„Nach der
Schacholympiade wäre die Frauen-WM im Fußball etwas für uns“
Interview mit Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz
Von Dagobert Kohlmeyer
Das neue Stadtoberhaupt
Dresdens hat ein Herz für den Sport. Im folgenden Gespräch gibt die erste
Oberbürgermeisterin in der Geschichte der Stadt Auskunft über ihr Verhältnis zum
Schach und zum Fußball. Denn am Dienstag fällt eine wichtige Entscheidung, ob
Dresden im Jahre 2011 auch Fußball-WM-Stadt wird.
Frau
Orosz, wie viel haben Sie für Sport und speziell für Schach übrig?

Ich bin sportlich sehr
interessiert, auch wenn ich nicht jede Disziplin selbst betreibe. Aber ich
begleite viele Sportarten als Zuschauerin. In der Schule habe ich als Kind
Schach gespielt, seit etlichen Jahren komme ich leider nicht mehr dazu. Es ist
jedoch nie zu spät, wieder anzufangen, und die Olympiade bietet dafür einen
wunderbaren Anlass. Bei der Werbeveranstaltung in Berlin habe ich deshalb wieder
einmal die Figuren gesetzt.
Was
ging Ihnen durch den Kopf, als Dresden den Zuschlag für das Turnier der Nationen
bekam?
Mir war klar, dass es ein
außerordentliches Ereignis für die Stadt ist. Es ermöglicht eine wunderbare
Verbindung zu den sonstigen Highlights in Dresden. Wir erhalten damit eine
großartige Chance, unsere Stadt noch bekannter zu machen, als sie es durch ihre
historischen und architektonischen Sehenswürdigkeiten schon ist. Im November
werden wir Menschen aus vielen, vielen Ländern zu Gast haben. Genau das ist es,
was Dresden braucht, und deshalb habe ich mich sehr gefreut.
Es
treten ja nicht nur große Schachnationen wie Russland oder die Ukraine an,
sondern auch viele Schachzwerge.

Ganz nach dem Motto „Wir
spielen eine Sprache“ zeigt die Schacholympiade ihr internationales Flair.
Anmeldungen aus Bangladesh, Bahrain, den Britischen Jungferninseln, den
Malediven oder Trinidad Tobago sorgen dafür, dass sich tatsächlich die ganze
Welt in Dresden trifft.
In
Ihrer Stadt lebt die Schachlegende Wolfgang Uhlmann, und es wird sehr viel für
den Schach-Nachwuchs getan. Eine gute Symbiose?
Es ist unser gemeinsames
Anliegen, die großen Schachtraditionen zu pflegen sowie vielen Kindern und
Jugendlichen eine gute Freizeitgestaltung anzubieten. Und Schach gehört
selbstverständlich dazu.
Diese
Olympiade kostet einiges Geld. Der Etat beträgt etwa vier Millionen Euro und ist
noch nicht ganz gedeckt. Gibt es Sponsoren, die jetzt noch auf den Zug
aufspringen?
Ja, und darüber bin ich
froh. Der neue Nationenpartner Verbundnetz Gas AG hat gerade eben seinen Vertrag
mit der „Schacholympiade - Chess Foundation GmbH“ unterzeichnet. Bei der
Nationenpartnerschaft entschied sich der Gaszulieferer VNG für Russland. Das
Land wird bei der Olympiade mit der stärksten aller Mannschaften antreten. Ich
möchte noch den einen oder anderen Sponsor begeistern. Wir haben ja noch einen
Restposten, der möglichst minimiert werden soll. Ich bin optimistisch, dass wir
dies bis zum November noch schaffen.
Sie
konnten kürzlich in Berlin auch zwei neue Olympiabotschafter vorstellen.

Filmproduzent Artur Brauner
und Fußballtrainer Felix Magath sind bekannte Legenden in ihrer Branche, und ich
bin sehr froh über ihr Engagement. Zudem freue ich mich, dass wir die Plattform
der Landesvertretung Sachsen in Berlin nutzen konnten, um noch mehr für dieses
Schachfest zu werden. Wir hatten zuvor ein bisschen Probleme damit, denn es gab
ja die Olympiade in Peking, die alles überstrahlt hat. Danach haben wir uns
gesagt: Jetzt müssen wir loslegen, und die Veranstaltung in Berlin ist der
Auftakt für die letzte Etappe gewesen.
Was
wird zur Eröffnung der Schacholympiade geboten?
Sie findet am 12. November
in der Freiberger Arena statt und beginnt exakt um 20.08 Uhr. Das Programm kann
sich sehen lassen. Es ist eine 90-minütige glanzvolle Show mit Musik und Tanz
sowie anschließender Welcome-Party mit den Stars der Veranstaltung und des
Turniers. Dresden wird sich an diesem Abend von seiner besten Seite
präsentieren. Schachfans, Musikfreunde und Showliebhaber werden auf ihre Kosten
kommen.
Hat
Ihre Stadt noch weitere Ambitionen als Ausrichter großer Sportereignisse?
Dresden ist eine Sportstadt
und einer der Bewerber zur Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011 in
Deutschland. Am Dienstag, dem 30. September, wird in Berlin entschieden, ob
Dresden mit seinem Rudolf-Harbig-Stadion zu den Ausrichterstädten gehört. Ich
würde mich freuen, wenn wir hier nach der Schacholympiade auch große
Damen-Fußballspiele erleben würden.
Strahlende Gesichter dann am Dienstag in Dresden. Die sächsische
Landeshauptstadt wird tatsächlich Austragungsort der Frauen-Fußball-WM 2011. So
entschied das Organisationskomitee der FIFA. Die deutsche Nationalmannschaft der
Frauen geht als Titelverteidiger ins Rennen. Nach 2003 gewannen die
Fußballerinnen auch 2007 den Weltmeistertitel.