Wijk aan Zee: Anish Giri mit Traumstart

von Georgios Souleidis
14.01.2018 – Im Spitzenkampf der 2. Runde setzte sich Anish Giri gegen Vladimir Kramnik durch und übernahm als einziger Spieler mit voller Punktzahl die Führung im Tata Steel Masters. Zu ersten Siegen kamen Magnus Carlsen und Shakhriyar Mamedyarov. Der Weltmeister aus Norwegen überzeugte gegen Baskaran Adhiban, während Mamedyarov Hou Yifan keine Chance ließ. Im Tata Steel Challengers siegte der Favorit Vidit Gujrathi genau wie Lucas van Foreest und Olga Girya. Die Russin besiegte Matthias Blübaum, für den der Auftakt in Wijk aan Zee enttäuschend verläuft.

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Fotos: Alina l'Ami

Tata Steel Masters

Die 2. Runde begann mit zwei schnellen Unentschieden. Maxim Matlakov und Wesley So duellierten sich in einer weit ausanalysierten Variante der Katalanischen Verteidigung, in der schon früh mehrere Figuren vom Brett verschwinden. Der russische Großmeister testete eine kleine Neuerung im 16. Zug, die aber die Stellungsbeurteilung nicht auf den Kopf stellte. Nach der gleichwertigen Dezimierung der zwei Armeen einigten sich die Spieler nach 30 Zügen auf eine Punkteteilung.

Den Punkt teilten sich auch Sergey Karjakin und Viswanathan Anand. Hier stand ebenfalls Katalanisch auf dem Brett, doch im Gegensatz zu Matlakov - So diskutierten Karjakin und Anand nach einem frühen Damentausch beginnend mit dem 9. Zug eine seltene Variante. Der russische Großmeister opferte einen Bauern, besaß aber dank des Läuferpaares und aktiverer Figuren genug Kompensation. Zunächst schien Karjakin nach Rückgewinn des Bauern eine gefährliche Initiative zu entwickeln, doch letztendlich entstand ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern.

Sergey Karjakin und Viswanathan Anand vor Beginn ihrer Partie

In einer Englischen Partie stand zwischen Anish Giri und Vladimir Kramnik, ungewöhnlich für diese Spieler, schon nach fünf Zügen eine neue Stellung auf dem Brett. Mit dem Eröffnungsverlauf durfte Kramnik zufrieden sein, der zwei starke Springer im Zentrum und die bessere Bauernstruktur besaß. Giri wiederum pochte auf sein Läuferpaar und schaffte seine Figuren nach und nach zu aktivieren. In einem komplizierten Mittelspiel bot Kramnik ein Bauernopfer an, das Giri ablehnte und seinerseits einen Bauern gab. In der folgenden Stellung nahm der russische Großmeister einen weiteren Bauern, doch das führte zu taktischen Problemen und plötzlichem Materialverlust.

 

Anish Giri gewann zum ersten Mal in einer klassischen Partie gegen Vladimir Kramnik

Magnus Carlsen wurde seiner Favoritenrolle gegen Baskaran Adhiban gerecht. Der indische Großmeister wählte mit Weiß eine bekannte und ausgeglichene Variante des Schottischen Vierspringerspiels. Es entstand ein Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einem Läufer, in dem Adhiban seinem Gegner zu sehr die Initiative überließ. Carlsen kam mit seinen Bauern angerollt und in der kritischen Stellung fand Adhiban nicht den richtigen Zug.

 

Shakhriyar Mamedyarov zeigte gegen Hou Yifan eine sehr überzeugende Leistung. Er wählte die Französische Verteidigung und die beste Spielerin der Welt wich einer theoretischen Diskussion aus. Mamedyarov besaß die bessere Bauernstruktur und nach dem Tausch der Damen übernahm er im Endspiel die Initiative. Er behielt in den Komplikationen die Übersicht und führte seine zwei Springer gegen den weißen Turm problemlos zum Sieg.

Hou Yifan gegen Mamedyarov war eine einseitige Angelegenheit

Einen langen Kampf lieferten sich Fabiano Caruana und Gawain Jones. In einer Königsindischen Partie besaß der US-Großmeister über die gesamte Partie betrachtet häufig Vorteil und zwischenzeitlich eine Mehrqualität. Dank der Komplikationen schaffte es Jones aber in ein Turmendspiel zu entwischen, das er ganz knapp remis halten konnte.

Die 2. Runde war erst nach sieben Stunden mit dem Remis zwischen Wei Yi und Peter Svidler beendet. In einer Grünfeld-Indischen Partie verpasste der chinesische Großmeister eine große Siegchance. Er besaß im Mittelspiel dank eines Freibauern auf c6, der gleichzeitig ein Mehrbauer war, im Prinzip eine technische Gewinnstellung. Svidler fand im Verlauf eine taktische Ressource. Er opferte den Läufer für zwei Bauern und dezimierte das Material. Wei Yi verblieb mit Turm, Läufer und nur einem Bauern, während Svidler Turm und zwei Bauern besaß. Das reichte dem erfahrenen Russen letztendlich, um das Remis zu erkämpfen.

Livekommentar der 2.Runde mit GM Klaus Bischoff 

Ergebnisse der 2. Runde

Hou, Yifan - Mamedyarov, Shakhriyar  0-1
Matlakov, Maxim - So, Wesley  ½-½
Karjakin, Sergey - Anand, Viswanathan  ½-½
Caruana, Fabiano - Jones, Gawain C B  ½-½
Adhiban, B. - Carlsen, Magnus  0-1
Wei, Yi - Svidler, Peter  ½-½
Giri, Anish - Kramnik, Vladimir  1-0

Partien Tata Steel Masters

 

Stand nach der 2. Runde

 

 

Tata Steel Challengers

Im Challengers gab es in der 2. Runde ebenfalls drei entschiedene Partien. Der Favorit dieser Gruppe, Vidit Gujrathi, setzte sich deutlich gegen Michal Krasenkow durch. Der polnische Großmeister wählte eine zweifelhafte Variante des Sizilianischen Vierspringerspiels und wurde heftig dafür bestraft.

Vidit Gujrathi mit überzeugender Vorstellung in der 2. Runde

Nach einem langen Kampf gewann auch Lucas van Foreest gegen Aryan Tari. Der holländische Nachwuchssspieler lavierte einem Endspiel mit seiner besseren Leichtfigur so lange rum, bis er in die Stellung des norwegischen Juniorenweltmeisters entscheidend eindrang.

Für die negative Überraschung des Tages sorgte ausgerechnet Matthias Blübaum. Nach der Niederlage gegen Anton Korobov zum Auftakt verlor der deutsche Nationalspieler mit Weiß gegen Olga Girya. In einer Reti-Partie hatte Girya von Beginn an keine Probleme und übernahm nach dem Tausch aller weiteren Figuren dank des besseren Läufers im Endspiel sogar die Initiative. Nach und nach verbesserte die russische Damengroßmeisterin ihre Stellung und kreierte entscheidende Freibauern am Damenflügel.

Ergebnisse der 2. Runde

Bok, Benjamin - Harika, Dronavalli  ½-½
L'Ami, Erwin - Amin, Bassem  ½-½
Vidit, Santosh Gujrathi - Krasenkow, Michal  1-0
Van Foreest, Lucas - Tari, Aryan  1-0
Gordievsky, Dmitry - Van Foreest, Jorden  ½-½
Bluebaum, Matthias - Girya, Olga  0-1
Xiong, Jeffery - Korobov, Anton  ½-½

Partien Tata Steel Challengers

 

Stand nach zwei Runden

 

Zeitplan und ChessBase-Kommentatoren

Tag Runde Ort/ Zeit Englischer Kommentar Deutscher Kommentar
Sa. 13. Jan. Runde 1 Wijk aan Zee, 13.30 Yannick Pelletier Klaus Bischoff
So. 14. Jan. Runde 2 Wijk aan Zee, 13.30 Daniel King Klaus Bischoff
Mo. 15. Jan. Runde 3 Wijk aan Zee, 13.30 Simon Williams Klaus Bischoff
Di. 16. Jan. Runde 4 Wijk aan Zee, 13.30 Daniel King Klaus Bischoff
Mi. 17. Jan. Runde 5 Hilversum, 14.00 Simon Williams Klaus Bischoff
Do. 18. Jan Ruhetag      
Fr. 19. Jan. Runde 6 Wijk aan Zee, 13.30 Simon Williams Oliver Reeh
Sa. 20. Jan Runde 7 Wijk aan Zee, 13.30 Daniel King Klaus Bischoff
So. 21. Jan. Runde 8 Wijk aan Zee, 13.30 Yannick Pelletier Klaus Bischoff
Mo. 22. Jan. Ruhetag      
Di. 23. Jan Runde 9 Wijk aan Zee, 13.30 Lawrence Trent Klaus Bischoff
Mi. 24. Jan Runde 10 Groningen, 14.00 Yannick Pelletier Klaus Bischoff
Do. 25. Jan. Ruhetag      
Fr. 26. Jan. Runde 11 Wijk aan Zee, 13.30 Daniel King Oliver Reeh
Sa. 27. Jan Runde 12 Wijk aan Zee, 13.30 Lawrence Trent Klaus Bischoff
So. 28. Jan Runde 13 Wijk aan Zee, 13.30 Daniel King Klaus Bischoff

Turnierseite


Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.

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