Vlastimil Hort: Zum 110. Geburtstag von Vasja Pirc

von Vlastimil Hort
19.12.2017 – Heute vor 110 Jahren wurde Vasja Pirc geboren. Seine Name ist in der Eröffnungstheorie verewigt. Er selber ist fast vergessen, obwohl der slowenische Geschichtsprofessor zeitweise zu den besten Spielern der Welt gehörte. Vlastimil Hort hat den Weinliebhaber noch getroffen und erinnert sich.

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Vasja Pirc: 19. Dezember 1907-2. Juni 1980

War Vasja Pirc ein vollblutiger Schachprofi? Kaum. Ähnlich wie Milan Vidmar sen. hielt er sich immer ein Türchen ins Zivilleben offen. Als Professor für Geschichte und Geografie in Ljubljana (Laibach) wollte er auch etwas im Schach erreichen. So wie sein Vorbild Adolf Anderssen aus Breslau, dem die Studenten nach seinem Sieg beim Turnier in London 1851 begeistert feierten und mit "Viva Anderssen applaudierten.

Der Anfang war viel versprechend: Rogacka Slatina (Rohitsch-Sauerbrunn) 1929. Das Turnier gilt als Overtüre des Balkanschach-Booms - der in Slowenien begann, nach Kroatien übergriff und etwas später Serbien und Mazedonien erreichte.

Pirc beendte das Turniermit einem geteilten 3.-5. Platz, bei guter Konkurrenz. Doch dann kam der Dämpfer - Bled 1931. Alexander Aljechin war bei diesem Turnier in der Form seines Lebens. Pirc wurde nur Letzter, will es jetzt aber wissen. Titos Jugoslawien existierte noch nicht und die Politik der sozialistischen Selbstverwaltung, die überall die Schachbewegung förderte, ließ noch ungefähr 20 Jahre auf sich warten.

Vasja Pirc war ein Autodidakt und seine Karriere ist faszinierend: 1931, 1935, 1937, 1950, 1952 und 1954 nahm er an den Schacholympiaden teil. Auch in in München 1936 war er dabei. In Dubrovnik 1950 holte die jugoslawische Mannschaft Gold. 1952 in Helsinki und 1954 in Amsterdam gewann die Jugoslawen Bronze. Im Jahr 1938 war Pirc erster Reservespieler für das AVRO-Turnier in Holland und er zählte zu den zehn besten Spielern der Welt. Ein interessanter Wettkampf zwischen Max Euwe und Vasja Pirc, gespielt 1949 in Bled, endete 5:5. Vasja Pirc brauchte sich wirklich nicht zu verstecken.

 

Zwischen 1935 und 1953 wurde Pirc fünfmal slowenischer, beziehungsweise jugoslawischer Einzel-Meister und für die Mannschaft seiner Heimatvereins in Ljubljana spielt er noch 1955 und 1956 am ersten Brett und holte dort zweimal 4,5 aus 7.

Vasja Pirc war auch ein guter Schachjournalist. Er sprach gut Deutsch und Englisch. Sein Beitrag zur Eröffnungstheorie ist bekannt und klar: Die Pirc-Ufimzew-Verteidigung - darüber später in diesem Artikel mehr.

Vasja Pirc musste die tschechischen Bäder sehr geliebt habe. Podebrady 1936 war wohl das stärkste Turnier auf tschechischem Boden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Pirc spielt auch das Bäderturnier in Karlovy Vary (Karlsbad) 1948 mit und ist in Marianske Lazne (Marienbad) 1965 wieder mit dabei.

Die Tabellen sind äußerst interessant. Mal spielte Pirc gut mit, mal nicht so gut.

 

Pirc (li.) gegen Bouwmeester beim Hoogoventurnier 1954. Euwe stellt die Uhr an.

Ich war neugierig, wann Pirc die nach ihm benannte Verteidigung gespielt hat und durchforstete die Turnierbücher.

Pirc-Verteidigung Band 1: Positionelle Varianten

In den positionellen Systemen sucht Weiß nicht nach einer sofortigen Widerlegung der Pirc- Verteidigung, sondern strebt einen langfristigen strategischen Kampf an, in dem ihm Raumvorteil und bessere Entwicklung schließlich Vorteil bringen sollen.

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Pirc-Verteidigung Band 2: Angriffsvarianten

Die weißen Angriffssysteme führen in der Regel zu dynamischen und zweischneidigen Stellungen mit ungefähr ausgeglichenen Chancen. Oft setzt sich der bessere Taktiker durch.

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Zu meiner Enttäuschung fand ich nur eine Partie, in der er sich so verteidigte. Stattdessen griff Pirc lieber zur Caro-Kann Verteidigung als zu seiner eigenen Erfindung.

 

In seinem kleinen Buch "Novejsa teorija Šahovska otvoritev" (Neue Theorie der Schacheröffnungen) fand ich immerhin ein Kapitel vom Autor als "Pirceva obramba" aufgeführt. Ich hatte Glück und konnte Vasja Pirc noch beim Turnier in Marianske Lazne 1965 persönlich treffen. Er und sein Kollege Gideon Stahlberg (*1908) sind vormittags fleißig spaziert, erhielten eine Massage hier und genossen die Segnungen der Heilquellen da. Am Nachmittag wurde Schach gespielt und am Abend - vermutlich gegen jede ärztliche Anordnung - wurde Wein (Pirc) , Bier und Schnaps (Stahlberg) konsumiert.

Auf der Suche nach weiteren Pirc-Partien von Pirc wurde ich dann aber doch fündig.

In der Partie Rossolimo (Frankreich)- Pirc (Jugoslawien) Dubrownik 1950 ließ sich der Meister doch bitten:

 

Sein Turnierbuch über das Staunton Memorial 1951 ist eine wunderbares Buch und war für die Entwicklung des Schachs auf dem ganzen Balkan sehr wichtig.

 


Ehemaliger Weltklasse-Spieler, WM-Kandidat, vielfacher Autor und bekannter TV Schachmoderator.

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