Wochenend-Open in Palmanova

von Gerhard Bertagnolli
15.12.2019 – Die Planstadt Palmanova im Nord-Osten Italiens kann man zwar nicht als Schach-Hochburg bezeichnen, der kleine lokale Schachklub organisiert aber bereits seit 8 Jahren ein beliebtes Wochenendturnier mit internationaler Beteiligung. Diesmal gab es einen italienischen Heimsieg. | Fotos: Gerhard Bertagnolli

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Geplante und ungeplante Züge in der Planstadt

 

Der Spielort: Palmanova

Palmanova ist eine Gemeinde mit ca. 5.500 Einwohnern in der Region Friaul-Julisch-Venetien im Nordosten Italiens, liegt ca. 15 km südlich von Udine unmittelbar östlich des Autobahndreiecks der A4 (Venedig–Triest) und der A23 (Abzweigung nach Villach).

Als Gründungsdatum der Stadt gilt der 7. Oktober 1593. Palmanova war als Festungsstadt der Republik Venedig zum Schutz vor den Türken angelegt. Vor allem aber sollte die Stadt zum wichtigsten Landstützpunkt der Venezianer überhaupt ausgebaut werden – ein Plan, der misslang. Von dieser Absicht zeugt heute nur noch der fast runde riesenhafte Hauptplatz, der für die Kleinstadt völlig überdimensioniert ist.

Palmanova wird auch als der „neunzackige Stern“ bezeichnet. Die höchsten, im 16. Jahrhundert bekannten Sicherheitsstandards wurden beim Bau berücksichtigt und somit war Palmanova für Jahrhunderte die bestgesichertste Festungsanlage Europas, erbaut von den Venezianern zum Schutze ihres Venedigs.

Im Ersten Weltkrieg war Palmanova dann ein wichtiger Stützpunkt der Italiener im Hinterland der Isonzofront; entsprechend wurden hier Lazarette und Truppenübungsplätze angelegt.

1960 wurde die Stadt zum Nationaldenkmal erklärt und 2017 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen

Stadtansicht aus der Vogelperspektive (Bild: Google)

Ein Blick auf den Hauptplatz

Ein kleines, aber feines Open

Der lokale Schachklub „Palmascacchi“ wurde vor 8 Jahren gegründet, richtete  schon seit Beginn der Gründung und heuer zum achten Mal vom 6. bis 8. Dezember ein kleines Wochenendturnier aus, an welchem insgesamt 95 Spieler in den vier vorgesehenen Open teilnahmen.

Das Turnier „Magistrale“ (= Meisterturnier) hatte 22 Teilnehmer, das Turnier „Sfidanti“ (= Anwärter) 24 Spieler, beim Turnier „Amatori“ (= Amateure) versuchten sich 23 Kämpfer und das Turnier „Esordienti“ (= Einsteiger) war mit 26 Spielern die teilnehmerstärkste Gruppe.

Gespielt wurden 5 Runden beginnend am Freitag Nachmittag und danach jeweils eine Doppelrunde am Samstag und Sonntag. Die Bedenkzeit betrug 90 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug ohne weitere Perioden.

Die Partien der Meister-Gruppe wurden live übertragen.

Auf die Gewinner der einzelnen Kategorien wartete jeweils eine Trophäe, entworfen von der Künstlerin Sabrina Alessandrino.

Die Organisatoren haben vier junge Gewinner der letzten italienischen Jugend-Meisterschaft eingeladen.

Hier wird gespielt

Turnierverlauf Meister-Gruppe

Bereits in der ersten Runde am Freitag Nachmittag musste die Nummer 1 der Setzliste, IM Aleksandar Savanovic (BIH) nach einer Kurzpartie gegen den lokalen Spieler Sasa Kobal (ITA) eine überraschende Niederlage einstreichen. Auch die Nummer 2 nach ELO, FM Fulvio Zamengo (ITA) musste sich strecken, um gegen Maksim Savanovic (BIH) zumindest einen halben Punkt zu erreichen.

In der zweiten Runde gab es zwischen IM Dusan Lekic (MNE) und dem frischgebackenen U20-Meister Italiens, FM Gabriele Lumachi (ITA), auf Brett 1 ein recht schnelles Remis.

Auf Brett zwei erspielte sich Mitfavorit FM Daniel Beletic (SLO) mit Schwarz eine Gewinnposition gegen Enrico Ghersinich (CRO) … bis sein (laut ihm ausgeschaltetes) Handy klingelte. Er war dadurch so verärgert, dass er sich vom Turnier zurückzog. Es ist überraschend, dass immer wieder auch erfahrene Spieler den Fehler begehen, elektronische Geräte nicht in den Spielsaal zu nehmen.

Nach zwei Runden gab es noch drei Spieler mit der vollen Punkteausbeute:

Roland Margl (HUN), Enrico Ghersinich (CRO) und Sasa Kobal (ITA).

Während sich Kobal und Margl in Runde 3 schnell auf Remis einigten, nutzte Zamengo die Gunst der Stunde, um mit einem Sieg über Ghersinich an die Spitze aufzuschließen.

In der vierten Runde am Sonntag Vormittag kämpfte Zamengo lange, um gegen Margl den vollen Punkt zu holen, was allerdings misslang: diese längste Partie der Runde endete Remis.

Damit setzte sich die Spitzengruppe vor der letzten Runde mit jeweils 3 Punkte wie folgt zusammen:

IM Dusan Lekic (MNE)

Enrico Ghersinich (CRO)

FM Fulvio Zamengo (ITA)

Roland Margl (HUN)

 

IM Dusan Lekic (MNE)

In der letzten Runde kam es zu den Spitzenbegegnungen

Zamengo-Lekic
Ghersinich-Margl

Durch einen meisterhaft vorgetragenen Sieg in nur 23 Zügen gegen Lekic konnte sich Zamengo auf 4 Punkte hieven. Auf dem Nachbarbrett schien es, als würde nach dem 42. Zug von Weiß (Ghersinich) ein Remis folgen: Schwarz (Margl) bot mit 2 Mehrbauern Remis an (er schätzte die Stellung richtig ein), aber Weiß überschätzte seine Stellung, lehnte das Remis-Angebot ab – um nach 2 weiteren Zügen in eine verlorene Stellung zu geraten. Durch den Sieg kam auch Margl noch – glücklich, aber nicht unverdient – zu 4 Punkten.

Der Endstand des Meister-Turniers lautete nach 5 Runden:

1. FM Fulvio Zamengo (ITA) – 4 Punkte

2. Roland Margl (HUN) – 4 Punkte

3. FM Gabrile Lumachi – 3,5 Punkte

4. IM Aleksandar Savanovic (BIH) – 3,5 Punkte

 

FM Fulvio Zamengo (ITA) – der Sieger der 8. Auflage

 

FM Gabriele Lumachi (ITA) – Rang drei für den 16jährigen U20-Italienmeister

Endstand Open

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Zamengo Fulvio 4,0 13,0
2 Margl Roland 4,0 11,0
3 Lumachi Gabriele 3,5 15,0
4 Savanovic Aleksandar 3,5 12,0
5 Ghersinich Enrico 3,0 15,5
6 Lekic Dusan 3,0 15,5
7 Trussevich Sergey 3,0 13,5
8 Forti Francesco 3,0 13,0
9 Belli Giorgio 3,0 13,0
10 Gregoric Andraz 3,0 12,0
11 Kobal Sasa 2,5 15,5
12 Dappiano Andrea 2,5 13,5
13 Hercegovac Neven 2,5 11,5
14 Bozza Gabriele 2,0 11,5
15 Bisaro Andrea 2,0 11,5
16 Laco Giuseppe 2,0 10,0
17 Herega Nejc 2,0 9,0
18 Maione Melissa 2,0 8,0
19 Savanovic Maksim 1,5 14,0
20 Garau Francesca 1,5 12,5
21 Bordin Silvia 1,0 12,5
22 Beletic Daniel 1,0 12,0

Die Siege in den anderen Kategorien gingen nach Ungarn (Open Herausforderer – Istvan Presznyak), Kroatien (Open Amateure – Giuseppe Ghersinich) und Österreich (Open Einsteiger – Giorgio Gugler).

Die 9. Auflage wird voraussichtlich vom 5. bis 8. Dezember 2020 (6 Runden) über die Bühne gehen.

Turnier Homepage: http://www.palmascacchi.it/

Alle Ergebnisse...

 


Gerhard Bertagnolli, Jahrgang 1976, Internationaler Schiedsrichter aus Südtirol/Italien mit Einsätzen südlich und nördlich der Alpen, steht gerne auch für deutschsprachige Schachfreunde für Fragen zu Turnieren in Italien zur Verfügung.

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