ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Foto: Juri Wassilev
Der russische Schachstar hat das Chess-Meeting in Dortmund souverän vor dem Ungarn Peter Leko und dem Norweger Magnus Carlsen gewonnen. Dagobert Kohlmeyer sprach nach dem Turnier mit dem 34-jährigen Seriensieger.
Es war schon Ihr neunter Erfolg im Revier! Was sagen Sie selbst dazu?
Ich bin sehr glücklich und mit meinem Spiel zufrieden. Obwohl ich sehr lange kein klassisches Schach mehr gespielt habe, lief es diesmal wieder erstaunlich gut.
Ist diese Leistung noch zu toppen?
Warum nicht? Ich möchte versuchen, bis zum Ende meiner Karriere zehn Siege bei meinem Lieblingsturnier zu erreichen. Das ist eine runde Zahl, und dieser Gedanke beschäftigt mich deshalb schon länger.
Eine rote Neun von der Sparkasse für den Sieger
Sie haben schon jetzt
Kasparows Rekordmarke übertroffen, der im Schach-Wimbledon Linares achtmal
gewann.
Ja, es ist schon eine denkwürdige Sache. Ich freue mich auch darüber, dass ich dieses Mal schönes Angriffsschach gezeigt habe.
Man merkte Ihnen die Freude am Kombinieren förmlich an.
Es hat mir Spaß gemacht. Alle Gewinnpartien in Dortmund habe ich durch taktische Schläge entschieden. Sonst ist mein Stil ja eher strategisch angelegt, doch diesmal ergab sich kurioserweise mehrmals die Gelegenheit zum direkten Mattangriff.
Gespräch mit Sparkassen-Chef Uwe Samulewicz
Welches Ihrer Spiele in Dortmund möchten Sie vielleicht besonders hervorheben?
Um dies zu beantworten, müsste man alle Partien nochmal genau analysieren. Dazu hatte ich bisher noch nicht genug Zeit. Eigentlich mag ich alle drei Gewinnpartien. Sie waren wohl auch deshalb für das Publikum sehr interessant, weil meine Spielweise sonst anders ist.
Dieses Angriffsschach mit Opfern sieht man in der Tat seltener bei Ihnen.
Das stimmt, aber ich hatte solche Partien auch schon im Frühjahr beim Amber Turnier und beim Match der Weltauswahl gegen Aserbaidschan in Baku. Wie es zu dieser „Änderung“ meines Schachstils kam, kann ich mir selbst nicht ganz erklären. Ich spielte so wie in jüngeren Jahren und riskierte auch mehr. Mit der Qualität meines Spiels war ich sehr zufrieden.
Haben Sie das Turmopfer auf d7 in der Schlussrunde gegen Arkadij Naiditsch am Brett gefunden?
Ja. Es war keine häusliche Analyse. Ich sah, dass ich Übergewicht habe und leicht das Remis forcieren konnte. Doch war ich der Meinung, dass es sich in dieser Stellung auf jeden Fall lohnte, auf Gewinn zu spielen.
Der erste Zug des Turniers
Waren Sie vor Dortmund hungrig auf Schach?
Das kann man wohl sagen. Es war zu Beginn jedoch nicht einfach für mich, ins Spiel zu finden, weil ich seit Oktober keine Partie mehr mit klassischer Bedenkzeit bestritten habe. Nachdem ich mich eingespielt hatte, lief es aber sehr gut bei mir.
Kramnik gibt ein Autogramm
Schmerzt Ihre WM-Niederlage gegen Vishy Anand in Bonn noch sehr?
Nein, ich habe sie fast vergessen. In letzter Zeit konzentriere ich mich mehr auf mein Familienleben. Im Dezember wurde meine Tochter Daria in Paris geboren. Das war viel wichtiger für mich als jeder Weltmeistertitel.
Greifen Sie trotzdem nochmal nach der Schachkrone?
Das habe ich mir fest vorgenommen. Dortmund war ein guter Schritt auf dem Weg dorthin. Ich habe ca. 12 ELO-Punkte gewonnen und einige Plätze in der Weltrangliste gut gemacht. Wichtig ist, ins nächste WM-Kandidatenturnier zu kommen, auch wenn der Weltschachbund FIDE dort einige Hürden aufgebaut hat.
Die Gespräche zwischen der FIDE und dem deutschen Schach-Veranstalter UEP über weitere Turniere und Matches im nächsten WM-Zyklus sind ergebnislos verlaufen. Ihr Kommentar dazu?
Ich finde das sehr schade, denn die Organisation in Bonn war auf einem sehr hohen Niveau. Das ist auch Anands Meinung. Deshalb verstehe ich nicht, dass der internationale Schachverband mit einem so verlässlichen und seriösen Veranstalter nicht weiter arbeitet.
Was sagen Sie zum geplanten Revival-Match zwischen den beiden Schachikonen Karpow und Kasparow in Spanien?
Ich denke, dass es vor allem interessant für die Schachfans sein wird. Für mich selbst hat das Match meiner russischen Landsleute weniger Bedeutung. Sie spielen nicht mit klassischer Bedenkzeit wie damals. Schnellschach und Blitzpartien sind doch mehr eine Show.
Sie haben Garri Kasparow einst vom Thron gestürzt. Vor über vier Jahren verließ er die Turnierarena. Hat es Sie überrascht, dass er jetzt als Schachspieler zurückkehrt?
Nein, keinesfalls. Ich war immer überzeugt, dass er es eines Tages tun wird. Aber ich dachte eher, es gibt dann ein bedeutendes Match, in dem es um mehr geht als nur um Nostalgie. Das geplante Duell Kasparow-Karpow hat meiner Meinung nach nicht so ein Gewicht.
Immerhin, der Schachzar und sein ewiger Rivale spielen wieder, auch wenn ihr Match mehr Erinnerungs-Charakter hat.
Das ist schon interessant für die Leute, keine Frage. Ich selbst finde es eher lustig. Wahrscheinlich erhalten Karpow und Kasparow in Valencia ein fettes Honorar dafür, ich weiß es nicht.
Kasparows Ausflug in die Politik war, wie wir wissen, alles andere als erfolgreich. Vielleicht hat er sich deshalb wieder auf seine alte Domäne, das Schachspiel, besonnen?
Na ja. Ich sehe darin mehr einen Trick oder PR-Gag. Wir kennen es doch aus anderen Sportarten, wo zum Beispiel berühmte Boxer, Tennisspieler oder Radfahrer ein Comeback gestartet haben. Sie beendeten ihre Karriere auf dem Höhepunkt vor allem deshalb, damit sie später noch größere Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie zurückkehren.