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Salerno ist eine Hafenstadt südöstlich von Neapel. Die jahrhundertealte Arechi-Burg auf dem Berg Bonadies bietet Meerblick sowie ein Museum mit mittelalterlichen Töpferwaren und Münzen. Der in der Stadt gelegene Dom von Salerno wurde auf den Ruinen eines römischen Tempels errichtet. Er hat byzantinische Bronzetüren, eine barocke Krypta und einen Marmoraltar. Im Terrassengarten Giardino della Minerva werden seit dem 14. Jahrhundert Heilpflanzen angebaut.
Die wichtigsten Industrieprodukte der Stadt sind Maschinen, Nahrungsmittel und Textilien. Die Produkte werden hauptsächlich mit Containerschiffen versandt, weshalb der Güterhafen der wichtigste Wirtschaftsfaktor in Salerno ist. Eine größere Industrie war die Lebensmittelfabrik Pastificio Antonio Amato, die Pasta produzierte. Diese geriet jedoch seit 2009 in finanzielle Schwierigkeiten und sah sich gezwungen im Frühjahr 2012 Konkurs anzumelden.
2016 lag die Einwohnerzahl Salernos bei knapp 134.000 Einwohnern. Die höchste Bevölkerungszahl seiner Geschichte mit über 157.000 Einwohnern erreichte Salerno Anfang der 1980er-Jahre, in den nachfolgenden Jahren schrumpfte die Zahl erheblich.
Salerno als Austragungsort der 78. nationalen Meisterschaft von Italien | Google Maps
Die Uferpromenade von Salerno
Das Turnier wurde ausgetragen im „Mediterranea Hotel“, einem 4* Hotel im Herzen der Stadt. Die Bedenkzeit betrug 100 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 50 Minuten für 20 Züge und darauffolgend weitere 15 Minuten, zuzüglich 30 Sekunden Bedenkzeit ab dem ersten Zug. Nach der sechsten Runde war ein Tag Pause, bevor die restlichen fünf Runden über die Bühne gingen. Das Turnier selbst ist bei den 12 Teilnehmern äußerst beliebt, zumal alle Teilnehmer vom Italienischen Schachbund eingeladen werden (Vollpension in Einzelzimmer in 4* Hotel) und der Preisfond mit 14.000 Euro wohl auch über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Der Preis für den Sieger lässt sich mit 3.000 Euro und die Übernahme der gesamten Kosten zu einem Turnier im Europäischen Ausland sehen. Selbst der Preis für den Letztplatzierten der Meisterschaft ist mit 600 Euro nicht so schlecht...
Ein geräumiger Turniersaal bot allen Teilnehmern ausreichend Platz (hier im Bild die Begegnung IM Bellia – GM Stella)
Der Schachverband Italiens (kurz: FSI) wendet zur Zusammenstellung der Teilnehmer seit ein paar Jahren ein interessantes System an. Spielberechtigt waren für die Meisterschaft 2018:
Die Teilnehmer waren demzufolge (hier geordnet nach Elo-Zahl):
Name |
Elozahl |
Titel |
Qualifiziert über |
Rangliste in Italien |
Moroni Luca |
2559 |
GM |
Meisterschaft 2017 |
2 |
David Alberto |
2555 |
GM |
Elo |
4 |
Brunello Sabino |
2542 |
GM |
Halbfinal-Turnier |
5 |
Basso Pier Luigi |
2529 |
GM |
Halbfinal-Turnier |
6 |
Sonis Francesco |
2499 |
IM |
Halbfinal-Turnier |
7 |
Stella Andrea |
2497 |
GM |
Meisterschaft 2017 |
8 |
Valsecchi Alessio |
2497 |
IM |
Meisterschaft 2017 |
8 |
Godena Michele |
2463 |
GM |
Elo |
14 |
Lodici Lorenzo |
2456 |
IM |
U20-Meister 2017 |
15 |
Bellia Fabrizio |
2448 |
IM |
Elo |
17 |
Barp Alberto |
2429 |
IM |
Wild Card |
22 |
Garcia Palermo Carlos |
2391 |
GM |
Elo |
37 |
Elo-Durchschnitt |
2489 |
|
Es gab zwar keinen eindeutigen Favoriten, zu gering waren besonders die Abstände der ersten sieben der Startrangliste. Aufgrund der Elo-Zahlen waren die Quoten sicherlich beim Vorjahressieger Luca Moroni ebenso hoch wie bei Alberto David. Gespannt war man auf das Abschneiden des diesjährigen U16-Europameisters Francesco Sonis. Die Nationale Meisterschaft des Vorjahres in Caserta gewann GM Luca Moroni vor IM Alessio Valsecchi und GM Andrea Stella.
Die großen Abwesenden des Turniers waren GM Daniele Vocaturo (die Nummer 1 Italiens), GM Francesco Rambaldi (er studiert derzeit in den USA und spielt wenige Turniere) und GM Danyyil Dvirnyy.
GM Luca Moroni (Elo 2559) – der Vorjahressieger
IM Francesco Sonis (Elo 2499) – er wurde vor wenigen Monaten U16-Europameister
Die Auslosung ergab, dass gleich in der ersten Runde die zwei Elo-stärksten Spieler gegeneinander antreten mussten: Vorjahressieger GM Luca Moroni verlor dabei mit Weiß gegen GM Alberto David, welcher in den letzten Sommermonaten in Griechenland gleich drei Turniere nacheinander gewann und welcher mit diesem Auftaktsieg zeigte, dass mit ihm bei der Titelvergabe zu rechnen ist.
Der Vorjahrs-Zweite IM Alessio Valsecchi musste gleich einem Remis zustimmen, während der Dritte der letzten Meisterschaft, GM Andrea Stella gegen IM Fabrizio Bellia gleich verlor.
Also kein idealer Start für die Spieler, welche 2017 das Podium untereinander ausmachten!
Aus Krankheitsgründen konnte GM Stella zur zweiten Runde nicht antreten und verlor somit kampflos gegen GM David. Moroni fand auf die Siegerstraße zurück.
Bei der Hälfte des Turniers (nach Runde 6) lag völlig überraschend der Elo-schwächste Spieler des Turniers, GM Carlos Garcia-Palermo mit 5 Punkten in Front, gefolgt von David mit 4, sowie Moroni mit 3,5. Carlos Garcia-Palermo (geboren 1953) war zwar nach Rating der schwächste Spieler des Turniers, aber sicherlich kein unbeschriebenes Blatt: seit einigen Jahren ist er Betreuer der italienischen Frauen-Nationalmannschaft und lag in den 70er Jahren unter den Top-100 der damaligen Weltrangliste. Er schlug zu seinen Glanzzeiten niemand geringeren als den damaligen Weltmeister Anatoly Karpov (so geschehen 1982, zugegebenermaßen wich Karpov von einer möglichen Zugwiederholung ab, doch das soll diesen Skalp nicht schmälern) und als noch ganz junger Spund in einer Simultan-Veranstaltung besiegte er Bobby Fischer!
Zurück von diesen Glanzzeiten Garcia-Palermo‘s zur italienischen Meisterschaft: in Runde 7 musste der Italo-Argentinier gegen Moroni eine Niederlage einstecken, weshalb das Feld zusammenrückte. Nach Runde 7 führte Garcia-Palermo zusammen mit David (jeweils 5 Punkte) vor Moroni mit 4,5.
In Runde 8 kam es zum Kampf der zwei Führenden, wobei hier David siegte und sich somit alleine an die Spitze setzte.
Der Spitzenkampf der 8. Runde: GM Alberto David besiegt mit den schwarzen Steinen GM Carlos Garcia-Palermo
Alleine in Front nach Runde 8: GM Alberto David
Eine weitere Niederlage in Runde 9 bescherte Garcia-Palermo endgültig das Ende seiner Titelträume, während IM Lorenzo Lodici (er spielt auch in der 2. Bundesliga Süd bei SC Emmendingen 1937 e.V.) nach dieser Runde mit seinen bis dahin errungenen 6 Punkten vorzeitig seine erste GM-Norm schaffte. Diese Norm beflügelte Lodici so sehr, dass er auch in den letzten Runden stark aufspielte, während Garcia-Palermo am Ende bei 5,5 Punkten stecken blieb.
IM Lorenzo Lodici schaffte seine erste GM-Norm
Der Spitzen-Stand vor der letzten Runde lautete wie folgt:
Pos |
T |
NAME |
Rtg |
PRtg |
Fed |
Pts |
---|---|---|---|---|---|---|
1 |
GM |
David Alberto |
2555 |
2608 |
ITA |
7.0 |
2 |
GM |
Moroni Luca Jr |
2559 |
2591 |
ITA |
6.5 |
3 |
IM |
Lodici Lorenzo |
2456 |
2608 |
ITA |
6.5 |
4 |
GM |
Garcia Palermo Carlos |
2391 |
2534 |
ITA |
5.5 |
5 |
GM |
Brunello Sabino |
2542 |
2515 |
ITA |
5.5 |
Das Reglement sah im Falle eines gleichzeitigen Einlaufs einen Stichkampf vor (zunächst 2 Partien zu 12 Minuten + 3 Sekunden pro Zug, falls diese Unentschieden enden, dann zwei Blitzpartien zu 3 Minuten + 2 Sekunden pro Zug, bei wiederholtem Unentschieden gibt es eine „Armageddon“-Blitzpartie).
In der letzten Runde begnügte sich David mit einem schnellen Remis gegen GM Michele Godena und hoffte wohl darauf, dass seine engsten Verfolger Moroni und Lodici nicht über ein Remis hinaus kommen. Moroni verlor die letzte Runde, aber Lodici gewann gegen FM Alberto Barp und so kam es zu einem Stichkampf für die Titelvergabe.
GM David war Favorit gegen IM Lodici, nicht zuletzt, weil es David bereits vor ein paar Jahren gelungen war, einen solchen Stichkampf gegen GM Dvirnyy für sich zu entscheiden. Aber was wäre ein Turnier, wenn immer die Favoriten gewinnen? Lorenzo Lodici hatte jedenfalls was dagegen, konnte klar mit 2:0 gegen David gewinnen und sich so verdient zum neuen Italienischen Meister 2018 küren!
Allgemeine Klasse - Endstand und Kreuztabelle nach der 11. Runde
Das Podium der Allgemeinen Klasse gemeinsam mit einigen Vorstandsmitgliedern des Italienischen Schachverbandes.
Von den 66 gespielten Partien endeten 24 Remis, es gab 22 Siege für Schwarz, 19 Siege für Weiß und einen kampflosen Sieg.
Zum zweiten Mal wurde parallel zur geschlossenen Nationalen Meisterschaft der absoluten Klasse auch die Meisterschaft der Jugendlichen Unter 20 und der Frauen abgehalten, diese Rundenturniere jeweils mit 8 Spielern. Auch bei diesen Turnieren war der Preisfond äußerst attraktiv: 6.000 Euro pro Turnier und jeweils 1.500 Euro für den Sieger lassen sich sehen!
Das Damenturnier war sehr gut besetzt, die besten vier Spielerinnen Italiens waren mit von der Partie! Favoritin war IM/WGM Olga Zimina (Elo 2403) gefolgt von FM/WGM Marina Brunello (2327), FM Desiree Di Benedetto (2300) und IM/WGM Elena Sedina (2262).
Nach den vorgesehenen 7 Runden kam es - wie bereits 2017 - zu einem Show-Down zwischen den beiden Spielern mit jeweils 5,5 Punkten und gleichzeitig den stärksten Spielern des Turniers: Titelverteidigerin IM Olga Zimina musste wie letztes Jahr gegen FM Marina Brunello Ihren Titel in den Stichkämpfen verteidigen. Die erste Schnellschachpartie gewann Brunello, in der zweiten stellte diese (wohl in Gewinnstellung) einzügig die Dame ein, wodurch es zu den Blitzpartien kam. Die erste davon gewann Zimina, die zweite Brunello. Eine letzte Partie (Armageddon) folgte, wo Brunello Schwarz wählte. Wie sich herausstellt, die richtige Wahl, schließlich legte sie die Partie zunächst ruhig an und konnte die Gewinnanstrengungen von Zimina am Ende in einen vollen Punkte für sich selbst umwandeln!
Somit eine geglückte Revanche für die Niederlage nach dem Stichkampf 2017.
Endstand Turnier der Damen nach der 7. Runde
Die Siegerin der Frauen-Meisterschaft, WGM Marina Brunello
Bei der Unter-20 Meisterschaft gewann FM Edoardo De Benedetto nach einem 2:0 in den Schnellschachpartien gegen FM Francesco Seresin. Somit darf Di Benedetto nächstes Jahr bei den „großen“ mitspielen.
Vielleicht gelingt ihm ja ein ähnlicher Coup wie Lodici dieses Jahr? Seine erste Reaktion: „Ich will aber ohne Stichkampf gewinnen.“
Endstand Turnier Unter 20 nach der 7. Runde
FM Edoardo Di Benedetto – Sieger U20-Turnier