Zentrale Endrunde: Interview mit Markus Schäfer und Peter Poetke

von Georgios Souleidis
11.04.2017 – Vom 29. April bis 1. Mai tragen die Schach-Bundesliga und die Frauenbundesliga, erstmals gemeinsam, ihre Endrunden zentral im Berliner Maritim Hotel aus. Nach der Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft 2015 ist dies der größte Schachevent in Berlin mit zahlreichen nationalen und internationalen Schachstars. Die Bundesliga erhofft sich von der Veranstaltungen eine große Werbewirkung für das Schach.

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Interview mit Markus Schäfer und Dan-Peter Poetke

Der Präsident der Schachbundesliga e.V. Markus Schäfer und der Frauen-Referent Dan-Peter Poetke stellten sich unserem Reporter Georgios Souleidis zu einem Interview über die bevorstehende Endrunde in Berlin zur Verfügung.

Schachbundesliga: Herr Schäfer, nach Mülheim (2011), Schwetzingen (2013) und Eppingen (2014) richtet Berlin vom 29. April bis 01. Mai 2017 die vierte zentrale Endrunde der Schachbundesliga aus. Was dürfen die Zuschauer erwarten?

Schäfer: Diese Veranstaltung ist einzigartig, denn zum ersten Mal werden Spieltage beider deutscher Schachbundesligen gemeinsam und an ein und demselben Ort durchgeführt. Alle 12 Teams der Frauenbundesliga und alle 16 Teams der Schachbundesliga tragen die jeweils letzten drei Runden der laufenden Saison aus. In täglich 100 Partien wird somit über Meisterschaft, Qualifikation für den Europapokal und Klassenerhalt entschieden!

Viele Stars der nationalen und internationalen Schachelite werden in Berlin sein. Ein besonderer Clou: Obwohl an 100 Brettern gespielt wird, kann jede einzelne Partie im Spielsaal optimal verfolgt werden.

Schachbundesliga: Gibt es ein Rahmenprogramm und können die Zuschauer auch selbst Schach spielen?

Schäfer: Ein umfangreiches und vielfältiges Rahmenprogramm ist Bestandteil des Events. Die laufenden Partien werden von Großmeister Klaus Bischoff live kommentiert, es werden offene Preisblitzturniere angeboten, es finden Turniere im Rahmen der Berliner Schachorganisation statt, und last but not least wird auch die erste bundesweite Vereinskonferenz durchgeführt, für die der Deutsche Schachbund und die Deutsche Schachjugend verantwortlich zeichnen.

Ein erheblicher Teil des Rahmenprogramms wird ermöglicht durch die Unterstützung von ChessBase und chess24, worüber wir uns besonders freuen.

Auch allen weiteren Partnern der Veranstaltung sind wir sehr dankbar für die wichtige Unterstützung; hervorgehoben sei hier vor allem das Land Berlin.

Schachbundesliga: Die vorherigen zentralen Runden standen unter einem bestimmten Motto wie "Königliches Spiel in kurfürstlichem Ambiente" in Schwetzingen bzw. es gab einen bestimmten Grund wie das Vereinsjubiläum des SC Eppingen. Unter welchem Stern steht Berlin 2017?

Schäfer: Das Beste der Schachbundesligen im bestmöglichen Rahmen! Es wäre toll, zahlreiche Besucherinnen und Besucher begrüßen zu dürfen und gemeinsam ein großartiges Schachfest zu begehen.

Schachbundesliga: Wie bewerten Sie die Vorbereitungen, den Spielort und die Organisation?

Schäfer: Das Gros der Vorbereitungsarbeit und der Organisation liegt in den Händen der Schachfreunde Berlin 1903 e.V. als dem ausrichtenden Verein. Die Berliner leisten erstklassige Arbeit und haben es überdies geschafft, mit dem Hotel Maritim einen Austragungsort der Superlative präsentieren zu können. Die Räumlichkeiten lassen mit Blick auf Flächen, Zuschnitt, Ausstattung und Technik keine Wünsche offen, und zudem werden optimale Übernachtungs- und Verpflegungsbedingungen geboten.

Die Organisation einer solchen Veranstaltung ist sehr arbeits- und zeitintensiv, gerade weil wir uns alle bemühen, ein hochklassiges Event zu gestalten, das bei den Teams und allen Besucherinnen und Besuchern im besten Sinne unvergesslich bleibt.

Auch wenn bis zum Beginn der Veranstaltung noch etwas Zeit ist und natürlich bis dahin auch noch einiges zu tun bleibt, sei dem gesamten Organisationsteam der Schachfreunde Berlin bereits jetzt ganz herzlich gedankt!

Schachbundesliga: Generell richtet ein Verein der Schachbundesliga eine zentrale Runde aus. Dementsprechend könnte es auf Dauer schwierig werden Bewerber zu finden. Können sich auch Vereine außerhalb der SBL für eine Ausrichtung bewerben?

Schäfer: Ausdrücklich ja! Die Mitgliedschaft im Schachbundesliga e.V. ist hierfür nicht erforderlich. Wir möchten diese Veranstaltungsform gerne fortführen, zumal sie beim Publikum und allen Akteuren hervorragend ankommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Interesse von Unternehmen, Vereinen oder Privatpersonen besteht, als Veranstalter solcher Top-Events aufzutreten. Bewerbungen sind herzlich willkommen!

Schachbundesliga: Fassen Sie bitte in einem Satz zusammen, warum Schachfans die zentrale Endrunde in Berlin nicht verpassen sollten?

Schäfer: Diese Veranstaltung sei allen Schachfreundinnen und Schachfreunden ans Herz gelegt, denn sie wird mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft und großem Einsatz vorbereitet und wird das Maximum dessen bieten, was die Schachbundesligen in all ihren Facetten ausmacht.

Schachbundesliga: Herr Poetke, zum ersten Mal findet eine zentrale Endrunde der Schachbundesliga zusammen mit der Frauenbundesliga statt. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Poetke: Es ist für das deutsche Schach ein bedeutender Schritt. Berlin, das Umland, die Internetnutzer bekommen ein Schachereignis, welches in der Breite noch nicht dagewesen ist. Fast alle deutschen Spitzenspieler/ -innen und internationale Stars spielen in einem Saal. Bei den Frauen haben wir viele reine Amateurspielerinnen, die sich riesig auf dieses Ereignis freuen, mit Weltstars in einem Raum zu spielen. Die Bedenkzeit der Frauenbundesliga ist kürzer, damit haben die Frauen dann noch intensiv die Möglichkeit zu kiebitzen. Wir sind Markus Schäfer dankbar für die Initiative, und den Schachfreunden Berlin, die die Hauptlast tragen.

Schachbundesliga: Was erwarten Sie aus Sicht der FBL von der zentralen Endrunde?

Poetke: Die Veranstaltung bringt die Frauenbundesliga nach vorne, viele würden bei einer reinen Frauenveranstaltung nicht als Zuschauer kommen. Die Frauenbundesliga rückt stärker in das Licht der Öffentlichkeit. Nach der Veranstaltung werden viele erlebt haben, dass Frauenschach genauso spannend und kämpferisch ist wie bei den Männern.

Schachbundesliga: Die FBL fristet ein wenig ein Schattendasein gegenüber der SBL. Welche Bestrebungen gibt es, das Bild nach außen und die Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern?

Poetke: Erst einmal ist es eine generelle Tatsache, dass Frauensport weniger Interesse hervorruft als Männersport. Schauen Sie sich die Zuschauerzahlen der Handballbundesligen an und vergleichen diese. Im Prinzip können Sie fast jede andere Sportart nehmen. Das stellt uns nicht zufrieden, es ist ein langer Weg professioneller zu werden. In der Öffentlichkeitsarbeit müssen wir unbedingt Fortschritte machen. Wir brauchen mehr Engagement in den Vereinen für die Frauenbundesligen, das gelingt nur, wenn wir mehr Ehrenamtliche finden. Aus dem Schatten werden wir sicherlich nicht raus kommen, aber wir wollen ihn kleiner machen.

Schachbundesliga: Fassen Sie bitte in einem Satz zusammen, warum Schachfans die zentrale Endrunde in Berlin nicht verpassen sollten?

Poetke: Spitzenschach der Männer und Frauen, professionell dargeboten mit vielen spannenden Partien bei sportlich dramatischen Entscheidungen!

Fotos: Georgios Souleidis

Webseite zur Zentralen Endrunde in Berlin...

 

 


Georgios Souleidis ist Internationaler Schachmeister und hat in Bochum Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert. Er arbeitet als Journalist, Autor und Schachtrainer. Er schreibt u.a. als Chefredakteur für die Schachbundesliga, für Chessbase, die Zeitschrift SCHACH, SPIEGEL ONLINE oder die Deutsche Presse-Agentur. Falls er mal nicht schreibt, Training gibt oder auf seinem YouTube-Kanal Schach lehrt, versucht er aktiv am Brett zu beweisen, dass 1. e2-e4 der beste Eröffnungszug ist.

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