FIDE World Cup 2017 Runde 1: Interviews und Analysen

von Sagar Shah
04.09.2017 – Der FIDE World Cup 2017 begann aufregend: 35 der 64 Partien endeten mit einer Entscheidung und viele Favoriten zeigten, warum sie Favoriten sind. Aber es gab auch Überraschungen. Sagar Shah präsentiert die Höhepunkte der Runde 1-1. Mit Analysen und Interviews. | Fotos: Amruta Mokal

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Viele Entscheidungen in Runde 1-1

World Cup

Magnus Carlsen spielte in Runde 1 mit Weiß gegen Oluwafemi Balogun aus Nigeria, einen Spieler, der 567 Elo-Punkte weniger aufweist als der Weltmeister. Carlsen gewann unspektakulär, aber sicher. Nach der Partie meinte er: "Nun, es war ein Punkt!" Nun war Carlsen in dieser Partie wirklich klarer Favorit, aber beim World Cup Partien zu gewinnen und Punkte zu holen ist tatsächlich nicht einfach. Dazu ist das Feld zu stark.

Außerdem steht in den Mini-Wettkämpfen mehr Geld auf dem Spiel, als es in manchem Open zu gewinnen gibt: Wer in Runde 1 ausscheidet, erhält €6.000, wer sich für Runde 2 qualifiziert, hat mindestens €10.000 sicher.

Ein Spieler ist bereits für die zweite Runde qualifiziert: Alexander Onischuk. Sein Gegner Yaroslav Zherebukh verzichtete auf die Reise nach Tiflis, da er in den USA eine Green Card beantragt hat und Probleme bei der Wiedereinreise in die USA fürchtete.

Weltmeister gegen Außenseiter: Magnus Carlsen gegen Balogun Oluwafemi

Daniel King analysiert die Partie Carlsen - Oluwafemi

Überraschungen

Die größte Überraschung der Runde war wohl der Sieg des russisch-kanadischen Großmeisters Bator Sambuev gegen das chinesische Ausnahmetalent Wei Yi. 2017 war bislang ein hervorragendes Jahr für Wei Yi, der nach einer Reihe herausragender Ergebnisse zur Zeit mit 2748 Punkten auf Platz 17 der Weltrangliste liegt. Aber gegen Sambuev erwischte der Chinese einen rabenschwarzen Tag und diese Chance ließ sich Sambuev nicht entgehen.

Der 36-jährige Bator Sambuev

Bator Sambuev- Wei Yi

 

Bator Sambuev kommentiert seinen Sieg gegen Wei Yi

Die überraschendste Rettung

Vor zwei Jahren, beim World Cup 2015, war Pavel Eljanov in überragender Form und schaffte es bis ins Halbfinale. 2017 spielte Eljanov zum Auftakt gegen den US-Amerikaner Aleksandr Lenderman und kam nach starkem Spiel zu einer Gewinnstellung. Aber nach der Zeitkontrolle verlor Eljanov den Faden und verwandelte eine Gewinnstellung mit zwei Mehrbauern in nur zehn Zügen in eine Verluststellung.

Lenderman im Interview mit Ian Rogers

 

Pavel Eljanov - Aleksandr Lenderman

 

Weitere Überraschungen waren die Niederlage von Pentala Harikrishna gegen Yuri Gonzalez Vidal und Bacallao Alonsos Sieg gegen Vladimir Fedoseev.

Favoritensiege

Spieler mit 2750+ treten nur selten gegen Spieler mit einer Zahl zwischen 2450 und 2550 an. Aber diese Begegnungen führen oft zu interessanten Partien, denn natürlich sind die Spieler mit der niedrigeren Elo-Zahl gefährlich und gut. Aber beim World Cup setzten sich die Supergroßmeister durch. Die folgenden fünf Partien von Anand, Nakamura, Giri, So und Aronian mit kurzen Analysen und Video-Interviews zeigen, wie sie das gemacht haben.

1. Yeoh Li Tian - Vishy Anand

Vishy Anand (links) spielte gegen den 17-jährigen Yeoh Li Tian, Malaysias Nummer eins.

 

Anand kommentiert seinen Sieg gegen Yeoh Li Tian

2. Hikaru Nakamura - Abdulla-al-Rakib

Hikaru Nakamura hatte gegen Abdulla-al-Rakib aus Bangladesh unerwartet viel Probleme und stand irgendwann sogar einmal schlechter. Aber in einer scharfen Stellung verlor Abdulla die Übersicht und bald auch die Partie.

 

Hikaru Nakamura gewinnt eine wilde Partie gegen Abdulla-Al-Rakib

3. Levon Aronian - Daniel Cawdery

Levon Aronian spielte gegen den Südafrikaner Daniel Cawdery und schon bald stand eine zweischneidige Stellung auf dem Brett. Die Bauernstellung Cawderys war eine Ruine, aber er nutzte sein Läuferpaar, um sich gute Gegenchancen zu verschaffen. Doch irgendwann wurde der Druck zu groß und der Südafrikaner stellte die Partie einzügig ein.

 

Levon Aronian zeigt, was in seiner Partie alles möglich war

Aronian weiß offensichtlich, wie wichtig Ausgleichsport ist

4. Ruiz Castillo - Wesley So

Der Gegner von Wesley So spielte bereits in der Eröffnung sehr zurückhaltend, und das gab So Gelegenheit zu zeigen, dass ausgeglichene Stellungen keine Remisstellungen sind.

 

Wesley So verrät, wie er eine ausgeglichene Stellung in einen Gewinn verwandelte.

5. Anish Giri - Nana Dzagnidze

Sopiko Gumishvili, die Frau von Anish Giri, mit Sohn Daniel

Anish Giri sicherte sich mit einem Qualitätsopfer die bessere Stellung. Danach hatte er zwar mehr Mühe als ihm lieb war, die Partie zu gewinnen, aber am Ende holte er doch den vollen Punkt.

 

 

 

Vladimir Kramnik auf der Suche nach Inspiration.

Richard Rapport sucht das Gleiche am gleichen Ort.

Alexander Areshchenko hat das gleiche Ziel, aber geht andere Wege.

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Siege der Spieler mit höherer Elo-Zahl

In 27 Partien gewannen die Spieler mit höherer Elo-Zahl. In manchen dieser Partien waren die Elo-Unterschiede allerdings sehr knapp, z.B. in der Begegnung zwischen Areshchenko (2652) und Demchenko (2645).

Siege der Spieler mit niedrigerer Elo-Zahl

In den folgenden Begegnungen haben die Spieler mit niedrigerer Elo-Zahl gewonnen. In einem Fall traten Spieler mit der gleichen Elo-Zahl gegeneinander an - Bachmann gegen Dreev. Hier gewann Dreev. 

 

Remispartien, in denen die Spieler mit höherer Elo-Zahl Weiß hatten

14 Partien, in denen die Spieler mit Weiß die höhere Elo-Zahl hatten, endeten mit Remis.

Remispartien, in denen die Spieler mit Schwarz die höhere Elo-Zahl hatten

15 Partien, in denen die Spieler mit Schwarz die höhere Elo-Zahl hatten, endeten mit Remis.

Übertragung aus dem Englischen: Johannes Fischer

Links

 


Sagar Shah ist ein junger Internationaler Meister aus Indien. Er ist zugleich ausgebildeter Wirtschaftsprüfer und würde gerne der erste indische Wirtschaftsprüfer sein, der Großmeister wird. Sagar berichtet leidenschaftlich gerne über Schachturniere, denn so begreift er das Spiel, das er so liebt, besser. Aus Leidenschaft für das Schach betreibt er auch einen eigenen Schachblog.

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