"Frauen brauchen ihre Chance!" <br> Offener Brief von Elisabeth Pähtz

von ChessBase
10.06.2009 – Mit einem Offenen Brief wendet sich WGM Elisabeth Pähtz gegen Pläne des Deutschen Schachbundes, die Spieltage der Frauenbundesliga auf die gleichen Tage zu legen, an denen auch die Wettkämpfe der Schachbundesliga ausgetragen werden. Die Erfurterin wäre von dieser Regelung unmittelbar betroffen, das sie in beiden Ligen spielt, für Eppingen in der Bundesliga und für Königshofen in der Frauenbundesliga. Neben der persönlichen Benachteiligung sieht die zweifache Weltmeisterin auch generelle Nachteile für das Frauenschach. Die ohnehin geringe mediale Aufmerksamkeit würde sich nun noch mehr nur auf die allgemeine Bundesliga konzentrieren. Offener Brief von Elisabeth Pähtz...

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Frauen brauchen ihre Chance!

Es ist unumstritten, dass Frauen-Schachwettbewerbe darauf zielen, mehr Frauen zum Schachsport zu bringen und ihnen mehr Spielpraxis zu schaffen. Erst jüngst wurde bei der Schacholympiade in Dresden die Brettanzahl den Herren gleichgestellt. Leider hat die FIDE diesen Ansatz untergraben, denn in 2009 überschnitten sich bereits Termine wichtiger Frauenwettbewerbe. Die Schachbundesliga e.V. scheint auf ihrer Jahrestagung am 13./14. Juni in Berlin dem schlechten Beispiel der FIDE folgen zu wollen!

Es soll diskutiert und entschieden werden, ob die Termine der Frauen-Bundesliga mit denen der Schachbundesliga zusammengelegt werden. Hiergegen möchte ich mich als Aktiven-Sprecherin der Frauennationalmannschaft und als langjährige Spielerin in beiden Wettbewerben mit Entschiedenheit aussprechen. Eine solche Praxis würde die Situation für viele deutsche und auswärtige Frauenspielerinnen verschlechtern, das Image und der Werbewert des Frauenschachs würden leiden, Sponsoren würden abgeschreckt und der Anreiz für junge Spielerinnen würde noch geringer werden.

Die deutsche Frauen-Bundesliga gilt nach der russischen Frauen-Liga als stärkste Liga weltweit; zahlreiche in- und ausländische Spitzenspielerinnen nehmen an diesem Wettbewerb teil und verdienen teilweise ihren Lebensunterhalt damit. Auf meine Situation bezogen (ich spiele in 2009/10 für SC Eppingen in der Schachbundesliga und SC Bad Königshofen in der Frauenbundesliga) würde eine Einnahmequelle verloren gehen, mit der ich ab Herbst mein Studium finanzieren will. Die Lage bei anderen Spielerinnen ist ähnlich.

Mit der Zusammenlegung würde zudem die Medienaufmerksamkeit der Frauenbundesliga weiter schwinden. Bereits für die Herren-Liga ist es schwierig, von Nicht-Schachmedien wahrgenommen zu werden. Bisher hatten die Frauen „ihre“ Termine und konnte „ihre“ Liga präsentieren … mit der Zusammenlegung würden sie nach 1. und 2. Bundesliga sowie den Oberligen in die vierte Reihe rücken! Sponsoren würden weiter vergrault werden, da die Frauenbundesliga ohne „ihren“ Spieltag kein Alleinstellungsmerkmal mehr hätte!

Eine solche Entwicklung grundlos in Gang zu setzen ist fahrlässig und verantwortungslos. Ich fordere die Verantwortlichen der Frauen-Bundesliga und von Schachbundesliga e.V. auf, davon Abstand zu nehmen und möchte dies auch der interessierten Schachöffentlichkeit bekannt machen. Daher ist diese Stellungnahme als offener Brief verfasst.


WGM Elisabeth Pähtz
 

 

 

 


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