Spannung bei Schlussrunde in St. Louis

von Marco Baldauf
16.08.2016 – Ein hart erkämpftes Schwarzremis in der letzten Runde reichte Wesley So um den bisher größten Erfolg seiner jungen Karriere unter Dach und Fach zu bringen. Mit 5.5/9 beendet er das Turnier mit einem halben Punkt Vorsprung vor seinen Verfolgern. Nakamura setzt mit seiner Glanzpartie gegen Ding ein Ausrufezeichen, Giri verliert wieder und beendet das Turnier mit -3 als Tabellenletzter. Mehr...

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Wesley So gewinnt Sinquefield Cup

Die Tabellensituation vor der Schlussrunde des Sinquefield Cups versprach eine spannende Runde. Sieben Spieler hatten noch die Chance auf den Titel, sollte Wesley So gegen Maxime Vachier-Lagrave verlieren, so könnte +1 bereits reichen, am Montag die Tiebreak-Kämpfe zu spielen.

Maxime Vachier-Lagrave - Wesley So

Für Wesley So war die Ausgangslage relativ klar: ein Schwarzremis gegen den elostärksten Spieler im Feld würde ihm zumindest einen geteilten ersten Platz bescheren, zu ihm aufschließen könnten noch Vishy Anand und der Gewinner der Partie zwischen Veselin Topalov und Levon Aronian.

Auf zur letzten Schlacht

Welche Eröffnung könnte für diese Situation besser geeignet sein als die Berliner Mauer?

Doch Maxime Vachier-Lagrave hatte mit 11.Lg5 eine Überraschung parat und es entwickelte sich eine vergleichsweise zweischneidige Stellung.

 

 

Wenig Chancen auf den ganzen Zähler hatte Vishy Anand. Mit Schwarz gegen Peter Svidler wählte er nicht wie in Runde 2 Caro-Kann sondern bescheidete sich mit einem solideren Ansatz.

"Wäre vielleicht mehr Risiko notwendig gewesen?" - Anand ohne Siegchancen gegen Svidler, doch am Ende mit einem sehr zufriedenstellenden Resultat.

Deutlich mehr drin war für Veselin Topalov, der Levon Aronian an den Rande einer Niederlage brachte. Der Armenier konnte sich am Ende im Turmendspiel mit zähem Verteidigen und Tricksen gerade noch retten. Schade für die neutralen Zuschauer, da ein Sieg Topalovs einen Stichkampf gegen So nach sich gezogen hätte.

Topalovs Partie zog die Aufmerksamkeit der Zuschauer wie Spieler auf sich.

Levon Aronian mit knapper Rettung im Endspiel

 

Hikaru Nakamura - Ding Liren 

Nakamura wollte die Schmach der achten Runde wieder wett machen und ging mit einem aggressiven Konzept in die Partie gegen den solide auftretenden Ding Liren. Der Chinese wurde bereits in der Eröffnung auf dem falschen Fuß erwischt und musste viele Minuten investieren während Nakamura die Züge in sekundenschnelle aufs Brett schleuderte.

An der Körpersprache ist gut zu erkennen, in wessen Sinne die Partie lief.

 

Nakamura liefert zum Schluss eine der eindrücklichsten Partien des gesamten Wettbewerbs und hievt seinen Score auf 50%. 

 

Fabiano Caruana - Anish Giri

Eine spannende Frage warf vor Beginn der Runde die Performance Caruanas auf: Konnte er mit einem neunten Remis in Folge dem Remiskönig Giri gefährlich werden? In einem offenen Spanier fand Caruana im Mittelspiel ein sehr starkes Konzept, das die Partie zu seinen Gunsten entschied:

Stellung nach 15...f6: Caruana fand 16.Tad1!!, was ein Opfer auf d5 vorbereitet.

Wenige Züge später stand folgende Stellung auf dem Brett:

Caruana hat die Dame gegen zwei Türme, doch in dieser Stellung dominiert Weiß ob des formales Materialnachteils. Die Verwertung war gegen einen formschwachen Giri nicht allzu schwer.

 

 

Ergebnisse der 9. Runde

Name
Rtg
Res.
Name
Rtg
Veselin Topalov  2761
½-½
Levon Aronian 
2792
Wesley So 2771
½-½
Maxime Vachier-Lagrave
2819
Fabiano Caruana  2807
½-½
Anish Giri 
2769
Viswanathan Anand  2770
0-1
Peter Svidler
2751
Hikaru Nakamura 2791
1-0
Liren Ding 
2755

 

Endstand:

 

Partien:

 

Der glückliche Sieger Wesley So

So mit Jeanne und Rex Sinquefield sowie dem Scheck über 75.000 $.

Beste Laune auch bei Garry Kasparov...

... der zuvor das Kommentatorenteam vor Ort unterstützte.

 

 

Fotos: Lennart Ootes

Spielort: Chess Club and Scholastic Center of Saint Louis (CCSCSL) 

 

Turnierseite

Internetpräsenz der Grand Chess Tour

 


Marco Baldauf, Jahrgang 1990, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Schach. Zwei Mal wurde er Deutscher Jugendmeister, seit 2015 spielt er für die Schachfreunde Berlin in der Bundesliga. Für Chessbase schreibt er gelegentlich auf der Homepage, kommentiert live oder versucht sich als Autor von Fritztrainern.

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