Vladimir Sveshnikov siegt nach Wertung beim Schachfestival in Bratto

von Jan Werle
06.09.2018 – Bratto in Italien ist ein idyllisch gelegener Ort in den Bergamasker Alpen und im Winter attraktives Skigebiet. Im August war Bratto Gastgeber des 38. "Conca della Presolana" Schachfestivals. Wertungssieger wurde Vladimir Sveshnikov — Sohn der Schachlegende Evgeny Sveshnikov. Im A-Open überraschte der erst 11-jährige Brando Pavesi mit einem klaren Turniersieg. | Foto: Ms. Pakleza

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Könige und Prinzen sind willkommen

Bratto ist ein malerischer Ort in der Lombardei, in Italien, der etwa 50 km östlich von Bergamo und 100 km entfernt von Mailand liegt. Lage und Umgebung machen Bratto zu einem beliebten Ziel für Wanderer und Wintersportler.

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Die Bergamasker Alpen | Foto: Jan Werle

Das Turnier

Vom 18. bis 26. August wurde Bratto von etwa 150 Schachspielern "überrannt", die beim Schachfestival dabei sein wollten. Gespielt wurde in fünf Gruppen: im 'Magistrale' (≥2000), in Gruppe A (1750-2000), Gruppe B (≤ 1800), Gruppe C (≤ 1500) und in der U16. Es war die 38. Auflage des Turniers, organisiert wurde es vom Scacchistica Milanese, die Stimmung war familiär und das Rahmenprogramm umfangreich: es gab Schnell- und Blitzturniere, Turniere im Chess960 und im Tandem, Vorträge von Großmeistern, und, und, und.

E. Sveshnikov, Werle, Zamengo, V. Sveshnikov, Mirzoev, Pakleza

E. Sveshnikov (links) bei seiner Partie gegen Jan Werle | Foto: Volfgano Rizzi

The Sveshnikov Variation of the Sicilian

The Sveshnikov Variation of the Sicilian – 1.e4 c5 2.Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4.Nxd4 Nf6 5.Nc3 e5 – also known as Lasker-Pelikan or Cheliabinsk Variation – is one of the most popular and fascinating replies to 1.e4. Right from the beginning,

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Spielort war das luxuriöse Milano Alpen Spa Hotel. Spieler aus Indien, Aserbaidschan, Weißrussland, der Ukraine, Spanien, Frankreich, Monaco, den Niederlanden, Kroatien, Lettland und Polen waren nach Bratto gekommen, um bei diesem Turnier dabei zu sein. Aber natürlich stellten die Italiener das größte Teilnehmerkontingent. Talentierte Jugendspieler wie Aghayev oder Favaloro hofften auf GM- oder IM-Normen.

Die gegen mögliche Betrugsversuche ergriffenen Maßnahmen waren streng, bei vielen Turnieren heutzutage leider eine traurige Notwendigkeit. Vor jeder Runde wurden die Spieler aufgefordert, ihr Handy abzulegen, taten sie es nicht, konnten sie genullt werden. Und als ein Teilnehmer, bei dem ein Handy vermutet wurde, sich weigerte, seine Taschen zu leeren, hatte der Schiedsrichter keine andere Wahl, als diesen Spieler den Regeln entsprechend zu nullen.

Bratto liegt etwa 100 km nordöstlich von Mailand, in der Provinz Bergamo

Die Könige

Die Organisatoren ehrten die Schachlegenden, die den Weg nach Bratto gefunden hatten. An einem der früheren Turnieren hatte Viktor Kortschnoi teilgenommen, dieses Jahr waren vier "Könige" dabei: GM Mišo Cebalo (Kroatien), Nenad Sulava (Monaco), Igor Efimov (Monaco) und Evgeny Sveshnikov (Russland). Der Ehrengast war Sveshnikov, der am Ende Sechster wurde (Spielstand siehe unten). Abgesehen von der italienischen Gastfreundschaft, der Natur und dem ruhigen, majestätischen Ort kehren viele berühmte Spieler wohl noch aus einem anderen Grund immer wieder gerne nach Bratto zurück: wegen der italienischen Küche. Alle Spieler, die man eingeladen hatte, wurden jeden Tag mit primi und secondi piatti (erster und zweiter Gang) verwöhnt — abgerundet durch Nachtisch wie Tiramisu und einen Espresso.

Prinz Vladimir wird Erster

Turniersieger wurde jedoch ein "Prinz" — der an 13 gesetzte IM Vladimir Sveshnikov, der Sohn von Evgeny Sveshnikov. Er beendete das Turnier mit einer Elo-Performance von 2589 und holte seine erste GM-Norm. Einerseits ein überraschender Sieg, denn immerhin war er nur an 13 gesetzt, aber andererseits kam der Sieg dann doch nicht so überraschend — denn immerhin hatte er das Turnier 2016 schon einmal gewonnen.

Er selbst meinte ebenso bescheiden wie ehrlich, dass bei seinem Sieg auch eine Menge Glück dabei war. Allerdings scheint er das taktische Talent von seinem Vater geerbt zu haben — wie auch die Fähigkeit, in hoffnungslosen Stellungen Chancen zu bekommen. Das folgende Beispiel zeigt diese Fähigkeit sehr gut:

 

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Sveshnikovs

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm | Foto: Jan Werle

Vladimirs Vater Evgeny — der berühmte Namensgeber der Sveshnikov-Variante im Sizilianer und Autor zahlreicher Schachbücher — ist ebenfalls ein begabter Taktiker. So wurde in seiner Schlussrundenpartie gegen Sulava eine halb-slawische Eröffnung plötzlich zu einem wahren Schlachtfeld:

 

Vladimir Sveshnikov hatte genauso viele Punkte wie GM Azer Mirzoev (Aserbaidschan) und Eldar Gasanov (Ukraine). Alle kamen auf 6½/9, aber Sveshnikov hatte die bessere Buchholz-Wertung. Hier ein paar Partien der Spieler, die sich den ersten Platz teilten:

 

In der A-Gruppe überraschte der 11-jährige Brando Pavesi, der das Turnier mit 7 aus 9 gewann und am Ende einen Punkt Vorsprung vor seinen engsten Verfolgern hatte. Außerdem wurde er in Bratto zu einem Candidate Master. 

Alberto Mortola, Brando Pavesi, Ranfagni Stefano

Die Sieger der A-Gruppe — Alberto Mortola (links, Platz zwei), Brando Pavesi (mitte, Platz eins) und Ranfagni Stefano (rechts, Platz drei | Foto: Volfango Rizzi

Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Fischer

Endstand (Top 20)

Pos T Name Rtg Pts Buc1
1 IM Sveshnikov Vladimir 2391 6.5 46.5
2 GM Mirzoev Azer 2510 6.5 45.5
3 GM Gasanov Eldar 2481 6.5 45.0
4 GM Maiorov Nikita 2504 6.0 47.5
5 GM Pakleza Zbigniew 2503 6.0 45.5
6 GM Sveshnikov Evgeny 2477 6.0 44.0
7 GM Werle Jan 2529 6.0 44.0
8 GM Genov Petar 2431 5.5 45.5
9 IM Akshat Khamparia 2396 5.5 43.5
10 FM Zamengo Fulvio 2353 5.5 42.0
11   Favaloro Andrea 2223 5.5 38.5
12   Shome Shiv 2161 5.5 37.5
13   Palozza Christian 2217 5.5 35.0
14 IM Aghayev Miragha 2424 5.0 43.5
15 GM Sulava Nenad 2447 5.0 43.0
16 GM Efimov Igor 2430 5.0 41.5
17 FM Bifulco Michel 2297 5.0 39.5
18   Montilli Vincenzo 2262 5.0 38.0
19   Franciosi Fausto 2277 5.0 37.0
20   Piantoni Roberto 2161 5.0 30.5

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Jan Werle ist seit 2006 Großmeister und spielte in der Bundesliga für Solingen und Bremen. 2008 spielte er für die Niederlande bei der Schacholympiade im Nationalteam, ebenso 2009 bei der Mannschaftseuropameisterschaft.

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