Ein bisschen Geschichte
Text André Schulz, Alina L'Ami
Bilder: Alina L'Ami
Hallo!
Im Zuge der "Globalisierung" wird hier in englischer Sprache
für die Vorzüge der Stadt geworben, die in der Landessprache Brasov heißt, und
in Deutschland doch vielen noch als Kronstadt bekannt ist. Kronstadt, zwischen
1951 und 1961 auch einmal in Orașul Stalin (Stalinstadt) umbenannt, liegt
"jenseits der Wälder", also in Transsilvanien, und ist eine der "sieben Burgen"
(?) des von den Sachsen einst besiedelten "Siebenbürgen", die anderen sind:
Schäßburg, Mediasch, Hermannstadt, Mühlbach, Bistritz und Klausenburg. Mediasch
wird den Schachfreunden demnächst ebenfalls in einem Schachturnier erneut
begegnen, als Nachbarstadt von Bazna (= Baaßen). Dort gibt es in Kürze erneut
ein top besetztes GM-Turnier.
Nachdem die Ungarn ab 895 das Karpatenbecken besiedelt hatten,
begannen sie unter König Unter König Géza II. (1141–1162) die Grenze nach Osten
zu verschieben. Aus dem Tross des Zweiten Kreuzzuges (ab 1147), der Ungarn auf
dem Weg nach Palästina durchquert hatte, warben sie zur Sicherung der Grenzen
Siedler an, die ursprünglich am Mittelrhein, dem Moselgebiet und den
Niederlanden ihre Heimat hatten. Im Verlauf des 12. und 13.Jh wurden auch zur
Binnenkolonisation Siedler aus dem Mass-Mosel-Raum, Flandern und den damaligen
Erzbistümer Köln, Trier und Lüttich angeworben. Diese nannten man pauschal
"Sachsen", haben also mit historischen Sachsen nur bedingt etwas und mit den
heutigen Sachsen gar nichts gemein. Die deutschen Siedler - Bauern und
Handwerker - erhielten vom ungarischen Königs Andreas II. 1224 erstmals
Sonderrechte, die später immer wieder erneuert wurden. Zu jener Zeit wurden die
oben genannten sieben großen Städte Siebenbürgens gegründet.
Zwischen 1211 und 1225 spielte der Deutsche Ritterorden
in Siebenbürgen, besonders im Burzenland, einem Teil Siebenbürgens mit Kronstadt
als Zentrum, eine gewisse Rolle, da er zum Schutz vor den Kumanen (auch:
Kyptchaken, chin. Gaogüy, Turkvolk, das vom Irtysch stammte) gerufen worden war.
Als der Orden versuchte, einen eigenen Staat zu gründen, wurde er wieder
vertrieben.
Ein bisschen Hollywood
Piata Sfatului, der Marktplatz
Hinten der Berg Tâmpa
Eine zweite große Besiedlungswelle aus Deutschland, vor allem Protestanten,
erfolgte im Zuge der Gegenreformation nach 1545, da in Siebenbürgen
Glaubensfreiheit herrschte.
Im 16. Jh. zerbrach Ungarn infolge der Niederlage gegen die Türken in der
Schlacht von Mohács (29. August 1526) nach und nach in drei Teile. Siebenbürgen
wurde ein Vasallenstaat der "Hohen Pforte", bewahrte sich aber wenigstens seine
Identität als christlicher Staat - in Siebenbürgen wurde nie eine Moschee
gebaut. Plünderungszüge der Türken und auch der Ungarn sorgte jedoch für einen
wirtschaftlichen Niedergang des Landes. Nach der zweiten Wiener Türkenbelagerung
(1683) wurden die Türken zurück gedrängt, das Land geriet unter den Einfluss der
Habsburger und gehörte ab 1699 auch formell zu Österreich.
Neben dem ungarischen Adel, den Szeklern (ungarisch sprechender Volksstamm im
Osten Rumäniens mit unklarer Herkunft) und den Siebenbürger Sachsen bildeten die
oftmals leibeigenen Walachen (Rumänen) den größten Anteil an der Bevölkerung. Im
Kampf um Rechte kam es 1784 in einem großen Aufstand unter Horea, der aber
nieder geschlagen wurde. Mitte des 19.Jh. strebte der von den Ungarn dominierte
Landtag Siebenbürgens nach einer Union des Landes mit Ungarn. Dies wurde 1867
zusammen mit der Etablierung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn vollzogen und
damit die formale 700-jährige Unabhängigkeit Siebbürgens aufgehoben. Die dem
folgende rigide Magyarisierungspolitik führte jedoch zu andauernden Konflikten
mit den anderen Bevölkerungsteilen.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde Siebenbürgen nach Forderungen der Siebenbürger
Rumänen dem mit der Entente verbündete Rumänien zugeschlagen, 1920 wurde diese
im Vertrag von Trianon festgeschrieben. Die Siebenbürger Sachsen begrüßten die
Entwicklung und erhofften sich umfangreiche Minderheitenrechte, wurden aber
enttäuscht. Repressalien der Rumänen gegen die bis dahin dominierenden Ungarn
führte zu einer großen Auswanderungswelle. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Teil
Siebenbürgerns an Ungarn übertragen. Nach 1945 wurde dies revidiert, Ungarn und
Deutsche sahen sich andauernden Repressalien durch die Rumänen ausgesetzt. Im
Laufe der Jahre schrumpfte besonders der Anteil der deutschstämmigen Bürger.
Waren es 1869 noch über 11%, so ging die Zahl besonders nach 1945 immer mehr
zurück: 1948 - 5,8%, 2002 - 0,7%.
Einer der aus Kronstadt ausgewanderten Deutschstämmigen dürfte selbst vielen
Schachspielern ein Begriff sein: Peter Maffay. Und 1976 wurd hier als Sohn eines
rumänischen Vaters und einer deutschen Mutter der beste rumänische
Schachspieler, Liviu-Dieter Nisipeanu, geboren.
Die Schwarze Kirche
Der rumänische Schnellschachmannschafts-Pokal wurde mit einer
Bedenkzeit von 15 Minuten plus zehn Sekunden gespielt. Bei den Herren nahmen 25
Mannschaften teil, die in neun Runden Schweizer System spielten. Bei den Frauen
meldeten nur sechs Mannschaften und der Pokal wurde als Rundenturnier gespielt.
Die bekanntesten Teilnehmer waren Erwin l'Ami, Mihail Marin, Vlad Jianu, Anna
Zatonskih, Corina Peptan, Cristina Foisor und ihre Tochter Sabine, die eigens
aus den USA anreiste. Der Vater/Ehemann spielte im Männerturnier ebenfalls mit.
Blick aus dem Fenster: unten: Volkstanz
"Brasov, die schönste Stadt der Welt", ist vielleicht etwas übertrieben, aber
zumindest ist Kronstadt eine überaus liebenswerte Stadt in zauberhafter
Umgebung.
Technisches Meeting: li: Anna Zatonskich
Vor der Runde Irina Bulmaga, Smaranda Padurariu und Erwin L'Ami
V.l.n.r.: Erwin, Mateuta Gabriel, Vladimir Danilov and Chifor Emanuel;
Vereisnpräsidente Vasile Manole
Erwin L'Ami und Mihail Marin
Li: Ovidiu Foisor, Ehemann von Cristina Foisor
Marin gegen L'Ami
Endstand nach 9 Runden
Erster: Acs de sah Apanova Bucuresti
Silber für Politehnica Iasi, mit Erwin L#Ami am ersten Brett und
8 aus 9 bei zwei Remis
Bronze für CS Sinandrei
li.: CS AEM Luxten Timisoara, Anna Zatonskih, Cristina Foisor und Uta Adeline
Corinna Peptan, li.
Politehnica Iasi mit Alina L'Ami , Irina Bulmaga und Smaranda Padurariu
Endstand Frauen
Rk. |
Team |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
TB1 |
TB2 |
TB3 |
1 |
CS AEM Luxten Timisoara |
* |
1½ |
3 |
2 |
3 |
3 |
9 |
1 |
12.5 |
2 |
CS Politehnica Iasi |
1½ |
* |
2 |
2 |
2½ |
3 |
9 |
1 |
11.0 |
3 |
CS Spartac Bucuresti |
0 |
1 |
* |
1½ |
2½ |
3 |
5 |
0 |
8.0 |
4 |
CSM Bucuresti |
1 |
1 |
1½ |
* |
1½ |
3 |
4 |
0 |
8.0 |
5 |
Clubul Central de Sah Bucuresti |
0 |
½ |
½ |
1½ |
* |
2½ |
3 |
0 |
5.0 |
6 |
CS Conpet Ploiesti |
0 |
0 |
0 |
0 |
½ |
* |
0 |
0 |
0.5 |
Annotation:
Tie Break1: Matchpoints (2 for wins, 1 for Draws, 0 for Losses)
Tie Break2: The results of the teams in then same point group according to
Matchpoints
Tie Break3: points (game-points)
Anna Zatonskih und Cristina Foisor vom Siegerteam CS Aem Luxten Timisoara
Silber für Politehnica Iasi
Wein aus Iasi
Grüße aus Brasov: Alina L'Ami