ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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André Schulz bot mir an, über das Match „UdSSR gegen den Rest der Welt“ zu berichten
Wie und wann die Idee zu diesem Schach-Kampf zwischen Ost und West geboren wurde, ist schwer nachzuvollziehen. Die Sowjets fühlen sich unschlagbar. Bei allen Schach-Olympiaden waren sie bisher mit der Goldmedaille auf dem Siegertreppchen.
Sich an den „Unschlagbaren“ zu messen ist für uns alle eine große und gern angenommene Herausforderung. Robert Fischers große Zeit wird noch kommen, ich bin sicher. Das ist die Chance für ihn. Und auch für uns, Max Euwe, die FIDE und die restlichen Spieler – den Rest der Welt ist es die einmalige Gelegenheit den „Klassenfeind“ in die Schranken zu verweisen und zu zeigen, was wir können, uns in der Öffentlichkeit zu präsentieren und den Schachinteressierten zu zeigen, was wir können.
Belgrad und Jugoslawien mit seinen großen Provinzen Kroatien, Serbien, Montenegro und Slowenien ist eine große Schachnation und fieberte mit. Die Eintrittskarten waren schon lange vor dem Wettkampf ausverkauft, was den Händlern auf dem Schwarzmarkt einen fetten Gewinn versprach.
Ich war begeistert über die Einladung zum Turnier und da die Sowjets mitmachten war es plötzlich auch kein Problem, vom tschechischen Schachverband das Reisevisum zu bekommen. Und, ich durfte sogar mit dem Auto ausreisen. Eine glückliche Fügung für mich, weil das Reisen mit den Zügen nach Jugoslawien ein Desaster ist.
Voller Vorfreude sprang ich in meinen kleinen Renault 8, trat aufs Gas und ab gings zum Turnier. Ich schaffte die Distanz Prag-Belgrad in einem Tag – Ziel das Hotel Metropol, das ich schon von früheren Besuchen kenne.
Der Spielsaal ist das Haus der Gewerkschaften, Dom Sindikat. Ich war sehr neugierig auf unsere Mannschaftsaufstellung. Gestern vor dem ersten Spieltag hatten wir bereits hinter verschlossenen Türen im Hotel Metropol eine Beratung darüber abgehalten.
Wie schon gesagt, Fischer war sehr begeistert von der Idee „UdSSR gegen den Rest der Welt“ und überließ freiwillig Bent Larsen das erste Brett.
Lajos Portisch an Brett drei ist immer bestens vorbereitet. Wir vermuteten, dass sein Gegner auf der russischen Seite "Viktor Kortschnoj" sein würde.
Unsere Spielerberatung im Vorfeld dauerte aber ziemlich lange. Warum?
Reshevsky und Najdorf wollten beide am vierten Brett sitzen und ihr Streit darum schien nicht enden zu wollen. Plötzlich ertönte die Stimme von Robert Fischer aus dem Off: „Vlasty, you will be the forth!“ Dagegen gab es keinen Widerspruch mehr, Fischer hatte entschieden. Die beiden Streithähne gaben sich schließlich zufrieden mit Brett sechs und neun. An den Brettern fünf, acht und zehn spielen die drei "Jugos", Gligoric, Matulovic und Ivkov, alle aus Serbien.
Brett sieben übernimmt der Vizemeister der damaligen DDR, Wolfgang Uhlmann. Ersatzspieler sind Frederick Olafsson und Klaus Darga.
Wir kannten natürlich die Aufstellung der Sowjets vorher nicht, tippten bei den Ersatzleuten aber auf Leonid Stein und David Bronstein.
Die Sowjetische Mannschaft zu besiegen wird sehr schwer sein, glaube ich. Schließlich spielen dort Paul Keres, Exweltmeister Botwinnik und Mark Taimanov.
Als Gage erhalten wir übrigens 2000 Dollar. Ob Larsen oder Fischer mehr ausgehandelt habn, entzieht sich meiner Kenntnis. Hauptsache, dabei sein, ist meine Devise. Ich hätte sogar auch ohne jedes Honorar gespielt (aber nicht weitersagen).
Noch bevor das Turnier begonnen hat, bekam ich sehr viele Anfragen nach Autogrammen. Ganz Jugoslawien ist in Aufruhr, die Zeitungen sind voll von Berichten zum "Match des Jahrhunderts". Selbst Tito llässt es sich nicht nehmen, die große Schach-Show von seinen Privaträumen aus zu verfolgen, hört man.
Josip Broz Tito verfolgt die Partien
Unser Capitain, Exweltmeister Max Euwe, war für diesen Posten einstimmig gewählt worden. Los, los, ganz ungeduldig wartete ich auf den Startschuss, als ich erfuhr, dass mein Gegner Lev Polugajewski war!
Ich fühle mich in Belgrad fast wie zu Hause, denn ich spreche perfekt Serbo-Kroatisch. gestern Abend habe ich mir deshalb auch noch eine der Serbischen Spezialitäten „Gegrillte Rippchen mit dicken Bohnen“ gegönnt. Der Kellner, auch ein Schachspieler, war ganz begeistert, mich dort bedienen zu können. Er verriet mir mit stolzer Mine, dass er für alle vier Runden bereits die Tickets in der Tasche hat.
Ja, alles ist gut vorbereitet! Das Haus der Gewerkschaften hat eigentlich nur 2000 Sitzplätze, aber ich bin ganz sicher, es waren viel mehr darin.
Die Show konnte beginnen! Wie hoch, Vlasty, werden wir verlieren, war mein letzter Gedanke in meinem bequemen Bett im Hotel?