ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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In einer Zeitperiode von ungefähr zehn Jahren verlor Anatoly Karpov keine einzige Partie gegen seine sowjetischen Landsleute. Eigentlich so könnte man meinen, hätte Anatoly den Respekt seiner Gegner verdient.
Karpovs „sowjetische“ Gewinnserie wurde schließlich von Dvojris durchkreuzt und beendet. Meines Wissens lebt der Großmeister heute in Israel, hat mit dem aktiven Schach aber nichts mehr am Hut.
Es wundert, dass Karpov die ausländischen Großmeister in der oben genannten Zeitperiode offensichtlich nicht so im Griff hatte … in Bamberg verliert er gegen den unbekannten einheimischen Spieler Hartmann, im Turnier von San Antonio gegen Portisch, gegen Larsen in Buenes Aires und sogar gegen mich in Amsterdam.
Die folgende Frage liegt auf der Hand: Spielten die sowjetischen Spieler, beispielsweise Smyslov, Tal schlechter als die Spieler aus dem Westen? Wahrscheinlicher ist, dass Karpov wann immer er wollte, seinen „sowjetischen“ Gegnern nur ein Remis anzubieten brauchte, das diese nicht abzulehnen wagten.
Schließlich stand hinter Karpov ein Baturinsky, der Vorsitzende der sowjetischen Schachföderation! Mit dessen Rückendeckung konnte Karpov auch über die Teilnahme einzelner Spieler an attraktiven Turnieren im Westen entscheiden.
Ich gebe zu, allein auf die Bitte von André Schulz, plaudere ich etwas aus meinem Schach-Erinnerungskästchen, was nur wenigen bekannt sein dürfte.
Im Turnier von Bugonjo 1980 hatte Karpov einen ernsthaften Konkurrenten, nämlich Bent Larsen! Nach sieben Runden führte der Däne das Turnier mit 5,5 Punkten an und hatte schon 1,5 Punkte Vorsprung vor Karpov.
Baturinsky kam früher als angekündigt zum Turnier. Warum? War er etwa in Sorge um seinen Schützling Karpov, dessen Turniersieg in Gefahr war?
Die anschließende Partie gegen Tal in der Meraner Variante wurde von Karpov bravourös gewonnen und ist in die Schachgeschichte eingegangen.
Nach der Partie aber kam Tal mit einer Flasche Wodka unter dem Arm zu mir aufs Zimmer. „Vlastimil, Vlastimil, ich muss mich betrinken. Der Scheißkerl Baturinsky hat mich fürchterlich unter Druck gesetzt und mich gezwungen, meine Partie gegen Karpov zu verlieren!“
Auch eine Information, allerdings aus zweiter Hand, nämlich von Bronstein erzählt, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Bronstein wurde während des Turniers in Zürich, dass 1953 von Alois Nagler glänzend organisiert wurde, kurz vor seiner Partie gegen Smyslov zu Postnikov, dem sowjetischen Leiter der Delegation, bestellt.
„Wie geht es Ihnen, Genosse Bronstein?“ wurde er gefragt. „Ganz gut eigentlich“ war die Antwort von Bronstein, „aber ich muss noch versuchen, meine Partie gegen Smyslov zu gewinnen.“
Die Antwort von Postnikov war niederschmetternd: „Was glauben Sie eigentlich, David Ionowitsch, warum wir nach Zürich gekommen sind? Etwa um Schach zu spielen?“
Abgesprochenes Ziel der Sowjets war nämlich, Smyslov zu einem starken Kandidaten für den ersten Wettkampf Smyslov–Botwinnik (1954) aufzubauen.
Ein Fall in der Schachgeschichte ist und bleibt für mich ein ewiges Rätsel. 1975 spielte ich ein Turnier in Tallin. Paul Keres, der spätere Gewinner des Turniers lud mich an einem Abend zu sich nach Hause ein. Die Frage, die mich und viele andere beschäftigte, stellte ich ihm nach ein paar Whisky in der Hoffnung, seine Zunge würde sich lösen ...
Was passierte im Kandidatenturnier 1948? Er gewann erst die letzte Partie gegen Botwinnik, nachdem klar war, dass Botwinnik den Sieg des Turniers in der Tasche hatte. Gab es einen Grund dafür?
Sollte Botwinnik möglicherweise ein gutes Wort bei Stalin für ihn einlegen?
Keres gab mir keine Antwort, trotz einer Flasche Whisky.
Es ließ mir auch späterhin keine Ruhe und ich fragte Juri Lwowitsch Awerbach, den ich 2012 in Podebrady traf und der die Schachszene ewig lange kennt, zu meiner Vermutung. Ein langes Schweigen war seine Antwort!
Wer die eigentlichen Drahtzieher der sowjetischen Schach-Föderation waren und wie sich die Machtverhältnisse änderten, habe ich späterhin von Bessel Kok, dem Gründer der westlichen Großmeister-Assoziation und von meinem Landsmann Lubomir Kavalek erfahren.
Bessel Kok hatte Botwinnik nach Brüssel eingeladen inklusive aller Reisekosten. Die Absage kam von Baturinsky, mit der Entschuldigung Botwinnik sei leider ernsthaft erkrankt.
Kavalek, der für Bessels Organisation tätig war reiste einen Monat später nach Moskau und traf dort zufällig auf Botwinnik.
Zu seinem Erstaunen erfreute sich Botwinnik bester Gesundheit und wusste überhaupt nichts von einer Einladung nach Brüssel. Botwinnik war natürlich sofort klar, warum … seine Kritik an Karpov hatte Baturinsky nicht tolerieren können und wollen.
Mehr Anekdoten und Plaudereien gibt es in "Vlastimil Hort: Meine Schachgeschichten"...
oder hier:
Meine Partien gegen die UdSSR-Schachlegenden
Vlastimil Hort hatte als Weltklassespieler Gelegenheit, gegen viele dieser sowjetischen Ausnahmespieler anzutreten und stellt auf dieser DVD Partien und Geschichten der Spieler der goldenen sowjetischen Generation vor.
Meine Partien gegen die Weltmeister
Hort stellte einige seiner Partien gegen die Weltmeister vor und weiß viel über diese großen Persönlichkeiten des Schachs zu berichten.