Das World Open 2015: Eine Erfahrung, aber für Profis ungeeignet
Vor dem World Open hatte ich 18 Monate kein offenes Turnier in den USA gespielt und fast schon vergessen, wie es sich anfühlt, wenn man die Paarungen erst fünf Minuten vor der Partie erfährt und dann noch schnell das Eröffnungsrepertoire seines Gegners in der ChessBase Mega-Datenbank prüft; oder dass man Brett und Figuren selber mitbringen muss (es sei denn, man hofft, der Gegner tut das!), denn Bretter und Figuren werden einfach nicht gestellt.
Beim World Open kamen alle diese Erinnerungen zurück und wurden um ein paar neue Erfahrungen ergänzt. So litt ich das erste Mal in meiner Karriere unter Schlaf- und Appetitlosigkeit, weil ich zu viel Kaffee getrunken hatte – denn während des Turniers muss man im Durchschnitt neun bis elf Stunden voll konzentriert sein. Ich hatte immer geglaubt, Kaffee wäre harmlos, aber nach diesem Turnier bin ich nicht mehr so sicher.
Allerdings bin ich mittlerweile der Ansicht, dass die Spieler, die sich selbst als Profis betrachten (und das ist eine Minderheit), einen Bogen um die meisten offenen Turniere in den USA machen sollten; für Amateure liegen die Dinge jedoch ganz anders. Lassen Sie mich das erklären: In fast allen amerikanischen Turnieren erhalten GMs keine Konditionen und starten das Turnier deshalb mit einem finanziellen Minus.
Wenn sie einen Preis gewinnen, dann wird ein bestimmter Dollarbetrag automatisch von ihrem Preisgeld abgezogen (beim World Open waren das $200). So als ob ein GM ein Startgeld von $200 zahlt, um an einem Turnier mit einem anständigen Preisfonds teilzunehmen. Falls der GM kein Preisgeld bekommt, wird natürlich auch nichts abgezogen. Aber dann muss der GM für Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung aufkommen. Meiner Meinung nach ist das einzige Turnier, das zurecht Startgelder von Großmeistern verlangen kann, das Millionaire Open. Denn da ist der Preisfonds wirklich anständig und dieses Business Modell kann ich verstehen und akzeptieren.
Offene Turniere in den USA haben allerdings noch weitere Nachteile: Man hat keine Zeit, sich auf die Partien vorzubereiten, man muss Brett und Figuren selber mitbringen, und sollte man Preisgeld gewinnen, muss man darauf 30 Prozent Steuern zahlen. Aber glauben Sie nicht, dass ich alle Turniere in den USA ablehne! Keineswegs! Ich habe schon eine Reihe sehr schöner Turniere dort gespielt: das Bay Area International (meiner Meinung nach das am besten organisierte Open in den USA – danke, Arun!), das Michigan Chess Festival (danke, Alan!), der Spice Cup (danke, Susan!). Großmeister werden eingeladen und müssen Brett und Figuren nicht selber mitbringen. Das Millionaire Open ist ein anderes Turnier, das interessant klingt.
Einige bemerkenswerte Momente aus dem Turnier:
Smirin-Kunche
Jacobsen-Kovalyov
Sergey Azarov
Ipatov-Preotu
Wie auch immer, die Erfahrung, am World Open teilzunehmen, hat sich gelohnt. Schließlich ist es eines der ältesten und prestigeträchtigsten offenen Turniere der amerikanischen Schachgeschichte. Am Ende teilten sich acht Spieler die Plätze eins bis acht, und da das Preisgeld bei amerikanischen Turnieren zu gleichen Teilen geteilt wird, konnten sich alle Spieler, die auf ein Ergebnis von +5 gekommen sind, glücklich schätzen.
Gastgeber des Turniers
Wo geht es zum Schach?
Hier entlang
Gleich sind Sie da
Fast da..
Endlich bekannte Gesichter! Rechts Turniersieger Alexander Lenderman
Luke McShane
Ilya Smirin
Artur Jussupov
Boris Avrukh
Romain Eduard
Irina Krush
Kayden Troff
...und Alejandro Ramirez, hier mit Varuzhan Akobian
Endstand Open Section
# |
Name |
Rtng |
Tot |
TB1 |
Prize
|
Amount
|
1 |
GM Alex Lenderman |
2623 |
7.0 |
43.5 |
1st-8th/Bonus
|
$5462.50
|
2 |
GM Rauf Mamedov |
2639 |
7.0 |
46.5 |
1st-8th
|
$5162.50
|
3 |
GM Ilya Smirin |
2663 |
7.0 |
41.5 |
1st-8th
|
$5162.50
|
4 |
GM Alexander Ipatov |
2615 |
7.0 |
41.5 |
1st-8th
|
$5162.50
|
5 |
GM Ehsan Ghaem Maghami |
2570 |
7.0 |
41 |
1st-8th
|
$5162.50
|
6 |
GM Illia Nyzhnyk |
2627 |
7.0 |
39.5 |
1st-8th
|
$5162.50
|
7 |
GM Romain Edouard |
2639 |
7.0 |
37 |
1st-8th
|
$5162.50
|
8 |
GM Axel Bachmann |
2633 |
7.0 |
36 |
1st-8th
|
$5162.50
|
9 |
GM Varuzhan Akobian |
2632 |
6.5 |
43 |
9th-10th
|
$137.50
|
10 |
GM Anton Kovalyov |
2613 |
6.5 |
43 |
9th-10th
|
$137.50
|
11 |
GM Gata Kamsky |
2672 |
6.5 |
42.5 |
9th-10th
|
$137.50
|
12 |
GM Luke McShane |
2685 |
6.5 |
39 |
9th-10th
|
$137.50
|
13 |
GM Sergei Azarov |
2618 |
6.5 |
39 |
9th-10th
|
$137.50
|
14 |
GM Krikor Mekhitarian |
2589 |
6.5 |
39 |
9th-10th
|
$137.50
|
15 |
John Michael Burke |
2258 |
6.5 |
38 |
1st U2300
|
$4000.00
|
16 |
GM Felipe El Debs |
2515 |
6.5 |
37 |
9th-10th
|
$137.50
|
17 |
GM Sergey Erenburg |
2585 |
6.5 |
29.5 |
9th-10th
|
$137.50
|
18 |
GM Alejandro Ramirez |
2587 |
6.0 |
42.5 |
|
|
19 |
IM Andrey Gorovets |
2505 |
6.0 |
42.5 |
|
|
20 |
GM Jianchao Zhou |
2601 |
6.0 |
42 |
|
|
21 |
GM Alexander Stripunsky |
2561 |
6.0 |
41 |
|
|
22 |
IM Ashwin Jayaram |
2492 |
6.0 |
40 |
|
|
23 |
IM John Daniel Bryant |
2388 |
6.0 |
40 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
24 |
GM Boris Avrukh |
2605 |
6.0 |
39 |
|
|
25 |
IM Luke C Harmon-Vellotti |
2430 |
6.0 |
38.5 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
26 |
GM Magesh C Panchanathan |
2541 |
6.0 |
38 |
|
|
27 |
GM Leonid G Yudasin |
2510 |
6.0 |
37 |
|
|
28 |
GM Alonso Zapata |
2443 |
6.0 |
37 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
29 |
IM Kassa Korley |
2430 |
6.0 |
36.5 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
30 |
IM David Vigorito |
2415 |
6.0 |
36.5 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
31 |
GM Kayden Troff |
2545 |
6.0 |
36 |
|
|
32 |
GM Irina Krush |
2477 |
6.0 |
34 |
|
|
33 |
Raven M Sturt |
2259 |
6.0 |
34 |
2nd U2300
|
$2000.00
|
34 |
FM Nicolas De T. Checa |
2346 |
6.0 |
33 |
1st-5th 2300-2449
|
$1383.33
|
... 211 Spieler
Partien:
Vor dem Turnier habe ich zusammen mit meinem besten Freund eine Woche in New York verbracht. Wir haben uns eine Reihe von Museen angeschaut, sind auf die Spitze einige der berühmtesten Wolkenkratzer geklettert und haben etliche angesagte Orte besucht. Ein paar der Höhepunkte unseres Tourismusprogramms zeigen die Fotos in diesem Bericht.
New York
Blick über die Dächer der Stadt
Auch über New York kein klarer Himmel
Manhattan mit dem neuen One World Trade Center als höchstem Gebäude
Südlich davon Liberty Island mit der Freiheitsstatue
Fährschiffe bringen viele Besucher
Die Freiheitsstatue, von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffen, 1886 fertig gestellt, 93 Meter hoch
Das Gebäude der UNO in New York
New York, New York
USS Intrepid
Die USS Intrepid, 1941 in Dienst gestellt, Dienstende 1974. Nach Einsätzen im Zweiten Weltkrieg und im Vietnamkrieg wurde die Intrepid zum Flaggschiff der NASA-Bergungsflotte. Heute wird sie als Museum genutzt.
Alexander Ipatov auf der Intrepid
Hubschrauber mit Klapprotor
Kampfjet
Die Concorde ist allerdings nicht vom Flugzeugträger aus gestartet
American Museum of National History
Rechts: Der Willamette-Meteorit, 1902 gefunden.
Gut, dass sie ausgestorben sind....
Gibt es auch nicht mehr in Amerika
Washington
Viel Polizei in Washington, auf Rädern...
... und zu Pferde
Und mit Hunden
Der Regierungsbezirk, National Mall
Hier wohnt und arbeitet der Präsident
Das Washington Monument
Die Grundsteinlegung des "Washington Monuments" war schon 1948. Fertig gestellt wurde der knapp 170 Meter hohe Turm in Obeliskenform nach einer langen Baupause erst 1884.
Das Lincoln Memorial
Das Eisenhower Executive Office Building gehört zum Gebäudekomplex des Weißen Haus
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