |
Lammers, Markus |
½ |
: |
½ |
Markgraf, Rolf-Alexander |
12 |
Spielort Aachen
In Aachen war es also angerichtet: OSG Baden-Baden, der souveräne Meister der vergangenen Saison traf auf SG Solingen, Meister des Jahres 2016 und Tabellenführer nach Runde Neun. Eineinhalb Brettpunkte trennte die beiden Kontrahenten vor der Begegnung. 17-1 Mannschaftspunkte wiesen beide Teams auf: Baden-Baden hatte in Runde Acht überraschend gegen Hamburg gepatzt, Solingen eine Runde zuvor gegen Werder Bremen einen Punkt abgegeben.
Baden-Baden bot alles auf, was nicht mit Vorbereitung auf das Kandidatenturnier beschäftigt war, namentlich Fabiano Caruana und Levon Aronian. Zudem fehlte Peter Svidler - vielleicht ist er mit einer Sekundantentätigkeit beschäftigt? Man kann nur spekulieren, doch so wie so stand fest, dass der Meister nominell als Favorit ins Rennen ging. Durchschnittlich 61 Elo wies Baden Baden an jedem Brett mehr auf, 2726 Elo vs 2665 Elo lautete die durschnittliche Mannschaftsstärke.
Da ich heute selbst am Brett sitzen durfte, konnte ich den Kampf leider nicht live mitverfolgen und so bekam ich zum ersten Mal gegen 13:00 Uhr was aus Aachen mit. In Deizisau fieberte man nicht nur beim eigenen Kampf gegen eben meine Berliner Mannschaft mit. Mindestens ein Auge war immer auf das Handy und die Übertragung aus Aachen gerichtet. Und die Stimmung in Deizisau war alles andere als gelassen. "Schlecht sieht es aus", hieß es von Philipp Schlosser, man machte sich Sorgen um Arkadij Naiditschs Stellung. Einige Partien waren bereits remisiert und an keinem der übrigen Bretter konnte man wirklich gute Stellungen der Baden-Badener erblicken. Arkadij stand nach einem "schiefgelaufenen Cambridge Springs" (Philipp Schlosser) hingegen mit dem Rücken zur Wand. Und Philipps düstere Prognose sollte sich später bewahrheiten. Sieben Remis und ein Sieg von Erwin L'Ami gegen Arkadij Naiditsch standen am Ende zu Buche.
Erwin L'Ami schaffte es in der Folge jedoch, seinen Damenflügel in Bewegung zu setzen und pflanzte etwas auf c6 ein. Hier ist es für Schwarz bereits schwierig zu verteidigen.
Für einen so aktiven und dynamischen Spieler wie Naiditsch war die Stellung äußerst unangenehm. Die schwierige Verteidigungsaufgabe gelang ihm nicht und L'Ami konnte mehr und mehr Fortschritte erzielen.
Der Mann des Tages: Erwin L'Ami
Erwin L'Ami ist nicht nur ein hervorragender Spieler sondern auch Eröffnungsexperte und Sekundant von Anish Giri. Sein Wissen teilt er auf verschiedenen DVDs mit, zuletzt veröffentlichte er zur Botwinnik Variante im Halbslawen.
OSG Baden Baden - SG Solingen 3½-4½
3 |
Vachier-Lagrave, Maxime |
½ |
: |
½ |
Harikrishna, Pentala |
2 |
4 |
Anand, Viswanathan |
½ |
: |
½ |
Rapport, Richard |
3 |
6 |
Wojtaszek, Radoslaw |
½ |
: |
½ |
Ragger, Markus |
4 |
7 |
Adams, Michael |
½ |
: |
½ |
Van Wely, Loek |
5 |
8 |
Vallejo Pons, Francisco |
½ |
: |
½ |
Ganguly, Surya Shekhar |
6 |
9 |
Bacrot, Etienne |
½ |
: |
½ |
Van Kampen, Robin |
7 |
10 |
Naiditsch, Arkadij |
0 |
: |
1 |
L'Ami, Erwin |
10 |
11 |
Movsesian, Sergei |
½ |
: |
½ |
Predojevic, Borki |
11 |
Nachdem Philipp Schlosser sich als guter Hellseher erwiesen hat, wage ich es, seine Prognose für den weiteren Saisonverlauf hier in den Raum zu werfen: "Wenn Solingen will, dann stellen sie so auf, dass ihnen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen ist." Da erst zwei Drittel der Saison gespielt sind halte ich hier einfach mal dagegen. Klar ist, dass Solingen nach diesem Sieg der heißeste Anwärter auf den Titel ist. Doch bereits in zwei Wochen wartet mit Hockenheim der Vizemeister des vergangenen Jahres auf die Klingenstädter. Bei der zentralen Endrunde in Berlin müssen zudem noch die Hürden Aachen, Deizisau und Schwäbisch Hall genommen werden. Das Rennen um die Meisterschaft bleibt weiterhin spannend!
Im Parallelkampf gewann übrigens Gastgeber Aachen gegen Speyer-Schwegenheim. Am Spitzenbrett boten die Aachener Vasily Ivanchuk auf. Dessen Ausbeute blieb an diesem Wochenende mit ½/2 jedoch eher überschaubar.
Speyer Schwegenheim - DJK Aachen 2½-5½
1 |
Oleksiyenko, Mykhaylo |
1 |
: |
0 |
Ivanchuk, Vassily |
1 |
7 |
Shytaj, Luca, Dr. |
½ |
: |
½ |
van Foreest, Jorden |
4 |
8 |
Yankelevich, Lev |
0 |
: |
1 |
Lupulescu, Constantin |
5 |
10 |
Kovacs, Gabor |
0 |
: |
1 |
Parligras, Mircea Emilian |
6 |
11 |
Hoolt, Sarah |
½ |
: |
½ |
Handke, Florian, Dr. |
9 |
13 |
Commercon, Simon |
0 |
: |
1 |
Burg, Twan |
12 |
16 |
Prestel, Oliver |
½ |
: |
½ |
Hoffmann, Michael |
14 |
17 |
Mager, Denis |
0 |
: |
1 |
Braun, Christian |
15 |
Tabelle nach 10 Runden
Partien Runde 10