Grand Swiss: Blübaum remisiert und bleibt vorne – Keymer bezwingt Vidit und holt auf

von Stefan Liebig
12.09.2025 – Die großen Gewinner der achten Runde heißen Vincent Keymer und Jorden van Foreest – denn sie sind die einzigen der Topplatzierten, die ihre Partie gewinnen konnten. Keymer sprang durch den hart erkämpften Endspielsieg gegen Vidit Gujrathi auf Rang 7, van Foreest schlug Shakhriyar Mamedyarov und ist nun auf Platz 10. Alle anderen Spieler mit 4,5 oder mehr Punkten remisierten. Darunter waren auch die beiden Topspieler Matthias Blübaum und Nihal Sarin. Sie trafen direkt aufeinander und einigten sich recht schnell auf Unentschieden. | Fotos: Michal Walusza

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In der achten Runde des Open fiel auf, wie wenig Bewegung es an den Spitzenpositionen gab. Grund: Es war ein ruhiger Tag mit vielen nicht ausgekämpften Unentschieden. Unter den Top-Brettern endeten acht der besten Begegnungen mit einer Punkteteilung. Die bisherigen Führenden, Matthias Bluebaum und Nihal Sarin, einigten sich nach einem angenommenen Damengambit auf ein Remis in nur 21 Zügen und unter 1 Stunde und 20 Minuten Spielzeit.

Die beiden Spitzenreiter gingen nicht auf volles Risiko. | Foto: Michal Walusza

Die Queen's Gambit Accepted Powerbase 2025 ist eine Datenbank und enthält insgesamt 11.827 Partien, davon 240 kommentiert.
Die Schwelle für die Aufnahme in die Datenbank war hoch - knapp 2500 Elopunkte im Schnitt -, dazu werden aber auch Partien von Spezialisten des Angenommenen Damengambits verwendet. Magnus Carlsen steht mit 91 Partien in der Datenbank, bunt gemischt mit Weiß und Schwarz. Dagegen hat Maxime Vachier-Lagrave (78 Partien) die Eröffnung in letzter Zeit häufig mit Schwarz gespielt. Sie sollten aber auch die Partien der großen Spezialisten studieren: Hrvoje Stevic kommt auf die meisten Partien (171), Sergei Rublevsky (148) ist wohl der renommierteste Anwender des Angenommenen Damengambits.

Wie spielt man das Angenommene Damengambit? Verfügt Weiß über aussichtsreiche Varianten oder kann Schwarz ein wasserdichtes Repertoire aufbauen? Die Antworten liefert das Powerbook auf Grundlage von 300.000 Partien, die meisten von Engines gespielt.
242.000 Enginepartien sowie 58.000 Partien aus Mega 2016 + Correspondence Database 2024 bilden die Basis für das Queen's Gambit Accepted Powerbook 2019. Im Angenommenen Damengambit 1.d4 d5 2.c4 dxc4 will Schwarz nicht einen Bauern gewinnen, sondern das frühe Schlagen auf c4 stellt eher einen Versuch dar, schnell am Damenflügel aktiv zu werden und dann das weiße Zentrum zu bekämpfen - meistens mit ...c5, aber manchmal auch mit ...e5.

Durch die Remisergebnisse an den folgenden Brettern schloss aber niemand zu den beiden auf. So bleiben sie einen halben Punkt vor dem Rest des Feldes. Auch andere Verfolger wie Nodirbek Abdusattorov, Praggnanandhaa und Arjun Erigaisi sammelten halbe Punkte ein, kamen aber dadurch nicht näher an die Spitze heran.

Erfreulich aus deutscher Sicht: Vincent Keymer stellte neben Jorden van Foreest die Ausnahme dar (Titelfoto) – beide gewannen ihre Partien. Der deutsche Spitzenspieler schlug Vidit mit Weiß nach einer langen Parite, die mit der Berliner Verteidigung in der spanischen Eröffnung begonnen hatte. Er profitierte von einem Fehlgriff Vidits im Endspiel und rückte damit in die Verfolgergruppe auf.

Spanisch ist eine der ältesten Eröffnungen überhaupt und genießt von Clubebene bis hin zur Weltspitze unvermindert hohe Popularität. In dieser DVD-Reihe präsentiert der amerikanische Super-GM Fabiano Caruana im Gespräch mit Oliver Reeh ein komplettes Repertoire.

Im Kampf Routine gegen Jugend musste Aronian dem Türken Erdogmus den Vortritt lassen. | Foto: Michal Walusza

Yagiz Kaan Erdogmus beeindruckte mit dem Sieg gegen Levon Aronian und zieht dauerhaft Aufmerksamkeit auf sich, auch die des deutschen Großmeisters Karsten Müller, der die Partie der beiden für ChessBase analysiert:

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Keymer war damit übrigens der einzige deutsche Spieler, der in Runde 8 gewinnen konnte. Dmitrij Kollars remisierte ebenso gegen den Franzosen Jules Moussard, wie Alexander Donchenko gegen den Serben Alexey Sarana sowie Rasmus Svane gegen den Ukrainer Eljanov. Frederik Svane verlor gegen den 155 Elo-Punkte schlechter gerateten Usbeken Abdimalik Abdisalimov und spielt in Runde 9 gegen dessen Landsmann Jakhongir Vakhidov. Übrigens bekommt es auch Matthias Bluebaum an Brett 2 mit einem Usbeken zu tun – doch dabei handelt es sich um den absoluten Spitzenspieler Nodirbek Abdusattorov. Direkt daneben spielt Keymer gegen den Iraner Parham Maghsoodloo.

Dieser achte Spieltag hingegen verdeutlichte: An der Spitze geht es eng zu – wenige Chancen, aber wer sie nutzt, kann, wie Keymer und van Foreest, wichtigen Boden gutmachen. Bluebaum und Sarin bleiben also Spitzenreiter mit minimalem Vorsprung, während die Verfolger alle noch Schlagdistanz haben und eine spannende Schlussphase des Turniers erwarten lassen:

Stand nach acht Runden

Rg. Name Pkt.  Wtg1 
1 Bluebaum Matthias 6 2671
2 Nihal Sarin 6 2631
3 Mishra Abhimanyu 5,5 2732
4 Maghsoodloo Parham 5,5 2721
5 Firouzja Alireza 5,5 2676
6 Abdusattorov Nodirbek 5,5 2653
7 Keymer Vincent 5,5 2650
8 Niemann Hans Moke 5,5 2648
9 Giri Anish 5,5 2643
10 Van Foreest Jorden 5,5 2637
11 Erdogmus Yagiz Kaan 5 2725
12 Maurizzi Marcandria 5 2709
13 Pranav V 5 2689
14 Sargsyan Shant 5 2683
15 Erigaisi Arjun 5 2674
16 Theodorou Nikolas 5 2662
17 Rapport Richard 5 2657
18 Praggnanandhaa R 5 2654
19 Vidit Santosh Gujrathi 5 2640
20 Nepomniachtchi Ian 5 2634
21 Vachier-Lagrave Maxime 5 2631
22 Liang Awonder 5 2630
23 Yu Yangyi 5 2629
24 Sevian Samuel 5 2618
25 Saric Ivan 5 2601

116 Spieler 

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Stefan Liebig, geboren 1974, ist Journalist und Mitinhaber einer Marketingagentur. Er lebt heute in Barterode bei Göttingen. Im Alter von fünf Jahren machten ihn seltsame Figuren im Regal der Nachbarn neugierig. Seitdem hat ihn das Schachspiel fest in seinen Bann gezogen. Höhenflüge in die NRW-Jugendliga mit seinem Heimatverein SV Bad Laasphe und einige Einsätze in der Zweitligamannschaft von Tempo Göttingen waren Highlights für den ehemaligen Jugendsüdwestfalenmeister.