"Building Better Brains!"
Für die Lehrer in Campbell County
(Nord-Kentucky/USA) gilt Schach als "brain-building activity". An Schulen,
Krankenhäusern und Kindergärten sollen frühzeitig Gesundheit, Wohlbefinden
und Denkfähigkeit der Kinder gefördert werden, berichtete die
Cincinatti Post am 18. Dezember 2003. Das Motto in
Campbell County lautet: "building better brains!"
Der Präsident der
University of Maryland (Baltimore County/USA; kurz:
UMBC) , Freeman Hrabowski, will mit der Förderung des Schachteams seiner
Universität (u.a. mit den GM Alexander Onischuk und Pawel Blehm) bewusst
einen Akzent setzen und sich von anderen US-Universitäten abheben, die ihre
Athleten feiern. Ein aufrüttelndes Erlebnis hatte der Akademiker, als er vor
Studenten eine Rede hielt und dabei sagte, die Universitäten sollten den
Studenten, der eine Menge über englische Literatur gelernt hat, genauso
feiern wie den Studenten, der ein großartiger Basketball-Spieler ist. Die
Reaktion seiner Studenten auf diese Aussage hat Freeman Hrabowski erschüttert
- er wurde ausgelacht! ""Well, when I said that, they just laughed. They
laughed! That's the problem we face." In diesem Lachen sieht Freeman
Hrabowski eine Äußerung des
"Anti-Intellektualismus".
Auffällig ist jedenfalls, dass in amerikanischen
Medien relativ oft und ausführlich über Schulschach-Veranstaltungen berichtet
wird. Für die "Times
Record News" begleitete neulich die Reporterin Ann Work die
Schüler von Sam Houston zu einem Turnier in Fort Worth (Texas/USA). 85% der
Schüler von Sam Houston sind in der Rubrik "low income" registriert. Der
Schulleiter begann mit einem Schachprogramm 1998, um die Fähigkeit der Kinder
zu kritischem Denken zu entwickeln. Die Reporterin zitierte einen Vater, der
bei seinen beiden Kindern Fortschritte bemerkte: "Es ist ihnen klar geworden,
dass man Dinge auf verschiedene Weise tun kann. Es gibt immer mehrere
Möglichkeiten, und sie müssen heraus bekommen, wie sie ihr Ziel am besten
erreichen." Überschrift des Beitrags von Ann Work: "School using chess to
develop critical thinking skills". Kritisches Denken - eben diese Fähigkeit
ist dann später am College und an der Universität (aber nicht nur hier)
gefragt.
Die Spitzenteams des US-Hochschulschachs sind
UMBC und University of
Texas (Dallas/USA; kurz: UTD). Diese Universitäten vergeben
Stipendien an herausragende Schachspieler. In der alljährlichen "Pan American
Intercollegiate Team Chess Championship" treffen die Mannschaften
aufeinander.
Im Jahr 2003 fand die PanAm vom 26.-30. Dezember
in Miami (Florida/USA) statt. Insgesamt 36 Vierermannschaften nahmen teil.
Sechs Runden wurden gespielt. Titelverteidiger UMBC wollte nach sechs
Turniersiegen in den letzten Jahren den Rekord der University of Toronto
brechen, die mit Siegen in 1965, 1973, 1974, 1980, 1981 und 1982 ebenfalls 6
Titelgewinne erreicht hat. Nach Siegen über Toronto, Princeton, Miami Dade
Community College und der 2. Mannschaft von UTD unterlag UMBC (Onischuk,
Blehm, Eugene Perelshteyn und Pascal Charbonneau) in der fünften Runde gegen
UTD A) mit 1,5:2,5. An den oberen drei Brettern wurde remis gespielt, am
vierten Brett gewann UTD. Nach einem Sieg in der letzten Runde über die
Katholische Universität von Peru belegte die erste Mannschaft von UMBC mit 5
Punkten den zweiten Rang. Der Turniersieg ging an UTD A (Marcin Kaminski, 26,
Polen; Magesh Panchathan, 21, Indien; Dmitry Schneider, 18, New York; Amon
Simutowe, 21, Zambia; Andrew Whatley, 22, Alabama). Die Rangfolge der ersten
10 Mannschaften: UTD A, UMBC A, UTD B, Miami Dade Community College, Brooklyn
College A, UMBC B, University of Toronto A, Catholic University of Peru, MIT
und Princeton.
Alan Sherman, Leiter des UMBC-Schachprogramms und
Professor für Computerwissenschaft, war zufrieden, obwohl sein Spitzenteam
"nur" Zweiter wurde: "Immer mehr Hochschulen im Land fangen an, sich
ernsthaft mit Schach zu befassen."
Mannschaftsführer der Teams aus Dallas war Tim
Redman - Leiter des seit 7 Jahren bestehenden Schachprogramms der Universität
und Professor der Literaturwissenschaft. Dem Fort Worth
Star Telegram
(31.12.2003) sagte Prof. Redman: ""We really are committed to the idea that
chess is good for people's brains. Chess makes you smart." Seine Universität
gibt jedes Jahr
mehrere zehntausend Dollar ("many tens of thousands of dollars") für
Schach-Stipendien aus.
US-Medien feierten "UT-Dallas" als "top
university team in the Western Hemisphere"!
Gerald Schendel / 10.01.2004