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Der Weg ins Tiebreak zeichnete sich für die beiden Kontrahenten relativ schnell ab. Carlsen wählte im Aufeinandertreffen mit Sergey Karjakin seine Hauptwaffe aus dem WM-Kampf, den Marshall Angriff. Wie schon im November des vorvergangenen Jahres konnte Karjakin nichts Ergiebiges dagegen vorweisen. Die Partie endete relativ schnell und ohne große Aufregung in einem ausgeglichenem Leichtfigurenendspiel - Remis. Carlsen zeigte sich nach der kurzen Partie mit dem Ergebnis zufrieden - nun konnte er entspannt zusehen, wie sich die Partie Giris entwickeln würde und bereits Kräfte für das mögliche Tiebreak sparen.
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Giris Begegnung verließ früh die theoretischen Pfade. Wei Yi eröffnete mit 1.Sf3 und 2.e3!? und zeigte damit, es auf eine lange Partie in geschlossenen Stellungen abgesehen zu haben. Beide Seiten entwickelten ihre Figuren auf natürliche Felder und als Zuschauer konnte man sich auf langsames Herantasten einstellen. Kurzes Remis bei Carlsen und eine möglicherweise fünfstündige Partie für Giri - definitiv ein Vorteil für den Weltmeister für das mögliche Tiebreak. So dachte wohl auf Giri und leitete konkrete Maßnahmen ein, die Partie in den Remishafen zu lenken. Mittels dem schönen Motiv 12...b5 forcierte er Linienöffnung und Figurentäusche am Damenflügel - nach weiteren zehn Zügen war die Punkteteilung unterschriftsreif.
Im Interview nach der Partie schien der junge Niederländer zufrieden mit dem Ergebnis und voller Vorfreude auf das anstehende Tiebreak - auch wenn er sich in der (bequemen) Rolle des Underdogs sah.
Das dritte Eisen im Feuer um den Turniersieg war Shakriyar Mamedyarov. In der gestrigen zwölften Runde remisierte er nach einer frühen Zugwiederholung in der Eröffnungsphase. So konnten Carlsen und Giri um einen halben Zähler enteilen. Um Chancen auf den Turniersieg zu wahren musste also ein Sieg her. Gegen den gut aufgelegten Vishy Anand ist dies allerdings alles andere als eine leichte Aufgabe.
Shak Mamedyarov (Foto: Alina l'Ami)
Die Kontrahenten folgten lange einer theoretische Variante des Damengambits. Mamedyarov erhielt leichte Vorteile in einem Turmendspiel, Anand kam jedoch nie in ernsthafte Gefahr und verteidigte seriös und unaufgeregt - Remis das folgerichtige Ergebnis. Kurios der Bedenkzeitverbrauch Mamedyarovs. Von den ersten 40 Zügen überlegte er nur an vier Stellen länger als eine Minute. Bei Beendigung der Partie hatte er noch über zwei volle Stunden auf der Uhr.
Für Mamedyarov bleibt nach einem starken Auftritt und 8.5/13 also der dritte Platz. Diesen teilt er sich mit Vladimir Kramnik, der heute zu einem Sieg über Adhiban kam. Für Kramnik geht ein aufregendes aber gutes Turnier zu Ende. Zwei Niederlagen gegen Giri und Karjakin stehen sechs Siege entgegen. Adhiban konnte nach dem sensationellen dritten Platz im vergangenen Jahr heuer nie so wirklich Fahrt aufnehmen und kommt ohne Sieg auf ein Ergebnis von -6.
Vladimir Kramnik (Foto: Alina l'Ami)
Wenig Lust auf Schach verspürte heute Fabiano Caruana. Gegen den Marshall-Experten Peter Svidler folgte er einer theoretischen Variante die ein minimal besseres Endspiel führte, jedoch keine substantiellen Siegchancen bieten sollte. Die Partie endete früh mit einer Punkteteilung. Für Caruana geht damit die Generalprobe vor dem Kandidatenturnier im März gründlich daneben. Nach seinem Sieg in London schließt er Wijk aan Zee als geteilter Zehnter ab. Aufarbeitung ist nun angesagt, in wenigen Wochen sollte die Form wieder zurück sein.
Carlsen ging nach Meinung der Experten als großer Favorit ins Tiebreak. Zu gut ist seine Bilanz in diesen sehr speziellen Aufeinandertreffen: die letzten sieben der gespielten Tiebreaks gingen allesamt an ihn, zuletzt bei der Grand Chess Tour in Paris (gegen Maxime Vachier-Lagrave) und beim WM-Kampf 2016 in New York (gegen Sergey Karjakin). Zudem ist Carlsen ja auch amtierender Blitz-Weltmeister. Entsprechend den Prognosen gestaltete sich dann auch die erste Partie: Carlsen konnte gegen den Isolanie spielend kleine Vorteile anhäufen und münzte diese im Läuferendspiel zum Sieg um. In der zweiten Partie konnte Giri die Niederlage nicht mehr wett machen und musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben.
Im Challenger Turnier führte Vidit Santosh Gujrathi mit einem halben Punkt vor Anton Korobov. Diese Tabellensituation veranlasste den jungen Inder dazu seine Partie sicher anzulegen, während Korobov mit Schwarz das Risiko hochschrauben musste. Vidit remisiert relativ bald und konnte sich erstmal zurücklehnen - Korobov brauchte unbedingt einen Sieg.
Die Strategie Vidits sollte am Ende aufgehen. Korobov erreichte zwar eine Stellung mit deutlichen Ungleichgewichten, objektiv gesehen stand er jedoch aus der Eröffnung heraus eher schlechter. Nach einem notwendigen Qualitätsopfer des Ukrainers war klar, dass es hier nur noch darum geht, ob er die Partie Remis hält oder verliert - Vidit kann sich über den Titel freuen und darf im kommenden Jahr im Master Turnier antreten.
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Matthias Blübaum gelingt es heute leider nicht, sein Punktekonto weiter aufzustocken. Gegen Jeffrey Xiongv spielt er eine wilde Partie, zieht am Ende allerdings den Kürzeren.