Frauen brauchen ihre Chance!
Es ist unumstritten, dass Frauen-Schachwettbewerbe
darauf zielen, mehr Frauen zum Schachsport zu bringen und ihnen mehr
Spielpraxis zu schaffen. Erst jüngst wurde bei der Schacholympiade in
Dresden die Brettanzahl den Herren gleichgestellt. Leider hat die FIDE
diesen Ansatz untergraben, denn in 2009 überschnitten sich bereits Termine
wichtiger Frauenwettbewerbe. Die Schachbundesliga e.V. scheint auf ihrer
Jahrestagung am 13./14. Juni in Berlin dem schlechten Beispiel der FIDE
folgen zu wollen!
Es soll diskutiert und entschieden werden, ob die
Termine der Frauen-Bundesliga mit denen der Schachbundesliga zusammengelegt
werden. Hiergegen möchte ich mich als Aktiven-Sprecherin der
Frauennationalmannschaft und als langjährige Spielerin in beiden
Wettbewerben mit Entschiedenheit aussprechen. Eine solche Praxis würde die
Situation für viele deutsche und auswärtige Frauenspielerinnen
verschlechtern, das Image und der Werbewert des Frauenschachs würden leiden,
Sponsoren würden abgeschreckt und der Anreiz für junge Spielerinnen würde
noch geringer werden.
Die deutsche Frauen-Bundesliga gilt nach der
russischen Frauen-Liga als stärkste Liga weltweit; zahlreiche in- und
ausländische Spitzenspielerinnen nehmen an diesem Wettbewerb teil und
verdienen teilweise ihren Lebensunterhalt damit. Auf meine Situation bezogen
(ich spiele in 2009/10 für SC Eppingen in der Schachbundesliga und SC Bad
Königshofen in der Frauenbundesliga) würde eine Einnahmequelle verloren
gehen, mit der ich ab Herbst mein Studium finanzieren will. Die Lage bei
anderen Spielerinnen ist ähnlich.
Mit der Zusammenlegung würde zudem die
Medienaufmerksamkeit der Frauenbundesliga weiter schwinden. Bereits für die
Herren-Liga ist es schwierig, von Nicht-Schachmedien wahrgenommen zu werden.
Bisher hatten die Frauen „ihre“ Termine und konnte „ihre“ Liga präsentieren
… mit der Zusammenlegung würden sie nach 1. und 2. Bundesliga sowie den
Oberligen in die vierte Reihe rücken! Sponsoren würden weiter vergrault
werden, da die Frauenbundesliga ohne „ihren“ Spieltag kein
Alleinstellungsmerkmal mehr hätte!
Eine solche Entwicklung grundlos in Gang zu setzen
ist fahrlässig und verantwortungslos. Ich fordere die Verantwortlichen der
Frauen-Bundesliga und von Schachbundesliga e.V. auf, davon Abstand zu nehmen
und möchte dies auch der interessierten Schachöffentlichkeit bekannt machen.
Daher ist diese Stellungnahme als offener Brief verfasst.
WGM Elisabeth Pähtz