Tiviakov: Realizing an advantage

von Mattis Trätmar
11.02.2021 – Sie erhalten eine gute Position in einer Partie. Das ist großartig, aber wie können Sie Ihren Vorteil "realisieren", wie können Sie ihn steigern, worauf sollten Sie sich konzentrieren, wie sollten Sie über den Vorteil nachdenken, den Sie erzielt haben. Darum geht es in diesem Fritztrainer mit vielen lehrreichen Gedanken, Ideen und Plänen, auf die Großmeister Sergei Tiviakov, ein renommierter Schachtrainer und Lehrer, hingewiesen hat. Eine Rezension von Mattis Trätmar.

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Empfehlung: "Realizing an Advantage" von Sergei Tiviakov

Hallo, mein Name ist Mattis und ich möchte eine DVD von ChessBase mit dem Titel „Realizing an Advantage“ empfehlen. Ich bin ein neuer ChessBase-Autor und freue mich sehr, dass ich Artikel zu verschiedenen Themen schreiben kann, darunter DVD-Empfehlungen (Fritztrainer), Buchempfehlungen, das Studium der Klassiker, das Studium von Endspielen, die Psychologie des Schachs und die Bedeutung der Konzentration im Schach usw.

In meinem ersten Artikel geht es darum, wie man einen Vorteil realisiert, auf welche Aspekte wir uns dabei konzentrieren sollten und wie wir vorgehen sollten, wenn wir einen Vorteil in einen Punkt verwandeln wollen. Darum geht es in dieser DVD von Großmeister Sergei Tiviakov, einem renommierten Schachtrainer und Lehrer, der viele lehrreiche Ideen, Gedanken und Pläne zum Thema präsentiert.

Realizing an Advantage

"Nichts ist schwerer als eine gewonnene Partie zu gewinnen!" lautet ein bekannte Schachweisheit. Sergey Tiviakov zeigt, wie man dieses "Problem" angehen kann und noch mehr Punkte aus gewonnenen Stellungen macht.

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Zunächst möchte ich Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Aspekte und Methoden geben, die auf dieser DVD erläutert werden. Danach zeige ich, wie ich mit Hilfe dieser DVD einige nützliche Dinge gelernt habe und wie Tiviakovs Erklärungen mir geholfen haben, mein Spiel zu verbessern.
 
Was bedeutet es, einen Vorteil in etwas Greifbares und später in einen Sieg umzuwandeln? Um mit diesem Thema zu beginnen, ist es wichtig zu verstehen, was es bedeutet, „einen Vorteil zu realisieren“. Meiner Meinung nach hängt alles im Schach mit der Frage zusammen, wie ich meine Position am besten verbessern kann und was ich tun sollte, um meine Ziele zu erreichen.
 
Tiviakovs DVD beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Vorteilsverwertung. Nach einer kurzen Einführung beginnt er mit der Planung, anschließend befasst er sich mit Fragen des Zentrums und des Raumvorteils. Danach konzentriert sich GM Tiviakov auf die Ausnutzung von Schwächen, insbesondere auf das Prinzip zweier Schwächen. Er spricht über die Bauernstruktur und erklärt, wie Sie einen Vorteilstyp in einen anderen umwandeln können. Dies nennt man die Transformation von Vorteilen. Er spricht über Abtausch und Königsaktivität, insbesondere im Endspiel. Zu guter Letzt gibt es einen Testabschnitt, in dem alle Aspekte und Prinzipien, mit denen er sich befasst hat, getestet werden, und wo Sie herausfinden können, welche Teile Sie gut verstanden haben und wo noch Luft nach oben ist.
 
Am Anfang spricht Tiviakov über die wichtigsten Aspekte und Prinzipien, an die Sie sich immer erinnern sollten. Eine Sache ist, sich nicht zu früh zu entspannen. "Das Spiel ist nicht vorbei, bis es vorbei ist" ist ein altes Sprichwort. Ein weiteres Prinzip ist, nicht zu viel Zeit zu verschwenden. Mit diesen Prinzipien verbunden ist auch, dass wir versuchen sollten, uns so gut wie möglich zu konzentrieren! Wir sollten immer versuchen, unsere Partien so schnell wie möglich zu beenden und unserem Gegner kein Gegenspiel erlauben. Außerdem sollten wir bei der Realisierung eines Vorteils nicht zu viele Risiken eingehen! Ein weiterer wichtiger psychologischer Aspekt ist ein richtiges und angemessenes Zeitmanagement. Wir sollten versuchen, immer etwas mehr Zeit auf der Uhr zu haben (sagen wir zehn Minuten) als unser Gegner.

Außerdem ist es wichtig, die eigene Stellung maximal zu verbessern. Das scheint offensichtlich zu sein, aber wenn Sie sich tiefer damit befassen, erkennen Sie, dass es ziemlich schwierig ist. Dennoch ist es sehr wichtig, dass wir, insbesondere wenn wir unsere Position verbessern wollen, immer versuchen, den Druck noch weiter zu erhöhen. vor allem durch die Sammlung kleiner Vorteile. Hier ein weiteres Zitat des ehemaligen Weltmeisters Emanuel Lasker: "Nichts ist schwieriger als eine gewonnene Position zu gewinnen."
 
Jetzt, nach einer kurzen, aber hoffentlich vernünftigen Einführung, möchte ich mich mit dem Kern des Ganzen auseinandersetzen.

Die DVD beginnt mit vielen lehrreich kommentierten Partien starker Spieler der Vergangenheit, wie Anatoli Karpov, Vassily Smyslov, Max Euwe, Bobby Fischer, Michail Botvinnik und Tigran Petrosian. Sergei Tiviakov zeigt uns beispielhaft, wie man hochklassige Partien analysiert, insbesondere wenn wir uns auf die Realisierung eines Vorteils konzentrieren wollen. Tiviakov erklärt die wesentlichen Punkte ohne sich im Detail zu verlieren. Er spricht verständlich und mir gefallen seine Anmerkungen zu den jeweiligen Partien, die leicht zu verstehen sind und gut im Gedächtnis bleiben.

Jetzt möchte ich Ihnen etwas über meine Lernstrategie beim Studium dieser DVD erzählen und verraten, was mir an dieser DVD besonders gefallen hat. Ich möchte über einige der Partien sprechen, die mich besonders beeindruckt haben, und mit denen ich viele Dinge gelernt habe, z. B. auf welche schachlichen Elemente ich mich konzentrieren und auf welche psychologischen Tricks ich achten sollte. Ich möchte mit einer Partie beginnen, die 1994 gespielt wurde, und bei der es vor allem um die Entwicklung und Umsetzung eines strategischen Plans geht.

Y. Yakovich - I. Polovodin, Kolontaevo 1994

Als ich mir die Diagrammstellung anschaute, dachte ich, dass die Chancen aufgrund der symmetrischen Struktur ungefähr gleich sein sollten. Aber nach einigem Überlegen wurde mir klar, dass Weiß besser steht, da der weiße Läufer b5 besser ist als der schwarze Läufer auf e6.

Okay, aber wie geht es weiter? Das ist die Schlüsselfrage, die wir in einer solchen Position stellen müssen. Es ist klar, dass wir einen angemessenen, langfristigen Plan brauchen. Also müssen wir uns zuerst fragen, was wir erreichen möchten, wie wir das erreichen können und wo unsere Figuren stehen sollen (auf welchen Feldern stehen sie aktiv und leisten etwas?). Welche Figuren möchten wir abtauschen und wie können wir unsere Position verbessern und den Gegner unter Druck setzen?

Der richtige Zug in dieser Stellung 1.Le2, mit der Idee 2.Lf3. Weiß nimmt den schwachen Bauern auf d5 ins Visier, räumt das Feld b5 für seinen Springer und greift den Bauern b7 an.
Nachdem dieser kurze Plan ausgeführt wurde, können wir über unsere anderen Figuren nachdenken. Den Turm sollten wir nach e1 stellen, damit er das Feld e5 besetzen und von dort aus den schwachen Bauern auf d5 angreifen kann.
Wenn wir uns die Dame auf b3 ansehen, so erkennen wir, dass es für sie bessere Felder gibt, z.B. b5, von wo aus sie e2 im Auge hat. Eine andere Frage ist, was wir mit unseren Bauern machen wollen und wie wir die Aktivität der gegnerischen Figuren einschränken können. Dabei könnte der Bauernzug a3 könnte hilfreich sein.

In der Partie geschah:

 

Ich finde die Partie sehr lehrreich - eine echte positionelle Glanzleistung! Es ist sehr schön zu sehen, wie Weiß kurzfristige und langfristige Pläne entwickelt, wie er seine Figuren auf gute Felder bringt und in perfekte Harmonie bringt, wie er keine Gegenchancen zulässt, wie er die Schwächen im schwarzen Lager angreift und seinen Gegner mit den vielen Manövern der Dame, des Turmes und insbesondere des weißfeldrigen Läufers zermürbt. Beeindruckt hat mich auch die Ruhe des Weißen und wie er prophylaktisch denkt, um die Schwächen der schwarzen Stellung auszunutzen und wie er nach und nach in das Lager von Schwarz eindringt! Ein Spieler mit einem erstaunlichen Positionsverständnis, gepaart mit einer bemerkenswerten Gelassenheit!

Nach dieser Partie, in der es vor allem um Planung ging, möchte ich eine mittlerweile klassische Partie zeigen, die beim Kandidatenturnier 1971 zwischen Bobby Fischer und Mark Taimanov gespielt wurde.

Diese Konstellation kommt in Partien von Fischer relativ häufig vor. Sein starker weißfeldriger Läufer kontrolliert die Diagonale h1-a8 und ist deutlich besser als der eher passive Springer des Schwarzen. Ein anderer Faktor ist die aktive, zentralisierte Position des weißen Turmes auf e5, wohingegen der Turm des Schwarzen noch nicht am Spiel teilnimmt. Beide Faktoren (aktiver Turm und starker Läufer) reichen für einen kleinen Vorteil für Weiß aus. Aber wie geht es weiter?

 

Eine brilliante Partie! Fischers Technik und seine Fähigkeiten im Endspiel sind beeindruckend, genau wie seine Geduld. Druckvoll, doch ohne jede Hast überspielte den armen Taimanov nach allen Regeln der Kunst! Die Partie demonstriert, wie man mit Turm und aktivem Läufer gegen einen passiven Springer und Turm spielt. Gemäß der Regel nichts zu überstürzen, verbesserte Weiß seine Stellung Schritt für Schritt und mit Zügen wie 31.c3 nahm er dem Gegner Gegenspiel. Fischer hatte phänomenale Fähigkeiten, seine Gegner unter Druck zu setzen. Lehrreich ist auch, wie er das Prinzip zweier Schwächen angewandt hat. Ebenfalls sehr beeindruckend!

Realizing an Advantage

"Nichts ist schwerer als eine gewonnene Partie zu gewinnen!" lautet ein bekannte Schachweisheit. Sergey Tiviakov zeigt, wie man dieses "Problem" angehen kann und noch mehr Punkte aus gewonnenen Stellungen macht.

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Mattis Traetmar ist 22 Jahre alt und von Beruf biologisch-technischer Assistent. Neben dem Schach und dem Schreiben von Artikeln über diverse schachliche Themen interessiert er sich für Naturwissenschaften. Er freut sich über Feedback zu seinen Artikeln, positives wie konstruktiv negatives!