Nigel Davies: The Closed Sicilian
Geschlossenes Sizilianisch (1.e4 c5 2.Sc3 gefolgt von 3.g3) ist - Unkenrufen
zum Trotz - eine durchaus flexible Eröffnung, nicht nur, was die Zugfolge in der
Eröffnung, sondern auch was das Spektrum strategischer Ideen betrifft. In der
Standardstellung unten verfügt Weiß über eine Vielzahl von Fortsetzungen:
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- 6. f4 (gefolgt vom Vormarsch am Königsflügel mit h2-h3, g3-g4,
Dd1-e1-h4, f4-f5 und Lc1-h6)
- 6.Le3 (gefolgt von Dd1-d2 (mit der Idee, den schwarzen Lg7
abzutauschen und/oder dem Plan, später mit c2-c3 und d3-d4 im Zentrum zu
spielen)
- 6.Sge2 mit beiden oben einer der angeführten Optionen
- 6. Sf3 (evtl. gefolgt von Sh4 und f2-f4)
- 6.Sge2 (früher oder später gefolgt von a2-a3,Tab1 und b2-b4)
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Die erste Hälfte der DVD widmet der englische Großmeister dem Vorstoß 6.f4
und demonstriert anhand von Partien von Spassky, Smyslov, Karpov und Portisch
die klassischen Ideen. Die meisten dieser Partien enden thematisch, also mit
einem durchschlagenden Angriff auf den schwarzen König. Davies führt die Züge
der Meister nicht einfach nur mit ein paar Erläuterungen vor, sondern fügt an vielen Stellen alternative Fortsetzungen
für Weiß oder Schwarz ein und geht auf deren Vor- und Nachteile ein. In der scharfen
Variante mit 6.f4 e5 7.Sh3 Sge7 8.0-0 Sd4 9.f5 gxf5 10.Dh5 stellt Davies
beispielsweise die möglichen schwarzen Verteidigungszüge vor und präsentiert in
der Variante mit 12...Sg8 (einer der aus weißer Sicht bislang kritischen
Varianten) eine Verbesserung aus seiner eigenen häuslichen Analyse.

Den schwarzen Aufbau mit 6...e6 und Sge7 erörtert Davies anhand der Partie
Karpov-Quinteros (1980). Obwohl Schwarz in diesem System mit den Bauernzügen e6
und g6 gezielt den frühzeitigen Vorstoß des weißen f-Bauern unterbindet, setzt gerade
der Zug f4-f5 auch in dieser Partie den entscheidenden Stoß im weißen Angriff
auf den gegnerischen König.

Die zweite Hälfte der DVD ist den Zügen 6.Le3, 6.Sge2, 6.Sh3 sowie Partien
mit Sf3 bereits im fünften Zug gewidmet. Unter anderem demonstriert Davies hier Partien
von Spassky, Adams, Hjartarson und Beljavski.
Demo-Video
Hjartarson-Castaneda ansehen...
Wie Davies nicht müde wird zu
betonen, tauchen dieselben Ideen und Motive in verschiedenen Varianten des
Geschlossenen Sizilianers wieder und wieder auf. Vielleicht lässt sich diese
Eröffnung daher auch weniger als System von Varianten als ein System ständig
wiederkehrender Spielideen begreifen. Für den ambitionierten Vereinesspieler
sind Davies Demonstrationen klassischer Muster - sowohl für den Angriff als auch
für die Verteidigung - ungemein wertvoll. Denn diese Muster prägen sich
ein und finden in einer Vielzahl von Stellungen Anwendung. Dazu gehören einfache
Bilder, wie man die weiße Dame über e1 und h4 oder den Springer über e2 und g3
in den Königsangriff einbindet.

Professionell angreifen
Oder aber, wie man mit ein paar guten prophylaktischen Zügen am Damenflügel
dem thematischen Vormarsch der schwarzen Bauern effektiv entgegenwirkt (z.B. mit
Hilfe der Züge a2-a3, Ta1-b1 und dann in Abhängigkeit von der schwarzen
Fortsetzung mit axb4 oder a3-a4), um anschließend ungestört am Königsflügel
aktiv werden zu können.

Prophylaktisch verteidigen
Wer Nigel Davies auf seinem neuen 4,5-stündigen Trainingskurs folgt, wird den Geschlossenen Sizilianer
als flexible und kämpferische Waffe für 1.e4-Spieler kennen und schätzen lernen. Seine Präsentation zielt in erster Linie auf die weiße Seite ab, aber natürlich kommen auch die besten Verteidigungsmethoden aus schwarzer Sicht zur Sprache.