Eljanov gewinnt Zeeland Open

von Gerd Densing
12.08.2025 – Mit Pavel Eljanov hat der Elofavorit das Zeeland Open der Hochschule Vlissingen gewonnen, allerdings nur dank der besseren Zweitwertung gegenüber dem punktgleichen Eelke de Boer. Bester Deutscher war Emil Schuricht, der zwischenzeitlich ganz oben mitspielte und Zehnter wurde. Gerd Dening berichtet. | Fotos: Gerd Densing und Tina Rouwendal (Titelfoto)

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27. HZ-Turnier in Zeeland, Vlissingen 2025

Turnierfavorit GM Pavel Eljanov gewinnt nach Feinwertung

Wie jedes Jahr, fand in der ersten Augustwoche im Küstenstädtchen Vlissingen auf der Halbinsel die bereits 27. Auflage des Zeeland Opens mit  statt. Hauptsponsor und Austragungsort ist in bewährter Weise die Hochschule Zeeland, kurz „HZ“ als Teil des Namens des beliebten Urlaubs-Opens an der südlichsten und sonnigsten Küstenregion der Niederlande.

Vor Turnierbeginn, am Vorabend Freitags Abends wurde zunächst die Farbverteilung des Spitzenbretts im Open für die erste Runde ausgelost. Anschließend um 20 Uhr gab Pavel Eljanov zunächst ein Simultan. Dieses Simultan ist seit vielen Jahren Tradition, dass der Setzlistenerste – in der Regel ein vom Veranstalter ausgewählter und eingeladener starker Großmeister für ein Simultan zur Verfügung steht. Der Großmeister spielte in der Aula der Hochschule Zeeland an 24 Brettern und gab nur 4 Remis ab. Das Simultan endete gegen 23.30 Uhr.

Samstags Nachmittags begann um 15 Uhr die Registrierung und man traft dort pünktlich und früh bereits das ein oder andere bekannte Gesicht, denn viele der Spieler in Vlissingen kommen regelmäßig dorthin zum Open zurück.

Kurz nach 18 Uhr begannen einige Begrüßungsansprachen, darunter Turnierdirektor Hans Groffen als langjähriges Mitglied im Organisationsteam. Ebenso sprach der Bürgermeister der Stadt Vlissingen ein paar nette Begrüßungsworte, bevor der Hauptschiedsrichter  IA Bart De Vogelaere ein paar Worte zu den Turniermodalitäten an die 243 Spieler und Spielerinnen richtete. Das Turnier begann pünktlich um 18.30 Uhr mit dem zeremoniellen ersten Zug des Bürgermeisters an Brett 1 von Pavel Eljanov.

Zum Turnierauftakt und bis zur Mitte bis nach Runde 5 hatte ich bereits berichtet:

https://de.chessbase.com/post/halbzeit-in-vlissingen

Nach der 5. Runde lagen gleich 7 Spieler mit 4,5 Punkten gleichauf vorne in der Tabelle.

Die 6. Runde brachte an den Brettern zwei und drei jeweils ein Remis. Pavel Eljanov gewann an Brett 1 gegen IM Arthur De Winter und setzte sich somit an die Tabellenspitze.

Auch in Runde 7 gewann der Turnierfavorit (gegen den aus der Region Zeeland stammenden GM Koen Leenhouts) und behielt die Tabellenführung. An den Brettern zwei und drei gewannen GM Erwin L’Ami und GM Thomas Beerdsen ebenfalls und behielten Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Auch GM Daniel Hausrath gewann seine Partie und kam auf die gleiche Punktzahl mit Schlagdistanz zur Tabellenspitze.

Die achte und somit vorletzte Runde brachte am Spitzenbrett die „Paarung des Turniers“ (mit Vorentscheidung?) durch ein direktes Aufeinandertreffen der beiden Setzlistenersten. GM Erwin L’Ami mit einem halben Punkt Rückstand spielte mit weiß gegen GM Pavel Eljanov auf Gewinn.

Auch dieser legte die Partie recht offen und aggressiv an, sodass ein Schlagabtausch mit offenem Visier entstand, letztendlich der niederländische Großmeister gewann und auch die Zweitwertung „direkter Vergleich“ (bei etwaiger Punktgleichheit mit GM Eljanov) eigentlich gut für ihn sein sollte. Der junge niederländische Großmeister Thomas Beerdsen gewann an Tisch zwei mit weiß gegen GM Daniel Hausrath und zog mit Erwin L’Ami gleich.

Thomas Beerdsen

Aus deutscher Sicht interessant und erfreulich war der Sieg von dem sehr jungen und netten FM Emil Frederick Schuricht gegen den jungen indischen Großmeister Vuppala Prraneeth an Brett 5.

Die Schlussrunde wurde am Samstag 9. August vormittags um 11.30 Uhr ausgetragen. Wegen eines großen Stadtfestes an diesem Tag im Herzen von Vlissingen mit zahlreichen Straßensperrungen im Innenstadtbereich verzögerte sich die Anreise von GM Erwin L’Ami von seinem Hotel zur Hochschule (ca. 3 km Luftlinie), sodass er nach vorheriger Information an den Turnierdirektor erst mit 10 minütiger Verspätung am Spitzenbrett gegen GM Thomas Beerdsen erschien. GM L’Ami, mit schwarz spielend, willigte nach 9 Zügen in das Remisangebot seines Gegners – nach einer spanischen bekannten Remisvariante ein und hoffte wohl auf eine gute Zweitwertung. GM Eljanov am Nachbarbrett witterte seine Chance und hatte mit dem jungen Deutschen FM Schuricht ein vermeintlich leichtes Los und gewann schließlich auch, trotz Minusqualität, aber mehreren gefährlichen Bauern und einem gewinnbringenden Freibauern im Zentrum.

An Brett drei gewann IM Eelke De Boer gegen IM Arthur De Winter ebenso seine Partie, sodass es im Final-Ranking gleich 4 Spieler mit 7,5 aus 9 gab. Das Preisgeld wurde gem. Hort-System geteilt. Die Frage, wessen Name auf dem Schild des Wanderpokals eingraviert werden würde, war jedoch noch unklar aufgrund der verschiedenen Feinwertungen (1. Direkter Vergleich, 2. Anzahl Gewinnpartien, 3. Buchholz Tie-Break Variable (2023).

Da bei den 4 Spielern der Spitze der direkte Vergleich nicht zog, kamen die Spieler Eljanov und De Boer mit 7 Gewinnpartien im Abschlussranking vor L’Ami und Beerdsen (je 6 Gewinnpartien). Dank etwas besserer Buchholz-Wertung wurde GM Eljanov – trotz Niederlage gegen L’Ami in Runde 8 – Sieger des diesjährigen Zeeland Opens.

Endstand

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Eljanov, Pavel 7,5 0
2 De Boer, Eelke 7,5 0
3 Beerdsen, Thomas 7,5 0
4 L'ami, Erwin 7,5 0
5 Leenhouts, Koen 7 0
6 Beukema, Stefan 7 0
7 Ikonnikov, Vyacheslav 7 0
8 De Winter, Arthur 6,5 0
9 Syrov, Arkadi 6,5 0
10 Schuricht, Emil Frederick 6,5 0
11 Nothnagel, Marian Can 6,5 0
12 Romkes, Abel 6,5 0
13 Coenen, Eduard 6,5 0
14 Hausrath, Daniel 6,5 0
15 Prraneeth, Vuppala 6,5 0
16 Lopez, Jasel 6,5 0
17 Dushyant, Sharma 6,5 0
18 Grochal, Joey 6,5 0
19 Zevenhuizen, Daniel 6,5 0
20 Nieuwelink, Kees 6,5 0
21 Kleibeuker, Mika 6 0
22 De Jong, Lode 6 0
23 Hoogland, Dirk 6 0
24 Van Delft, Merijn 6 0
25 Ritzerveld, Noah 6 0

243 Partien

Partien

Unter den 44 deutschen Spielerinnen und Spielern erreichten die drei junge FM die besten Platzierunen vor GM Daniel Hausrath. IM Georg Seul war nach unbefriedigenden Ergebnissen im letzten Turnierdrittel, teils gegen nominell schwächere Gegner, leider nach Runde 8 ausgestiegen.

Georg Seul

TOP 20 der deutschen Spielerinnen und Spieler – darunter auch der Berichterstatter mit gutem Schlussspurt mit 3 gewonnenen Partien zu Ende des Turniers:

Insgesamt war das Turnier wie in den Vorjahren recht gut und ausgewogen besetzt, insbesondere in der Mitte sehr viele Spieler im Elo-Bereich von 1800-2000. Der Eloschnitt betrug 1927 mit Durchschnittsalter 41 Jahre.

Anders als in den Vorjahren wurde dieses Mal leider keine Norm erzielt. Die jungen deutschen FM gaben zu früh Punkte ab und hatten „zu wenig Titelträger“ als Gegner, um eine IM Norm zu erreichen. Nach mehreren Niederlagen potenzieller Norm-Kandidaten in Runde 8 gab es für die Schiedsrichter vor und während der 9. Runde leider nichts mehr zu rechnen. Einzig zu vergebende Norm war vielleicht eine IA Schiedsrichternorm an den Fide-Schiedsrichter Kareem Tawfiq.

Aus deutscher Sicht vielleicht hervorzuheben, dass der junge FM Emil Frederick Schuricht nicht nur einen GM-Skalp errang sondern auch gegen die beiden Turnierfavoriten GM Eljanov und GM L’Ami spielen durfte und somit stärkste Gegnerschaft im Turnierverlauf hatte – aber leider zu wenig Titelträger und Performance für eine IM Norm – Vielleicht beim nächsten Mal!

Das Grundkonzept des Turniers blieb gleich (9 Runde verteilt auf 8 Tage, die Möglichkeit eines kampflosen Remis am Sonntag (einziger doppelrundiger Tag), Partien abends etc. …

Neu war ein etwas gesteigerter Preisfonds (Geldpreise) sowie neue zahlreiche Buchpreise, gesponsort vom Verlag „Thinkers Publishing“. Ab Runde 2 wurde vor jeder Runde der jeweils jüngste Sieger der Vorrunde mit Buchpreis geehrt. Also in jeder Runde bekam mindestens ein Kind ein Schachbuch. Ebenso erhielt jeder Spieler mit Sieg gegen einen nominell stärkeren Gegner (höchste ELO Differenz) einen Buchpreis („David gegen Goliath Preis“). Eine sehr schöne Idee, die ich so bei Schach-Open noch nie gesehen habe.

Hervorzuheben ist die fleißige Fotografie-Arbeit der Turnierfotografin Tina Rouwendal, die zahlreiche wunderbare Fotos gemacht und aufbereitet hat. Sämtliche Fotos sind über die Turnierwebseite über einen Flickr-Link einsehbar und zum Download verfügbar.

Ebenso gab es nach jeder Runde sehr schöne Turnierberichte auf der Internetseite und inzwischen sind auch alle Partien der Bretter 1 – 40 des Turniers als PGN zum Download verfügbar.

Die Turnierbedingungen in der Aula der Hochschule Zeeland waren wieder ideal und die Organisation dieses schönen jährlichen Urlaubs-Opens vorbildlich.

Das nächste HZ-Open wird vermutlich wieder in der ersten August-Woche im Jahr 2026 stattfinden.

Turnierseite...

Ergebnisse bei Chess-results...

Internetlink zu Flickr mit Fotos der Turnierfotografin: Photos - HZ Toernooi

Internetlink zu Flickr mit Fotos von Turnierteilnehmern bzw. weiteren Fotografen: Alben von HZ Chess 2025 - extra | Flickr


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.