Pressemitteilung der Max Euwe Gesellschaft:
Ein Mannschaftsturnier mit persönlicher Note
Das 4. NH Chess Tournament, das am 20. August, also kommenden Donnerstag,
beginnt und bis zum 31. August dauert, ist ein Mannschaftsturnier. Im
Fünf-Sterne NH Grand Hotel Krasnapolsky direkt im Zentrum von Amsterdam
trifft eine Mannschaft von aufstrebenden Talenten – Rising Stars – auf eine
Mannschaft, die man Experience, deutsch „Erfahrung“, genannt hat. Gespielt
wird nach Scheveninger System, das heißt, jedes Mitglied einer Mannschaft
spielt mit beiden Farben gegen jedes Mitglied der anderen Mannschaft. Die
entscheidende Frage lautet natürlich, welche Mannschaft am Ende die meisten
Punkte erzielt und damit Gesamtsieger wird. Aber das Turnier hat auch mehr
als einen ‘persönlichen Touch’.
Zunächst einmal qualifiziert sich das beste Jungtalent, vorausgesetzt er
oder sie hat einen positiven Score, für das Amber Blindfold und Rapid
Tournament 2010 in Nizza, das jährlich stattfindende spektakuläre
Gipfeltreffen der Schachelite an der Côte d’Azur. Eine große Ehre, man denke
nur an die Qualifikanten aus den ersten drei NH Turnieren: Magnus Carlsen,
Sergey Karjakin und Wang Yue. Zu den ‘persönlichen Angelegenheit’, die die
Spannung anheizen, zählt auch der Umstand, dass die Rising Stars von dem
amtierenden amerikanischen Meister und die Erfahrung-Mannschaft von dem
amtierenden russischen Meister angeführt wird.
Organisiert wird das NH Tournament von NH Hotels in enger Zusammenarbeit
mit der in Monaco ansässigen Max Euwe Gesellschaft des bekannten
Schachmäzens Joop van Oosterom. Wie bei ‘Van Oosterom-Turnieren’ üblich
werden die Spieler wie Stars behandelt; im Gegenzug erwartet man von ihnen
lediglich, dass sie das Publikum (und den Sponsor!) mit großartigem
Kampfschach unterhalten.
Beiden Mannschaften mangelt es nicht an Anreizen. Wie Sie sich erinnern
werden, erhielt die Erfahrung-Mannschaft letztes Jahr eine schmerzhafte
Abreibung. Sie unterlagen den Rising Stars das dritte Mal in Folge, aber so
dramatisch war die Niederlage noch nie ausgefallen: 33½ - 16½. Das
erforderte drastische Maßnahmen, die dann auch ergriffen wurden. Tatsächlich
geht die Erfahrung-Mannschaft das erste Mal als leichter Favorit ins
Turnier. Ein kurzer Blick auf die Mannschaftsaufstellung verrät, warum.
Ihr
Spitzenspieler ist kein Geringerer als Peter Svidler (2739), der russische
Meister.
Mit 33 wirkt der Großmeister aus St. Petersburg vielleicht noch ein
bisschen jung, um die Erfahrung-Mannschaft anzuführen, aber wenn wir
jemanden, der fünf Mal russischer Meister wurde und seit fünfzehn Jahren zur
Schachelite zählt, nicht als ‘erfahren’ bezeichnen können, wem gebührt dann
dieses ehrenvolle Adjektiv? Sein Mannschaftskollege Peter Heine Nielsen
(2680) ist nur drei Jahre älter, aber auch ihm mangelt es als Hauptsekundant
von Weltmeister Vishy Anand nicht an Erfahrung.
Stärker im Einklang mit den
Erwartungen, die eine Erfahrung-Mannschaft hervorruft, ist da vielleicht
Alexander Beliavsky (2662), der die höchste Elo-Zahl aller Spieler über 50
hat.
Tatsächlich gibt es unter den Top 100 der FIDE-Weltrangliste nur zwei
Spieler, die über 50 sind – der andere ist Anatoly Karpov. Beliavsky hat in
seinem Leben mehr Turniere gewonnen als alle Rising Stars zusammen und
verfügt damit zweifellos über Erfahrung.
Ein anderer ‘Youngster’ in der Erfahrung-Mannschaft ist der 36-Jährige Loek van Wely (2655), aber mit sechs
aufeinander folgenden Siegen bei der holländischen Meisterschaft und ersten
Plätzen bei allen großen Open der Welt passt er ebenfalls definitiv ins
Team.
Wie auch Ljubomir Ljubojevic (2553), früher einmal die Nummer drei der
Welt und Jahrzehntelang der erfolgreichste jugoslawische Spieler.
Geht man nach aktueller Elo-Zahl sind die Rising Stars ungefähr genauso
stark wie die Erfahrung-Mannschaft. Allerdings kann man durchaus davon
ausgehen, dass sie das kleine Elo-Defizit mit jugendlicher Energie und
Frische kompensieren werden. Ihr Spitzenspieler ist Hikaru Nakamura (2710),
der in diesem Jahr amerikanischer Meister wurde, was ihm bereits vor fünf
Jahren, im Alter von 16, gelungen war.
In den vergangenen Monaten hat sich
der Amerikaner in großartiger Form präsentiert und als Blitz- und
Schnellschach-Spezialist wird er hoch motiviert sein, die Fahrkarte nach
Nizza zu ergattern. Das gilt allerdings auch für den 17 Jahre alten Fabiano
Caruana (2670).
Er ist amtierender italienischer Meister, wurde jedoch in
den Vereinigten Staaten geboren. Dort gelang es ihm auch, etliche der zuvor
von Nakamura aufgestellten Rekorde zu brechen. Und er spielt gerne in den
Niederlanden, wie man an seinen Siegen im Corus C-Turnier im letzten Jahr
und in der B-Gruppe dieses Jahr sehen kann. Die Holländer sind mit zwei
Spielern im Rising Stars-Team vertreten.
Jan Smeets (2632) ist amtierender
holländischer Meister und er wird zeigen wollen, dass sein ausgezeichnetes
Debüt in der Spitzengruppe beim Corus-Turnier kein Zufall war. Daniel
Stellwagen (2630) ist der einzige Rising Star, der bislang immer dabei war.
Wegen seines Chemiestudiums hat er in letzter Zeit weniger Schach gespielt,
als ihm lieb war, und er wird hungrig sein, hier gut abzuschneiden. An einem
guten Tag kann Stellwagen jeden schlagen. Das weiß niemand besser als Peter Svidler, gegen den er in der letzten Bundesliga-Saison eine wilde Partie
gewann. Der fünfte Rising Star ist Hou Yifan (2584), das erste Mädchen, das
je in die Mannschaft aufgenommen wurde.
Die 15 Jahre alte chinesische
Sensation wird allgemein als talentierteste Frauenspielerin seit Judit
Polgar angesehen und bislang haben ihre Ergebnisse diese Erwartungen nicht
enttäuscht. Hou Yifan ist die jüngste Frau, die je den Großmeistertitel
(Männer) gewann, und ihr gutes Ergebnis beim Züricher Jubiläumsturnier
letzte Woche deutet daraufhin, dass sie gut in Form ist.
Mithin ist die Bühne für ein unterhaltsames und spannendes Turnier bereitet,
in dem Mannschafts- und Einzelinteressen zehn Runden Kampfschach
garantieren.
Während des Turniers bietet die offizielle Turnierseite www.nhchess.com
Live-Partien, Live-Radiokommentare, Videos, Fotos und tägliche Berichte.