Xiangqi-Turnier auf Schloss Nymphenburg

von Oliver Breitschädel
21.09.2023 – Das Schloss Nymphenburg war am 9. September Schauplatz eines internationalen Schnellschachturniers im chinesischen Schach Xiangzhi. Im Rahmen der feierlichen Veranstaltung gab zudem Xiangzhi-Großmeister Sun Yongzheng ein Simultan gegen 10 Gegner. Oliver Breitschädel berichtet.| Foto: Andrea Trombettoni, li., mit seiner Tochter Giulia, beobachtet durch den Xiangqi-Meister Dong Xubin. Andrea Trombettoni ist Physikprofessor und ist mit seiner Tochter extra für diese Veranstaltung aus Italien angereist. Fotos: Oliver Breitschädel

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Chinesisches Schach im Schloss Nymphenburg

Das chinesisches Schach (Xiangqi = Elefantenschach) ist eines der bekanntesten und beliebtesten Brettspiele auf der Welt und vor allem in China und Vietnam beheimatet. In Europa gibt es dagegen immer noch viele Schachfreunde, die noch nie etwas von diesem Spiel gehört haben, obwohl es unserem westlichen Schach in vielerlei Hinsicht ähnelt. Aus chinesischer Sicht zeugt es von guter Bildung wenn man dieses Spiel beherrscht und es ist ein Denksport, der alle Generationen und Kulturen gleichermaßen herausfordert.

Durch den Xiangqi-Promoter Xue Zhong (München, Generalsekretär der Europäischen Xiangqi Föderation EXF) konnte nun das dritte offene Shanghai Masters (Station Deutschland) nach München geholt werden. Nach der Xiangqi Weltmeisterschaft 2015 und der Europameisterschaft 2017 ist dies ein weiteres Xiangqi Highlight in München. Neben der Europäischen Xiangqi Föderation gilt ein großes Dankeschön der Shanghai Chess Academy, die dieses fürstliche Ereignis in München ermöglicht haben.

Austragungsort am 9. September war das berühmte Schloss Nymphenburg (Johannissaal), das von 1715 bis 1918 Sommersitz bayrischer Kurfürsten und Könige war.

Generalkonsul Tong Defa (links) und Xue Zhong (rechts) werben für das Xiangqi Event im Schloss Nymphenburg. Rechts: Schwäne vor dem Schloss Nymphenburg

Am 9. September empfing Xue Zhong eine Schachdelegation aus Shanghai im Schloss Nymphenburg. Die Shanghai-Delegation ist eigens wegen dieser Veranstaltung angereist. Es sollte ein besonderer Schach-Tag vor traumhafter Kulisse werden. Auf dem Programm stand nicht nur das offene chinesische Schnellschachturnier Shanghai-Masters, sondern auch ein chinesisches Kulturfest mit Schach, Musik und Tanz. Über 50 Schachfreunde aus ganz Europa wohnten diesem Fest bei.

Durch das Programm führten Chenn Yuehua (Stuttgart) und Xue Zhong. 

Eröffnungsrede

Das Bild zeigt die Europäische- und die Shanghai-Xiangqi Delegation: Xue Zhong, Rudi Reinders (Vize-Präsident EXF), Shan Xiali (Vizepräsidentin der chinesischen Xiangqi Association und Präsidentin der Xiangqi-Association Shanghai), Tong Defa (Generalkonsul des chinesischen Konsulats in München), Yu Haidong (Beamter von Nanxiang, Shanghai Jiading District) und Feng Dehua (Präsident der Xiangqi-Association Jiading, Shanghai), v.l.n.r.

Neben diverser Reden, in denen betont wurde, dass Xiangqi eine Brücke zwischen der chinesischen und westlicher Kultur zu schlagen vermag, gab es ein Piano-Konzert des 17-jährigen Nikola Martinovic (Stuttgart) mit Musik von Chopin, sowie die Darbietung eines klassischen chinesischen Tanzes durch Min Zhou.

Impressionen aus der Eröffnungsveranstaltung: Pianokonzert durch Nikola Martinovic, der auch die Bronzemedaille im Masters gewann, sowie Min Zhou mit ihrer klassischen Tanzdarbietung:

Nikola Martinovic 

Min Zhou

Ein Highlight war eine Simultanvorstellung des chinesischen Großmeisters Sun Yongzheng gegen 10 besonders spielstarke Teilnehmer. Im Gegensatz zu Simultanturnieren im westlichen Schach steht beim Xiangqi weniger das Ergebnis des Simultanspielers als viel mehr die gemeinsame Analyse mit dem Meister im Vordergrund. 

Sun Yongzheng

Das Simultan von Xiangqi-Großmeister Sun Yongzheng gegen 10 spielstarke Teilnehmer, umringt durch zahlreiche Zuschauer. Letztlich verlor der Meister keine einzige Partie!
 

Zahlreiche Amateurfotografen „folgten“ dem Großmeister

Die gemeinsame Analyse mit Zuschauern und dem Meister ist beim Xiangqi-Simultan meist wichtiger und wertvoller als dem Meister ein remis abzutrotzen

Das Schnellschachturnier wurde mit einer Bedenkzeit von 10' plus 5 sec pro Zug ausgetragen. Gespielt wurden 5 Runden nach Schweizer System.

Schiedsrichter Wang Ge bei der Auslosung zur nächsten Runde. Zur Auslosung kam eine chinesische Alternative zu Swiss Chess mit professioneller graphischer Oberfläche zur Anwendung

Die 16 Teilnehmer kamen aus Deutschland, Italien, Israel, China, darunter zahlreiche nationale und internationale Meister. Für Xiangqi nicht ungewöhnlich, das unter den 16 Teilnehmern auch fünf Frauen waren. 

Hier im Bild Yu Na (links) gegen Xu Haoyang (rechts)

Giulia Trombettoni (links) gegen Shan Liang (rechts) 

Sowohl bei dem Simultan, als auch bei dem späteren Masters spielten zahlreiche Frauen mit. Beim Xiangqi ist es nicht ungewöhnlich das 30% und mehr aller Teilnehmer weiblich sind. Hier im Bild (links) Wu Caifang und Yu Na.

Ungeschlagener Sieger wurde am Ende der Xiangqi Europameister Xue Handi (Stuttgart).

Die Sieger des Masters: Gold für Xiangqi-Europameister Xue Handi (mitte), Silber für Xu Haoyang (links) und Bronze für Nikola Martinovic (rechts)

Lin Ye (Ex-Xiangi-Weltmeisterin 1997, links im Bild) überreicht Shan Xiali ihre „60 memorable games“ in mehreren Sprachen, u.a. in Englisch. Rechts im Bild Lin Yes Ehemann Agostino Guberti, Gründungspräsident der italienischen Xiangqi Federation und Co-Autor. Englischsprachige Xiangqi-Bücher gibt es nur wenige auf dem Büchermarkt. Noch seltener sind Bücher für Fortgeschrittene. Lin Yes Buch schließt diese Lücke.      

Den Ausklang bildete ein gemeinsames Abendessen in einem chinesischen Restaurant.

Der heimliche Star bei diesem Event war der Xiangqi-Roboter SenseRobot. Der KI-unterstützte Roboter wurde erstmals in Deutschland vorgeführt und erfreute alle Gäste. Er arbeitet mit optischer Bilderkennung und kann die Figuren mittels seines Roboterarms automatisch bewegen.

Er korrigiert automatisch illegale Züge und baut die Figuren zu Partiebeginn selbständig auf. Ein Spaß für alt und jung, zumal die menschlichen Gegner bei niedrigen Spielstufen noch eine Chance gegen das sympathisch wirkende Silizium-Monster haben


Die Figuren werden angesaugt und dann automatisch auf das Zielfeld gesetzt. Nur gut, dass im Xiangqi die Figuren flache Spielsteine sind.

Traumhafte Kulisse: Schloss Nymphenburg in der Abenddämmerung des 9. Septembers 2023


Oliver Breitschädel ist promovierter Physiker und arbeitet bei einem der weltgrößten Automobilzulieferer. Neben dem westlichen Schach beschäftigt er sich intensiv mit den asiatischen Schachvarianten.