Yermolinskys Reisen: Dresden, alt und neu

von Alex Yermolinsky
13.07.2018 – Die USA hat ein starkes Team zur Senioren-Mannschaftsweltmeisterschaft 50+ nach Dresden geschickt. Mit dabei ist Alex Yermolinsky. Er berichtet vom Turnier, präsentiert Partien und schildert seine Eindrücke von Dresden und Umgebung.

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Anhand der Botvinnik-Partien zeigen unsere Experten, wie man bestimmte Eröffnungen erfolgreich bestreitet, welche Musterstrategien es in bestimmten Strukturen gibt, wie man auch taktische Lösungen findet und wie man Endspiele nach festen Regeln gewinnt

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Tag sechs

Nach unserem 3-1 Sieg gegen Österreich haben wir beschlossen, unser Kulturgenussprogramm zu ändern. Anders als geplant, sind wir nicht ins Karl May Museum gegangen, sondern konnten dem Charme der Dresdener Altstadt nicht widerstehen und haben im Restaurant Kastenmeier, wo ausgezeichneter Seebarsch serviert wird, sehr schön gegessen. Es folgte ein Spaziergang entlang einer ganzen Reihe majestätischer Bauten.

Old town Dresden

Ein wenig neuere Geschichte — der Trabant ist noch nicht ausgestorben

Wir hatten unsere Aufstellung für die nächste Runde schon eingereicht, bevor die Paarungen ausgelost wurden. Im Nachhinein hätte ich vielleicht spielen sollen, aber dem Rotationsprinzip zufolge hatte ich spielfrei.

Beim Schach hatten die Engländer diese Woche mehr Erfolg als im Fußball

England gegen die USA war ein wichtiges Match, das die Engländer am Ende mit 2½-1½ für sich entschieden haben. Die Engländer haben wirklich gut gespielt.

An Brett drei stand James Plaskett gegen Ehlvest schrecklich unter Druck, aber konnte sich am Ende in einem Endspiel mit Minusqualität ins Remis retten.

 

An Brett 1 überlebte Jonathan Speelman eine schwierige Mittelspielstellung und hatte irgendwann einen +5-Vorteil. Shabalov war glücklick über eine Punkteteilung.

Die entscheidende Partie wurde an Brett zwei gespielt.

 

The Art of Defence

Eine schlechtere Stellung verteidigen zu können, ist eine äußerst wertvolle, zugleich aber wenig verbreitete Fähigkeit. Aber zum Glück kann man das ja lernen! Lassen Sie sich vom Technikexperten Sergei Tiviakov in die Kunst der Verteidigung einweihen.

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Geschlagen, aber nicht besiegt, ging das US-Team ins Karl May Museum, wo wir etwas Wichtiges lernten: anders als von mir behauptet, war Karl May am Ende seines Lebens tatsächlich einmal in den Vereinigten Staaten. Er ist nach Upstate New York gereist, um ein paar Indianerstämme zu besuchen und ist dann gleich bis zu den Niagarafällen weitergereist.

Den Rest des Abends verbrachten wir vor dem Fernseher. Wir haben uns das Spiel Frankreich-Belgien angeschaut, das erste Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft. Die Sympathien unseres Teams waren mehr oder weniger ausgeglichen verteilt, aber am Ende triumphierte die französische Fraktion.

Am nächsten Tag spielten wir gegen SC Empor Potsdam 1952. Kapitän Shabalov nahm sich einen Tag frei, aber Benjamin kam gestärkt zurück und die Mannschaft feierte einen 3½-½ Sieg.

 

Später am gleichen Tag erlebten wir einen Höhepunkt (im doppelten Wortsinn) unserer Reise, als wir den weltberühmten Nationalpark Sächsische Schweiz besucht haben.

Für die Amerikaner unter uns habe ich den Nationalpark "Deutscher Grand Canyon" getauft.

nature view

Ein majestätischer Blick (klicken oder tippen vergrößert das Bild)

Der Nationalpark is nur 45 Autominuten von Dresden entfernt. Und so hat es länger gedauert, den Kassenautomat beim Parkplatz zu verstehen, als die Fahrt dorthin.

Die Elbe

Natürlich ist das der gleiche Fluß, der auch durch Dresden fließt.

Alte Freunde

Eine kleine Wanderung hat unserem Appetit wahrlich nicht geschadet. 

Als wir in Deutschland angekommen sind, gab es in ganz Mitteleuropa eine Hitzewelle. Die hat mittlerweile nachgelassen — wir hatten etwas Regen, und gestern Abend, als wir draußen gesessen haben, war es sogar ein bisschen kalt.

Auf solchen Höhen ist das Wetter anders

Komodo 12

Komodo gibt Gas! Die neue Version des mehrfachen Weltmeisterprogramms spielt nicht nur stärker als jemals zuvor. Mit ihrer neuen "Monte-Carlo" Version - basierend auf KI-Techniken - spielt sie auch deutlich aggressiver.

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Der Verlust von zwei Mannschaftspunkten verringert unsere Chancen auf die Goldmedaille. Wir müssen jetzt alle restlichen Begegnungen gewinnen und hoffen, dass die englische Mannschaft noch strauchelt.

Gestrauchelt sind sie dann gleich am nächsten Tag, aber nur auf dem Fußballfeld. Unser Team hat wieder zusammen Fußball geguckt (dieses Mal die Begegnung England-Kroatien), und musste sich dabei mit einem Abendessen aus grünem Salat, Suppe und kaltem Aufschnitt zufrieden geben, dass Ihr Lieblingsautor auf die Schnelle zubereitet hatte.

Heute haben wir unseren bislang besten Wettkampf gespielt und Deutschland 1 klar mit 3½-½ geschlagen. Ich habe als Einziger nicht gewonnen, aber stand gegen IM Karsten Volke mit Schwarz auch nie besser. 

Joel gewann eine wichtige Partie, wie er selbst gesagt hat, nicht nur in Bezug auf den Erfolg der Mannschaft.

 

Manch einer findet das vielleicht lustig, aber ich kann Joel verstehen. Wenn man seinen Lebensunterhalt mit Schachunterricht verdient und zwei Kinder großzieht, dann bleibt nicht mehr viel Zeit, um etwas für das eigene Schach zu tun. Meine Leser haben sicher festgestellt, dass große Open bei mir nicht mehr auf dem Programm stehen. Und so gibt es nur noch wenig Gelegenheiten, sich mit seinen Großmeisterkollegen auszutauschen und zu messen.

Alex Shabalov ist hier offensichtlich eine Ausnahme. Er hat schon vor Jahren eine kluge Entscheidung getroffen — nämlich alle Kinder, die er einmal haben würde, zu bekommen, bevor er 30 wird. Mit 50 ist Shabba jetzt Großvater und mit ausgezeichneter Gesundheit gesegnet, die er durch lange Aufenthalte im Fitnessclub, tägliche Yoga-Übungen und Spaziergänge mit seinem Hund Eevee pflegt.

 

Rocket Repertoire: The Four Knights

Die Anfangszüge des Vierspringerspiels (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3) machen auf den ersten Blick einen beschaulichen Eindruck. Es bedarf aber nur ein paar weiterer natürlicher Züge, und schon können Sie mit Weiß einen raketenschnellen Angriff starten!

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Insgesamt macht Dresden einen sehr positiven Eindruck. Die Stadt scheint nicht allzu voll zu sein und bietet eine schöne Mischung aus Alt und Neu. Wir haben ein Einkaufszentrum und etliche Läden besucht — dort findet man alles, was man braucht. Jaan Ehlvest hatte keine Probleme, ein Ersatzkabel für seinen Computer zu finden und auch das Bierregal im Laden daneben enttäuschte nicht.

Kein Wunder, dass Jaan hier in Dresden sehr stark spielt.

 

Drei Runden sind noch zu spielen und wir liegen einen Mannschaftspunkt hinter England und dem Lasker-Team zurück. Wir brauchen Hilfe.

Übersetzung aus dem Englischen: Johannes Fischer

Tabelle 50+

Pl. Mannschaft ELO Man.Pkt. Brt.Pkt. SoBerg
1. GER Lasker Schachstiftung GK   11:1 18 112
1.   Alexander Graf 2561 4:1 18 13.25
2.   Artur Jussupow 2580 3:2 18.5 9.75
3.   Felix Levin 2468 4:1 19.5 15
4.   Jakob Meister 2432 4.5:0.5 19 14.25
5.   Dr. Gerhard Koehler 2181 2.5:1.5 18 7.25
2. ENG England 1   11:1 17 117.5
1.   Jon S Speelman 2493 3:2 21.5 11
2.   John M Emms 2488 3.5:1.5 20.5 13.25
3.   H James Plaskett 2455 3.5:1.5 21 12.75
4.   Mark L Hebden 2423 2.5:1.5 19.5 9
5.   Keith C Arkell 2406 4.5:0.5 18 12.5
3. CAN Canada   10:2 19 112
1.   David H. Cummings 2336 4:2 17 10
2.   Victor Plotkin 2248 5:1 16.5 14.25
3.   Ian T. Findlay 2244 5:1 15 13
4.   Michael Barron 2123 5:1 18 16
4. USA United States   10:2 18.5 123
1.   Alexander Shabalov 2567 4.5:0.5 20 14.75
2.   Joel Benjamin 2544 3.5:1.5 19.5 12.75
3.   Jaan Ehlvest 2536 4.5:0.5 19 15.5
4.   Alex Yermolinsky 2505 4:1 19.5 13.75
5.   Sergey Kudrin 2468 2:2 19.5 8
5. AUT Austria   10:2 16 100.5
1.   Joachim Wallner 2311 5:1 19 15.5
2.   Adolf Denk 2262 3:3 19 9.5
3.   Andreas Druckenthaner 2296 4.5:1.5 16 12.25
4.   Michael Ernst 2156 3.5:2.5 18.5 10.75
6. GER Thüringen   9:3 16.5 110.5
1.   Peter Enders 2445 4:2 18 10.75
2.   Thomas Paehtz 2347 3.5:1.5 20 12.25
3.   Joachim Brueggemann 2293 5:1 17.5 15.5
4.   Thomas Casper 2354 2.5:1.5 19 9.75
5.   Rudolf Ruether 2118 1.5:1.5 19 4
7. RUS Russia Women   9:3 14 80.5
1.   Galina Strutinskaia 2221 2:3 20 6
2.   Irina Kryukova 2249 2.5:2.5 17.5 7.25
3.   Nina Sirotkina 2175 3.5:1.5 16.5 10.75
4.   Elena Fatalibekova 2195 2:2 19 6.75
5.   Elena N. Sazonova 2146 4:1 17 12.5
8. GER Germany 2   8:4 16 92
2.   Lutz Fritsche 2303 3.5:2.5 18 9.25
3.   Klaus-Juergen Schulz 2324 4.5:1.5 17 12.75
4.   Volker Wolf 2323 3.5:2.5 19 9.75
5.   Dr. Wolfgang Polster 2203 4.5:1.5 19 13.5
9. GER Germany 1   8:4 15.5 103
1.   Philipp Schlosser 2501 4:2 17.5 11.25
2.   Uwe Boensch 2560 2:2 20 7.25
3.   Klaus Bischoff 2510 4:2 21.5 14.5
4.   Karsten Volke 2474 3:1 20 10.5
5.   Raj Tischbierek 2436 2.5:1.5 22 11.25
10. GER Rheinland-Pfalz   8:4 15 68
1.   Jochen Bruch 2222 3.5:1.5 18.5 12
2.   Reiner Schmidt 2185 2.5:2.5 16.5 4.25
3.   Peter Kargoll 2176 2.5:2.5 19.5 5.5
4.   Olaf Nazarenus 2082 4:1 17.5 10.5
5.   Juergen Kaster 2117 2.5:1.5 16 4.75

Tabelle 65+

Pl. Mannschaft ELO Man.Pkt. Brt.Pkt. SoBerg
1. RUS Russia   12:0 18 116.5
1.   Evgeny Sveshnikov 2464 5:1 15 12.25
2.   Yuri S Balashov 2423 4:1 18 13
3.   Nukhim Rashkovsky 2483 3.5:1.5 20.5 12
4.   Vladimir V Zhelnin 2453 2.5:1.5 18 7.25
5.   Nikolai Pushkov 2311 3:1 19.5 9.75
2. RUS Saint-Petersburg   10:2 16.5 108.5
1.   Vadim Z Faibisovich 2312 3:3 19.5 11
2.   Nikolai M. Mishuchkov 2311 3.5:2.5 18.5 10.25
3.   Vladimir I Karasev 2337 5:1 18 14.5
4.   Vladimir Shushpanov 2198 5:1 16.5 13.5
3. GER Germany 3   10:2 16.5 88
1.   Dr. Bernd Baum 2280 3:3 16.5 6.25
2.   Hans Werner Ackermann 2267 4:2 19 12.75
3.   Dr. Matthias Kierzek 2247 4.5:1.5 17 12
4.   Berthold Bartsch 2248 5:1 17.5 14
4. GER Germany 1   9:3 15.5 91
1.   Vlastimil Hort 2421 4:1 16.5 10
2.   Bodo Schmidt 2344 3.5:2.5 20.5 12.75
3.   Stephan Buchal 2329 3:3 19.5 10.75
4.   Ulrich Schulze 2313 4:1 19 11
5.   Juergen Haakert 2302 1:1 16.5 3.75
5. AUT Austria   9:3 15.5 74
1.   Heimo Titz 2164 3.5:2.5 17.5 9.25
2.   Hans Singer 2175 4:2 18 10
3.   Friedrich Woeber 2114 4:2 17 12.5
4.   Karl Gneiss 2090 4:2 14.5 9.5
6. GER Germany 2   9:3 14 102.5
1.   Jefim Rotstein 2318 2.5:3.5 21 9.25
2.   Yuri Boidman 2358 5:1 18.5 15.75
3.   Anatoly Donchenko 2301 2:2 18.5 7.75
4.   Boris Khanukov 2273 2.5:2.5 19.5 9.25
5.   Boris Gruzmann 2176 2:1 18 4.25
7. GER Hessische Musketiere   9:3 13 79.5
1.   Hans-Joachim Clara 2289 4:2 20 12.5
2.   Ulrich Nehmert 2220 2:4 18.5 6
3.   Gerhard Bosbach 2119 3:3 17.5 8.25
4.   Herbert Kargoll 2230 4:2 17 10
8. MDA Moldova   9:3 13 77.5
1.   Boris M Nevednichy 2115 4:2 17 11
2.   Victor Romcovici 2114 4:2 16.5 10.5
3.   Albert Scovitin 2004 4.5:1.5 17.5 13.25
4.   Valerii Belinchis 1881 0.5:5.5 20 1.25
9. BEL Belgium A   8:4 17 81.5
1.   Jan Rooze 2314 4:2 17.5 11
2.   Valeer Maes 2088 3.5:2.5 19.5 12
3.   Marcel Van Herck 2008 4:2 15 9.5
4.   Herman Van de Wynkele 2084 5.5:0.5 14.5 12.25
10. FRA France   8:4 16.5 108
1.   Anatoly Vaisser 2502 3:1 19 10.5
2.   Mehrshad Sharif 2353 4:1 17.5 11.25
3.   Jean-Luc Seret 2353 2.5:2.5 16.5 7.25
4.   Nicolas Giffard 2260 3.5:1.5 18 10
5.   Christophe Bernard 2253 3.5:1.5 19 11.25

Partien

 

Turnierseite


Alex Yermolinsky ist Großmeister und Autor zahlreicher populärer Bücher. Er wurde am 11. April 1958 in Leningrad geboren und emigrierte 1990 in die USA, wo er heute noch lebt.

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